2025 Afrika - Entlang der Westroute / Mauretanien

 

Wir sind an der Grenze zu Mauretanien angekommen und zwischenzeitlich mit vier Fahrzeugen unterwegs. Mit Dorothea, Volker und ihrem MB Reisetruck sind wir bereits seit Beginn des Jahres auf Achse. Atilla war schon mehrfach mit seinem 4x4 Sprinter im Senegal und konnte uns viele Tipps geben. Er möchte nur nicht alleine die Wüstentour entlang der Eisenerzbahn fahren. Ab der Grenze gesellt sich dann noch ein weiterer Iveco, mit  Nicole und Knuth dazu. Schon am frühen Morgen stellen wir uns in die Reihe, damit es bei der Grenzöffnung für die Ausreise aus Marokko schneller geht. Bei der Visaabfertigung stellen wir fest, dass wir eine Punktlandung hingelegt haben – nach exakt 90 Tagen reisen wir aus. Danach geht es mit dem Fahrzeug durch den Scanner – alles ok. Nach Aushändigung der Papiere fahren wir durch drei Kilometer Niemandsland und erreichen das Territorium von Mauretanien. Jetzt vertrauen wir uns "Sheik" an, der quasi als „Grenzhelfer“ alles für uns erledigt – Visum, Passavant und Kfz-Versicherung sowie Geldwechsel zu einem guten Kurs. Dank seiner Hilfe findet auch die Kontrolle des Fahrzeuges so gut wie nicht statt – Einfuhren von Alkohol und Schweinefleischprodukten sind nämlich verboten. Nach ca. 90 Minuten sind wir durch und reisen nach Mauretanien ein.

...die Abfertigungsgebäude sehen hier schon etwas anders aus

Schlagartig ist die Qualität der Straßen nicht mehr die, wie wir sie noch aus Marokko gewohnt waren. Entsprechend vorsichtig fahren wir weiter. Da wir bereits vor Grenzübertritt die nötigen Einkäufe getätigt haben, lassen wir die Küstenstadt Nouadhibou vorerst aus. Evtl. schauen wir sie uns auf der Rückfahrt noch an. Die nächsten vier Tage wollen wir nun etwa 400km dem Schienenverlauf des berühmten "Mauretanischen Eisenerzzug" bis nach Choum folgen. Am Ende des kleinen Dorfes Bou Lanouar starten wir unsere Tour in die Wüste. Dafür muss aber zunächst der Reifendruck ordentlich reduziert werden, da der Großteil der Piste im Sand verläuft.

Die Piste verläuft immer entlang dem Schienenstrang. Mal etwas näher dran, mal etwas weiter weg davon – aber permanent in Sichtweite. Es dauert nicht lange, bis wir den ersten Zug mit etwa 150 Waggons zu sehen bekommen. Teilweise sollen es schon mehr als 200 gewesen sein, dann ist er sogar über 3km lang. Bereits von Weitem kann man den Strahltross mit den drei mächtigen angehängten Loks erkennen bzw. hören. Viele Einheimische benutzen die Eisenerzwaggons auch als kostenlose Mitfahrgelegenheit. Nachdem alle Waggons vorüber sind, verschwindet der gesamte Stahlverband wieder in einer riesigen Sand- und Staubwolke.

Verläuft der Track zu nahe an den Schienen, müssen wir höllisch auf die vielen herumliegenden und zumeist auch scharfkantigen Eisenteile aufpassen. Schon so manchem Offroad Fahrer bescherten diese Teile einen platten Reifen. Ebenso sind reichlich Kamele entlang der Bahnlinie anzutreffen – doch nicht jedes schafft es rechtzeitig von den Gleisen zu kommen.

Während eines technischen Stopps des Zuges haben wir kurz die Möglichkeit, mit dem Zugführer zu sprechen. Eine Besichtigung der Lok lehnt er allerdings strikt ab. Ein kurzes Stück weiter befindet sich ein „Waggon Friedhof“. Dabei handelt es sich um unzählige entgleiste Waggons, die nach einem Zugunglück einfach an Ort und Stelle liegengelassen wurden und jetzt vor sich hin rosten.

Unsere Übernachtungsplätze während dieser Zeit wählen wir etwas abseits der Bahnlinie. Da täglich 3-4 Züge rund um die Uhr in jede Richtung fahren ist es auf jeden Fall ratsam, sich etwas von den Gleisen fernzuhalten um seine Nachtruhe genießen zu können.

Entlang der gesamten Bahnstrecke findet man immer wieder vermeintlich verlassene Dörfer – s.g. "Lost Places". Dabei handelt es sich jedoch um ehemalige Arbeitersiedlungen, die zwischenzeitlich von Nomaden in Beschlag genommen wurden. Diese verstehen es auch sehr gut, die alten bzw. ausgedienten Eisenbahnschweller für eine neue Bestimmung einzusetzen – wenn das keine gelebte Nachhaltigkeit ist. Trotzdem sehen wir auch einige Nomaden, die noch in ihren traditionellen Zelten leben.

Während eines kurzen Stopps am Bahnhof von Tmeimichat, fährt gerade einer der Züge vorbei. Schon beim Versuch ein paar Bilder zu schießen, werden wir von bettelnden Kindern und Erwachsenen umzingelt. Das Verteilen von unseren restlichen mitgebrachten Klamotten wird zwar freudig angenommen, allerdings auch von den anwesenden Männern äußerst genau beobachtet. 

Nach ein paar doch noch recht heftigen Sandpassagen, sehen wir schon von weitem den „Ben Amira“. Dabei handelt es sich um den größten Monolithen Afrikas sowie dem drittgrößten, neben dem Uluru und dem Mt. Augustus in Australien, weltweit. Unter einem Monolithen versteht man einen zusammenhängenden Felsen, der aus nur einer Gesteinsart besteht – in diesem Fall aus Granit. Doch um an den 633m hohen Felsen zu gelangen, müssen wir uns zunächst eine geeignete Gleisüberfahrt suchen. 

Unmittelbar am Fuße des "Ben Amira" schlagen wir unser Nachtlager auf. Doch zunächst müssen wir erstmal nachtanken, da die Kapazität unseres Tankes leider (noch) nicht so groß ist und die Tiefsandfahrten den Verbrauch doch recht ordentlich in die Höhe getrieben haben. Danach können auch wir uns dem gemütlichen Teil des Abends zuwenden.

Am nächsten Morgen fahren wir noch zu der kleinen Schwester des Ben Amira, dem Monolithen "Aicha", der sich etwa 10km entfernt befindet. Am Fuße von "Aicha" haben mehrere Künstler bizarre Kunstwerke an den verschiedenen Granitfelsen hinterlassen.

Wir wollen jetzt zusehen dass wir aus diesem Sandkasten rauskommen, da sich ein Sandsturm ankündigt – denn dann wird das Navigieren richtig schwer und die Piste ist kaum noch zu erkennen. Nachdem wir wieder Asphalt unter den Rädern haben und auch der Reifendruck wieder auf einem normalen Wert gebracht ist, können wir bereits die ersten Auswirkungen des Sandsturms sehen.

Die nächsten Tage verbringen wir entspannt in Atar im Camp "Bab Sahara". Hier können wir uns wieder lecker bekochen lassen, unsere Wäsche waschen, das Fahrzeug auf Vordermann bringen und treffen zudem weitere Langzeitreisende. Dabei werden unter Gleichgesinnten auch die aktuellsten Tipps ausgetauscht, die jeder wissen sollte – egal, in welche Richtung man fährt.

An einem der Tage bummeln wir auch durch den Ort Atar. Wobei bummeln hierfür überhaupt nicht das richtige Wort ist. Nicht nur, dass wir uns im drittärmsten Land der Welt befinden, auch den meisten Menschen hier fehlt es an Bildung, Verständnis und Herzlichkeit. So werden wir nicht nur ständig angebettelt, sondern müssen auch oft genug miterleben, wie auf Esel, Ziegen oder Hunde eingedroschen wird.  Auch die Märkte sind z.T. doch sehr überschaubar sortiert. Müll ist immer und überall gegenwärtig. Und wenn es hier schon eine "Müllabfuhr" gibt, kann man sicher sein, dass das Gesammelte sehr ortsnah in der Wüste entsorgt wird.

Wenn wir uns die Fahrzeuge hier so ansehen fällt sehr schnell auf, dass die Marke mit dem Stern der absolute Platzhirsch ist. Allerdings ist nur sehr schwer daran zu glauben, dass diese Schrottkisten sich überhaupt noch vom Fleck bewegen. 

Nach ein paar Tagen der Entspannung machen wir uns wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel ist die "Tergit Oase", die sich in einer Schlucht westlich des "Adrar-Plateaus" befindet. Die Dattelpalmenoase, wie auch der kleine Ort davor, ist wunderschön von mehreren Tafelbergen umgeben. Wir erkunden die Oase, während wir dem kleinen Flusslauf immer weiter nach oben folgen.

Auf unserer weiteren Fahrt in den Süden Mauretaniens, folgen wir zumeist der "N3". Was hier als "Nationalstraße" deklariert ist, entpuppt sich für uns sehr oft als eine Sandpiste. Wir durchfahren viele Dünenfelder, durch die auch diese Straße führt. Ganze Ortschaften versinken langsam aber sicher im Sand – die Wüste breitet sich unaufhaltsam immer weiter aus. Dazu lernen wir ganz neue Verkehrsschilder kennen, die hier hier am Straßenrand aufgestellt sind. Andere wiederum verschwinden in den Sanddünen.

Was des einen Leid, ist des anderen Freud. In dieser, für uns teilweise atemberaubenden Landschaft, finden wir jeden Tag einen tollen Übernachtungsplatz. Wir werden mit farbenprächtigen Sonnenunter- wie auch Sonnenaufgängen beschenkt.

An einem unserer Übernachtungsplätze in der Savanne, bekommen wir am Morgen Besuch von einer kleinen aber sehr zutraulichen Ziegenherde. Später gesellen sich auch noch ein paar Kamele dazu – darunter auch ein eher selten zu sehendes weißes Kamel.

Landschaftlich hat Mauretanien durchaus sehr viel zu bieten. Gebirge, Wüsten, Oasen und auch Strände. Ebenso sieht es auch mit der Tierwelt aus. Neben den wilden Eseln und Kamelen sehen wir auch immer wieder Affen. Zu den Sandkrokodilen sind wir allerdings nicht gefahren, denn dafür hätten wir sehr weit in den Osten fahren müssen – und das alles nur Piste. Das Tankstellennetz ist entgegen aller Unkenrufen recht gut ausgebaut. Doch Vorsicht, vor dem Tanken zuerst die Zapfsäulen gut anschauen. 

Langsam aber sicher nähern wir uns dem "Senegal Fluss", der teilweise die Grenze zum Senegal bildet. Die Luft ist längst nicht mehr so trocken, wie sie es in den nördlichen Regionen des Landes noch war. Die Landschaft wird immer grüner und immer mehr grüne Felder sind zu sehen. Auch viele Rinder- und Ziegenherden grasen an den Tümpeln der Seitenarme des Flusses. 

Unsere letzte Nacht in Mauretanien verbringen wir völlig unspektakulär hinter einer Tankstelle. Noch vor Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg zur Grenze. Wir wollen aber nicht den Grenzübergang mit der Fähre bei Rosso nehmen, da es hier für Touristen wohl immer zu langen Wartezeiten kommen soll. Wir ziehen den Grenzübertritt bei Diama vor. Dafür müssen wir jedoch über einen ca. 40km langen Damm fahren, der größtenteils aber auch durch den "Diawling NP" führt. Die Route über den Damm entpuppt sich recht schnell als eine äußerst ruppige Sand- und Wellblechpiste – hat natürlich auch wieder was von "Offroad Feeling". Jetzt, in der Trockenzeit, ist der Damm einigermaßen gut zu befahren. Wäre aber während der Regenzeit nicht unbedingt unser Favorit. 

Und wieder lernen wir ein neues Verkehrsschild kennen: "Warzenscheine kreuzen". Es dauert auch nicht lange, bis wir die ersten Borstentiere zu sehen bekommen – besonders scheu sind sie allerdings nicht. Neben den Warzenschweinen gibt es natürlich auch reichlich Vögel zu beobachten. Außer den üblichen Flamingos und Reihern, sehen wir diesmal auch viele Pelikane. Leider können wir von den angekündigten Krokodilen keines in den umliegenden Gewässern entdecken.

Am Ende des Damms stehen wir vor der Grenze. Die Ausreise aus Mauretanien geht nach afrikanischem Maßstäben doch recht zügig vonstatten. Nachdem wir den Schlagbaum auf mauretanischer Seite passiert haben, geht es über eine kleine Schleusenanlage zum nächsten Schlagbaum – jetzt heißt es Ruhe und Geduld bewahren, denn die Einreise in den Senegal steht uns bevor.