2019/2020 Nordamerika - Reisebericht 6

 

…langsam aber sicher geht unsere Nordamerika Reise dem Ende zu, wir sind quasi auf der Zielgeraden. Dort, wo sie vor genau einem Jahr begann, wird sie demnächst auch wieder enden – an der Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika.

Wie im letzten Reisebericht bereits angedeutet, war es uns schlussendlich doch nicht mehr möglich nach Kanada einzureisen. Die Grenzen sind nach wie vor, für Reisende aus den USA kommend, dicht. So „hangelten“ wir uns auf der amerikanischen Seite in Richtung Osten, immer an der kanadischen Grenze entlang. Dabei durchfuhren wir Regionen, die bei Amerikareisenden eher selten bis gar nicht auf dem Zettel stehen – aber keinesfalls uninteressanter sind. Manchmal kamen wir uns sogar vor wie die „letzten Mohikaner“. Seit unserem „Restart“, nach der auferlegten Zwangspause Ende Mai, trafen wir bis zum Ende auf keine weiteren ausländischen Reisenden mehr. Lediglich ein Paar aus Deutschland ist uns bekannt, die noch mit ihrem Camper in den USA unterwegs sind.

Erneut sind wir bei unserem Freund Dieter in Delaware angekommen. Hier können wir in aller Ruhe unser Fahrzeug für die anstehende Überfahrt von Baltimore/Maryland nach Hamburg vorbereiten und packen. Wir selbst werden in wenigen Tagen nun doch von Washington DC aus unseren Heimflug antreten.

 

Nachdem unsere Bremsbeläge in Astoria eingetroffen sind, werden wir von Bryan, in die heilige Halle der Werkstatt unseres Vertrauens, gebeten.

Nach nicht einmal einer Stunde ist alles erledigt. Erleichtert und mit dem Wissen, wieder eine funktionstüchtige Brems-anlage an Bord zu haben, rollen wir vom Hof und setzen voller Vorfreude unsere Reise fort.

Ein letztes Mal überqueren wir den Columbia River. Über die knapp 7 km lange „Astoria-Megler Bridge“ geht es nochmals nach Washington, den nordwestlichsten Bundesstaat der USA. Hier folgen wir wieder der „101“ entlang des Pazifik, die wie bereits beschrieben, ein Teil der legendären Panamericana ist.

Leider ist das Wetter nicht immer so, wie wir es gerne hätten. Nicht umsonst nennt sich dieser Bundesstaat auch „The Evergreen State“ – klar, bei über 300 Regentagen im Jahr. Entlang der Küste verläuft bis hoch nach Alaska, der noch größte zusammenhängende „temperierte Regenwald“ der Welt, der s.g. „Pazifische Regenwald“. Mittelpunkt davon ist der "Olympic NP". Auf ausgedehnten Wanderungen können wir diesen einzigartigen Naturraum ausgiebig bestaunen – stets begleitet von unzähligen und lästigen Moskitos.

Noch ein kurzes Stück folgen wir der „101“. Leider sind einige der wunderschönen Strände am nordwestlichsten Zipfel der USA gesperrt. Diese befinden sich auf den Gebieten der „Native Americans“, die sich seit der Ausrufung der Pandemie fast komplett von der Außenwelt abkapseln. Dies trifft im Übrigen auf alle Stämme der nordamerikanischen Ureinwohner zu.

Am Abend verabschiedet sich der Pazifische Ozean noch einmal mit einem farbenprächtigen Sonnenuntergang von uns, bevor wir ihn endgültig verlassen und uns auf den Weg nach Osten begeben.

Entlang der „Strait of San Juan de Fuca“, der Meerenge zwischen den USA und Vancouver Island, werfen wir auf die Schnelle noch ein paar sehnsüchtige Blicke nach Kanada hinüber. Von hier aus setzten wir auf unserer ersten Alaska Tour 2007 nach Kanada über.

Aufgrund der momentanen Situation, wollen wir soweit es uns möglich ist, die größeren Städte meiden. Daher geht es jetzt mit Fähren und über Brücken durch die wunderschöne vorgelagerte Inselwelt von Seattle. Dies erspart uns sowohl einen längeren Umweg über Land als auch die Fahrt durch die Megametropole der Hauptstadt Washingtons.

Auf unserem Weg gen Osten befindet sich der eher weniger bekannte "North Cascades National Park". Die Fahrt dorthin geht ausnahmslos an Farmland vorbei, auf dem fast nur "Organic" Produkte angebaut werden. Da es Wochenende ist, schlängelt sich eine Blechlawine durch den Park. Es ist Sommer und Hauptferienzeit dazu. Die Menschen zieht es nach all den Entbehrungen und Einschränkungen wieder raus in die Natur – wer könnte es ihnen verdenken. Nach einer ausgiebigen Wanderung, vorbei an Wasserfällen, Bergseen und schneebedeckten Gipfeln sehen wir zu, dass wir wieder Strecke machen.

Seit geraumer Zeit geht es permanent bergan. Zwischenzeitlich in Montana angekommen, erklimmen wir den nördlichen Teil der Rocky Mountains. Diese mächtige Bergkette erstreckt sich über 4.800 km von Britisch Columbia in Kanada bis runter nach New Mexico in den USA. Über die gesamte Länge ist sie ein einziges Naturspektakel.

In einer typischen "Drive Through" Manier erledigen wir kurzerhand einen fälligen Ölwechsel das bezeichnet man "Kundenservice".

Eher zufällig, quasi „by the way“, kommen wir an den „Kootenai Falls“ vorbei. Dabei handelt es sich um gewaltige Stromschnellen, die diesen Teil des gleichnamigen Flusses zu einem spektakulären Schauspiel werden lassen. Auf einem Rundweg sowie über eine Hängebrücke lassen sich die Stromschnellen zu beiden Seiten des Flusses wunderbar bestaunen und natürlich auch fotografieren.

Wir erreichen den "Glacier National Park", der im Norden an Kanada angrenzt. Über die Grenze setzt er sich als "Waterton Glacier NP" fort und wird daher im Gesamten als „International Peace Park“ bezeichnet. Wie der Name schon vermuten lässt, befinden sich in dieser Region noch einige größere Gletscher – Tendenz leider abschmelzend. Durch den Park verläuft eine 80 km lange Panorama Straße, die „Going to the Sun Road“. Ihr Verlauf ist teilweise recht spektakulär. Auf engen Serpentinen und an Felsüberhängen vorbei, windet sie sich bis auf knappe 2.100m hoch. Wir passieren zahlreiche Wasserfälle, die aufgrund der üppigen Schneemengen des vergangenen Winters z.T. über die Straße ablaufen. Zu beiden Seiten bietet sich uns ein fantastisches Gebirgspanorama.

Auf einer mehrstündigen Wanderung geht es nochmals an verschiedenen Wasserfällen vorbei. Zudem können wir zahlreiche Wildtiere beobachten. Hatten wir bei unserem letzten Besuch in 2007 im Glacier NP noch Grizzly Bären sehen können, halten sie sich dieses Mal leider etwas im Hintergrund.

 

Langsam aber sicher wird es heißer. Wir erreichen die „Great Plains“ – die weiten Prärien des Mittleren Westens. Waren diese Prärien noch vor 250 Jahren mit riesigen Herden von Bisons übersät, sah das 50 Jahre später schon ganz anders aus.

Dank strenger Schutz- und Jagdauflagen haben sich die Bestände zwischenzeitlich wieder sehr gut erholt. Des Öfteren lassen sich selbst vom Straßenrand aus größere Herden mit vielen Jungtieren beobachten.

 

Soweit das Auge reicht, ist nur noch fruchtbares Weideland zu sehen. Rinder- und Pferdezucht waren und sind nach wie vor der Hauptwirtschaftszweig dieser Region. Doch so nach und nach rücken immer mehr Ölförderpumpen in das landschaftliche Bild der Prärien vor. Riesige Erdöl- und Erdgasvorkommen werden hier vermutet. Allerdings sind sich die Experten immer noch uneins über die Folgen, die durch die in der Kritik stehenden Gewinnungsmethode „Fracking“ zu erwarten sind.

 

Auf unserer Weiterfahrt erreichen wir den Missouri River und folgen ihm ein Stück flussabwärts. Am „Fort Peck Lake“, einem großen Stausee des Missouri, lassen wir uns für ein paar Tage nieder. Wir genießen die sommerlichen Temperaturen und lassen einfach mal wieder die Seele baumeln.

Am Abend gibt es dann rote Würste vom Feuer mit frisch gebackenen Weckle – für die Nichtschwaben sind das Semmeln, Schrippen oder auch als Brötchen bekannt.

In der angrenzenden Marina rockt am Samstagabend eine Live-Band. Es ist schön zu sehen, dass die jungen wie auch die älteren Menschen wieder Spaß und Freude am Leben und Feiern haben – da dürfen wir natürlich nicht fehlen und rocken mit.

Selbstverständlich läuft alles unter strenger Berücksichtigung der vorgegebenen Corona Schutzmaßnahmen ab – ist doch klar.

Das Reisen, in Zeiten von Corona, unterscheidet sich von unseren seitherigen Reisen doch gewaltig. Zwar sind alle National Parks und sonstige nationale Einrichtungen wieder geöffnet, doch die dazugehörigen Besucherzentren werden je nach Vorgaben des jeweiligen Bundesstaats unterschiedlich gehandhabt. Sehenswürdigkeiten und Attraktionen die sich auf den Gebieten der Native Americans befinden sind absolut tabu. Campingplätze in National Parks, wie auch in den State Parks, können oftmals nur noch nach vorheriger Online-Reservierung genutzt werden.

Die Amerikaner sind ein reisefreudiges Volk. Auch in diesen wirtschaftlich etwas schwierigen Zeiten lassen es sich die wenigsten nehmen, ihren Urlaub oder ihren Wochenend-Trip anzutreten. Wir sehen auch wesentlich mehr Menschen bei Freizeitaktivitäten in der freien Natur als es früher der Fall war. Die Hälfte aller Restaurants und Bars haben leider noch geschlossen – viele davon werden wohl leider nie wieder öffnen. Ebenso wurde dem Großteil aller öffentlichen Veranstaltungen eine Absage erteilt. Je nach Bundesstaat müssen in Geschäften und Einkaufszentren die obligatorischen „Maultäschchen“ getragen werden. Anproben von Kleidung und Schuhen sind strengstens verboten, aber Umtausch ist kein Problem – das soll mal einer verstehen!

Obwohl wir mit all diesen Einschränkungen unsere Reise fortführen, gibt es aber auch Erfreuliches zu beobachten. Die Amerikaner haben trotz der Auflagen und der vielen negativen Presse aus dem Ausland ihre Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit und ihr Zuvorkommen, uns und ihren Mitmenschen gegenüber, nicht verloren – und das stimmt uns positiv.

Nach so viel Entspannung am "Fort Peck Lake" begeben wir uns wieder auf die Straße. Es ist ein guter Tag um erneut Strecke zu machen. Es ist grau und regnerisch und die Temperaturen bewegen sich wieder in einem angenehmen Wohlfühlbereich.

Wir überqueren die Grenze nach North Dakota. Dort befindet sich unmittelbar am Missouri River das "Fort Union", das Mitte des 19. Jahrhunderts ein zentraler Handelsposten war. Von hier aus verlief der gesamte Fellhandel mit den Ureinwohnern des mittleren Westens der USA und dem angrenzenden Kanada, hin zur Ostküste und bis nach Europa.

Während eines Rundgangs im Fort, können wir uns über die Vorgehensweise und die Gepflogenheiten eines solchen Handels ausgiebig informieren.

Etwas weiter im Süden befindet sich der zweigeteilte "Theodore Roosevelt NP". Da wir vor acht Jahren bereits den südlichen Teil besucht haben, beschränken wir uns dieses Mal auf den eher weniger frequentierten Nordteil des National Parks. Auch dieser Teil besteht überwiegend aus Prärien und den s.g. „Badlands“. Letzteres sind Landstriche, die für Farmland zumeist unbrauchbar und durch ihre steile und schroffe Beschaffenheit nur schwer zu durchqueren sind. In die Badlands wurden in den frühen Jahren der Nation die damals unliebsamen Ureinwohner des Landes in Reservate verbannt. Die Hauptattraktionen sind heute die einzigartige Landschaft sowie die reichhaltige Tierwelt – allen voran die Präriehunde und Bisons. Auf einer etwa 45 km langen Panoramastraße durch den Park lässt sich Flora und Fauna wunderbar erleben.

Zusehens bessert sich das Wetter und auch das Thermometer steigt wieder auf sommerliche Werte. Wir besuchen den „Lewis & Clark Interpretive Center“, der sich am Missouri River befindet. Im dortigen Museum wird die Lewis & Clark Expedition von 1804-1806 sehr anschaulich dargestellt. Die beiden Entdecker wurden vom damaligen Präsidenten Thomas Jefferson entsandt, um eine schiffbare Route in den Westen zu finden. So folgten sie von St. Louis aus dem Missouri River flussaufwärts, überquerten die Rocky Mountains und ließen sich zu guter Letzt den Columbia River flussabwärts treiben. Dort erreichten sie den Pazifik. In der Nähe des Museums befindet sich das „Fort Mandan“, wo die Expeditions-Crew den ersten Winter verbrachte.

Unzählige Male wurden wir schon darauf angesprochen und gefragt, was wir mit der „Lewis & Clark Expedition“ zu tun hätten. Uns hat diese Expedition und ihre Teilnehmer schon immer fasziniert. Da wir zudem einen Großteil dieser Route bereits bereist haben, gab es uns den Anlass, das offizielle Logo dieser Expedition auf unserem Fahrzeug anzubringen. 

Wir erreichen Minnesota. Hier befindet sich nicht nur der Quellsee des Mississippi, die Bewohner nennen ihren Bundesstaat auch „The State of 10.000 Lakes“ – und was damit einhergeht kann sich sicherlich jeder denken. Wo wir gehen und stehen werden wir umschwärmt – leider aber nur von Moskitos.

 

Unsere Route führt uns jetzt wieder mehr in nördliche Richtung, in die unmittelbare Nähe der kanadischen Grenze. Dabei stoßen wir des Öfteren auf Hinweisschilder, die uns an einen der zahlreichen Grenzübergänge führen würden.

Uns bleiben allerdings nur ein paar wehmütige Blicke über den „Rainy River“ hinüber nach Kanada.

 

Direkt an der Grenze befindet sich der "Voyageurs NP". Und wie soll es hier auch anders sein, der Park besteht quasi „nur“ aus unzähligen Seen, Kanälen und Inseln – ein Paradies für Angler und Motorbootfahrer. Da wir uns für das Erste nicht begeistern können und das Zweite nicht dabei haben, gehen wir wieder hiken. Doch das ist ein einziger Kampf – Mensch gegen Tier.

 

Auf unserer Weiterfahrt nach Osten haben wir jetzt die „Great Lakes“ erreicht. Der Lake Superior ist dabei nicht nur der Größte der fünf „Großen Seen“, sondern auch flächenmäßig der größte Frischwassersee der Welt. Wisconsin hat mit etwa 400km Küstenläge zwar den geringsten Anteil am Lake Superior, doch dafür befinden sich hier die Inseln der "Apostel Islands", die auch als National Park deklariert sind. 

Auf einer mehrstündigen Bootstour durch diese einzigartige Inselwelt, lassen sich die Inseln am Abend in einem tollen Licht wunderbar von der Seeseite betrachten. Zudem erfahren wir viel über die Nutzung der Inseln von der Pionierzeit bis heute. Sicherlich haben sich die ursprünglichen Namensgeber verzählt, denn der National Park umfasst weit mehr als nur zwölf Inseln.

Zwischenzeitlich wurden wir benachrichtigt, dass unsere neu gebuchten Flüge auch nicht mehr stattfinden werden – Singapore Airlines führt jetzt ebenfalls keine Flüge aus den USA nach Europa mehr durch. Ein paar Tage später buchen wir den dritten Satz an Flügen. Nun soll es von Washington DC aus über Lissabon zurück in die Heimat gehen – mal sehen, was daraus wird.

Derweil sind wir im nördlichen Teil von Michigan angekommen, der s.g. „Upper Peninsula“. Über die 8,5km lange „Mackinaw Bridge“, die die Seen Michigan und Huron trennt, erreichen wir den südlichen Teil des Bundesstaates. In New Era besuchen wir Birgit die ursprünglich aus Hardheim stammt, aber schon viele Jahre hier lebt. Bei ihr hatte bereits unser „James“ von 2007-2008 überwintert, als wir aus Alaska zurückkamen.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Birgit und ihrem Sohn Clayton. Wir unternehmen Wanderungen in den Sanddünen des "Sleeping Bear Dunes National Park" und paddeln mit dem Kajak den „Stoney River“ entlang, bis er in den Lake Michigan mündet. Wie bei jedem Besuch, lassen wir es uns auch diesmal nicht nehmen, gemeinsam die „weltbesten“ Burgers im „Brown Bear“ in Shelby zu genießen.

Ebenso können wir für den Endspurt den Iveco nochmals auf Vordermann bringen sowie das Frischwasser und die Vorräte aufstocken. Den Beiden nochmals ein dickes Dankeschön für die schöne gemeinsame Zeit.

 

Einen letzten Stopp am Lake Michigan legen wir noch im "Indiana Dunes National Park" ein, der sich an der äußersten Südspitze des Sees befindet.

Auf unserer Fahrt durch Ohio durchqueren wir ein großes Siedlungsgebiet der „Mennoniten und Amishen“. Zwei Glaubensgemeinschaften die im Laufe des 18. Jahrhunderts aus Europa kamen und sich in der neuen und freien Welt niederließen. Noch heute praktizieren viele von ihnen eine sehr einfache Lebensweise und lehnen einen Großteil der Annehmlichkeiten der modernen Zeit weitestgehend ab.

 

Ab Toledo folgen wir der kleinen, aber feinen, Küstenstraße entlang dem Lake Erie. Immer wieder legen wir Badestopps an den wunderschönen Sandstränden ein und genießen das sommerliche Wetter.

 

Auf dieser Reise konnten wir bereits viele Weißkopfseeadler sehen und ausgiebig beobachten. Doch an unserem letzten Strand war es uns vergönnt, eines dieser amerikanischen Wappentiere in aller Ruhe bestaunen und fotografieren zu können. Ein junges Männchen hat sich unmittelbar an unserem Camper niedergelassen und zeigt uns von allen Seiten seine prächtige Schönheit – einfach nur traumhaft.

 

Kurz vor Cleveland schwenken wir nach Süden ab und nehmen den "Cuyahoga Valley NP" mit. Hier befinden sich die Reste des einst 175km langen „Ohio & Erie Canal“, der den Ohio River mit dem Lake Erie verband. Etwas weiter im Süden, sind noch vereinzelte Schleusen und Teile des 300km langen Kanalsystems des „Chesapeake & Ohio Canal“ zu sehen. Mit diesen beiden Kanälen war ab der Mitte des 19. Jahrhunderts der Atlantik mit den großen Seen verbunden und somit eine neue Handelsroute geschaffen worden.

Es ist heiß und vor allem drückend schwül geworden. Abkühlung finden wir jetzt u.a. im glasklaren „Potomac River“. Wir ziehen es allerdings vor, die nächsten Tage erneut in den kühleren Regionen des "Shenandoah NP" zu verbringen. Dabei folgen wir ein längeres Stück dem uns bereits bekannten „Skyline Drive“, der auf dem Höhenzug der Appalachen verläuft. Hier oben erwartet uns dann eher das Kontrastprogramm – es ist regnerisch und angenehm kühl geworden. Auf einer angrenzenden Wiese können wir sogar ein paar gefräßige Truthahngeier bei ihrer Arbeit als „Saubermänner der Natur“ beobachten.

Dann ist es soweit, wir holen Linda am Flughafen in Washington DC ab. Nach über 11 Monaten Aufenthalt in Phoenix/AZ, wird sie mit uns in knapp zwei Wochen die USA wieder verlassen. Doch bis dahin wollen wir noch gemeinsam ein paar schöne Tage am Strand verbringen. Allerdings staunt Hajo nicht schlecht, wen Linda aus ihrer zwischenzeitlichen „Wahlheimat“ mit dabei hat – es sind Sandra und Don. Die Beiden wollen es sich nicht nehmen lassen, einen Teil unserer verbleibenden Reisetage noch gemeinsam mit uns zu genießen und zudem Hajo´s anstehenden runden Geburtstag zu feiern – super eingefädelt von Bernadette und Linda.

Unser gemeinsames Ziel ist nun der "Assateague Island NP", der sich entlang der Atlantikküste in den Bundesstaaten Maryland und Virginia befindet. Die etwa 60km lange vorgelagerte Düneninsel ist ein einziger Sandstrand und darf teilweise auch unter strengen Auflagen mit 4x4 Fahrzeugen befahren werden. Ebenso gibt es viele Wildponys in dem Biosphärenreservat, die sich von den Besuchern nur sehr wenig beeindruckt zeigen.

 

Nach fünf Tagen „intensivem“ Kurzurlaub und überstandener Geburtstagsfeier verabschieden wir uns endgültig von Sandra und Don.

Den Beiden auf diesem Wege nochmals ein herzliches Dankeschön für die gelungene Überraschung und die unvergessliche gemeinsame Zeit in Arizona und hier im "Assateague Island NP" in Maryland und Virginia.

Tags darauf bringen wir die letzte Etappe hinter uns. Entlang der hier doch sehr touristisch geprägten Atlantikküste sowie der eher ruhigeren Scenic Route der „Delaware Bay“, fahren wir erneut zu Dieter nach Bear in Delaware. Wir werden bereits erwartet, denn die Obereisesheimer Flagge ziert schon wieder die Front seines Hauses.

Eine Geburtstagsüberraschung hat er auch für Hajo parat. Es ist eine Torte mit einem Bild von den Beiden während unseres letzten Besuches – tolle Idee, vielen Dank.

Dann ist es soweit. Voller Wehmut müssen wir unser rollendes Zuhause der letzten 12 Monate im Hafen von Baltimore zur Verschiffung abgeben – doch in drei Wochen wird es in Hamburg ein freudiges Wiedersehen geben.

In den verbleibenden Tagen können wir uns noch entspannt auf die anstehende Heimreise bestens vorbereiten – noch wissen wir nicht was uns dort erwartet. Wir verbringen zusammen mit Dieter noch ein paar schöne Tage bei ihm Zuhause und in der näheren Umgebung. Dabei lassen wir gemeinsam das vergangene Jahr mit allen Ereignissen sowie Höhen und Tiefen, bei dem einen oder anderen Bierchen, Revue passieren. Auch dir, lieber Dieter, ein dickes „Thank you Buddy“ für diese nicht selbstverständliche Gastfreundschaft und die tolle gemeinsame Zeit.

 

Fazit:

Zum Abschluss unseres letzten Reiseberichtes, wollen wir an dieser Stelle noch ein kleines Fazit ziehen – wie das ausfallen wird, könnt ihr euch sicherlich schon denken.

Nach knapp 42.000 „fast“ unfallfreien Kilometern, stehen wir nun kurz vor unserem Heimflug. Auf unserer Reise durch 30 Bundesstaaten der USA und entlang der Baja California in Mexiko, durften wir wieder viele nette, liebe und interessante Menschen kennenlernen. Dabei haben wir zumeist neue und interessante Destinationen erkunden und bestaunen können und einige uns bereits bekannte und vertraute Orte erneut besucht. Auf Grund der ausgerufenen Pandemie, mit all den bekannten Begleiterscheinungen, mussten wir unsere ursprünglich vorgesehene Route mehrfach den neuen Umständen anpassen. Uns war es leider nicht mehr möglich nach Kanada und Alaska zu reisen. Jedoch hatten wir so die Möglichkeit, Regionen der Vereinigten Staaten zu entdecken die uns bis dahin noch unbekannt waren. Ebenso das Land und seine Menschen noch besser kennenzulernen.

Mit unserem neuen Reisemobil sind wir mehr als zufrieden. Es ist ein wesentlich entspannteres und komfortableres Reisen, als es mit dem „James“ noch der Fall war. Was aber auf gar keinen Fall heißen soll, dass das Reisen mit unserem ehrwürdigen Camper weniger interessant war. Mit der Tatsache, ein Allrad Fahrzeug unter dem Hintern zu haben, ließen sich jetzt ganz andere Strecken und Pisten befahren – wenn auch mal ein Reifen platzte oder auch die Bodenhaftung etwas verloren ging. Das sind halt die kleinen Opfer, die dem Gott der Reisenden zu entrichten sind ;-)

Es war die Jungfernreise für unseren Iveco und es sollen noch viele weitere Reisen folgen. Daher werden wir ihn, anhand einer angelegten „Todo-Liste“, noch besser an unsere Reisebedürfnisse anpassen und ein paar geringfügige Unschärfen nachoptimieren.

Auch für Linda war dieses Jahr mehr als „nur“ ein Jahr Auszeit. Sie hat während dieser Zeit einen riesigen Schritt in das „Erwachsenenleben“, mit all den Verantwortungen und den damit verbundenen Annehmlichkeiten und Herausforderungen, gemacht. Selbstverständlich kamen dabei auch der Spaßfaktor und das Reisen absolut nicht zu kurz.

 

Was werden wir vermissen?

Es sind die vielen alten und neuen Freunde und Bekannten, die uns zwischenzeitlich sehr vertraut sind. Die stets freundlichen und immer hilfsbereiten Menschen, die uns täglich begegneten und uns auch unter den schwierigen Umständen aufgeschlossen und respektvoll entgegentraten. Oft war es nur ein einfaches „Hello“ oder ein „…how are you doing today“ eines uns fremden Menschen mit einem lächelnden Gesicht.

Die immense Anzahl und Vielfalt der Naturschönheiten sowie die vielen National Parks und Schutzgebiete in Nordamerika. Angefangen bei den subtropischen Sümpfen im Süden bis hin zu den Gletschern im Norden. Die riesigen Bergketten mit den bekannten und auch weniger bekannten Canyons. Die unzähligen Seen und die mächtigen Ströme die diesen Kontinent durchziehen. Nicht zu vergessen die tausende von Kilometern Küste mit den unvergleichlichen Stränden. Dazwischen immer wieder kleine, große und schier unendlich erscheinende Wüsten oder Wälder. Selbiges gilt natürlich auch für Flora und Fauna. Hier wieder alles aufzuzählen, würde jetzt allerdings den Rahmen sprengen – wer jemals für eine längere Zeit auf diesem Kontinent verweilte oder reiste, wird wissen, was wir damit ausdrücken wollen.

 

Was erwartet uns Zuhause?

Dort sind es die Familien, Freunde (wobei wir diesen Begriff zwischenzeitlich neu definiert haben), Kollegen und Nachbarn, die wir für ein ganzes Jahr nicht gesehen haben. Auch der Besuch der „Stammkneipe“ wird wieder ein freudiges Ereignis sein. Wir werden zurück in unseren „gewohnten“ und größtenteils geregelten Tagesablauf einkehren, den wir vor einem Jahr verlassen haben. Hajo wird ebenso wieder zu seiner täglichen Arbeit zurückkehren, wenn auch nur noch für eine kurze Zeit. Für Bernadette war diese Reise allerdings die Erkenntnis, dass sie ihre Arbeit nicht nur von Zuhause aus erfolgreich ausüben kann. 

Tatsache ist allerdings auch, dass wir ein verändertes „Zuhause“ antreffen werden. Das Deutschland, das wir vor einem Jahr hinter uns ließen, wird es leider so nicht mehr geben. Mitte März hat sich auch dort das Leben, so wie wir es bisher kannten, komplett verändert – und das kennen wir noch nicht. Daher gilt es für uns zu lernen, damit umzugehen.

Was uns aber auf jeden Fall erwarten wird ist die Tatsache, dass der Spruch „…nach der Reise ist vor der Reise“ zutrifft und hierfür mangelt es uns weder an Reisezielen, Ideen oder an Projekten.

An dieser Stelle möchten wir uns bei all denjenigen bedanken, die uns während dieser Reise „von Zuhause aus" oder ebenfalls "von unterwegs" begleitet haben. Es hat sehr viel Spaß gemacht, unsere Reiseerlebnisse und Erfahrungen mit euch teilen zu dürfen. Ein dickes Dankeschön auch dafür, dass so viele von euch loyal mit uns in regem Kontakt und Kommunikationsaustausch geblieben sind. Vor allem nach dem Beginn der „Corona Krise“, als die Meinungen darüber doch oftmals sehr weit auseinandergingen. Viele alte Freundschaften wurden während dieser Zeit auf eine sehr harte Probe gestellt. Manche davon zerbrachen letztendlich aus "Respektlosigkeit" und mangelnder "Akzeptanz" – oder waren es doch ganz andere Gründe?