2019/2020 Nordamerika - Reisebericht 5
…die Räder rollen wieder und wir sind zurück auf der Straße. Unser vorübergehender Reisestillstand ist nach nunmehr zehn Wochen beendet – obwohl der Begriff „Reisestillstand“ für uns so eigentlich gar nicht zutraf.
Während dieser Zeit hatten wir unser „Hauptquartier“ hauptsächlich bei Rene und Jens im "Backyard" auf deren Ranch eingerichtet. Von hier aus konnten wir bequem unsere Reiseziele und Ausflüge antreten, die sich ausschließlich in Arizona befanden. Zudem verbrachten wir viel Zeit mit unseren hiesigen Freunden, vor allem aber mit Linda. Sie begleitete uns ebenfalls auf vielen dieser Touren.
Der Sommer hatte mit Macht Einzug gehalten. Die Tagestemperaturen bewegten sich nun permanent an der 40°C Grenze, an manchen Tagen sogar darüber hinaus. So waren wir glücklich und froh, dass wir die Pools unserer Freunde nutzen konnten, wann immer es uns danach war. Wir nutzten ebenfalls die Zeit, um an unserem Fahrzeug diverse Modifikationen und Restarbeiten sowie Reparaturen durchzuführen. U.a. haben wir uns verstärkte Stoßdämpfer zuschicken lassen und eingebaut. Des Weiteren beseitigten wir die letzten offensichtlichen Schäden unseres Unfalls aus Tucson. Schon mal im Reparaturmodus angekommen begab auch Hajo sich in die Klinik, um sich seine immer öfters schmerzende und mit Steinen prall gefüllte Galle entfernen zu lassen.
Mit großem Interesse verfolgten wir natürlich ständig die weiteren Entwicklungen und Maßnahmen in Sachen Corona in Deutschland, USA und dem Rest der Welt. Diese hatten bereits und werden sicherlich auch weiterhin, großen Einfluss auf den Fortgang unserer Reise haben. Alaska sowie den nordwestlichen Teil von Kanada hatten wir bereits gestrichen. Ob es uns im Osten Kanadas noch nach Labrador und Neufundland reicht hängt maßgeblich davon ab, ob oder wann Kanada seine Grenzen für Touristen wieder öffnet.
Mit vielen Langzeitreisenden stehen wir nach wie vor in Kontakt. Zum Teil sind sie bereits Zuhause, teilweise aber auch noch auf Achse. Ende Mai sahen dann auch wir den besten Zeitpunkt gekommen, um unsere Reise fortzusetzen. Einerseits freuten wir uns auf neue Erlebnisse „on the road“. Andererseits ist es uns noch nie so schwer gefallen, von all unseren lieben Freunden in Arizona wieder Abschied zu nehmen.
An dieser Stelle nochmals ein ganz dickes Dankeschön an euch alle, für die spontane und großzügige Hilfsbereitschaft sowie die gemeinsame und unvergessliche Zeit. Ebenso all denjenigen, die wir nie persönlich kennengelernt und uns trotzdem ihre sofortige Hilfe angeboten haben – das werde wir euch nie vergessen.
Unter dem Motto „Reisen in Zeiten von Corona“, verlassen wir nun Phoenix und das Reich der zwischenzeitlich blühenden Saguaros.
Das „Mogollon Rim“ nördlich von Payson, soll nach der Zwangspause unser erstes Ziel sein. Dieser Gebirgszug ist die südwest-lichste Begrenzung des ersten Colorado Massivs. Es erhebt sich bis auf 2.200m Höhe und an den Wochenenden sucht halb Phoenix hier oben Abkühlung. Die ersten vier Tage begleiten uns Sandra und Don mit ihrem Camper und ihrem Jeep. Wir genießen die Stille und die Abgeschiedenheit hier oben in den kühlen Wäldern. Das Highlight ist allerdings die ca. 75km lange Fahrt entlang der steil abfallenden Gebirgsklippe auf unbefestigtem Untergrund.
Auf ein letztes Mal kommt auch Linda uns hier oben für einen Tag besuchen. Aller Voraussicht nach, werden wir uns erst wieder Ende August Zuhause in Deutschland wiedersehen.
Nachdem wir die letzte Abschiedswelle hinter uns gebracht haben, fahren wir weiter an den „Horseshoe Bend“ ganz im Norden Arizonas. Hier hat der Colorado über Millionen von Jahren, diesen beeindruckenden Canyon in der Form eines Hufeisens hinterlassen. Wir verbringen den ganzen Tag dort und in der näheren Umgebung. So können wir dieses außergewöhnliche Naturwunder in den unterschiedlichsten Lichtverhältnissen bestaunen. Die folgenden Tage verbringen wir ganz entspannt am „Lake Powell“, dem größten Stausee entlang des Colorado River.
Während unserer Weiterfahrt überqueren wir den Colorado auf der „Navajo Bridge“. Dort haben wir das große Glück, mehrere der seltenen und zweitgrößten fliegenden Vögel der Wert, die kalifornischen Kondore beobachten zu können.
Unser Ziel ist nun „Lees Ferry“, wo bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ein regelmäßiger Fährbetrieb für Postkutschen, Goldsucher und ankommende Siedler eingerichtet wurde. Von dort lassen wir uns mit einem Motorboot und unserem Kajak ca. 16km flussaufwärts bringen. Für die nächsten vier Stunden paddeln wir dann den hier zumeist gemütlich dahinfliesenden Fluss wieder hinab. Es geht am „Horseshoe Bend“ vorbei, sowie durch atemberaubende Schluchten, die der Colorado hier eingeschnitten hat.
Den mächtigen „Grand Canyon“ hatten wir bereits schon mehrfach zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten besucht – allerdings nur das „South Rim“, den südlichen Teil. Der nördliche Teil ist in aller Regel gerade mal für vier Monate im Jahr geöffnet. Pünktlich zum Saisonbeginn des Grand Canyon „North Rim“ stehen auch wir vor dem Eingang. Der Besucherandrang hält sich noch sehr in Grenzen. Daher haben wir die Overlooks, auf der Fahrt entlang des bis zu 30km breiten und 1.800m tiefen Canyons, quasi für uns alleine. Lässt man vom Rande des größten Loches der Erde seine Blicke umherschweifen, kann man das wahre Ausmaß dieses gigantischen Canyons lediglich nur erahnen.
Erst später erfahren wir, dass aufgrund der massiven Waldbrände im Norden Arizonas das North Rim bereits eine Woche später für die Besucher leider wieder geschlossen wurde.
Für ein paar Tage verweilen wir noch in den kühleren Regionen des Grenzgebietes zwischen Arizona, Utah und Nevada. Als nächstes fahren wir in das „Valley of Fire“, nördlich von Las Vegas. Die ultimative Spielermetropole inmitten der Wüste Nevadas lassen wir dieses Mal aus, da wir auch hier schon mehrfach waren. Anhand der Bilder erkennt ihr sicherlich, wie das „Tal des Feuers“ zu seinem Namen kam. Das rote Sandsteingebirge und die schroffen Felsformationen scheinen in der Sonne regelrecht zu brennen. Wir unternehmen mehrere Wanderungen, wovon uns eine davon zu der „Little Wave – die kleine Welle“ führt. Dort wurden die unterschiedlichen Bodenschichten in Jahrtausenden durch Erosion und Wettereinflüsse so geformt, dass für den Betrachter das Bild einer Welle entsteht.
…mal erreichen wir unsere Stellplätze einfacher… …mal auch etwas abenteuerlicher!
Das Thema Corona ist auch bei uns nun allgegenwärtig. Wann immer es möglich ist, bringen wir uns auf den aktuellsten Stand der Dinge. Momentan sollen die Grenzen zu Kanada ab dem 01. Juli wieder offen sein. Das soll aber noch nichts heißen, denn die Grenzöffnung wurde zwischenzeitlich schon mehrfach verschoben. Erschwerend kommen nun auch noch die Proteste und Unruhen in den größeren Städten, sowie Ausgangssperren hinzu. Davon sind wir allerdings weder betroffen noch in unserer Reisefreiheit eingeschränkt. Sollte es nicht unbedingt notwendig sein, meiden wir die größeren Städte sowieso.
Unser nächstes Ziel ist der „Great Basin NP“. Hierfür müssen wir ein längeres Stück durch eher dünn besiedelte Regionen zurücklegen. Es geht vorbei an fruchtbarem Weideland, Naturschutzgebieten sowie durch Wüstenregionen mit kleineren, zerklüfteten Canyons. Die Hauptattraktion des National Parks sind zweifelsohne die „Bristlecone Pines“. Diese sehr langsam wachsende Pinienart kann bis zu 5.000 Jahre alt werden. Hier im Park gibt es noch vereinzelte Exemplare mit einem stattlichen Alter von immerhin ca. 3.200 Jahren. Schon die Anfahrt zum höchsten Berg Nevadas ist grandios. Eine mehrstündige Wanderung führt uns hinauf zu den Methusalems unter den lebenden Dingen, die von den Rangern mit wachsamen Augen beaufsichtigt werden. Schon wenige Höhenmeter weiter beginnt die Gletscherregion des knapp 4.300m hohen "Mt. Wheeler". Von dort aus treten wir schwer atmend wieder den Rückmarsch an.
Auf dem „Highway 50“, der auch als „die einsamste Straße Amerikas“ bezeichnet wird, durchqueren wir Nevada von Ost nach West. Hinter Carson City treffen wir auf den wunderschön gelegenen aber auch komplett auf Tourismus ausgelegten „Lake Tahoe“. Durch diesen Bergsee verläuft auch die Grenze zwischen Nevada und Kalifornien. Leider gibt es kaum Möglichkeiten an das Ufer des Sees zu gelangen. Was nicht in privater Hand ist, wurde zu überteuerten Resorts, Campingplätzen und State Parks umfunktioniert. Wir sehen also zu, dass wir weiter kommen.
An einem fast unscheinbaren Bergsee, fernab vom Trubels des Lake Tahoe, finden wir ein nettes Plätzchen. Schon die Anfahrt auf knapp 2.100m dorthin, ist wieder mal sehr rustikal. Eigentlich haben wir vor, für ein paar Tage hier oben zu verweilen. Doch schon am zweiten Morgen brechen wir wieder auf und begeben uns in tiefere Regionen. Es ist bitterkalt geworden und über Nacht hat es sogar geschneit. Zur Erinnerung, wir haben Mitte Juni und befinden uns zudem in Kalifornien!
Wir begeben uns jetzt auf die nordamerikanische „Straße der Vulkane“ in nördlicher Richtung. Hier verläuft der pazifische Feuerring mit teilweise noch sehr aktiven Vulkanen. Unser erster feuerspeiender Berg ist der Vulkan „Lassen“ im gleichnamigen National Park. Erst am zweiten Tag reißt der Himmel auf und wir erleben bei Kaiserwetter ein unbeschreibliches Panorama, entlang der "Scenic Road" durch den Park. Wir kommen an brodelnden und dampfenden Löchern vorbei, sowie am Fuße des schneebedeckten "Mt. Lassen". Ein paar Extrem-Hiker lassen es sich nicht nehmen und erklimmen mit Eispickeln und Skiern den 3.200m hohen Gipfel, um danach mit ihren Brettern wieder runter zu wedeln. Aus dem Alter sind wir allerdings raus und begnügen uns mit einer mehrstündigen Wanderung an die durchaus sehenswerten „Kings Creek Falls“. Leider sind aufgrund der noch reichlich vorhandenen Schneemassen viele weitere Wanderrouten gesperrt.
Auf der Weiterfahrt durchqueren wir den Lavafluss der bisher letzten Aktivität des Vulkans von 1925. Anhand des Bewuchses ist sehr gut zu erkennen, wie die Natur sich langsam aber sicher von diesem gewaltigen Ausbruch wieder erholt.
Wieder in tieferen Gefilden angekommen, genießen wir ausgiebig die uns erneut umgebende Wärme an einem tollen Stellplatz mitten im National Forest.
Unser nächstes Ziel ist der gut 4.300m hohe „Mt. Shasta“ im Norden von Kalifornien. Mit seiner schönen und gleichmäßigen Kegel-Silhouette steht der seit ca. 200 Jahren ruhende Vulkan eher bei den spirituell veranlagten Mitmenschen hoch im Kurs. Leider meint es der Wettergott in diesen Tagen nicht so gut mit uns, so dass wir den Gipfel hinter den tiefhängenden Wolken nur erahnen können. Selbst eine Wanderung bis hoch ins Basislager der Gipfelstürmer, lässt uns nicht die wirkliche Schönheit dieses Berges erblicken.
Auch im „Cascade Siskiyou NM“, jetzt bereits in Oregon, hat sich das Wetter nicht wesentlich gebessert. Hier oben, wo der gemäßigte, pazifische Regenwald beginnt, macht dieser seinem Namen alle Ehren. Üppig hängt das „spanische Moos“ von den Bäumen. Ebenso sind die Stämme, Äste und der Boden reichlich mit Moos bedeckt. Die gesamte Natur steht in einem satten Grün – klar, bei über 300 Regentagen im Jahr.
Mehr Glück haben wir dann im „Crater Lake NP“. War noch tags zuvor vom Kraterrand aus nicht mal die Hand vor Augen zu erkennen, zeigt sich heute der tiefblaue Kratersee mit der darin liegenden Insel von seiner aller schönsten Seite. Der zuletzt vor ca. 6.000 Jahren explodierte Vulkan „Mt. Mazama“ schleuderte dabei fast 1.600m seiner ursprünglichen Höhe weg und hinterließ einen 80km² großen und knapp 600m tiefen Kratersee. Er ist damit der tiefste Frischwassersee der USA. Leider sind auch hier oben, wegen der noch winterlichen Wetterverhältnisse, viele Straßen und Wanderwege gesperrt. Doch das was wir zu sehen bekommen ist einfach nur traumhaft schön.
Von Freunden in Deutschland, den USA und Kanada werden wir permanent in Sachen Corona auf dem neuesten Stand gehalten – vor allem, was Flüge und Grenzregelungen betrifft. Die aktuellste Meldung heißt nun, dass die Reisewarnung für Nordamerika bis Ende August verlängert wurde. Das bedeute zeitgleich, „die Grenzen nach Kanada bleiben zu“. Recherchen haben nun ergeben, dass unsere bereits gebuchten Rückflüge für Ende August nicht mehr durchgeführt werden. Wir wollen uns jetzt mit der Fluggesellschaft in Verbindung setzen, um nach Alternativen für unsere Rückreise zu suchen.
Nach diesen weniger erfreulichen Nachrichten, passen wir unsere Reiseroute erneut der veränderten Situation an. Kanada ist jetzt leider definitiv passe. Aber das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ist so groß und hat noch so viele Naturwunder und Schönheiten zu bieten, die wir bisher noch gar nicht kennen lernen durften.
Eines davon ist das „Newberry Volcanic NM“, das sich ebenfalls in die nordamerikanische Vulkankette einreiht. Nicht ganz ohne Grund hatte die NASA einen Ausbildungsstützpunkt in dieser Region eingerichtet. Ein Teil der Apollo Crews absolvierte hier oben die Vorbereitungen für ihre Reisen zum Mond. Die „Scenic Route“ durch den Nationalpark gleicht einer Fahrt über die Mondoberfläche. Ein weiterer Höhepunkt ist die Wanderung entlang und über ein erstarrtes Lava Feld, das mit z.T. riesigen Obsidianen übersät ist. Peinlichst genau wird darauf geachtet, dass Besucher nur das mitnehmen was sie auch mitgebracht haben.
Von Bergen, Vulkanen und kühlem Wetter haben wir vorerst genug. Unsere Fahrt geht jetzt nach Westen bis wir erneut den Pazifischen Ozean erreichen. Das Wasser darin finden wir auch, aber erst hinter einer dicken Nebelwand.
Doch schon am Tag darauf verzieht sich der Küstennebel wieder und der Himmel reißt auf. Wir sind jetzt im Naturschutzgebiet der „Oregon Dunes“, den größten Küstendünen Nordamerikas. Wir genießen die Zeit bei ausgedehnten Wanderungen durch die Dünen und entlang der Strände. Ebenso sind die Strände von Oregon dafür bekannt, dass auf den unzähligen Felseninseln große Seelöwenkolonien zu finden sind.
Bei eher durchwachsenem Wetter folgen wir jetzt weiter der Pazifikroute „101“, bis wir den berühmten „Cannon Beach“ im Norden von Oregon erreichen. Die „101“ ist ein Teilab-schnitt der legendären Panamericana, die von Alaska bis Feuerland verläuft. Trotz der herbstlichen Temperaturen sind die Strände recht gut besucht – hier kennt man es halt nicht anders. Auch die Seelöwen tummeln sich absolut tiefenentspannt am Sandstrand.
… und wieder hat Bernadette etwas Leckeres für uns Schleckermäulchen gezaubert – dieses Mal einen Rhabarberkuchen.
Immer öfters meldet sich die Warnanzeige für die Bremsanlage an unserem Iveco. Im Rahmen eines Rädertausches unter den Achsen ist deutlich zu erkennen, dass die vorderen Bremsbeläge bereits die Verschleißgrenze erreicht haben. In Astoria, im äußersten Nordwesten von Oregon, finden wir eine Werkstatt, die uns die Beläge wechseln würde – sofern wir welche hätten. Da der Iveco Daily nie nach Nordamerika geliefert wurde, sind hier folglich auch keine Ersatzteile zu bekommen. Also sind wir gezwungen, uns diese aus Deutschland schicken zu lassen. Unsere Freunde, Gaby und Herbert, setzen alle Hebel in Bewegung, um dies für uns zu erledigen – den Beiden dafür nochmals ein dickes Dankeschön. Bis die Teile allerdings bei uns eintreffen und verbaut werden können, wollen wir die Zeit noch sinnvoll nutzen. Uns ist völlig klar, dass wir mit dem momentanen Zustand der Bremsen keine tausende von Kilometern mehr zurücklegen können. Daher gilt es ab sofort, so „bremsenschonend“ wie nur möglich zu fahren.
Wir folgen zunächst dem Columbia River flussaufwärts. Hinter Portland, der Hauptstadt von Oregon, beginnt die „Columbia River Gorge NRA“, ein unter nationaler Verwaltung stehendes Naturschutz- und Erholungsgebiet. Für die nächsten Tage halten wir uns in den umliegenden Wäldern oder in Flussnähe auf. Wir gehen viel wandern und genießen das schöne Wetter am kühlen Wasser. Oftmals bekommen wir auch so allerlei heimisches „Wildlife“ vor die Kamera.
Nach so viel Wärme und Erholung verspüren wir wieder eine Sehnsucht nach unseren Vulkanen – der "Mt. St. Helens" würde da gerade mal um die Ecke liegen. Der mit knapp 2.600m hohe Vulkan ist derzeit einer der Aktivsten in Nordamerika. Leider ist sein flacher Gipfel mit dem darin befindlichen Krater permanent in Wolken gehüllt, so dass wir ihn nicht zu sehen bekommen. Jedoch lassen wir es uns nicht nehmen, über den erkalteten Lava Fluss vom letzten Ausbruch im Mai 1980 zu gehen.
Zwischenzeitlich haben alle National Parks in den USA wieder geöffnet. Lediglich die Visitor Center haben ihre Besucherräume so angeordnet, dass größere Menschenansammlungen vermieden werden. Manche Center haben sogar ihre Tätigkeit ins Freie verlegt. Die beliebten Ranger Programme finden nach wie vor nicht statt und auf den Campingplätzen in den Parks ist zumeist jeder zweite Platz gesperrt – das „social distancing“ muss auch in den Wäldern gewährleistet sein!
Den letzten Vulkan den wir auf unserer nicht vorgesehenen Rundfahrt besuchen, ist der fast 4.400m hohe "Mt. Rainier" im gleichnamigen National Park. Wie in den meisten Parks zuvor sind auch hier, aufgrund der immer noch vorhandenen Schneemaßen, einige Straßen und Wanderrouten gesperrt. Das Besondere am höchsten Vulkan des nordamerikanischen Feuerrings ist nicht nur seine wunderschöne Silhouette, sondern auch die Tatsache, dass seine umgebenden Gletscher nach wie vor ungewöhnlich schnell anwachsen.
Für ein paar Tage verweilen wir noch an einem wunderschönen Campingplatz direkt am Ufer des Columbia River. So auch am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag der Amerikaner. An diesem Abend können wir von unserem Lagerfeuer aus ein außerordentliches Spektakel miterleben. Auf beiden Seiten des Flusses finden traditionell Feuerwerke statt. Es entwickelt sich ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Bundesstaaten Oregon und Washington, da der Fluss die Grenze bildet. Auch wir haben uns zur Feier des Tages ein Festmahl zubereitet – schwäbischen Sauerbraten mit handgeschabten Spätzle und Salat.
Jetzt machen wir uns auf den Weg zurück nach Astoria, da die bestellten Ersatzteile in Kürze dort eintreffen sollen. Sobald die Bremsen unseres Iveco wieder instand gesetzt sind, werden wir unsere Reise fortsetzen. Da uns kaum noch zwei Monate bis zu unserer Heimreise bleiben, müssen wir langsam aber sicher in Richtung Ostküste aufbrechen – sicherlich gibt es bis dorthin noch viel zu sehen und noch mehr zu erleben.
Da wir immer wieder auf den Verbleib unseres Motorrades angesprochen werden – keine Bange, unsere treue XT ist im Norden von Arizona in sehr gute Hände übergegangen. Zuhause werden wir uns mit Sicherheit wieder nach einer Nachfolgerin umschauen.
Zwischenzeitlich haben wir neue Rückflüge gebucht. Nachdem auch Linda zu uns an die Ostküste kommen wird und sofern nicht wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt, werden wir gemeinsam von New York aus nach Deutschland zurückreisen. Unseren Camper lassen wir dann erneut in Baltimore verschiffen und er wird von dort seine Rückreise nach Deutschland antreten.