2007 Kanada und Alaska - Reisebericht 1

 

Nachdem wir im vergangenen Jahr mit einer Reise nach Nordamerika ausgesetzt hatten, haben wir uns für dieses Jahr wieder auf eine weitere Etappe vorbereitet. Dieses Mal soll es uns in den nördlicheren Teil des Kontinents führen. Da die vorgesehene Route sehr lang sein wird, steht uns dieses Jahr auch etwas mehr Zeit zur Verfügung – satte 13 Wochen wollen wir auf Achse sein. Es wird diesmal auch früher sein als bei den Touren zuvor. Dies hat zwei Gründe: zum einen kommt Linda im Sommer in die Schule und zum anderen wird uns diese Tour, wie schon Eingangs erwähnt in den hohen Norden, nach Kanada und Alaska führen. Also macht es auch Sinn, aus dem Frühling in den Sommer hinein, Richtung Norden zu reisen.

Wie schon in den Jahren zuvor, haben wir uns während den Vorbereitungen wieder auf eine grobe Route mit diversen Zielen und Highlights festgelegt. Den wirklichen Verlauf der Reise entscheiden wir wie immer unterwegs und teilweise auch relativ spontan.

 

Wieder sind wir, in gewohnter Art und Weise mit Sack und Pack sowie mit Kind und Hund, nach Phoenix/AZ geflogen. Dort ziert seit 3 Jahren unser "James" Sandras "Backyard".

Gerade angekommen, machen wir uns gleich daran, das gute Stück wieder flott zu bekommen. Und wie man es von einem Diesel „Made in Germany“ nicht anders gewohnt ist, springt der Motor auch sofort an. Der Standheizung ist dieses Jahr eine hohe Aufmerksamkeit gewidmet. Daher checken wir sie durch bis wir uns absolut sicher sind, dass sie ihre Aufgabe erfüllen wird. Ebenso treffen wir auch wieder unsere ganzen Freunde in Phoenix und Umgebung und genießen die knappe Zeit, die wir zusammen haben. Nebenbei werden die beiden Fahrzeuge reisetauglich gemacht und die Abfahrt sorgfältig vorbereitet.

Nach einer knappen Woche der Belagerung von Sandras Haus sowie einer intensiven Akklimatisierung, heißt es dann endgültig von Phoenix Abschied zu nehmen. Den Rückflug nach Deutschland werden wir dieses Jahr von Chicago aus antreten.

… und dann heißt es endlich wieder  –  on the road again

Wir lassen Phoenix hinter uns und fahren über Wickenburg und Kingman, wo wir nochmals die „Route 66“ kreuzen. In dem kleinen Ort Chloride lassen wir uns für die Nacht nieder. Hier leben viele Künstler aus aller Welt und solche, die es einmal werden wollten.

Über den gewaltigen Hoover Damm, der den Colorado River anstaut, überfahren wir die Grenze nach Nevada. Vorbei am „Lake Mead“ erreichen wir die Glückspielmetropole Las Vegas. Es ist der Wahnsinn, was für eine Stadt hier inmitten der Wüste entstanden ist und nach wie vor weiterwächst. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, den „Las Vegas Strip“ mit unserem James entlang zu cruisen – ja, man muss es einfach mal gesehen haben. Auf einen Besuch in einem der unzähligen Casinos oder einer der vielen angebotenen Unterhaltungsshows müssen wir verzichten, da Linda noch minderjährig ist. Da wir sowieso keine Freunde der großen Städte sind, zieht es uns recht schnell wieder hinaus – dort sind wir frei, dort können wir atmen, da gehören wir hin.

Nicht weit entfernt des großen Trubels des Glückspiels und der Unterhaltung befindet sich die „Red Rock Canyon National Conservation Area“, die den gleichen Status eines National Parks hat. In aller Gemütlichkeit fahren wir den etwa 20km langen „Scenic Drive“ ab und genießen den nahezu menschenleeren Park. Auf einer ausgedehnten Wanderung erwarten uns grandiose Aussichten auf die rot schimmernden Felsformationen inmitten der Wüste.

Unser nächstes Ziel ist das „Death Valley“. In den Sommermonaten ist es absolut unmöglich und auch von allen Fahrzeugvermietern sogar verboten, durch diesen Glutofen zu fahren. Jetzt, Anfang April, herrschen hier bereits Tagestemperaturen jenseits der 40°C. Wir nehmen das Motorrad runter und durchfahren das gesamte lebensfeindliche Tal. Dabei passieren wir den tiefsten Punkt des amerikanischen Kontinents mit 86m unter dem Meeresspiegel. Nach etwa 80km durch das „Tal des Todes“ geht es langsam wieder bergauf und auch die Temperaturen nähern sich wieder dem Wohlfühlbereich..

Wir kommen nach Lone Pine, am Fuße des „Mt. Whitney“ mit seinen 4.418 Höhenmetern. Am höchsten Berg der „Lower 49“ (USA ohne Alaska) kamen wir bereits auf unserer Tour vor knapp zwei Jahren vorbei. Doch diesmal sind noch sehr viele Gipfel der Gebirgskette der "Sierra Nevada" mit Schnee bedeckt.

 

Ostern steht vor der Tür und Linda lässt es sich nicht nehmen ein paar Eier zu bemalen. Tags darauf kommt doch dann tatsächlich auf unserem Campingplatz der Osterhase vorbei – welch eine Freude.

Nun gilt es, einen geöffneten Pass über die „Sierra Nevada“ in Richtung Westen zu finden. Um diese Jahreszeit stellt sich dieses Vorhaben jedoch als sehr schwierig heraus. Der „Tioga Pass“ (3.031m) sowie der „Sonora Pass“ (2.934m) sind noch wegen der immensen Schneemassen unpassierbar. Daher sind wir gezwungen der Straße soweit nach Norden zu folgen, bis wir den „Carson Pass“ (2.613m) erreichen um das gewaltige Gebirgsmassiv überqueren zu können.

 

In Stockton suchen wir den ortsansässigen "Mercedes Händler" auf. Hierher wurde unsere neue Windschutzscheibe geschickt, die wir bereits von Zuhause aus bestellt hatten. Vor knapp zwei Jahren riss uns die Scheibe von oben bis unten durch. Und wie wir Deutschen halt mal sind, muss alles seine Ordnung haben.

Das gute Teil war inzwischen angekommen und nach einer weiteren Stunde ging es mit neuer Scheibe und klarer Durchsicht wieder weiter.

Über die „Bay Bridge“, von Osten her kommend, erreichen wir San Francisco. Wir stürzen uns mitten in die Stadt hinein und drehen ein paar Runden. Dabei folgen wir einer der berühmten „Cable Cars“. Nachdem der Schienenstrang aber immer steiler nach oben verläuft, hängt uns dieses klassische Verkehrsmittel doch glatt ab – tja, ein paar PS mehr unterm A…. hätten nun wirklich nicht geschadet! Wir schauen uns im Hafen das „Pear 49“ an und sehen von dort auf die berüchtigte Gefängnisinsel „Alcatraz“ hinüber. Noch einen kurzen Abstecher zum Mittagessen nach Chinatown und wir verlassen die Stadt über die wohl berühmteste Brücke der Welt wieder, die „Golden Gate Bridge“.

Wir sind wieder auf dem Highway Number 1. Dieser legendären Straße folgen wir nun die nächsten Tage in Richtung Norden. Dabei kommen wir an herrlichen Sandstränden mit großen Kolonien von Seelöwen vorbei. Immer wieder übernachten wir direkt am Rande der Steilküste mit traumhaften Ausblicken auf den Pazifischen Ozean. Zwischenzeitlich müssen wir am Abend die Standheizung anwerfen. Obwohl es am Tage schon herrlich warm wird, gehen die Temperaturen nach Sonnenuntergang doch noch ganz empfindlich zurück. Mehrfach am Tage halten wir an, um an den menschenleeren Stränden ausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen. Lindas Hauptbeschäftigung ist jetzt das sammeln von Muscheln und Meri freut sich, dass sie wieder ohne Leine frei herumtollen kann.

 

 

Wir erreichen Mendocino – sehen aber kein Mädchen wartend in der heißen Sonne stehen!

Es ist ein überschaubarer Küstenort in dem sich viele Aussteiger niedergelassen haben. Kaum ein Tourist verirrt sich hierher. Die meisten Reisenden lassen das Städtchen an der Küstenstraße unbeachtet links liegen. Wir nehmen uns jedoch die Zeit und schlendern gemütlich durch das Örtchen.

 

Immer weiter geht es der wunderschönen Pazifikküste entlang. Aus dem „Highway 1“ wird nun die „101“. Mal sind es die ewiglangen Sandstrände, mal die zerklüftete Steilküste der wir entlangfahren und die unseren Fahrspaß aufrecht erhalten.

Im äußersten Norden Kaliforniens befindet sich direkt an der Küste der „Redwood Forest NP“, der ebenfalls als Weltnaturerbe der UNESCO ausgewiesen ist. An dieser Stelle sei noch kurz erwähnt, dass nahezu alle National Parks der USA wie auch Kanadas zwischenzeitlich diesen Status besitzen. Hier stehen die mächtigen Küstenmammutbäume die als die höchsten Bäume der Erde gelten. Eines dieser Prachtexemplare von Redwoods streckt sich auf über 115 Meter in die Höhe.

Direkt im Anschluss an den NP begegnen wir zum ersten Mal auf dieser Reise einer größeren Herde an Elchen, die unbeeindruckt von den vorbeifahrenden Fahrzeugen auf einer Lichtung grasen.

Nur wenige Kilometer weiter geht es nach Oregon hinein. Wie immer, wenn wir einen weiteren Bundesstaat erreicht haben, suchen wir den Visitor Center auf. Dort erhalten wir alle nützlichen Informationen die wir benötigen. Uns interessieren vor allem die Straßenkarten. Die sind immer auf dem aktuellsten Stand und werden zudem kostenlos ausgegeben – da lacht doch das Schwabenherz.

Auf unserer Weiterfahrt erreichen wir den „Oregon Dunes NP“. Diese Dünen gelten als die größten Sanddünen Nordamerikas. Über 50km zieht sich der Dünenstreifen der Küste entlang und ist z.T. bis zu 150 Meter hoch. Mit unseren Popo-Rutschern, die wir eigentlich im Schnee nutzen wollen, rutschen wir die steilen Dünen hinunter – und das macht nicht nur Linda Spaß.

 

Nördlich von Florence besuchen wir eine der größten Seelöwenkolonien der USA. Mit einem Aufzug geht es flott zu der Höhle hinab, wo tausende der Tiere zuhause sind. Es ist ein toller Anblick aber auch ein enorm hoher Geräuschpegel. Nur der Geruch ist es dann, der uns sehr schnell wieder zurück in den Aufzug treibt.

 

Wir haben Linda versprochen, dass wir uns einen schönen Campingplatz suchen werden und dort für mehrere Tage verweilen wollen. Im State Park vom „Cape Lookout“ finden wir diesen schönen Flecken Erde. Ein Campingplatz, der nur von einer hohen Düne geschützt direkt am Pazifik liegt. Bedingt durch die Jahreszeit können wir die Camper an einer Hand abzählen, die sich ebenfalls hierher verirrt haben. Wir unternehmen wieder lange Strandspaziergänge und sammeln Treibholz für die abendlichen Lagerfeuer. Am zweiten Tag fängt es allerdings an ungemütlich zu werden. Es wird kalt und leichter Dauerregen setzt ein. So beschließen wir, am darauffolgenden Tag unsere Reise fortzusetzen.

 

Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, klart es am nächsten Morgen allmählich wieder auf. Ohne längere Stopps fahren wir bis Astoria durch. Dort überqueren wir den mächtigen „Columbia River“ über die 7km lange „Astoria Megler-Bridge“. Auf der Suche nach einer Passage in den Westen, erreichten im Jahre 1805 die Entdecker Lewis & Clark an der Mündung des Columbia Rivers den Pazifik. Daher findet man rund um Astoria viele Einrichtungen, wie z.B. den „Lewis & Clark National Historical Park“, in denen man alles Wissenswerte über den gesamten Verlauf dieser spannenden Expedition in Erfahrung bringen kann.

Nachdem wir das nördliche Ufer des zweitgrößten Flusses des Landes erreicht haben, passieren wir das Schild „Welcome To Washington – The Evergreen State“. Das „Evergreen“ ist an dieser Stelle relativ schnell erklärt, denn wir befinden uns nun in der niederschlagsreichsten Ecke der USA.

Weiter folgen wir der „101“, die nun überwiegend im Landesinnieren verläuft. Leider müssen wir auf einen Besuch des „Olympic NP“ verzichten, da das Wetter immer noch nicht mitspielt. Das gesamte Gebirgsmassiv ist weiterhin in Nebel gehüllt und in den höheren Regionen fällt immer noch Schnee.

Spät am Nachmittag erreichen wir den Hafen von Port Angeles. In dem kleinen und überschaubaren Hafen ist so gut wie nichts los. Die Grenzbeamten sowie die Verantwortlichen vom Zoll wirken sehr entspannt und winken uns nach einem freundlichen Smalltalk auf die Fähre. Kurz darauf lassen wir die USA hinter uns. Die Fahrt über die „Juan de Fuca Strait“ dauert gerade mal knapp zwei Stunden und wir legen in Victoria, auf Vancouver Island an. Die Einreise nach Kanada ist absolut unkompliziert und wir erhalten ein Visum über 6 Monate. Auch das Wetter meint es zwischenzeitlich wieder gut mit uns und die Sonne zeigt sich strahlend am Himmel.