2025 Afrika - Entlang der Westroute / Senegal und Gambia (1)

 

In Mauretanien wussten wir genau, dass wir uns in einem der ärmsten Länder dieser Erde befanden. Darauf waren wir natürlich vorbereitet und auch eingestellt. In den Städten und Dörfern war die Armut allgegenwärtig und mit Korruption und Willkür seitens der Polizei war auch immer zu rechnen. Letzteres hielt sich jedoch erstaunlicherweise sehr in Grenzen.

Doch nun sind wir im Senegal angekommen. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass es in der ehemaligen französischen Kolonie größtenteils geordnet zugeht und vieles im öffentlichen Leben dem europäischen Standard angepasst ist – doch weit gefehlt. Noch bereits vor dem ersten Handstreich zur Einreise, werden wir schon wieder zur Kasse gebeten.

Aber wie gehabt, alles schön der Reihe nach.

Nachdem wir relativ flott die Ausreise aus Mauretanien hinter uns gebracht haben, geht es über eine kleine Schleusenanlage über den „Senegal Fluss“. Dann stehen wir vor einem Schlagbaum. Nun hätte der Schleusenwärter gerne €20,-- dafür, dass wir die Straße über seine Schleuse benutzt haben – schlussendlich bleibt uns nichts anders übrig, als den geforderten Betrag zu bezahlen. 50m weiter befindet sich die Passkontrolle. Für das Abstempeln und die Visumserteilung sind es nur €10,-- p.P. Auf der anderen Straßenseite müssen wir zum Zoll. Da wir kein „Carnet de Passage“ (CDP) für unser Fahrzeug haben, benötigen wir daher ein s.g. „Passavant“. 

Für weitere €10,-- erhalten wir dieses Papier, das ab heute 5 Tagen gilt. Vor Ablauf dieser Frist, müssen wir das Passavant allerdings in Dakar für weitere 15 Tage verlängern lassen – ganz schön sportlich. Um jetzt noch am senegalesischen Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen, benötigen wir nur noch eine s.g. „Carte Brune“, eine Haftpflichtversicherung für Afrika. Wir werden aber sofort darauf hingewiesen, dass dies lediglich ein Papier zum Vorzeigen bei evtl. Verkehrskontrollen ist – im Schadensfall muss alles selbst bezahlt werden. Für diesen Fall haben wir uns eine temporäre Fahrzeugversicherung bei einer renommierten deutschen Versicherung abgeschlossen. Ach so, die „Carte Brune“ kostet ja auch noch was – da sind wir für 2 Monate mit €60,-- dabei. 

Nach über zwei Stunden und einem reduzierten Barvermögen sind wir durch. Unser erstes Ziel ist die „Zebrabar“ bei Gandiol. Hier betreiben die Schweizer Ursula und Martin einen tollen Campingplatz, der seit fast drei Jahrzehnten ein beliebter Treffpunkt für alle Afrika Reisenden ist. Egal aus welcher Richtung kommend, ein Stopp in der Zebrabar ist Pflicht. Hier werden Erfahrungen und die neuesten Infos untereinander ausgetauscht. Und wenn mal alle Stricke reißen, dann stehen die Beiden mit Rat und Tat zur Seite.

Das gesamte Areal der "Zebrabar" befindet sich innerhalb des „Langue de Barbarie National Park“. Geschützt durch eine mehrere Kilometer lange und vorgelagerte Sandbank, lassen sich hier wunderschöne Strandspaziergänge machen.

An einem der Tage besichtigen wir auch die zweitgrößte Stadt des Landes, St. Louis. Auf einer Kalesche mit einem sachkundigen Führer, fahren wir durch die ehemalige Hauptstadt von französisch-Westafrika und schauen uns die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten an. Anhand der Gebäude ist sehr gut zu erkennen, von welcher Kolonialmacht sie erbaut wurden – Engländer, Portugiesen, Holländer oder zum Schluss den Franzosen. Auch die Moschee ist einzigartig. Nirgends sonst auf der Welt gibt es ein muslimisches Gotteshaus, in dessen Minarett sich eine Uhr und eine Glocke befinden.

Vorbei an der, von Eifel konstruiert 515m langen „Pont Faidherbe“ Brücke, die die Altstadt mit der Neustadt über den „Senegal River“ verbindet, gelangen wir zum Fischerhafen. Schon von Weitem sind die vielen bunten senegalesischen „Pirogen“ zu sehen. Wer sich hier einen der fangfrischen Fische kaufen möchte, muss schon recht hart im Nehmen sein. Zudem erstickt der gesamte Stadtteil rund um den Fischerhafen komplett im Müll. Unfassbar, unter welchen Bedingungen die Kinder hier aufwachsen müssen.

Bereits nach wenigen Tagen müssen wir uns auf den Weg in Richtung Dakar machen. Am „Lac de Rose“ – dem „Rosa See, verweilen wir nochmals für eine kurze Zeit. Der See erhielt seinen Namen durch den hohen Salzgehalt, der bei einem bestimmten Sonnenstand die gesamte Wasseroberfläche rosa schimmern lässt. Nach wie vor wird hier auf klassische Weise Salz gewonnen. Eine kleine Wanderung führt uns vom See aus noch weiter an den kilometerlangen Sandstrand der westafrikanischen Atlantikküste. Für einen weiteren Tag genießen wir zudem alle Annehmlichkeiten auf einem herrlichen Campingplatz mit Pool und Restaurant.

…nach fast 11.000 km haben wir unser erstes gestecktes Ziel erreicht: Neckarsulm – Dakar ist vollbracht. Die Hauptstadt des Senegal ist mit Sicherheit keine Schönheit oder gar Traumstadt. Lärm, Dreck, Müll, Elend und permanentes Verkehrschaos sind ständig präsent. Doch einmal müssen wir uns dieser Herausforderung stellen, da wir das „Passavant“ unbedingt verlängern müssen. Zudem haben wir eine Quelle aufgetan, wo wir auch unseren Gastank wieder befüllen lassen können.

Völlig unerwartet finden wir sogar einen akzeptablen und relativ ruhigen Stellplatz für die anstehende Nacht. Er befindet sich auf dem Gelände des „Segelclubs“ von Dakar. Gut, über die Müllberge am Strand und der Umgebung, muss man einfach hinwegsehen.

Schon Mal in der Stadt, machen wir natürlich einen Ausflug auf die Sklaveninsel „Ile de Gorée“. Hierher wurden über 100 Jahre lang verschleppte Menschen gebracht, um später als Sklaven nach Süd-, Zentral- und Nordamerika sowie nach Europa verschifft zu werden. Familien wurden nach Geschlechtern und Alter getrennt. Erwachsene wurden in den Sklavenhäusern regelrecht gemästet, bis sie in einem „guten Zustand“ waren. Dies erhöhte zum einen den Preis und die Chancen, dass sie die Strapazen der Überfahrt lebend überstanden. Vor der Verschiffung wurde allen Sklaven ihre Identität genommen und sie wurden nur noch mit eingebrannten Kennzeichnungen geführt. Danach ging es durch das „Door of no Return“ auf das Schiff – jetzt gab es kein Zurück mehr. Wir nehmen uns für den Rundgang über die Insel einen fachkundigen Führer. Sehr lebendig erzählt er uns die damaligen Geschehnisse. Doch schon während der Führung müssen wir des Öfteren schwer durchatmen und noch lange danach sind wir sehr betroffen.

Ein weiteres Highlight in Dakar ist der „Pointe des Almadies“. Es ist der westlichste Punkt des afrikanischen Kontinents. Wie die gesamte Stadt hat auch dieses ehemalige Touristenviertel schon bessere Zeiten gesehen. Über die Ursachen können wir nur spekulieren. Der Touristeneinbruch durch Corona hat sicherlich auch hier seinen Teil dazu beigetragen.

Nachdem in Dakar alles Wichtige und Notwendige erledigt ist, geht es weiter entlang der Küste in Richtung Süden. Nicht weit entfernt des Megamolochs befinden sich bei Popenguine die herrlichen Strände, wie wir sie uns von Westafrika längst schon vorgestellt haben. Am späten Nachmittag können wir miterleben, wie die zukünftigen "Manés" und "Dembélés" der Dorfjugend ihre Trainingseinheiten abhalten. Zudem gibt uns der örtliche „Trommeltruppe“ noch ein kleines Ständchen zum Sonnenuntergang, unmittelbar vor unseren Fahrzeugen – danke dafür.

...und wieder hatten wir für die Nacht eine sehr gute und treue Bewachung – danke dir Buddy, aber mitnehmen geht leider nicht.

Dann steht eine Safari im „Bandia Reservat“ an. Leider dürfen wir nicht mit den eigenen Fahrzeugen durchfahren und müssen ein Parkeigenes chartern – das lohnt sich allemal. Wir haben einen lokalen Führer dabei, der genau weiß wann und wo sich welche Tiere gerade aufhalten. Gut, manche der Tiere stammen aus Nachzuchten oder wurden aus anderen afrikanischen Ländern wieder angesiedelt. Ebenso sehen wir viele tolle Exemplare von „Baobabs“ – den Affenbrotbäumen. Sie können bis zu mehreren hundert Jahren alt werden und gelten in Afrika als heilig. Jetzt, in der Trockenzeit, sind sie alle blattlos und tragen Früchte.

Dann ist es mal wieder an der Zeit, dem Iveco etwas Gutes zukommen zu lassen. Befindet sich doch noch reichlich angetrockneter Schlamm und Sand aus mehreren Ländern am und im Fahrzeug. So werden neben dem Vollwaschgang auch die Außenboxen ausgeblasen sowie die Fahrer- und Wohnkabine intensiv gereinigt. 

Einen weiteren Stopp legen wir in Somone ein. Der Ort ist bei Pauschal- wie auch bei Individualreisenden, dank der Nähe zum Flughafen Dakar, ein sehr beliebtes Ziel. Die ewig langen Sandstrände laden fast das ganze Jahr über zum Sonnenbaden ein und der permanent vorhandene Wind zieht die Kitesurfer hierher. Ebenso grenzt ein großes Mangrovengebiet direkt an den Ort. Von hier aus starten wir mit einem kleinen Boot eine sehr interessante Mangroventour. Neben den überall anzutreffenden Kormoranen und Weißpelikanen, bekommen wir diesmal auch braune Milane und mehrere Fischadler zu sehen. Die Ernten aus den vielen Austernbänken in diesem Schutzgebiet, werden z.T. auch in den örtlichen Lokalen serviert.

Eigentlich hatten wir noch vor, den ganz im Osten befindlichen „Niokolo-Koba Nationalpark“ zu besuchen. Er gilt als einer der größten und artenreichsten NP Westafrikas. Doch unsere Recherchen haben leider ergeben, dass der Park nur temporär geöffnet sei und selbst das Prädikat „UNESCO Weltnaturerbe“ stände auf der Kippe. Dafür wollen wir den langen Weg dorthin nicht auf uns nehmen.

Daher ziehen wir es jetzt vor, auf direktem Wege an die gambische Grenze zu fahren. Allerdings bremsen uns die ständigen Kontrollen von Polizei und Militär sowie die z.T. katastrophalen Straßenverhältnisse sehr aus. So wird aus einer 230km Etappe eine ganze Tagestour. Die Ausreise aus dem Senegal sowie auch die Einreise nach Gambia gehen dafür für afrikanische Verhältnisse zügig vonstatten. Im kleinsten Land des Kontinents sieht es allerdings auch nicht anders aus. Große Armut, die Behausungen noch ärmlicher und dann ständig diese nervigen Kontrollen der Polizei, des Militärs und des Zolls – sie wollen ja nur unser Bestes.

Wenn man über diese negativen Umstände hinwegsieht, hat die ehemalige britische Kolonie doch sehr viel zu bieten. Gambia ist im Übrigen seit 1965 wieder ein unabhängiges Land.

Wir folgen zunächst der nördlich des „Gambia Flusses“ verlaufenden „North Bank Road“, in Richtung Osten. Die Nähe zum Fluss lässt die Vegetation trotz Trockenzeit in einem üppigen Grün erscheinen. Dazwischen sehen wir immer wieder riesige Termitenhügel. Auch die traditionell, afrikanische Bauweise der Häuser ist jetzt immer mehr zu sehen.

Nachdem wir uns durch das Marktgeschehen in Wassu gekämpft haben, besuchen wir die dort befindlichen „Steinkreise“. Das sind Sandsteine, die laut britischer Archäologen vor ca. 2.500 Jahren hier aufgestellt wurden. Wozu genau, ist unbekannt. Mit einem einheimischen Führer besichtigen wir das gesamte Areal, das seit 2006 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht.

Auch in Gambia ist höchste Vorsicht und Aufmerksamkeit beim Fahren geboten, da ständig mit Tieren auf der Straße zu rechnen ist.

Noch vor Einbruch der Dunkelheit stehen wir vor Janjanbureh am Ufer des Gambia. Unter den wachsamen Augen eines jungen Guinea-Pavians, der gerade ein paar Früchte geklaut hatte, reihen wir uns in die Warteschlange zur Fähre ein. Da in Afrika alles etwas gemütlicher zugeht und an Fahrpläne gar nicht zu denken ist, können wir erst kurz vor der Dämmerung über den Fluss fahren.

                  …wir sind nicht die einzigen Wartenden                                  …Kleinigkeiten werden mit kleinen Booten transportiert