2024 Überwintern auf Kreta (5) – Der Westen Kretas

 

So nach und nach geht der kretische Frühling in einen Frühsommer über. Schon vor den Osterfeiertagen sind sichtlich mehr Touristen auf der Insel unterwegs als seither. Das bedeute natürlich auch, dass unsere Überwinterung auf Kreta sich langsam aber sicher dem Ende zuneigt. Niemals hätten wir gedacht, dass uns die fünftgrößte Insel im Mittelmeer so gut gefallen und uns so sehr in ihren Bann ziehen würde. Doch bis zur Überfahrt auf das griechische Festland bleiben uns immerhin noch mehr als drei Wochen, um die Schönheiten der Insel noch weiter zu erkunden.

Nach unserer erneuten Ankunft in Heraklion fahren wir ein weiteres Mal an den „Komos Beach“. Wir genießen die folgenden Tage gemeinsam mit unserem Reisefreund Jürgen. Am Morgen spielen wir eine große Runde Disc-Golf, danach ist schwimmen angesagt und am Abend lassen wir den Tag am „Campfire“ bei netten Gesprächen ausklingen. Nach einem letzten gemeinsamen Besuch auf dem Markt in Tympaki, heißt es nun endgültig Abschied von einer zwischenzeitlich doch sehr vertrauten und liebgewonnenen Ecke dieser Insel zu nehmen.

Für uns geht es jetzt weiter in Richtung Westen. Dabei legen wir dieses Mal in Spili einen längeren Stopp ein und schauen uns das schöne Kloster an. Es ist zugleich der Hauptsitz des Bischofs. Während eines Rundgangs durch die Klosteranlage empfinden wir eine sehr angenehme Atmosphäre, da alles sehr gepflegt ist und wir zudem die einzigen Besucher sind.

Ab Plakias folgen wir der „Coastal Road“ die teilweise auf sehr schmalen und unasphaltierten Sträßchen verläuft. Doch wir genießen auch die herrlichen Ausblicke, die sich uns dabei bieten. An einem der einsamen Strände finden wir ein nettes Plätzchen für die anstehende Nacht, wo wir auch gleich den darauffolgenden Tag noch verbringen.

Da wir den „Imbros Canyon“ nur in eine Richtung durchwandern wollen, platzieren wir das Motorrad mitsamt den Helmen am unteren Ende der Schlucht – wir sind ja keine kleinen Dummerchen. Mit dem Iveco fahren wir hoch zum Einstieg, der sich kurz vor dem kleinen Dorf Imbros befindet. Kontinuierlich führt der Weg nach unten. Er ist zwar nicht sonderlich steil, jedoch wegen des steinigen Untergrundes ist höchste Aufmerksamkeit gefordert. Zu beiden Seiten ragen die Wände weit in die Höhe und an der engsten Stelle sind es kaum noch 2m. Nach etwa 8km und 600 Höhenmetern haben wir das untere Ende der Schlucht erreicht.

Eine Schlechtwetterfront mit Starkwind und aufgewühlter See sitzen wir in einem kleinen Küstenwäldchen, nahe Platanias an der Nordküste aus. Nachdem sich das Sauwetter verzogen hat, wollen wir erneut hoch in die „Lefka Ori“ – die "Weißen Berge" fahren. Zunächst geht es kilometerlang durch Orangen- Mandarinen- und Zitronenplantagen hindurch. Viele der Bäume stehen momentan in voller Blüte und verbreiten einen wunderbaren Duft.  

Eher zufällig kommen wir am „Botanischen Garten von Kreta“ vorbei. Nachdem 2003 ein Feuer zehntausende Oliven- und Orangenbäume zerstört hatte, brach die Lebensgrundlage eines ganzen Dorfes von einem Tag auf den anderen zusammen. Ein junger Kreter überzeugte jedoch die Bewohner von seiner Idee eines Botanischen Gartens. Bereits 2009 öffnete der Park seine Pforten und entwickelt sich immer mehr zu einem Top Ausflugsziel auf der Insel.

Auf einem 2,5km langen Rundweg können wir hunderte kretische, europäische und tropische Pflanzen kennenlernen. Schwerpunkte sind u.a. tropische Bäume sowie Kräuter und Obstbäume aus dem Mittelmeerraum. Auch wir finden, dass dieser Park sehr empfehlenswert und ist ein absolutes MUSS für jeden Kreta Besucher ist. 

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch diesen paradiesischen Garten, geht es weiter hoch in die „Lefka Ori“. Während der Fahrt können wir das tolle Bergpanorama in vollen Zügen genießen und überqueren dabei einen 1.821m hohen Pass.  

Leider stehen wir bei unserer Ankunft am oberen Eingang der Samaria Schlucht vor verschlossenen Toren. Aufgrund von einem momentan noch hohem Wasserstand sowie dem Erdbeben vom August ´23 stehen noch ausgiebige Reparaturarbeiten an – schade. 

Alternativ entscheiden wir uns für eine Bergtour hoch zur Kallergi Schutzhütte. Die anfänglich eher gemütliche Wanderung, mündet nach der Entscheidung für die „Abkürzung“, in eine doch anstrengendere Kraxelei. Der einzigartige Blick von der Schutzhütte aus in die Samaria Schlucht und eine Rundumsicht, sowohl auf die Nord- wie auch auf die Südküste der Insel, belohnt uns jedoch für den mühevollen Aufstieg. Auf ein letztes Mal geht es für diesen Winter nochmals an den verbliebenen Schneeresten vorbei.

Erneut genießen wir die tolle Fahrt durch die Berge. Sie endet erst in dem kleinen Küstenörtchen Paleochora, das sich wunderschön gelegen auf einer Landzunge befindet. 

Eigentlich sollten wir es ja wissen, dass man sich nicht nur auf das Navi verlassen darf. Obwohl die Gassen im Ort immer schmaler werden, vertrauen wir weiterhin der modernen Technik. Dann ist es aber auch schon geschehen – wir haben uns festgefahren. Nur mit viel Geschick und der Unterstützung der Anwohner kommen wir wieder frei – doch alle nehmen es mit kretischer Gelassenheit. 

Am nächsten Morgen schauen wir uns die Reste der venezianischen Festung an, die sich auf einem Hügel im Ort befindet. Viel ist nicht mehr davon übrig. Eher sind es die herrlichen Ausblicke, die man von hier oben auf die Stadt und die nähere Umgebung hat. Selbstverständlich haben wir dieses Mal den Iveco etwas außerhalb des Zentrums geparkt ;-)

 

….und wieder ist es eine Piste aller erster Sahne. Dieses Mal führt sie uns nach Elafonisi. Dabei durchfahren wir auch wieder mehrere kleine und verlassene Dörfer, die erneut unsere höchste Aufmerksamkeit erfordern – wir haben ja dazugelernt. Schon von den Bergen aus sind die kleine Insel sowie die umliegenden Strände sehr gut zu erkennen.

Kurz nach Sonnenaufgang erreichen wir Kretas wohl bekanntesten Strand. Noch sind wir die einzigen Besucher. Durch das knietiefe Wasser waten wir zur Insel rüber und folgen dem paradiesischen Strand bis fast vor zum Leuchtturm. An vielen Stellen des schneeweißen Strandes wird auch rosafarbener Sand angespült – irre. Als wir wieder das Festland erblicken sehen wir erst, wie viele Menschen sich auf diesen wirklich einzigartigen Flecken Erde zubewegen – und die Saison hat noch nicht Mal richtig begonnen.

Nicht weit entfernt befindet sich das prächtige Kloster „Moni Chrysoskalitissia“, das hoch auf einem Felsen über dem Meer thront. Die Kirche selbst ist neueren Datums. Doch das über 1.000 Jahre alte Kloster steht auf Resten eines minoischen Tempels.

Einen weiteren traumhaften Stellplatz entdecken wir am Strand von „Aspri Limni“ – den "White Lake Beach". Es ist die kleinere Ausgabe der berühmten „Ochsenbauchbucht“ auf der Peloponnes, aber mindestens genauso schön. Obwohl die Mietwagenflotte auf der Insel sichtbar zugenommen hat, bleiben manche Strände und Orte bis dato noch von den Touristenmassen noch verschont.

Blick aus dem Bett am frühen Morgen – so wacht man gerne auf

Entlang der Westküste und einem größeres Stück durch das herrlich angrenzende Küstengebirge, fahren wir hoch bis nach Falasarna. Neben ein paar wenigen Unterkünften, Kneipen und Tavernen findet man hier auch einen langen und breiten Sandstrand. Getrübt wird das Ganze allerdings durch die hohe Dichte an Gewächshäusern, die z.T. bis an den Strand der schönen Bucht reichen.