2024 Afrika - Entlang der Westroute / Marokko (4)
Nach ein paar mehr oder weniger kleinen Reparaturen an den Fahrzeugen und mit frisch gewaschener Wäsche ist es jetzt wieder an der Zeit, unseren liebgewonnenen Campingplatz am „Erg Chebbi“ zu verlassen. Wir haben bekannte Reisefreunde wieder gesehen und neue kennengelernt – schön war´s.
Doch bevor es in die Wüste geht, müssen noch sämtliche Tanks gefüllt werden. Wie heißt es in dem Lied so schön: ...der Tankwart ist mein bester Freund, wenn ich komm, wie der sich freut... – in der Tat, beim Bezahlen hatte er seinen Spaß ;-)
Wir folgen nun der Straße nach Taouz, die größtenteils in einem recht guten Zustand ist – tja, aber halt nur größtenteils. Auch hier hat der ergiebige Regen seine Spuren hinterlassen. Eigentlich sind wir ja gottfroh, nachdem wir wieder Sand unter den Rädern haben. Doch auch dieser hat seine Tücken. Eine kleine Unachtsamkeit genügt und wir legen erneut eine Sonderschicht an körperlicher und schweißtreibender Ertüchtigung ein. Doch dann erscheint, wie aus dem Nichts, Said auf seinem Moped. Nicht nur, dass er mithilft den MAN wieder auszubuddeln, er führt uns auch die nächsten 40km gekonnt und routiniert durch die tückischen Tiefsandpassagen mehrerer Wadis. Auch sie sind die Folgen der heftigen Niederschläge der letzten Wochen. Später zeigt er uns noch Bilder, wie er nur wenige Tage zuvor 8 Offroad Trucks hier durchlotste.
Der nächste Tag ist dann wieder etwas entspannter. Die Wadis haben wir hinter uns gelassen und es liegen nur noch gut zu befahrende Sand- und Schotterpisten vor uns. Wie wir später erfahren haben, waren diese Pistenabschnitte, Teilstrecken der damaligen „Rally Paris-Dakar“. Entsprechend hoch ist hier auch die Dichte an Rally Fahrzeugen aus ganz Europa. In teilweise halsbrecherischen und auch rücksichtslosen Manövern werden wir überholt oder kommen sie uns entgegen. Einen ruhigen Schlafplatz finden wir am Nachmittag erst auf einem Plateau hinter Oumjrane, das weit abseits der Piste liegt.
Den nächsten Tag beginnen wir mit einer Wanderung auf einen nahegelegenen Hügel. Bedingt durch das grobe Gestein, ist es schon etwas anstrengend bis wir oben angekommen sind. Doch wir werden mit einer fantastischen Rundumsicht über die Wüste und die nahen Berge belohnt. Ebenso ist auch für Liebhaber von Mineralien diese gesamte Wüstenregion ein einziges Paradies.
Unverkennbar, dass hier vor kurzem noch der Wüstenboden komplett unter Wasser stand. Sehr zur Freude natürlich von Flora und Fauna, die für eine begrenzte Zeit aus dem Vollen schöpfen können. Wir dürfen uns allerdings glücklich schätzen, die selten anzutreffende Saharakragentrappe beobachten zu können. Wilde Dromedare hingegen sind wesentlich öfters zu sehen.
Das Oasenstädtchen Zagora ist nicht nur bei Langzeitreisenden sehr beliebt. Auch die Offroad Fahrer schätzen den Ort sehr, da es hier viele Werkstätten gibt und man seinem Fahrzeug für wenig Geld etwas Gutes tun kann. So lassen auch wir unseren Iveco komplett „abschmieren“ und auch gleich mal wieder die Luftfilter reinigen. Kurz waren wir noch am Überlegen, ob wir uns hinten eine vierte Blattfeder einbauen lassen sollen. Doch ein Reisebekannter mit identischem Fahrzeug hatte dies ein paar Tage zuvor bereits getan und schlechte Erfahrungen dabei gemacht – also, Finger weg davon.
Für ein paar Tage quartieren wir uns auf einem Campingplatz ein, der inmitten einer Palmenoase liegt – herrlich. Erneut verbringen wir viel Zeit mit lieben Menschen. Ein gemeinsamer Spaziergang führt uns hoch nach Zagora. Dabei geht es durch einen großen Palmenhain und über den zwischenzeitlich an dieser Stelle wieder trockenen „Oued Dräa“. Am Abend haben wir die Ehre, auf einen runden Geburtstag eingeladen zu sein – vielen lieben Dank dafür und die tolle gemeinsame Zeit.
Durch Tamegroute, der Stadt der grünen Keramik, fahren wir dieses Mal nur durch. Bereits im letzten Jahr machten wir hier eine ausführliche Führung, bei der wir u.a. auch die einzelnen Schritte der Herstellung dieser berühmten Keramiken erläutert bekamen. Unser eigentliches Ziel sollte das Observatorium bei Tinfou sein. Doch leider ist die Einrichtung etwas runtergekommen und für viel Geld wird quasi nicht viel geboten. Daher verbringen wir die anstehende Nacht im nahegelegenen und schmalen „Dünengürtel von Tinfou“. Wir stellen uns zwischen die nicht allzu hohen Sanddünen und bleiben trotzdem von außen relativ unsichtbar.
Nachdem wir in der Markthalle von Zagora unsere Frischevorräte wieder erfolgreich ergänzt haben, folgen wir dem Tal des „Oued Dräa“ flussaufwärts. Sehr gut ist zu erkennen, dass der Fluss immer mehr Wasser führt, je weiter wir nach oben kommen. Soll heißen, der sattgrüne Palmengürtel sowie die angrenzenden Plantagen haben ihren Preis.
Den Tag beenden wir hinter einem zerfallenen „Ksar“, einer ehemaligen Berbersiedlung. Die Krönung ist allerdings das atemberaubende Lichterspektakel am abendlichen Himmel.
Am nächsten Morgen erreichen wir den kleinen Ort Foum-Zguid. Auch hier haben die zerstörerischen Wassermassen ihre Spuren hinterlassen. Dort, wo einst die Brücke war, führt jetzt nur noch eine notdürftige Schotterpiste durch den Fluss.
Eigentlich war der Plan, über Offroad Pisten zum „Lake Iriki“ zu fahren. Noch letztes Jahr durchfuhren wir den seit vielen Jahren ausgetrockneten See im gleichnamigen Nationalpark auf kilometerlangen Staubpisten. Doch dieses Jahr ist er mit so viel Wasser gefüllt, wie es seit über 40 Jahren nicht mehr der Fall war. Leider hat dies auch dazu geführt, dass viele der Pisten unpassierbar wurden oder gar nicht mehr existieren. Nachdem wir ein paar Wadis nicht durchqueren können und dadurch zusätzliche Umwege fahren müssen, enden wir schließlich in einem sandigen Flussbett. Selbst die Routen der „Pistenkuh“ oder von „Tracks4Africa“ führen ab hier nicht mehr weiter. Da wir zwischenzeitlich alleine unterwegs sind fassen wir nach 35 Kilometern schweren Herzens den Entschluss, an dieser Stelle abzubrechen und wieder umzukehren – bei allen Abenteuern, die Vernunft muss die Oberhand behalten.
Entlang des „Oued Tissinnt“, jetzt wieder auf Asphalt, erreichen wir die gleichnamigen Kaskaden. Sie sind nicht sonderlich spektakulär aber trotzdem sehenswert und einen Besuch wert. Wir folgen danach weiter dem „Tissinnt Canyon“ in dem sich nicht nur immer weitere und kleiner werdende Canyons verzweigen, an seinen Rändern lässt es sich auch sehr gut übernachten. Immer wieder treffen wir auch auf Einheimische, die mit ihren traditionellen Transportmitteln unterwegs sind.
Transportmittel ist ein sehr gutes Thema. Beim Anblick der vielen „Bremer“ hier in Marokko, werden natürlich immer wieder Erinnerungen an unseren treuen und ehrwürdigen „James Cook“ wach – das war schon ein tolles Fahrzeug.
Ab Tata folgen wir dem gleichnamigen Canyon, hoch in den „Anti Atlas“. Der „Kleine Atlas“ ist der südlichste der drei Gebirgsketten des Atlasgebirges und diese Straße eine der schönsten für uns in Marokko. Zu Beginn erhalten wir noch den Hinweis, auf welche Tiere wir hier treffen könnten. Recht schnell verjüngt sich die Schlucht und der reißende „Oued Tata“ hatte vor ein paar Wochen die entlang führende Straße einfach mit sich gerissen. Auf gut zu befahrenden Schotterpisten geht es jedoch im Flussbett weiter.
Immer wieder durchfahren wir kleinere Dörfer und Oasen. Auch von Kurve zu Kurve ändert sich das Landschaftsbild und wir werden jedes Mal aufs Neue überrascht. Vom über 1.800m hohen Pass aus, erhalten wir einen genialen Ausblick über den Anti Atlas und verbringen ein kurzes Stück weiter eine sehr ruhige Nacht in der nahezu vegetationslosen Steinwüste.
Am nächsten Morgen geht es genauso weiter und es folgt ein landschaftliches Highlight auf das andere. Schon von weitem ist eine dichte Wolkendecke zu erkennen, unter der sich das Zentrum des Anti Atlas befindet, die Kleinstadt Tafraoute.
Wir haben uns mit Sabine und Martin verabredet, mit denen wir gemeinsam zu den „Bunten Felsen“ in die Wüste hinaus fahren. Mitte der 80er Jahre hatte dort ein belgischer Künstler auf einer Hochebene verschiedene Granitfelsen in unterschiedlichen Farben bemalt – allerdings war das Projekt nicht ganz unumstritten. Doch zwischenzeitlich ist es zu einem Touristen Hotspot geworden.
Auch wir drehen eine große Runde und schauen uns den Großteil der bemalten Felsen etwas genauer an. Nun ja, in Punkto Kunst gehen die Geschmäcker bekanntlich erweise doch sehr weit auseinander.
Schon mal hier draußen, schlagen wir gleich an Ort und Stelle unser Nachtlager auf. Es wird Holz gesammelt und gegrillt. Kaum sitzen wir am Lagerfeuer, gesellen sich noch Sabine und Frank dazu. Sie sind mit ihrem neuen 4x4 Camper eher zufällig hier vorbeikommen. Im Nu entwickelt sich eine nette Unterhaltungsrunde, bei der auch wieder interessante Reiseinfos ausgetauscht werden.
Nachdem am nächsten Morgen noch die anstehenden Reiseziele aller Beteiligten erörtert waren, fährt jeder wieder seine eigenen Wege – schön war´s.
Wir folgen jetzt der „Straße der Agadire“, die kontinuierlich bergab geht. Unter dem Begriff des „Agadir“ versteht man bei den Berbern ein burgartiges Speicherhaus, das sich in Besitz einer bestimmten Stammesgruppe befindet. Hier wurden neben den Ernteerträgen auch Waffen und persönliche Dinge der Stammesmitglieder gelagert.
Den "Anti Atlas" haben wir nun hinter uns gelassen und fahren nach Agadir hinein. Der sonnenverwöhnte Badeort am Atlantik ist vor allem bei Pauschaltouristen und Wohnmobilisten als Überwinterungsdomizil beliebt. Daher ist auch die touristische Infrastruktur sehr darauf ausgelegt. Zunächst bringen wir den Iveco wieder auf Vordermann und dann ist unsere Wäsche dran. Danach stehen die großen Supermärkte der Stadt auf dem Programm. Wir staunen nicht schlecht, nachdem wir neben reichlich Weihnachtsartikeln auch noch eine Theke mit „Schweineprodukten“ entdecken – ok, die Preise dafür sind exorbitant. Trotzdem können wir nicht widerstehen. Die anstehende Nacht verbringen wir auf einem Strandparkplatz und dürfen einen fantastischen Sonnenuntergang miterleben.
Dann ist es endlich soweit – wir holen Linda am Flughafen von Agadir ab. Die Freude ist natürlich riesengroß, dass wir mal wieder zu dritt reisen können. Linda hat bereits für die nächsten beiden Wochen ein straffes Programm zusammengestellt. Erster Punkt ist die Seilbahn im „Daniapark“, die uns hoch auf den Hausberg der Stadt bringt. Von dort erhalten wir tolle Ausblicke über die Stadt und die davorliegende Bucht. Zudem schauen wir uns die restaurierte Festung an, die 1960 durch ein Erdbeben komplett zerstört wurde.
Eigentlich ist die Fahrt entlang der Atlantikküste äußerst abwechslungsreich und wunderschön. Tja, wenn da nicht ständig diese Geschwindigkeitskontrollen wären – zum zweiten Mal tappen wir hinein. In der Tat, 71km/h sind einfach 11km/h zu viel. Doch mit knapp €15 sind wir immer noch gut bedient – aber ärgern tut´s einen ja trotzdem. Also, immer schön langsam fahren in Marokko ;-)
Vorbei am „Kap Ghir“ und dem Surfer-Hotspot Sidi Kaouki, erreichen wir die Hafenstadt Essaouria. Wie bereits im vergangenen Jahr schlendern wir wieder durch die Medina und der Stadtmauer entlang bis zur Festung und zum Fischerhafen. Es ist zwischenzeitlich doch schon etwas anstrengend geworden, wenn man die einzelnen Läden passiert. Jeder ist mächtig bemüht und daran interessiert, seine Waren an den Mann oder die Frau zu bringen – vieles ist leider nur noch auf die zahlungskräftigen Touristen ausgelegt. Auch der Hafen liegt etwas trostlos da. Die Großbaustelle vom letzten Jahr ist noch nicht komplett abgeschlossen. Nur die blauen Fischerboote liegen noch sehr malerisch im Wasser als ob nichts wäre. Nichts desto trotz genießen wir das durchaus schöne Städtchen, das im Übrigen unter dem Schutz der UNESCO steht, und fahren am Spätnachmittag weiter.
Nun wünschen wir euch wieder ganz viel Spaß beim Lesen und Mitreisen. Wir machen uns jetzt auf den Weg in die Königsstadt Marrakesch und werden dann im neuen Jahr wieder in gewohnter Art und Weise von unseren Erlebnissen „on the road“ berichten.
Euch allen wünschen wir an dieser Stelle nun ein gesegnetes und geruhsames Weihnachtsfest im Kreise eurer Lieben sowie einen guten Rutsch in ein gesundes und erlebnisreiches Jahr 2025.