2019/2020 Nordamerika - Reisebericht 3

 

 

... wie schnell doch die Zeit vergeht. Langsam aber sicher steuern wir auf die Halbzeit unserer Nordamerika Reise zu. Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht etwas Besonderes erleben oder sehen. Viele nette und liebe Menschen kreuzten bereits unsere Wege, viele davon durften wir auch näher kennenlernen. Daher fällt es uns auch äußerst schwer zu glauben, dass wir schon sechs Monate auf Achse sind. Der Blick auf den Kalender oder auf unseren Tacho bestätigt uns aber doch wieder, dass es tatsächlich so ist.

Seit unserem letzten Reisebericht sind schon wieder zwei Monate vergangen. Für die vielen Reaktionen darauf, wie auch für die vielen Infos und News die wir immer wieder von euch erhalten, möchten wir uns erneut ganz herzlich bedanken. Egal, ob es nun ein Seitenhieb auf eine erneute Niederlage des VfB oder ein Schnappschuss aus der Stammkneipe ist. Wir bekommen schöne, lustige und leider manchmal auch traurige Nachrichten von euch. Wir freuen uns aber immer von euch hören bzw. zu lesen – die neuen Techniken machen dies zwischenzeitlich problemlos möglich.

Unser letzter Bericht endet im vorweihnachtlichen Albuquerque. Von dort geht es jetzt in südlicher Richtung nochmals dem "Rio Grande" entlang. In Socorro verabschieden wir uns aber endgültig von dem Fluss, der seinen Namen eigentlich gar nicht mehr verdient und fahren gen Westen – zurück nach Arizona. Kaum über der Grenze, in Springerville, beginnt ein etwa 220km langer und kurvenreicher „National Scenic Byway“, der uns nun mehrfach auf über 3.000 Höhenmeter führt. Das Wetter ist herrlich und so können wir die Fahrt durch diese alpine Region in vollen Zügen genießen. Entlang der Panoramastraße gibt es zahlreiche freie Stellmöglichkeiten, an denen selbst das Feuerholz von den Rangern zur Verfügung gestellt wird.

Wieder in wärmeren Regionen angekommen, lassen wir es uns südlich vor Clifton für ein paar Tage „in der Wüste“ gut gehen. Am Fuße eines niederen Gebirgszuges finden wir ein tolles Plätzchen. Zu Fuß erkunden wir die nähere Umgebung und unternehmen Touren mit dem Motorrad in die umliegenden Berge. Hier finden wir auch die Zeit, unseren Brotschrank wieder mit frischem Baguette aufzufüllen.

Nach einem kurzen Abstecher in die heißen Quellen von Safford, erreichen wir wieder Tucson. Dort treffen wir uns in einer Musikkneipe mit Chris & Stefan, die uns Ersatzteile für den Iveco mitbringen und uns mit reichlich Gummibärchen eindecken – nachmals Dankeschön dafür. Einen kurzen Besuch bei unseren Freunden Andrea & Rainer (ihr wisst noch, Food Truck „German Food Station“) verbinden wir mit einer weiteren Fahrt durch den „Saguaro NP“ – aber diesmal mit dem Motorrad. Wie bereits im letzten Reisebericht beschrieben, ist dieser National Park immer wieder ein absolutes Highlight. Obwohl wir kurz vor Weihnachten haben, machen die frühlingshaften Temperaturen diese Ausfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Tags darauf fahren wir erneut nach Phoenix. Doch diesmal wollen wir über den „Apache Trail“ in die Hauptstadt Arizonas gelangen. Erst in Globe erfahren wir, dass diese größtenteils unbefestigte jedoch atemberaubende Straße durch die „Superstition Mountains“ durch einen Erdrutsch leider gesperrt ist.

Nach einem ausgiebigen Einkauf beim deutschen Metzger unseres Vertrauens, der übrigens auch aus Obereisesheim stammt, erreichen wir Lindas momentanes Zuhause. Die Freude des Wiedersehens ist auf allen Seiten groß und es gibt natürlich wieder viel zu erzählen.

Die Amerikaner feiern, anders als wir in Deutschland, das Weihnachtsfest am 25.Dezember. Dort findet die eigentliche Bescherung am Morgen nach dem Aufstehen statt, der weihnachtliche Schlafanzug ist dabei ein absolutes MUSS. Auch für uns hat dieser Morgen, im wahrsten Sinn des Wortes, eine Bescherung parat. Während die Kinder ihre Geschenke auspacken, rennt Bobby wie von der Tarantel gestochen auf die Straße. Als auch wir dazukommen, rast gerade ein Pickup Truck davon. Dieser stand schon rückwärts direkt an unserem Reisemobil und es wurde versucht, das Motorrad zu klauen – die Gurte waren bereits durchschnitten. Doch Dank Bobby´s Freunden „Smith & Wesson“ konnte er die ungebetenen Gäste zum Abbrechen ihres Vorhabens überreden. Puhh, und das am frühen Morgen. Wie wir im Laufe des Tages erfahren, ist an diesem Tag in den Städten der USA Hochsaison für Langfinger.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Linda und ihrem Freund Nils in Phoenix und Prescott. Nils reiste trotz einer Operation und mit Arm in Gips für eine Woche nach Arizona. Pünktlich zu Sylvester sind wir wieder zurück auf der TT Ranch von Rene & Jens. Dort findet eine große Sylvester Party bei Barbecue und Lagerfeuer mit unseren dortigen Freunden statt. Am Neujahrstag tun wir dann das, was den Wilden Westen so berühmt machte – Schießen. Mit einer kleinen Auswahl an mehr oder weniger wuchtigen Handfeuerwaffen fahren wir in die Wüste hinaus. Wir ballern, was die Rohre hergeben und selbst erwachsene Menschen werden wieder zu kleinen Kindern ;-)

Nach all den Feierlichkeiten und dem Trubel, verbringen wir nun noch einige Tage mit Linda und mit Sandra & Don am Lake Pleasant mit entschleunigtem Campen. Wir genießen die wieder eingekehrte Ruhe bei angenehmen Tagestemperaturen und am Abend machen wir es uns am Lagerfeuer gemütlich.

Doch nun ist es an der Zeit, uns von Linda und dem Großraum Phoenix für die nächsten drei Monate zu verabschieden. Schließlich wollen wir die restlichen Wintermonate weiter im Süden verbringen.

Entlang des Colorado Rivers geht es zunächst an den Lake Havasu. Der fünftlängste Fluss der USA wie auch der Lake Havasu, bilden die Grenze zwischen Arizona und Kalifornien. Immer wieder treffen wir hier auf die legendäre „Route 66“, die in ihrem weiteren Verlauf in Los Angeles endet.

Die „Route 66“, fast 100 Jahre alt, ist mit ihren knapp 4.000km wohl eine der legendärsten Straßen der Welt. Sie führte einst von Chicago in Illinois aus, durch acht Bundesstaaten bis nach Los Angeles ins verheißungsvolle und damals aufstrebende Kalifornien. Ein Großteil dieser Kult-Straße musste zwar den modernen "Interstates" und "Freeways" weichen, doch immer mehr Teilabschnitte werden wieder zu neuem Leben erweckt.

Zwischenzeitlich haben wir die historische „Route 66“ in allen Bundesstaaten befahren.

Unser nächstes Ziel ist das „Mojave National Preserve“, ein Naturschutzgebiet inmitten der Mojave Wüste. Damit hätten wir auf dieser Reise, neben der „Chihuahua Desert“ und der „Sonoran Desert“, die letzte der drei großen Wüsten im Südwesten der USA bereist. Jede dieser Wüsten verfügt über eine eigene Vielfalt an Tieren und Pflanzen. In der Mojave Wüste sind es hauptsächlich die verschieden Arten an Palmlilien – allen voran, der Joshua Tree. Hier verbringen wir mehrere Tage. Wir besteigen eine der höchsten Wanderdünen im Südwesten der USA, die „Kelso Dunes“ und wandern auf Lava Flüssen, die seit Millionen von Jahren erstarrt sind. Um die etwas abgelegenen Stellplätze, das s.g. Backcountry Camping, erreichen zu können, legen wir wieder viele Kilometer auf unbefestigten Pisten zurück.

Auf unserer Fahrt gen Süden, kommen wir eher zwangsläufig durch den „Joshua Tree NP“. Obwohl wir diesen Park 2005 bereits besuchten, bleiben wir ein paar Tage. Neben der hohen Dichte an den großen „Joshua Tree Palmlilien“ und den großen „Cholla Kakteen“ die momentan blühen, gibt es auch hunderte von Kilometern an Wanderwegen. Immer wieder treffen wir auf größere Felder von s.g. „Boulders“. Vom höchsten Punkt des Parks, „Keys View“, hat man einen sehr guten Ausblick auf den „San Andreas Graben“.

Über die „Santa Rosa Mountains“ erreichen wir den „Salton Sea“. Die gesamte Region um diesen See liegt größtenteils bis zu 72m unter dem Meeresspiegel. Durch ein Jahrtausend Hochwasser des Colorado wurde vor etwa 120 Jahren diese riesige Salzpfanne überflutet. Zurück blieb ein Salzsee mit fast 5% Salzgehalt – Tendenz steigend. Um an den See zu gelangen, der zwischenzeitlich zur Salzgewinnung genutzt wird, müssen wir mehrere Kilometer über die Salzkruste fahren.

Immer wieder werden wir während der Reise auf unser Fahrzeug angesprochen. Obwohl in Australien und Südamerika sehr verbreitet, hat der italienische Autobauer bis dato noch keine Fahrzeuge in die neue Welt exportiert.

Hier in Nordamerika werden 4x4 Reisemobile als „Overlander“ bezeichnet. In vielen Gesprächen werden wir dabei auf eine Reisemobil Messe, eine s.g. „RV Show“ im Januar in Quartzsite/AZ hingewiesen. Diese soll die größte ihrer Art in den USA sein. Neugierig geworden, machen wir uns auf den Weg dorthin. Quartzsite, ein unscheinbares, knapp 3.000 Seelen Örtchen und quasi „in the middle of nowhere“, an der Grenze zu Kalifornien. Doch während dieser Messe bevölkern, lt. Veranstalter, geschätzte 200.000 Reisemobile sämtlicher Kategorien den Ort und die Wüste drum herum – man muss es einfach mal gesehen haben. Auch wir reihen uns ein (ergattern ein Plätzchen direkt am Eingang) und schlendern über die Messe. Es gibt viel interessantes Zubehör zu sehen – manches, das wir in der Form aus Europa überhaupt nicht kennen. Wir treffen nette Menschen und führen tolle (Insider) Gespräche.

Über Palm Springs, vorbei an tausenden von Windgeneratoren, geht es hoch in die San Bernadino Mountains, an den „Big Bear Lake“. Die Landschaft ist fantastisch und das Fahren ein reines Vergnügen.

Kurz vor den "Santa Monica Mountains" werden wir auf eine Parallelstraße umgeleitet. Erst einen Tag später erfahren wir, dass Tags zuvor an dieser Stelle die Basketballlegende „Kobe Bryant“ bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.

Am Ende des Gebirgsmassives erblicken wir zum ersten Mal auf dieser Reise den Pazifischen Ozean. Was für ein tolles Gefühl – wir haben die Vereinigten Staaten von Küste zu Küste durchfahren. Für mehrere Tage lassen wir uns auf einem Campingplatz in „Malibu Beach“ nieder. Wir unternehmen Motorradtouren in die umliegenden Berge oder machen es uns am Strand gemütlich. Bei diesem tollen Wetter zeigen sich natürlich auch die Seelöwen. An einem dieser Tage trifft sich Bernadette mit einigen ihrer Geschäftspartner in Los Angeles zu einem Infoabend. Während dieser Zeit ist Hajo hauptsächlich wieder mit dem Motorrad in den "Santa Monica Mountains" unterwegs.

Nun durchfahren wir eine der größten Metropolen Nordamerikas, Los Angeles. Es geht durch Santa Monica und Beverly Hills bis nach Hollywood hinein. Hier sehen wir das große HOLLYWOOD Schild, das weithin sichtbar über diesem Stadtteil thront. Den „Walk of Fame“ schenken wir uns. Es ist nahezu unmöglich, für unser Fahrzeug einen geeigneten Parkplatz zu finden – also, nichts wie raus aus der Stadt.

Unser Bedarf an Stadtfahrten ist nun endgültig gedeckt. Auf dem „Coastal Highway“ geht es immer weiter der kalifornischen Küste entlang nach Süden, der mexikanischen Grenze entgegen.

Vorbei an Oceanside erreichen wir San Diego. Hier können wir die schroff abfallende Steilküste im „Cabrillo NM“ bewundern. Mit viel Glück können von hier oben zur richtigen Jahreszeit vorbeiziehende Wale beobachtet werden. Unser letzter Übernachtungsplatz im Land der unbegrenzten Möglichen, bietet uns zum Abschluss noch einmal einen fantastischen Sonnenuntergang.

Mexiko, wir kommen – aber das kann noch dauern. Es ist Freitag und wir geraten in die Rushhour. Viele mexikanische Gastarbeiter und Pendler fahren nach Hause. Doch trotz des anfänglichen Chaos entzerrt sich der Verkehr sehr schnell. Zwei nette Beamte der mexikanischen „Migration“ sind uns beim Ausfüllen des Visumsantrages behilflich. Schon wenige Minuten später sitzen wir wieder in unserem Fahrzeug und haben nun mexikanischen Asphalt unter den Reifen.

Wir sind in der Grenzstadt Tijuana. Es geht nun ein langes Stück an der wohl sichersten Grenze der Welt entlang. Bewacht, mit allem was die Technik zu bieten hat. Wir sehen zu, dass wir ein Stück von der Grenze wegkommen. Es ist fast schon dunkel, als wir unseren ersten Stellplatz in Rosarito ansteuern. Bereits jetzt schon hätten wir beinahe gegen eine wichtige Regel in Mexiko verstoßen – „fahre niemals bei Nacht“.

Nachtfahrten sind in Europa kaum ein Problem – in den USA und Kanada noch weniger. Doch in Mexiko sieht es damit etwas anders aus. Die Straßenverhältnisse entsprechen nicht immer denen, die wir gewohnt sind. Schlaglöcher oder gar fehlender Fahrbahnbelag sind nicht selten, Straßenbeleuchtungen eher spärlich. Oft befinden sich auf den Straßen s.g. „Topes“ (Fahrbahnschwellen), die zur Geschwindigkeitsreduzierung beitragen sollen. Solange diese mit Schildern angekündigt werden ist alles Bestens – wehe dem, wenn nicht!

Vor uns liegt jetzt die „Baja California“. Eine knapp 1.300km lange Halbinsel, die sich parallel zum mexikanischen Festland nach Süden-Osten erstreckt. Dazwischen befindet sich die „Sea of Cortés“. Anders als auf unseren vorherigen Reisen 2004 und 2005, als wir jeweils von La Paz aus auf das Festland übersetzten, wollen wir „Niederkalifornien“ diesmal in beide Richtungen bereisen.

Am nächsten Tag fahren wir auf eine kleine Halbinsel südlich von Ensenada, zur „La Bufadora“. Dort gibt es eine Felsformation, aus der das Wasser der ankommenden Wellen bis zu 30m in die Höhe gepresst wird. Leider hat sich dieses Naturschauspiel zu einem riesigen Rummelplatz entwickelt – wirklich schade.

Ein kleines Stück weiter beziehen wir Quartier auf einem Campingplatz unmittelbar am Strand – nicht ohne Grund. Bei tiefster Ebbe, wenn also der Meeresspiegel seinen tiefsten Stand erreicht hat, gibt es entlang des Strandes warme Flecken. Wenn man nun an diesen Flecken etwas im Sand buddelt, füllen sich die Löcher mit heißem Wasser aus den darunterliegenden heißen Quellen – irre.

Die Lebensader der Baja California ist die „Mex1“. Diese Straße zieht sich etwa 1.700km von Tijuana, an der amerikanischen Grenze, bis nach Cabo San Lucas, dem südlichsten Ort der Halbinsel. Auch wir werden überwiegend auf ihr unterwegs sein.

70km weiter verlassen wir die „Mex1“ schon wieder. Unser Ziel ist die Küste bei Eréndira. Dort soll es große Kolonien von Seelöwen geben. Schon die Anfahrt dahin ist beeindruckend. Es geht vorbei an fruchtbarem Weideland und kleineren Weingütern. Seelöwen treffen wir dort leider keine an, wahrscheinlich die falsche Jahreszeit. Was wir aber vorfinden, ist eine abgelegene und wunderschöne Küstenlandschaft.  

Unser nächstes Ziel ist die „Bahia Santa Maria“, südlich von San Quintin. Diese Bucht kennen wir noch von unseren früheren Reisen. In den heißen Sommermonaten ist sie ein herrliches Badeparadies. Hier lässt sich aber auch der menschenleere Strand mit dem Motorrad ohne Probleme über die gesamte Länge der Bucht abfahren.

Am nächsten Morgen erstehen wir von einem Fischer für ein paar wenige Pesos fangfrische Krabbenbeine. Allerdings geht dem Genuss des leckeren Krabbenfleisches noch eine ordentliche Portion an Arbeit mit Hammer und Zange voraus.

Wieder zurück auf der „Mex1“ beginnt ab hier die eigentliche Schönheit und Vielfalt der Baja California. Über hunderte von Kilometern säumen nun die unterschiedlichsten Kakteen und Palmlilien, die durch vulkanische Aktivitäten entstandenen Berge und Hänge. Viele davon sind endemisch, kommen also nur hier vor. Dazwischen immer wieder große Teppiche von blühenden Blumen, bedingt durch die reichhaltigen Niederschläge des vergangenen Monats.

Hier sehen wir auch die sehr seltenen und unter Naturschutz stehenden „Elephant Trees“. Diese Bäume sind außer in der nördlichen Sonora Wüste hauptsächlich in der zentralen Region der Baja California zu finden.

Immer wieder sind auf der Hauptroute „Militär Checkpoints“, zumeist vor und nach größeren Orten. Sobald wir uns aber als deutsche Touristen zu erkennen geben, genügt meist das beantworten der Fragen nach dem Woher und Wohin, um weiterfahren zu können. Nur selten steigt ein bewaffneter Soldat ins Fahrzeug um neugierig in die Schubladen und unter die Matratze zu schauen.

Wo wir jetzt bei dem Thema Sicherheit angelangt wären. Was wurden wir von den Amerikanern vor Reisen nach Mexiko gewarnt – das Land dürfte demnach nur noch von Kriminellen bewohnt sein. Sicherlich sind Entführungen und Erpressungen sowie Morde immer ein Thema in Mexiko. In den meisten Fällen steht dies aber mit den Drogenkartellen in Verbindung. Trotzdem sollte man immer mit offenen Augen, klarem Menschenverstand und etwas Fingerspitzengefühl durch das Land reisen – aber muss man das nicht auch in Europa?

Nachdem wir kurz vor Guerrero Negro die Grenze nach „Baja California Süd“ überfahren haben, erreichen wir die „Laguna Ojo de Liebre“. Diese Bucht ist Teil eines riesigen Naturschutzgebietes, in der von Januar bis März Grauwale ihre Jungen gebären. Dort lernen wir Uschi und Hermann aus Bayern kennen, die mit ihrem Sprinter unterwegs sind. Schnell entsteht ein nettes und angeregtes Gespräch mit den Beiden und es werden reichlich Reiseerfahrungen ausgetauscht – die Reiseerlebnisse der Beiden könnt ihr unter www.rallhu.de nachlesen.

Schon von unserem Stellplatz aus, können wir diese großen Tiere blasen und springen sehen. Selbstverständlich machen wir eine mehrstündige „Whale Watching Tour“ mit. Momentan befinden sich etwa 200 Tiere in der Bucht. In vier Wochen sollen dann bis zu 2.000 Tiere vor Ort sein – klarer Fall, dann sind wir auch nochmal dabei. Ebenso können wir viele Fischadler beobachten.

Auf unserer Weiterfahrt kommen wir durch San Ignacio. Durch den Ort verläuft eine mit Dattelpalmen gesäumte Lagune, die schon mehrere Kilometer weiter im trockenen Wüstenboden wieder verschwindet. Absolut sehenswert ist die sehr gut erhaltene Missionskirche mitten im Zentrum.

Während unserer Reise auf der zweitgrößten Halbinsel der Welt, ist es äußerst schwierig, bereits besuchte Plätze nicht wieder anzusteuern. Doch an der 70km langen „Bahia Concepcion“ ist uns dies gelungen. Entlang dieser traumhaften Bucht gibt es unzählige Strände, an denen wir es ewig aushalten könnten. Zwar sind viele s.g. „Snowbirds“ da, amerikanische und kanadische Rentner die hier überwintern, doch die konzentrieren sich hauptsächlich auf die etwas einfach zu erreichenden Strände. Von unseren Stellplätzen aus, lassen sich vielfach auch vorbeiziehende Delfine beobachten.

Nach mehreren Tagen, ihr wisst schon – entspanntes Rumhängen und kontrolliertes Nichtstun – sind wir in Loreto angekommen. Ein nettes Ferienörtchen an der „Sea of Cortés“ und Ausgangspunkt für Tauch- und Schnorcheltouren zu den vorgelagerten Inseln des „Parque Marino National“. Momentan sollen auch Buckel- und Finnwale sowie die Riesen unter den Meeressäugern, die Blauwale, in der Bucht anzutreffen sein – doch dazu mehr beim nächsten Mal.

Wie immer, ist der Reisebericht etwas länger geworden als ursprünglich geplant. In den letzten zwei Monaten haben wir wieder „auf der Straße“ und daneben so vieles erleben und sehen dürfen. Da wird es oft schwierig zu entscheiden, von was und von wo man berichten soll. Sicherlich würde es den Rahmen sprengen, alle Einzelheiten aufzuführen. Trotzdem würde es uns freuen, wenn ihr auch diesmal wieder mit Freude mitreist.

Hier noch ein kleines Fazit, kurz vor Ende der ersten Hälfte unserer Reise. Nach knapp 20.000 unfallfreien Kilometern auf dem nordamerikanischen Kontinent, hat sich unser neues Reisemobil absolut bewährt. Wir haben sehr viel Freude damit und ebenso unsere Grenzen damit kennengelernt. An das Reisen ohne Kind und Hund haben wir uns zwischenzeitlich gewöhnt und die dadurch resultierenden Möglichkeiten und Freiheiten auch schätzen gelernt. Von langer Weile oder Heimweh kann noch keine Rede sein. Wir genießen weiterhin unsere Unabhängigkeit und freuen uns schon jetzt auf das, was uns in den nächsten sechs Monaten noch alles erwartet.