2023 Marokko (5) – ...aus der Wüste über den Hohen Atlas
Wir haben die Oasenstadt Zagora erreicht und installieren uns für die nächsten zwei Tage auf einem schönen Campingplatz inmitten eines Palmenwaldes.
Zunächst steht wieder technischer Dienst an den Fahrzeugen auf dem Plan. Nachdem auch wir uns den Wüstensand abgewaschen haben, lassen wir den Tag bei einer Runde landestypischem "Pfefferminztee" und später mit einer leckeren "Tajin" im angrenzenden Restaurant ausklingen.
Mit Ali, einem Bekannten von Brigitte und Ingo aus früheren Reisen nach Marokko, besuchen wir am Folgetag die Töpferstadt Tamegroute. Der Ort ist im marokkanischen Töpferhandwerk auch für die Stadt der "grünen Keramik" bekannt. Doch zunächst statten wir der örtlichen "Bäckereikooperative" einen Besuch ab und decken uns mit frischem Brot ein.
In einer großen Töpferei können wir uns den kompletten Prozess der Herstellung, von der Formgebung an über das Brennen bis hin zum Verkauf, von Keramikwaren anschauen. Bei Letzterem kann natürlich die Eine wie auch der Andere kaum widerstehen ;-)
Unmittelbar am Campingplatz entdecken wir noch ein kleines Schmuckstück, das sicherlich seine besten Tage schon längst hinter sich hat. Uns fiel auf, dass in Marokko noch recht viele R4 auf den Straßen unterwegs sind. Der Zustand dieser Fahrzeuge ist allerdings zumeist mehr schlecht als recht.
Nachdem wir unsere Vorräte sowie die Tanks in Zagora wieder aufgefüllt haben, machen wir uns erneut auf den Weg in die Wüste. Bis Mhamid fahren wir noch auf kleineren Straßen und über Asphalt – dann haben wir wieder Sand unter den Rädern. Zeitweise führt unsere Route in einem ausgetrockneten Flussbett entlang, das z.T. mit sehr tiefem Sand bedeckt ist.
Am Nachmittag erreichen wir eine weitere größere Ansammlung von unterschiedlich großen Dünen, "Erg Chigaga". Auf einer kleinen Anhöhe zwischen den Dünen schlagen wir unser Nachtlager auf. Wir genießen die Abendsonne und verfolgen beeindruckt die immer länger werdenden Schatten. Nach einem Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch, lassen wir wieder den Tag am Lagerfeuer bei interessanten Gesprächen ausklingen.
Seit geraumer Zeit beginnen wir die Tage mit einer entspannten Runde Yoga. Während des Sonnenaufgangs absolvieren wir unter fachkundiger Anleitung von Ruth jeden Morgen eine neue Übungseinheit – vielen Dank dafür.
Der nächste Morgen führt uns an einer weiteren verlassenen Lehmbausiedlung vorbei. Zwischenzeitlich übernimmt unübersehbar immer mehr die Wüste die Oberhand über die langsam zerfallenden Gebäude.
Unsere Route führt erneut an einer großen Dünenansammlung vorbei. Kurzfristig entscheiden wir uns dazu, eine weitere Nacht in den Dünen zu verbringen. Über zwei kleinere Dünen und mit verringertem Reifendruck bringen wir die Fahrzeuge in die endgültige Parkposition. Pünktlich zum Sonnenuntergang erklimmen wir die höchste Düne und erleben ein herrliches Farbenspektakel.
Ein weiterer Höhepunkt ist die Durchfahrung des ausgetrockneten "Lake Iriki" im gleichnamigen Nationalpark. Während der Regenzeit kann je nach Niederschlagsmenge der See mit ein paar Zentimetern Wasser bedeckt sein. Uns ist es möglich, über den ebenen und trockenen Seegrund mit einer Geschwindigkeit von fast 80 km/h zu brausen.
Auf der Weiterfahrt kommen wir an einen Brunnen, an dem sich mehrere wilde Esel versammelt haben. Offensichtlich sind sämtliche Wasserbehälter leer. Kurzentschlossen füllen wir, sehr zur Freude der anwesenden Tiere, die Behälter wieder auf.
Am südlichsten Punkt unserer Marokko-Tour schlagen wir ein letztes Mal unser Nachtlager in der Wüste auf. Schon die Anfahrt auf das gewaltige Felsmassiv erinnert uns erneut an den Südwesten der USA. Im Laufe des Tages sind Wolken aufgezogen und somit ist auch das Licht zum fotografieren nicht mehr ganz so optimal. Erst nach Sonnenuntergang zieht sich auch die Bewölkung zurück. Am obligatorischen "Campfire" gibt es heute Grillwürste mit frischgebackenen "Weckle".
Vor der Abfahrt am darauffolgenden Morgen, ruf Ingo alle zu einem kurzen Briefing zur anstehenden Etappe des heutigen Tages zusammen. Dann verlassen wir durch eine kleine Oase nach drei weiteren Tagen die Wüste und haben bei Foum-Zguid erneut festen Untergrund unter den Rädern – jetzt können wir auch den Luftdruck wieder etwas erhöhen.
Auf gut ausgebauten Straßen geht es jetzt durch Agdz und N´Kob stetig bergan, dem "Hohen Atlas" entgegen. Die Bergwelt wird immer spektakulärer und die Ortschaften immer kleiner und einfacher. Auch die Transportmittel für Mensch und Tier sind für europäische Augen doch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wie pflegt doch ein amerikanischer Freund von uns zu sagen – "it works"
Einen weiteren Übernachtungspatz beziehen wir in einem derzeit trockenen Flussbett auf zwischenzeitlich über 2.000m Höhe. Bei klarem Himmel und Vollmond, kommen wir in der Nacht dem Gefrierpunkt schon sehr nahe.
Von hier aus geht es am nächsten Morgen auf einen der höchsten Pässe des Hohen Atlas, den "Tizi n'ait hamad". Zunächst winden sich die Serpentinen noch asphaltiert nach oben. Ohne Absicherung des Fahrbahnrandes geht es dann Kehre für Kehre immer weiter bergauf, bis wir die Passhöhe von 3.005m erreicht haben – die Rundumsicht ist einfach nur atemberaubend.
Noch auf dem Pass kommt uns ein alter und vollbeladener "Bremer" entgegen – höchster Respekt, wir wissen diese Leistung sehr zu schätzen ;-) Auf der Weiterfahrt zum nächsten Pass werden wir allerdings etwas ausgebremst. Der Fahrer eines liegengebliebenen Pickups ist leider hoffnungslos mit dem Wechsel seines Reifens überfordert – doch die helfenden Hände sind gleich gefunden.
Nach getaner Arbeit ist auch die Straße wieder frei und wir können die Anfahrt auf den "Tizi n‘Ait Imi" fortsetzen. Wieder windet sich die Piste über unzählige Serpentinen und fast 1.000m Höhenunterschied auf den Pass mit 2.910m hinauf.
Kurz hinter dem Pass beginnt wieder die Asphaltstraße, die in nur wenigen Kehren in eine etwas tieferliegende Hochebene führt. Dabei durchfahren wir mehrere landestypische Dörfer, im zumeist landestypischen Lehmbaustil.
Auf der Weiterfahrt wählen wir die Route um die "Cathedrale des Roches". Schon von weitem können wir das mächtige Bergmassiv von der Schotterpiste aus bestaunen.
Ab Tilougguite fahren wir wieder auf asphaltierten Straßen. Doch die Qualität der Oberfläche erfordert trotzdem höchste Aufmerksamkeit der Fahrer. Es geht am Stausee "Bin El-Quidane" vorbei, der momentan erschreckend wenig Wasser hat. Die gesamte Region um den See ist allerdings wunderschön in eine "Colored Desert", mit ihrem rötlich gefärbten Gestein, eingebettet.
Mit mehr Wasser rechnen wir an den "Ozoud Wasserfällen", im Zentrum des "Mittleren Atlas".
Für die nächsten beiden Tage schlagen wir auf einem Campingplatz oberhalb des gleichnamigen Ortes unser Lager auf. Doch in den platzeigenen Pool, mit seinem zwischenzeitlich recht frischen Wasser, wagt sich von uns allen allerdings nur Bernadette – Hut ab.
Am Abend lassen wir im angrenzenden Restaurant mit einem typisch marokkanischen Linsengericht unsere Gaumen verwöhnen.
Am nächsten Morgen machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu den Wasserfällen. Zumeist geht es durch Olivenplantagen, die in dieser Region zahlreich vorhanden sind – das Wasser macht´s möglich.
Dann erreichen wir die oberen Kaskaden der Fälle. Es sind die höchsten und zudem die wasserreichsten Fälle Marokkos. Über mehrere Stufen stürzt das Wasser 110m in die Tiefe. Auf dem Weg nach unten werden wir von neugierigen Berberaffen begleitet.
Wieder im Ort angekommen, genießen wir alle zusammen ein letztes Mal ein leckeres landestypisches Mahl.
Schon am nächsten Morgen verlassen uns Pia und Klaus in Richtung Heimat, da unaufschiebbare Termine anstehen. Der Rest der Gruppe macht sich auf den Weg in die größte und berühmteste der Königsstädte, Marrakesch.