2022 Sardinien (1)

 

 

Schon in den 80er Jahren bereisten wir mit unseren Motorrädern Sizilien, die größte Insel im Mittelmeer. Später waren wir noch mehrfach auf Elba zum Tauchen. Also wäre es doch jetzt mal an der Zeit, sich auch die zweitgrößte Insel Italiens wie auch im Mittelmeer anzuschauen, Sardinien. Wir haben gelesen, dass Sardinien im Frühjahr wie auch im Spätsommer einen ganz besonderen Reiz haben soll – also, dann mal los.

Nachdem Zuhause noch so einiges an Renovierungsarbeiten zu erledigen waren und nun auch so manches Wehwehchen so gut wie ausgeheilt ist, starten wir dieses Mal unsere Reise erst gegen Ende September – und dies ist mit Sicherheit eine der letzten Reisen im Rahmen eines s.g. "Jahresurlaubes" für uns.

Über Schaffhausen reisen wir in die Schweiz ein. Da wir ja mit einem Fahrzeug jenseits der 3,5t unterwegs sind, reicht die herkömmliche Vignette für die Schweiz nicht mehr. Wir müssen für den Transit eine s.g. "Schwerlastabgabe" entrichten. Hierfür steht uns eine App zur Verfügung, über die wir kurz vor Grenzübertritt die fällige Gebühr bezahlen können.

Wir kommen gut voran und schon kurz nach Mitternacht haben wir bereits die Region von Genua erreicht. Auf einem ruhigen Stellplatz gönnen wir uns noch ein paar Stunden Schlaf. Unsere Fähre wird erst gegen 09:00 Uhr morgens auslaufen.

Etwa zwei Stunden vor der geplanten Abfahrt reihen wir uns zu den wenigen Fahrzeugen ein, die ebenfalls nach Sardinien wollen. Das eigentliche Borden ist schnell geschehen, da so gut wie keine Fahrzeuge mehr dazukommen. Somit ist die Fähre gerade mal zu einem Viertel ausgelastet. Bei herrlichem spätsommerlichen Wetter verlassen wir pünktlich um 09:00 Uhr den Hafen von Genua.

Die Überfahrt ist alles in allem ruhig und die paar wenigen Gäste verlaufen sich weitläufig auf dem Schiff. Leider ist von Elba und Korsika auf der Vorbeifahrt so gut wie nichts zu sehen, da sich die beiden Inseln hinter einer dichten und schwarzen Wolkenwand verbergen. Doch recht schnell verzieht sich das schlechte Wetter wieder und die Sonne strahlt erneut vom Himmel. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen die ersten Hügel und Berge von Sardinien in Sicht. Als wir in den Hafen von Olbia einlaufen ist es bereits dunkel geworden.

Nachdem wir die Fähre verlassen haben sehen wir zu, dass wir auch die Stadt recht zügig hinter uns lassen. Außerhalb des Ortes finden wir auf einer kleinen Anhöhe neben einer Kapelle unseren ersten Übernachtungsplatz.

Bei einem ersten Rundgang am frühen Morgen folgt die schnelle Ernüchterung. Wohin wir blicken, Müll, Müll und nochmals Müll. So haben wir Italien aus früheren Reisen noch gut in Erinnerung – traurigerweise hat sich diesbezüglich leider wohl nichts geändert.

Wir machen uns auf den Weg die Insel zu erkunden. Unser erstes Ziel ist das kleine Örtchen Golfo Aranchi. Früher ein boomender Industriehafen, indem das auf der Insel gewonnene Erz, zur Verschiffung verladen wurde. Heute reihen sich noble Hotels und teure Restaurants aneinander und im Hafen liegen neben den traditionellen Fischerbooten auch die Jachten der Schönen und Reichen des Landes. Wir schauen uns den wirklich sehenswerten Fischerhafen an und schlendern noch etwas am ortseigenen Felsenstrand entlang.

Weiter geht es zum Capo Ferro. Weit hinter dem Leuchtturm finden wir nettes und ruhiges Plätzchen mit Blick über die vorgelagerten Inseln, sowie in der Ferne die französische Insel Korsika. Der Anblick der vielen Kakteen um uns herum und das tiefblaue Meer dahinter, erinnert uns doch sehr an unsere Reisen entlang der Baja California in Mexiko.

Auf unserer Weiterfahrt geht es nun zum Capo d‘ Orso. Vom Parkplatz aus führt ein kurzer Weg hoch zum berühmtesten Felsen des Kaps. Von hier oben erhalten wir abermals tolle Ausblicke auf die umliegenden Felsformationen sowie auf die vor der Nordküste liegende Inselgruppe des Nationalparks "Archipelago de la Maddalena".

Mit der Fähre setzen wir von Palau aus auf den Hauptort des Nationalparks "Archipelago de la Maddalena", La Maddalena über. Da wir erst Ende September haben, ist erstaunlich wenig los. An einer kleinen Bucht finden wir einen tollen Stellplatz direkt am Wasser. Was wir allerdings nicht wissen ist, dass sich die Anfahrt doch wieder mal recht holprig anlässt.

Wir genießen die nächsten Tage bei herrlichstem Wetter. Dabei unternehmen wir auch ein paar kleinere Wanderungen in der unmittelbaren Umgebung, soweit dies Hajo´s vor kurzem erst operiertes Knie jetzt schon zulässt.

Es ist trüb geworden und die Sonne legt für einen Tag eine schöpferische Pause ein. Das nutzen wir, um auf die kleine Nachbarinsel "Isola Caprera" zu fahren. Hier verbrachte schon der italienische Freiheitskämpfer und Volksheld "Giuseppe Garibaldi" seinen Lebensabend. Durch die vielen Granitfelsen auf der Insel, fühlen wir uns sehr an Prescott in Arizona erinnert. Wir beschränken uns auf eine kleine Wanderung zu zwei schönen Buchten, die bei Sonnenschein sicherlich noch schöner aussehen würden. Dabei treffen wir auch auf ein paar Mufflons (wilde Ziegen), die uns voller Stolz ihre mächtigen Hörner zeigen. 

Auf mehreren Schildern lesen wir immer wieder, dass wir uns in einem Nationalpark befinden – allerdings können wir dies fast nicht glauben. Wohin wir auch blicken, alles ist voller Müll, überall gehen Trampelpfade kreuz und quer durch die Natur und hinter jedem zweiten Gebüsch liegt ein Sch...haufen mit den dazugehörigen Fähnchen – schade nur, dass unter Naturschutz stehende Parks so aussehen müssen. Wir haben unter der Bezeichnung "Nationalpark" in Nordamerika ganz andere Standards kennengelernt.

Zurück auf "Isola Maddalena" fahren wir noch hoch in den Norden. Für die letzte Nacht auf der Insel finden wir ein weiteres Mal einen tollen Stellplatz. Tags darauf geht es zurück zum Hafen und wir setzen wieder nach Palau, auf die Sardische Hauptinsel über. 

Wir machen uns auf den Weg zum Capo Testa. Vom Leuchtturm aus hat man den besten Blick auf die Nachbarinsel Korsika. Auch hier finden wir wieder die mächtigen Granitfelsen, die z.T. über Jahrmillionen sehr kunstvoll ausgewaschen sind.

Unser nächstes Ziel ist das kleine aber sehr malerische Örtchen Sedini, das etwas abseits der Küste liegt. Dort befindet sich der „Domo de Jamas La Rocca“. Es war ursprünglich ein in den Fels gehauenes Felsengrab aus dem 4. Jahrhundert. Interessant sind jedoch die unterschiedlichsten Nutzungen dieses Gebäudes. So wurde es später als Gefängnis, mal als Stall und dann auch mal als Wohnhaus genutzt – quasi ein multifunktionales Gebäude.

Eine weitere Wanderung führt uns zu einem kleinen Wasserfall, der auf Grund des trockenen Sommers recht "wasserlos" ist. Trotzdem gefällt uns die nähere Umgebung sehr gut. 

Im Nachbarort befindet sich eine ganz außergewöhnlich schöne Kirche – "San Pietro di Simbranos". Sie stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und ist zudem noch sehr gut erhalten. Wir schlendern gemütlich über das weitläufige Areal und schauen uns die Kirche auch von innen ausgiebig an.

Ein weiteres Highlight in dieser recht hügelichen und von Landwirtschaft geprägten Region ist die "Terme di Casteldoria". Im Fluss sitzend kann man hier die Wärme und die heilende Kraft des Thermalwassers genießen.

Unweit der Thermalquellen befindet sich das schöne Küstenstädtchen Castelsardo, das ursprünglich von den Genuesen erbaut wurde. Mit unserem Fahrzeug ist es nicht immer ganz so einfach, eine geeignete Parkgelegenheit in den engen Gassen zu finden. Doch auch diesmal haben wir Glück und werden sehr schnell fündig.

Von dort machen wir uns auf den Weg zur Festung, die hoch über der Stadt thront. Bei bestem Wetter erhalten wir wieder einzigartige Ausblicke über die Stadt, den Hafen und die nähere Umgebung.

Über das Hafenstädtchen Porto Torres erreichen wir das Capo Caccia. Auch hier befinden sich sehr viele "Genuesen Türme" oder auch "Küstentürme" genannt. Sie dienten zur frühzeitigen Sichtung von Feinden die sich vom Meer her näherten. Die gesamte Außenseite der Halbinsel ist eine einzige Steilküste. Die Klippen fallen z.T. bis zu 300m ab.

Ebenso befindet sich direkt am Kap die Tropfsteinhöhle "Grotta di Nettuna". Diese ist vom Wasser aus mit einem Boot von Algehero oder zu Fuß über 654 Stufen von oben zu erreichen. Der Eingang zur Höhle befindet sich unmittelbar auf Meereshöhe und ist nur bei geringem Seegang begehbar. Wir entscheiden uns für das "Treppensteigen". Unten angekommen erwartet uns ein Guide, der uns für die nächsten 45min durch die Höhle begleitet. War der Abstieg noch eine relativ einfache Angelegenheit, so ist der Aufstieg nun doch sehr schweißtreibend. Was kann es jedoch für Hajo´s Knie noch für eine bessere Reha geben ;-)

Auf unserer Weiterfahrt entlang der Küste erreichen wir den malerischen Ort Bosa. Das schöne Städtchen liegt direkt am "Temo", dem einzigen schiffbaren Fluss Sardiniens. Am Abend schlendern wir gemütlich durch den historischen Teil der Stadt und am nächsten Morgen besuchen wir den Wochenmarkt. Es wird alles angeboten was die Insel hergibt: Salami, Schinken, Käse, Obst, Gemüse und so mach andere Dinge, die man mehr oder weniger zum Leben braucht. Anschließend gehen wir durch die engen und bunten Gassen hoch zur Festung "Castello Malespina", die sich über der Stadt befindet. Während des Rundgangs erhalten wir wieder tolle Aussichten über die Stadt und weit darüber hinaus.

Zwischenzeitlich sind wir an den tollen Stränden, westlich von Oristano und an der etwas weiter im Süden gelegene "Costa Verde" angekommen. Doch darüber mehr im nächsten Reisebericht.