2024 Afrika - Entlang der Westroute / Marokko (2)
Zu Beginn dieses Reiseberichtes, wollen wir uns als aller Erstes bei euch allen, für die große Resonanz auf unseren 1. Reisebericht recht herzlich bedanken. Es freut uns natürlich immer sehr, wenn so viele von unseren Lesern so interessiert mitreisen und dies dann auch noch Kund tun – vielen Dank dafür.
Was viele von euch wohl brennend interessiert, ist der Verbleib unserer Hörner an der Front des Ivecos. Ganz einfach, sie mussten aus Platzgründen der Seilwinde weichen, die wir uns noch kurz vor Reisebeginn an dieser Stelle montierten.
Nach so viel Erholung verlassen wir unseren schönen Strand und machen uns wieder auf den Weg. Auf der s.g. „Rochade Mediterranéenne“ (der Küstenstraße) geht es jetzt der südlichen Grenze des „Al Hoceima NP“ und des „Bokkoys Massiv“ entlang. Wir erreichen Al Hoceima. Außer tanken und diverser Einkäufe, sowie einem Kaffee am Strand mit Blick auf die in der Bucht liegende und von Spanien verwaltete Felseninsel „Penon de Alhucemas“, hält uns nichts mehr in der Stadt.
Im weiteren Verlauf passieren wir das „Cap Ras-Tarf“, mit seinem schönen und schon von weitem sichtbaren Leuchtturm. Zwar können wir bis an den Leuchtturm fahren, jedoch ist das Betreten leider verboten – sehr schade.
Vorbei an bizarren und erodierten Gesteinshügeln, erspähen wir von der Straße aus einen tollen Sandstrand. Auf einer steilen und ausgewaschenen Piste geht es hinunter. Allerdings werden wir nach Einbruch der Dunkelheit von ein paar Soldaten äußerst freundlich darauf hingewiesen, dass dieser Strand nach Sonnenuntergang geräumt sein muss. Also heißt es wieder abrücken. Erst später erfahren wir, dass diese Strände gerne als Ausgangspunkte für Schlepperboote sowie als Übergabeplätze für den Drogenschmuggel über das Mittelmeer genutzt werden. Dafür haben wir natürlich vollstes Verständnis.
Kurz vor der spanischen Enklave Melilla, geht es hinaus zum „Cap de Trois Fourches“. Zu Beginn führt uns die Straße durch üppige und grüne Kiefernwälder. Später weichen diese einer eher kargeren Wüstenlandschaft, je näher wir dem Kap kommen. Immer wieder durchfahren wir auch sehr dichte Nebelbänke, die so schnell verschwinden wie sie aufgezogen sind. Der schön gelegene Leuchtturm mit seinem Gebäude ist äußerst sehenswert, aber leider auch nicht zu besichtigen – sehr schade.
Die Fahrt entlang des Grenzzauns zu Melilla, erinnert uns an die Fahrt entlang der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Sehr hohe Zäune, die zusätzlich mit NATO-Stacheldraht umwickelt sind, sichern hier die EU-Außengrenze auf dem afrikanischen Kontinent. Dazu stehen in Sichtweite zueinander schwer bewaffnete Soldaten, die sehr genau das Geschehen auf der Straße beobachten.
Direkt hinter Melilla fahren wir auf eine 7km lange Landzunge hinaus. Für Vogelliebhaber und -beobachter ist diese Bucht, die als Schutzgebiet ausgewiesen ist, sicherlich ein lohnendes Ziel. Neben Flamingos, Seeadlern, Störchen und Haubentauchern, können mit etwas Geduld bestimmt noch mehr Seevögel gesichtet werden. Die Außenseite der Landzunge ist mit kilometerlangen Sandstränden gesäumt – leider auch hier mit reichlich Müll übersät.
Die nächsten Tage verbringen wir auf dem wunderschön angelegten Campingplatz „Ocean View“. Abdel hat mit viel Aufwand und Leidenschaft eine kleine Oase inmitten dieser kargen Landschaft erschaffen. Olivenbäume, Dattelpalmen sowie vielerlei Gemüse und Kräuter baut er dort an. Auf Bestellung bereitet er für den Abend leckere „Tajine“ für seine Gäste zu und am Morgen werden wir mit frischem Brot versorgt. Zudem ist es ein beliebter Treff für viele Langzeitreisende und Wüstenfahrer. Auch wir treffen hier auf interessante Menschen. Es wird reichlich gefachsimpelt und es werden zudem aktuelle Reiseinformationen ausgetauscht.
Vom Platz aus führt ein schmaler und teilweise steiler Wadi (ein trockener Wasserlauf) durch die Steilküste hindurch, bis hinunter zum Meer. Leider ist der Kieselstrand auch hier mit Unmengen an Müll versaut, so dass es uns schon fast in den Augen weh tut.
An einem der Abende veranstaltet eine größere Jugendgruppe eine Party, die von typischer Berbermusik begleitet wird. Für uns mal sehr interessant mit anzusehen und anzuhören, aber nicht so ganz unser Geschmack.
Nach so viel Entspannung geht es noch ein kurzes Stück der Küste entlang in Richtung Osten. Wir passieren das „Cap de I´eau“. Neben einem etwas heruntergekommenen Leuchtturm und der obligatorischen Müllhalde drumherum, liegen vor dem Kap die drei kleinen Felseninseln „Islas Chafarinas“. Auch diese werden nach wie von Spanien verwaltet und sind daher streng bewacht.
Auf der Weiterfahrt übersehen wir doch glatt ein Schild, das die zulässige Geschwindigkeit auf 60km/h begrenzt. Kurz darauf werden wir von der Polizei angehalten und äußerst freundlich auf unser Vergehen hingewiesen. Ok, 72km/h sind doch etwas zu schnell. Die Polizisten entschuldigen sich mehrfach dafür, dass sie diese Ordnungswidrigkeit nun leider ahnden müssen. Nach einem Ticket von 150MAD (knapp €15) und einer weiteren Entschuldigung seitens der Polizei, setzen wir unsere Fahrt fort.
Es gibt auch in Marokko Verkehrsschilder, die für uns selbsterklärend sind. Doch bei anderen Schildern ist das nicht ganz so einfach.
Bei Saidia lassen wir das Mittelmeer endgültig hinter uns. Nach einem längeren Stück, entlang der algerischen Grenze, fahren wir hoch in das „Beni Snassen Gebirge“. Erneut erwarten uns fantastische Passstraßen mit beeindruckendem Gebirgspanorama, die auch diese Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.
…mit solchen Streckenverhältnissen muss natürlich gerechnet werden, wenn man blindlings dem Navi bei „kürzester Route“ vertraut.
Auf unserer Strecke liegt jetzt die „Grotte aux Pigeons“ – die Höhle der Tauben. Leider ist eine Besichtigung der Höhle nicht möglich, da sie noch von Archäologen erforscht wird. Nachweislich wurde sie schon vor über 100.000 Jahren vom Homo Sapiens bewohnt. Wir belassen es bei einem kurzen Spaziergang bis hoch zum Eingang und genießen von dort oben einfach die schöne Aussicht.
Schon von Weitem ist in der kargen Wüstenlandschaft der blauschimmernde und grün eingesäumte „Lake Mohammed V“ zu erkennen. Für die anstehende Nacht schlagen wir hier unser Lager auf. Zum ersten Mal auf dieser Reise, genießen wir den lauen Abend am Lagerfeuer. Nachdem am Morgen die ersten Sonnenstrahlen ins Auto scheinen, beginnt für uns der neue Tag. Anfang November sind auch in Marokko die Tage nicht mehr ganz so lang.
Bei trübem Wetter und leichtem Nieselregen fahren wir in den „Tazekka NP“ hinein. Es dauert allerdings nicht allzu lange und das schlechte Wetter verzieht sich. Ein wunderschöner Regenbogen überspannt daraufhin das Tal, durch das wir eben noch fuhren.
Der nächste Morgen begrüßt uns wieder mit einem strahlend, blauen Himmel. Auf schmalen Straßen fahren wir hauptsächlich durch dichte Kork- und Steineichenwälder durch den Nationalpark. Unübersehbar wurden einige Stämme der Korkeichen erst vor Kurzem geschält. Sehr gut ist auch zu erkennen, dass es letzten Sommer in dieser Region heftig gebrannt hatte.
Am späten Nachmittag beziehen wir unser Nachtquartier am schön gelegenen Stausee „Sidi Chahede“ – diese Mal mit persönlichem Wachhund, aber auch wieder mit reichlich Müll.
Voloubilis ist die größte Ausgrabungsstätte des Landes. Dabei handelt es sich um eine Römische Ruinenstadt, die ihre Blütezeit kurz nach Christi Geburt in dieser äußerst fruchtbaren Region hatte. Bekannt ist Voloubilis vor allem für die zahlreichen noch gut erhaltenen Bodenmosaike. Bereits seit 1997 zählt es auch zum UNESCO Weltkulturerbe.
Etwas südlich der römischen Ruinenstadt liegt Meknes, die kleinste der vier Königsstädte Marokkos. Sie ist wesentlich überschaubarer als ihre drei großen Schwestern und auch weniger von Touristen frequentiert. Auch beim Schlendern durch die engen Gassen der Medina wirkt alles familiärer. Wir werden viel weniger von all den Händlern angesprochen – das tut auch mal gut. Einen guten Überblick über die Stadt erhält man von einer der vielen Dachterrassen der Restaurants innerhalb der Medina. Die Hauptattraktionen der Stadt ist sicherlich das prachtvolle Mausoleum von „Moulay Ismail“. Als prunksüchtiger und grausamer Herrscher, ließ er Meknes im 17. Jahrhundert in 55-jähriger Bauzeit zur größten Festungsstadt Nordafrikas ausbauen.
Mit einer „Caléche“ lassen wir uns am späten Nachmittag durch den äußeren Teil der Innenstadt von Meknes kutschieren. Entlang einem kleinen Teil der 42km langen und 5m dicken Festungsmauer, werfen wir u.a. auch einen Blick auf das Grün des königlichen Golfplatzes. Danach geht es an den königlichen Stallungen, einem riesigen Wasserbassin sowie dem wohl monumentalsten Tor Marokkos, dem „Bab el-Mansour“ vorbei – leider wird z.Zt. alles renoviert, sehr schade. Damit man wenigstens einen Eindruck von der Schönheit des großen Tores bekommt, wurde vor die Baustelle ein Bild in Originalgröße des Tores aufgehängt.
Am Abend besuchen wir den „el-Hedim“ – den großen Platz vor der Medina. Rund um den Platz herrscht ein buntes Treiben. Neben den Cafés und Restaurants sind auch Künstler, Akrobaten sowie Schlangenbeschwörer und Musiker vertreten. Für einen kleinen Obolus geben sie für die Besucher ihr Bestes. Zu später Stunde drehen wir noch eine Runde durch den Markt der Gewürze und Süßigkeiten – da fällt es uns wirklich wieder sehr schwer zu widerstehen.
Wir folgen nun der gut ausgebauten Nationalstraße, die uns hoch nach Ifrane führt. Die Gegend wird auch als die „Schweiz Marokkos“ bezeichnet. Nicht nur, dass der Ort ungewöhnlich sauber ist und sehr weitläufig auf ca. 1.650 Höhenmeter liegt, auch die Häuser ähneln sehr dem Alpenländischen Stiel.
Nach einem kurzen Stadtrundgang und den notwendigen Einkäufen, suchen wir uns ein Plätzchen außerhalb von Ifrane im gleichnamigen Nationalpark.
Am Rande einer Lichtung, inmitten einem der weltweit größten und noch zusammenhängenden Zedernwälder, werden wir fündig. Mit tollem Blick auf das vor uns liegende Tal und der darin befindlichen ca. 4km langen Laufstrecke, installieren wir uns für die nächsten Tage. Von hier aus unternehmen wir mehrere Wanderungen in die nähre Umgebung oder begeben uns auch auf die Laufstrecke. Morgens werden wir von neugierigen Berberaffen geweckt und am Abend beenden wir die Tage entspannt am Lagerfeuer.
So, nun wurde der Reisebericht doch wieder etwas länger als ursprünglich vorgesehen – es gibt halt immer viel zu erzählen, wenn wir unterwegs sind. Wir wünschen euch viel Spaß beim Mitreisen.