2023 Abenteuer & Allrad, Thüringer Wald und der Harz

 

Traditionell findet im Juni in Bad Kissingen die "Abenteuer & Allrad" statt. Dabei handelt es sich um die größte Offroad-Messe Europas von Allrad-Fahrzeugen und Campern sowie deren Zubehör. Bereits 2018 knüpften wir hier die ersten Kontakte zu unserem späteren Kabinenbauer und informierten uns über den weiteren Auf- und Ausbau unseres 4x4 Campers.

Wesentlich interessanter finden wir allerdings die "Fahrzeug Camps" rund um die Messe. Bei Rundgängen durch diese Camps können die unterschiedlichsten Typen an Fahrzeuge bestaunt werden. Vom "Low Bugdet" Camper reicht die Palette bis hin zum mehrachsigen "Hightec" Luxus-Fahrzeug, für das man locker eine Villa erwerben könnte. Da wir momentan Besuch von Sandra und Don aus Phoenix/AZ haben und beide ebenso begeistere Camper und Offroad Fahrer sind, machen wir uns zusammen auf den Weg dorthin. Bereits bei unserer Ankunft haben Freunde für uns Plätze im Camp1 reserviert.

An einem der Tage besuchen wir natürlich auch die Messe. Wir schlendern über das weitläufige Gelände, einem ehemaligen Truppenübungsplatz, und schauen uns die neuesten Trends in punkto Fahrzeugen und diversem Zubehör genau an. Vieles davon ist höchstinteressant, einiges quasi unbezahlbar und so manches einfach nur "nice to have". Ebenso sind einige Agenturen vertreten, die Reisemobile in alle Welt verschiffen oder Abenteuer- und Expeditionsreisen anbieten und natürlich auch durchführen.

 

...ein Iveco Daily 4x4 mal anders 

Die Abende verbringen wir im Camp. Es wird gemeinsam gegrillt, gegessen und am Lagerfeuer gefachsimpelt. Zudem werden Erlebnisse und Erfahrungen von vergangenen Reisen ausgetauscht und von anstehenden Reiseplanungen erzählt – herrlich.

Nach drei sehr schönen und informativen Tagen verlassen wir das Camp der Abenteuer & Allrad wieder. Wir wollen mit Sandra und Don durch den Thüringer Wald in den Harz reisen und dabei Don die deutsche Geschichte dieser Region etwas näher bringen.

Unser erstes Ziel ist der ehemalige deutsch-deutsche Grenzübergang mit seinem Grenzmuseum bei Eußenhausen. Auf dem ehemaligen "Todesstreifen" befindet sich heute ein "Skulpturenpark" mit zahlreichen Kunstwerken aus Stahl, Glas und Holz, die an das damalige Unrecht und die Opfer an der ehemals innerdeutschen Grenze erinnern sollen. Zudem ist ein verfallener Wachturm der ehemaligen DDR Grenzer noch zu sehen.

Kaum eine andere Burg in Deutschland ist bedeutsamer als die Wartburg bei Eisenach. Auf dem 1067 erbauten UNESCO Weltkulturerbe hatte u.a. "Martin Luther" im Jahre 1522 das Neue Testament der Bibel ins Deutsche übersetzt. Auch "J.W. von Goethe" weilte hier oben mehrfach. Die während des 2. Weltkriegs entstandenen Schäden an der Burg, durch Bombardierung der Amerikaner, wurden recht schnell in den Folgejahren wieder behoben. Während unseres ausgiebigen Rundgangs durch das Innere der Burganlage, erhalten wir auch tolle Aussichten über den angrenzenden Thüringer Wald

Auf unserer Weiterfahrt kommen wir durch den kleine Ort Niederdorla. Hier befindet sich der geografischen "Mittelpunkt" von "Gesamt-Deutschland", an dessen Stelle sich ein kleiner Park mit einem Markierungsstein befindet.

Wir haben herrliches Sommerwetter. Da macht das Fahren auf den kleinen Nebenstraßen, durch den nördlichen Teil des Thüringer Waldes sowie des südlichen Harzes, noch mehr Spaß. Auch Sandra und Don genießen den Roadtrip, da sie aus ihrer Heimat, Arizona, dieses satte Grün um diese Jahreszeit überhaupt nicht kennen. Zumeist finden wir nette Stellplätze z.T. sogar mit Tischgarnituren und am Abend mit fantastischen Sonnenuntergängen.

...holprige Anfahrt zu einem tollen Übernachtungsplatz

Das erst Mitte 1943 von der Waffen-SS errichtete Konzentrationslager Mittelbau-Dora bei Nordhausen, war ein Außenlager von Buchenwald. Die Inhaftierten mussten dort in einer unmenschlichen und grausamen Art und Weise den Vortrieb der unterirdischen Stollen verrichten und dabei das bestehende Treibstofflager in eine Raketenfabrik umbauen. Dort lief im Frühjahr 1944 die Endmontage der Wunderwaffe V2 (Vergeltungswaffe 2) für den damals von den Nazis noch propagandierten Endsieg an.

Das Lager Mittelbau-Dora wurde mit Ende des 2. Weltkrieges im April 1945 von den Amerikanern befreit. Von den ca. 60.000 Zwangsarbeitern starben mindestens 20.000 unmittelbar vor Ort an Erschöpfung, Krankheiten oder wurden ermordet.

Wir schließen uns einer etwa 2-stündigen Führung durch die KZ-Gedenkstätte an. Dabei erfahren wir viel über die grausamen Arbeitsbedienungen sowie die Unterbringung der Zwangsarbeiter und können uns anschließend selbst ein Bild in dem weitläufigen Stollensystem davon machen. Abgerundet wird die Besichtigung mit einem Rundgang durch das angrenzende Museum, bei dem wir doch sehr schlucken müssen. Danach verlassen wir äußerst nachdenklich wieder das Gelände und setzen unseren Roadtrip fort.

 

Zwischen den Orten Elbingerode und Wernigerode befindet sich die Erzgrube Büchenberg. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Eisenerzbergwerk, das zwar 1970 stillgelegt wurde, aber heute jedoch als Schaubergwerk besichtigt werden kann. Auch hier nehmen wir an einer Führung teil. Wir lassen uns die einzelnen Schritte des Abbaus im Bergwerk wie auch den Abtransport über die 8,5km lange Seilbahn genauestens erklären.

Nicht weit entfernt befindet sich die "Rappbodetalsperre". Parallel zur Staumauer verläuft mit ihren 483 Metern die längste Hängebrücke (Titan RT) der Welt, wenn das längste frei überspannte Teilstück zugrunde gelegt wird. Ganz Mutige können sich zudem vom Aussichtsturm aus über eine Parallel Zipline etwa 1.000m auf die andere Talseite gleiten lassen.

Auf der Rückfahrt fahren wir noch bei Geisa an der Mahn- und Gedenkstätte Point Alpha vorbei. Dabei handelt es sich um einen von vier amerikanischen Beobachtungstürmen an der ehemals hessischen innerdeutschen Grenze. Auf dem weitläufigen Gelände wird neben den Wachtürmen beider Seiten u.a. auch ein Stück Todesstreifen mit Wachhunden dargestellt. Unweit davon befindet sich das "Grenzmuseum", durch dessen Räumlichkeiten die ehemalige "Zonengrenze" verlief.

Innerhalb einer guten Woche konnten wir unseren amerikanischen Freunden einen kleinen Teil unseres schönen Landes zeigen. Zudem haben auch wir selbst sehr viel Interessantes und wissenswerte an deutscher Geschichte sehen und erfahren können.