2025 Afrika - Entlang der Westroute / Mauretanien und Westsahara
Nachdem wir den Senegal problemlos verlassen haben, verläuft wider Erwarten auch die Einreise nach Mauretanien sehr zügig. Auf die bevorstehende Fahrzeugkontrolle sind wir „bestens“ vorbereitet. Nach nicht einmal 10 Minuten bricht der durchaus freundliche Zollbeamte seine erfolglose Suche nach "alkoholischen Getränken" ab – der Schlagbaum hebt sich und wir können passieren.
Kaum sind wir in Mauretanien, schon treffen wir am Rande der Piste auf die ersten Kamele – gab´s im Senegal nicht so viele. Wir fahren nun auf der gleichen Strecke über den Damm im „Diawling NP“ zurück, die wir bereits bei der Hinreise gefahren sind. Der „Diama Damm“ zieht sich durch den Nationalpark und teilt so das Feuchtgebiet vom Meer her ab. Z.T. werden Abschnitte dieses Gebietes als Anbaufläche genutzt. Die Piste verläuft dabei größtenteils auf dem Damm, sofern es der Untergrund darauf zulässt – nicht jedes Fahrzeug schafft das allerdings, ohne einzusinken. Erneut treffen wir auf Warzenschweine und reichlich Seevögel. Eher zufällig entdecken wir auf einem unserer Bilder, das eigentlich als Porträt eines Ibis gedacht war, ein lauerndes Krokodil. Wie diese Begegnung jedoch endete, entzieht sich unserer Kenntnis. Vor dem Grenzübergang bei Rosso wurde uns mehrfach dringend abgeraten, da es dort sehr korrupt zugehen soll und die Touristen der Willkür der dortigen Beamten ausgesetzt seien.
Wir sind heilfroh, nachdem wir die teilweise heftige „Wellblechpiste" auf dem Damm hinter uns gebracht haben. Doch jetzt sind es andere Widrigkeiten, mit denen wir zu kämpfen haben – Sandstürme. Seit der Grenze war die Luft, mal mehr oder mal weniger, mit Sand und Staub gesättigt und der Himmel größtenteils trüb. Diese Sandstürme werden uns leider die nächsten Tage begleiten.
Wir erreichen Nouakchott, die Hautstadt Mauretaniens. Schon lange vor der Stadt passieren wir mehrere Checkpoints der Polizei und des Militärs. Doch die zeigen eher wenig Interesse an uns und winken uns nach Abgabe eines „Fiche“ nur durch. Ein s.g. "Fiche" ist ein Blatt Papier, auf dem sämtliche Daten des Fahrzeuges sowie der Insassen vermerkt sind. Allein für die beiden Durchfahrten durch Mauretanien, benötigten wir an die 50 "Fiches". Die Stadt selbst hat absolut nichts zu bieten, wenn man von dem Dreck und dem Elend mal absieht. Außer den breiten Durchgangsstraßen findet man nur Nebenstraßen, die eher vermüllten Sandpisten gleichen. Trotzdem finden wir in der Stadt einen relativ ruhigen und netten Campingplatz, der uns wie eine kleine Oase erscheint.
Bereits nach einem Tag machen wir uns auf die Weiterfahrt. Nach wie vor bläst der Wind recht heftig aus der Wüste und die Sicht ist sehr eingeschränkt. Immer wieder haben wir dabei auch mit Sturmböen zu kämpfen, die ein Geradeausfahren recht schwierig macht. Trotzdem wollen wir es uns nicht nehmen lassen, einen der roten und endlos langen Sandstrände entlang der mauretanischen Küste zu besuchen. Lange halten wir dem starken Wind mit dem feinen herumfliegenden Sand allerdings nicht Stand – und an freies Stehen ist hier nicht ansatzweise zu denken. Selbst die Kamele versuchen sich weitestgehend „windschnittig“ zu positionieren.
Ob es nun der Sandsturm war der diesen LKW von der Straße schmiss, können wir nicht beurteilen. Dass er aber in Kürze wohl ausgeschlachtet und nur noch als Gerippe am Straßenrand stehen wird, da sind wir uns ziemlich sicher.
Erst beim Erreichen der Halbinsel von Nouadhibou lassen die Sandstürme etwas nach. Für die nächsten Tage quartieren wir uns in der „Villa Maguela“ ein. An der wunderschön gelegenen Bucht hat Viktor, ein gebürtiger Holländer, weit von der geschäftigen Stadt entfernt eine kleine Oase erschaffen. Auch hier treffen sich viele Langzeitreisende wie auch Wüstenfahrer, um sich auszuspannen und die aktuellsten Infos auszutauschen. Täglich herrscht ein Kommen und Gehen. Dabei kommen wir während und nach den üppigen Abendessen mit anderen Gästen ins Gespräch. U.a. lernen wir einen sehr interessanten Franzosen kennen, der bereits seit vielen Jahren mit seiner „Allrad 2CV“ und einem „2x2 Fat-Bike“ sowie mit „Skiern“ in den Wüsten Mauretaniens unterwegs ist.


…unser morgendlicher Blick aus dem Fenster nach dem Aufwachen – was kann es noch Schöneres geben?
Sehenswürdigkeiten sucht man in Nouadhibou vergebens. Doch an der Südspitze der Halbinsel befindet sich das „Cap Blanc“, das zum „Banc d´Arguin National Park“ gehört. Die Anfahrt dorthin führt uns über holprige Sand- und Wellblechpisten. Belohnt werden wir unmittelbar unterhalb des Leuchtturms mit einem wahrlich schneeweißen Sandstrand, der in Urlaubsprospekten nicht schöner sein könnte. Wir gehen ein großes Stück dem Strand entlang. Bedingt durch die ganzjährigen milden Temperaturen, sehen wir neben den vielen Seevögeln auch einige der wohl hier überwinternden Gänsegeier.
Noch bis 2006 befand sich zwischen dem Kap und dem Eisenerz Verladehafen der weltweit größte Schiffsfriedhof, auf dem die Wracks so langsam vor sich hin rosteten. Aus Sicherheits- und sicherlich auch aus wirtschaftlichen Gründen ließ die EU für stolze 26 Mio. Euro diese tickende Zeitbombe beseitigen (Bilder aus dem Internet).


Noch einmal überqueren wir die Bahngleise des legendären Eisenerz-Zuges. Diese enden nach über 700km, von den Minen bei Zouérat her kommend, im Verladehafen von Nouadhibou. Von Weitem können wir sehr gut die Schiffe erkennen, die über Fließbänder mit dem herangebrachten Eisenerz beladen werden. Bereits vor zwei Monaten fuhren wir etwa 400km dieser berühmten Bahnstrecke auf der danebenliegenden Sandpiste ab (siehe Mauretanien). Mehrfach am Tag verkehrt, der lange Zeit längste und bis heute schwerste Zug der Erde diese Strecke. Drei bis vier Loks sind nötig, um die oft über 200 schweren Waggons zu ziehen, die sich teilweise über 3km in die Länge ziehen. Für einen Stopp muss der Lokführer mindestens dieselbe Länge einkalkulieren.
Ein auf den Gleisen sitzender Gänsegeier fühlt sich durch unsere Anwesenheit offensichtlich so gestört, dass er schleunigst das Weite sucht.
Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg an die Grenze. Da vor wenigen Tagen der Ramadan begann und heute Sonntag ist, soll die Grenzabfertigung wohl nur bis 15:00 Uhr geöffnet haben. Schon weit vor dem Schlagbaum werden wir von unserem bereits informierten und entgegenspringenden Schleuser in Empfang genommen. Inmitten diesem Chaos klappert er mit allen unseren Dokumenten und Papieren routiniert, sämtliche erforderlichen Anlaufstellen ab. Für uns kaum zu glauben, kehrt er bereits nach 15 Minuten wieder zurück und wir können die mauretanische Grenze passieren.
Ganze drei Kilometer geht es jetzt auf übelster Piste durch Niemandsland zwischen den beiden Grenzen. Erst dann stehen wir vor der eigentlichen Grenze nach Marokko. Erneut können wir kaum glauben, wie uns geschieht. Ruckzuck und in aller Freundlichkeit und zuvorkommend werden unsere Dokumente und Pässe bearbeitet. Selbst von den Beamten des Scanners werden wir gefragt, ob wir unser Fahrzeug auf dem Bildschirm von innen betrachten wollen. Schmunzelnd stellt einer der Beamten fest, dass unser Kühlschrank doch ziemlich leer sei und wir mal wieder einkaufen müssten.
Natürlich stellen wir uns die Frage, warum uns die Beamten so zuvorkommend abfertigen. Liegt es daran, dass wir momentan das einzige Fahrzeug an der Grenze sind oder ist es der beginnende Fastenmonat Ramadan? Wie dem auch sei, wir sind heilfroh und wollen uns nicht beklagen. Nach nicht einmal 20 Minuten sind wir durch und stürzen uns sogleich auf das schier endlos erscheinende Asphaltband, das uns durch das Gebiet der Westsahara wieder gen Norden führt.
Kurzer Exkurs zur Westsahara:
Die Westsahara ist ein Territorium an der Atlantikküste, das von Marokko beansprucht und nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien 1975 größtenteils annektiert wurde. Marokko betrachtet das in vorkolonialer Zeit zu ihm gehörende Gebiet, als ein Teil seines Territoriums.
Es ist unübersehbar, dass sehr viel Geld in die Infrastruktur der Städte investiert wird. Schulen und Universitäten sowie Krankenhäuser entstehen und neue Industriebetriebe werden angesiedelt. Das Gebiet der Westsahara wird den Menschen lukrativ gemacht. Selbst Kraftstoffpreise liegen hier etwa 15% unter dem Niveau des restlichen Königreiches.

Da wir bereits Spätnachmittag haben, suchen wir uns schon nach kurzer Fahrzeit einen Schlafplatz am Strand. Es ist angenehm windstill geworden und in einer tollen Farbenpracht versinkt die Sonne weit entfernt am Horizont im atlantischen Ozean.
Die knapp 1.000 Kilometer lange Strecke durch die Westsahara gehen wir gemütlich an. Von mehreren Reisefreunden haben wir erfahren, dass es in Marokko vielerorts zu Starkregen und in den Bergen noch zu heftigen Schneefällen kommt. Teilweise fallen sogar Fährverbindungen nach Europa aus. Daher entscheiden wir uns dazu, an verschiedenen Stränden oder weit abseits der Straßen, das derzeit schlechte Wetter in Marokko, hier bei frühsommerlichen Temperaturen auszusitzen.
Selbstverständlich kommen wir dabei nicht drumherum, unsere Lebensmittelvorräte in Ad-Dakhla aufzustocken. Obwohl wir uns im Ramadan befinden ist es absolut kein Problem, im Supermarkt und auf dem Markt alles zu bekommen. Selbst Nüsse und Süßgebäck werden uns zum Probieren angeboten. Noch selten haben wir eine so reichhaltige Fischhalle wie hier gesehen. Auch beim Metzger und an den Frischeständen werden wir sehr schnell fündig. Und selbst für auf dem Trockendock liegende Biertrinker tut sich eine Quelle auf. Am Ende unseres Einkaufstages sind neben dem Wassertank, den Vorratsbehältern auch das Gefrierfach und der Kühlschrank wieder üppig gefüllt und bestückt – der marokkanische Zollbeamte wäre sicherlich stolz auf uns.
In der Nacht ist es stürmisch geworden und der starke Seegang hat bergeweise Müll an den Strand gespült. Bei diesem Anblick lässt sich nur erahnen, was da an Müllmengen noch in den Weltmeeren herumtreibt – und diese werden zukünftig sicherlich nicht weniger.
Als wir dann unseren Platz verlassen wollen, graben wir uns zum ersten Mal auf dieser Reise im Sand ein. Nicht, dass es eine schwierige Passage wäre, wir waren zwei Tage zuvor einfach nur zu faul um den Reifendruck zu reduzieren – shit happens. Kurz die Schaufel raus und die Bleche unterlegt, schon sind wir draußen.
Doch plötzlich erscheint die „Check“ Kontrollleuchte am Cockpit. Ein kurzer Blick von Hajo unter das Fahrzeug genügt um zu erkennen, dass rund um das vordere Differenzial alles ölig ist. Die Zuleitung aus der Hydraulik zum Einlegen der Sperre ist undicht. Glücklicherweise können wir das Problem mit einer Schlauchschelle vorerst lösen, jedoch muss das Hydrauliköl demnächst nachgefüllt werden. Bis dahin müssen wir allerdings das Geblinke am Cockpit ertragen.
Noch immer ist es an den Küsten und in den Bergen Marokkos kalt und unbeständig. Z.T hören und lesen wir sogar jetzt von Starkregen mit Überflutungen sowie von gesperrten Pässen im Riff- und den Atlasgebirgen. Daher bleiben wir in den folgenden Tagen an den schönen Stränden in der Westsahara und behalten das Wetter im Norden weiter im Auge
Einer der Strände ist der „Plage Aouzioualte“, wenige Kilometer vor Boujdour. Eine schmale Straße führt entlang der Steilküste nach unten, wo uns erneut ein kilometerlanger Sandstrand erwartet. Mal abgesehen von den traumhaften Sonnenuntergängen entdecken wir auf unseren täglichen Erkundungsgängen auch zwei dahinrostende Wracks, die uns ebenfalls schöne Fotomotive bieten.
Einen weiteren tollen Platz finden wir an der Steilküste über dem tobenden Atlantik. Eine vorbeikommende Militärpatrouille checkt kurz mal unsere Pässe und findet es toll was wir machen – wir können bleiben, solange wir wollen. Aufgrund der permanent angespannten Lage des Westsahara Status, sowie der Nähe zu den kanarischen Inseln (EU), reiht sich entlang der Küste in Sichtweite ein Militärposten an den anderen. Am Abend klopft nochmals ein Soldat an die Tür und erklärt uns, dass er jetzt auf Patrouille sei – wir fühlen uns sicher wie in „Abrahams Schoß“.
Wir fahren nach El Aaiún hinein, die Hauptstadt der Westsahara. Wie in vielen größeren Städten des Landes, sind auch hier die Zufahrten mit prächtigen Statuen verziert. Zumeist führt ein breiter Boulevard, der nach einem der Könige benannt ist, durch die Stadt hindurch. Da momentan Ramadan ist, sehen wir auch immer wieder betende Menschen selbst am Straßenrand. Wir besorgen uns das benötigte Hydrauliköl und füllen damit den Vorratsbehälter des Vorgeleges wieder auf – und siehe da, die "Check" Leuchte gibt wieder Ruhe. Schon mal in der Stadt, lassen wir auch wieder den Iveco waschen und die eingestaubten Luftfilter reinigen.
Völlig unspektakulär und ohne irgendeinen Hinweis überfahren wir die „Grenze“ von Westsahara nach Marokko. Klar, den Namen oder den Begriff „Westsahara“ gibt es im offiziellen Sprachgebrauch der Marokkaner nicht. Immer weiter zieht sich das Asphaltband dem Atlantik entlang nach Norden. Zur anderen Seite hin erstreckt sich die endlose Sahara. Entlang einer wunderschönen Dünenlandschaft suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen inmitten einer Sicheldüne und legen dort eine längere Pause ein.