Reisen mit Kindern

 

„…ihr seid doch verrückt“ oder "...was tut ihr dem Kind da an“ waren die ersten Reaktionen darauf, dass wir mit dem eigenen Wohnmobil den nordamerikanischen Kontinent bereisen wollten. Noch bevor Linda in die Schule kam, verbrachte sie bereits mehr als zwei Jahre auf Achse – über ein Jahr davon in Nordamerika. Aus heutiger Sicht können wir dazu nur sagen, dass es ihr mit absoluter Sicherheit nicht geschadet hat. Unsere Erfahrungen haben auch gezeigt, dass eher das Gegenteil der Fall war. Egal wo wir hinkamen, ob es der Campingplatz in Deutschland oder der "wilde Stellplatz" an der mexikanischen Karibikküste war, sobald Linda mit anderen Kindern zusammen kam, stellte weder Herkunft noch Hautfarbe oder gar die Sprache ein Hindernis zum spielen dar.

Was wir grundsätzlich feststellt haben ist, dass die USA, Kanada und Mexiko, im Gegensatz zu Deutschland und anderen Ländern in Europa, sehr kinderfreundliche Länder sind. Abgesehen von Spielcasinos, Nachtclubs und Bars sind Kinder überall herzlich willkommen und gern gesehene Gäste. Ob auf Campingplätzen, in Hotels, in Restaurants oder in öffentlichen Einrichtungen, überall gibt man sich die größte Mühe, den Aufenthalt der kleinen Gäste zu erleichtern und so angenehm wie nur möglich zu gestalten.

Jetzt gibt es da ein paar grundsätzliche Dinge, wie sich das Reisen ohne Kinder zum Reisen mit Kindern unterscheidet. Da wäre z.B. das Reisegepäck. Das sollte selbstverständlich auf das Alter des Kindes abgestimmt sein. Neben der richtigen Kleidung ist es fast noch wichtiger, für das Unterhaltungsprogramm die passenden Utensilien im Gepäck zu haben. Da darf natürlich der Schmuseteddy oder das Lieblingsauto nicht fehlen. Ebenso gehören Bücher, Hör- und Musik CD´s (MP3´s) oder eine kleine Spielesammlung mit hinein. Wir schauten uns unterwegs öfters mal eine Folge von „Pipi Langstrumpf“, „Michel aus Lönneberga“ oder aus der „Augsburger Puppenkiste“ auf dem Laptop an. Je nach Platzangebot können natürlich noch weitere Spiel- und Sportgeräte zur Freizeitgestaltung mitgenommen werden. Das Kinderfahrrad, ein Fußball und ein kleiner Lenkdrachen sowie die Angel- und Schnorchel Ausrüstung gehörten z.B. immer zu unserer Grundausstattung.

Selbst das Reisen mit Babys stellt keinerlei Probleme dar. Werden die Kleinen noch gestillt, ist sowieso alles Bestens. Haben die Kinder einmal Mamas Busen hinter sich, ist in allen Supermärkten und Naturkostläden das Angebot an Babynahrung mindestens genauso groß wie in Deutschland.

 

 

 

Nun möchten wir noch all denjenigen die eine Fernreise mit ihrer gesamten Familie unternehmen wollen ans Herz legen, dass das weit verbreitete Vorurteil dieser Art zu Reisen nichts für Kinder sei, über Bord zu werfen. Hab ihr das verinnerlicht, steht einer Familienreise nach Nordamerika oder sonst wohin nichts mehr im Wege.

Die mit Sicherheit bequemste und auch kinderfreundlichste Art mit dem Nachwuchs auf Reisen zu gehen, ist mit dem eigenen Camper. Damit ist man größtenteils unabhängig und die Kinder sind in ihrer vertrauten Umgebung. Auch in einem gemieteten Wohnmobil fühlen sich die jungen Touristen recht schnell heimisch. Für die Fahrt solltet ihr nach Möglichkeit den eigenen Kindersitz dabei haben. An den Mietstationen sind zwar Kindersitze erhältlich – aber es ist halt nicht der Vertraute. Nahezu jeder Campingplatz verfügt über einen Spielplatz oder besitzt einen Pool. Selbst die einfacheren Stellplätze in den National Parks haben immer einen großen Spielplatz – die Natur drum herum! Es ist von großem Vorteil, wenn ihr den auserwählten Campingplatz nicht erst bei Einbruch der Dunkelheit erreicht. Die Kinder haben so noch die Möglichkeit ihrer angestauten Energie freien Lauf zu lassen. Auch wir haben manchmal unser Nachtlager erst im Dunkeln erreicht. Für solche Fälle waren unsere mitgeführten Karten- und Würfelspiele Gold wert. Bei kleineren Kindern hilft auch oft Vorlesen über vieles hinweg. Eines unserer Rituale war, dass wir die geschossenen Bilder am Abend auf das Notebook übertrugen und so den Tag nochmals Revue passieren ließen.

 

Liebe geht durch den Magen, heißt ein altes Sprichwort. Serviert euren Kleinen doch gelegentlich mal etwas aus der heimischen Küche. Durch vertraute Speisen und Gerichte ist ein mögliches Aufkommen von Heimweh oder anderem Unbehagen schnell entgegenzuwirken. Manchmal hilft da schon eine Portion Spagetti mit Tomatensoße.

 

Auch bei der Routenplanung und der Saisonwahl sollten die Bedürfnisse der Kinder bedacht werden. Langer Bewegungs-mangel und große Hitze wirken sich mit Sicherheit schlecht auf die Laune und das Wohlbefinden der Jungreisenden aus. Oft liegen die ausgewählten Ziele weit entfernt voneinander. Daher sollten die einzelnen Tagesetappen sorgfältig geplant sein. Wir legten oft Stopps an Tierparks oder Zoos ein. Auch Badepausen an Stränden oder Seen sind nicht nur für die Kids eine willkommene Abwechslungen und Abkühlung. Liebend gerne werden auch andere Outdoor Aktivitäten von den Kleinen freudig angenommen. Selbst die Schnellrestaurants, die es auf diesem Erdteil in Hülle und Fülle gibt, verfügen zumeist über einen eigenen Spielplatz.

Da wir auf unseren Reisen immer unsere Meri dabei hatten, hielten wir sowieso regelmäßig an und unternahmen z.T. aus-giebige Spaziergänge.

 

 

Für die Zeit unserer einjährigen USA Reise 2012/2013 wurde Linda von der Schule befreit. Das bedeutete natürlich, dass wir auch auf Achse die Schule nicht vernachlässigen durften. Daher stand von Zeit zu Zeit "Homeschooling" auf dem Tagesplan. Hierfür wurde uns von der Schulleitung der gesamte Lehrplan für das anstehende Schuljahr mitgegeben. 

 

 

… und denkt immer daran – ihr seid auf Reisen, nicht auf der Flucht.