2022 Sardinien (2)
Nochmals möchten wir uns bei all denen bedanken, die uns nach dem ersten Reisebericht so zahlreich geschrieben haben. Ebenso bei denjenigen, die uns zum ersten Mal auf unserer Website besucht haben – und wir hoffen natürlich, dass ihr uns weiterhin treu bleibt ;-)
Auch im zweiten Teil unserer Sardinien Reise wollen wir unsere Erlebnisse und Erfahrungen erneut so lebendig wie nur möglich wiedergeben – Stoff dafür haben wir genug.
Nachdem wir uns den farbenfrohen Markt und die Festung in Bosa ausgiebig angeschaut haben, verlassen wir die Stadt in südlicher Richtung. Dabei folgen wir weiterhin der hügelichen und wunderschönen Küstenstraße. Wir erreichen Oristano. Da sich unser Gasvorrat langsam dem Ende neigt, versuchen wir Gas zu tanken. Problem ist nur, in Italien werden völlig andere Fülladapter verwendet. Auch weiterhin hält der "Gott der Reisenden" seine schützende Hand über uns. In einem Zubehör Shop lernen wir einen jungen Mechaniker kennen der uns prompt anbietet, ihm zu folgen. In seiner Werkstatt schafft er es, mit Hilfe einer Gewindereduzierung, den italienischen Fülladapter an unseren Gastank zu montieren – "Mille Gracie", du bist unser Held des Tages.
Mit gefülltem Gastank fahren wir nun an die schönen Sandstrände der Halbinsel westlich von Oristano. Zudem sind diese Gewässer als "Maritimes Schutzgebiet" ausgewiesen. Am "Punta is Arutas" finden wir ein herrliches Plätzchen für die nächsten beiden Tage.
Während einer kleinen Wanderung über die Halbinsel, entdecken wir in einer Lagune ein kleines Grüppchen von Flamingos.
Am südlichen Ende der Halbinsel befindet sich das Capo San Marco. Auch diese Landspitze ist wieder mit mehreren "Genuesen Türmen" bestückt. An der Ostseite der Halbinsel liegt dann noch die Ausgrabungsstätte "Tharros", die im 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt war.
Nach zwei Tagen faulenzen und "Kultur" zieht es uns weiter. Die "Costa Verde" soll eine der schönsten Regionen Sardiniens sein. Das Fahren ist wiedermal ein reines Vergnügen, da die Straßen kaum befahren sind. Eine traumhafte Bucht reiht sich an die Andere. Bei "Marina di Arbus" entdecken wir dann einen tollen Stellplatz – doch der ist nicht ganz so einfach zu erreichen. Dank unseres 4x4 bewältigen wir die steile und holprige Anfahrt doch recht gut.
Wir genießen das schöne Wetter bei sommerlichen Temperaturen. Hier kommt auch unser Backofen wieder Mal zum Einsatz. Zum Kaffee bereitet Bernadette leckere Zimtschnecken zu und zur abendlichen Grillwurst gibt es frische "Weckle". Nachdem sich die Sonne verabschiedet hat, setzen wir uns zum ersten Mal auf dieser Reise ans gemütliche Lagerfeuer.
Entlang der "Costa Verde" befinden sich auch die Dünen von "Piscinas". Sie zählen mit zu den größten Wanderdünen Europas. Ab hier verläuft nun die Straße teilweise im Landesinneren. Von Asphalt geht sie abrupt in eine Schotterpiste über und führt wenig später auch noch durch ein kleines Flüsschen – so macht das Fahren wieder richtig Spaß ;-)
Im weiteren Verlauf passieren wir die ehemaligen Abbaugebiete einer zwischenzeitlich stillgelegten Miene. Ebenso sind auch die verfallenen Gebäude zur Weiterverarbeitung der gewonnenen Erze gut zu erkennen – allerdings gleichen die eher einer Geisterstadt.
Nördlich von Iglesias widmen wir uns wieder der Kultur. Wir besichtigen den "Tempel von Antas", der ebenso aus dem 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. stammt. In unmittelbarer Nähe zum Tempel sind die Überreste von Rundbauten zu finden, die sogar aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. stammen sollen. Die gesamte Anlage steht heute unter dem Schutz des UNSCO Weltkulturerbe.
Nach einem kleinen Fußmarsch, auf dem wir nochmals einen herrlichen Blick auf den Tempel erhalten, kommen wir zu einer mehrere hundert Jahre alten und völlig knorrig verwachsenen Korkeiche. Wie gut zu erkennen ist, kann die letzte Rindenschälung noch nicht so lange her sein. Zwischen den einzelnen Schälungen der Rinde müssen im Übrigen mindestens 9-12 Jahre liegen.
Es geht jetzt z.T. durch üppig bewachsene Korkeichenwälder. Selbst von der Straße aus ist bestens zu erkennen, welche Bäume vor kurzem erst geschält wurden und welche die Schälung schon länger Zeit hinter sich haben.
Zwangsläufig kommt man auf Sardinien immer wieder durch kleine Ortschaften. Oft sind die Durchfahrtsstraßen so eng oder so zugeparkt, dass selbst wir es schwer haben durchzukommen.
Ein großes Augenmerk müssen wir natürlich auch auf die Schilder mit den Durchfahrtshöhen haben. Da kommt es dann schon mal vor, dass der Copilot aussteigen und dem Fahrer klare Anweisungen zur Durchfahrt geben muss – wir sind eben ein eingespieltes Team.
Über einen Damm geht es als nächstes auf die "Isola Sant Antioco" im äußersten Südwesten der Insel. Schon bei der Anfahrt zu unserem auserwählten Stellplatz am "Capo Sperone", können wir auf den südlichsten Zipfel Sardiniens hinüberblicken. Leider kann dieses Kap weder angefahren noch zu Fuß erreicht werden, da es militärisches Sperrgebiet ist.
Tags darauf sind dicke Wolken aufgezogen und es hat zu regnen begonnen. Daher umrunden wir quasi im Schnelldurchgang die "Isola Sant Antioco" und können nur erahnen, welch tolle Landschaft wir bei schönem Wetter erleben könnten.
Wieder zurück auf der Hauptinsel zeigt sich auch das Wetter wieder von seiner besseren Seite. Entlang der Südküste bis zum Leuchtturm auf dem "Capo Spartivento" reihen sich die "Bilderbuchbuchten" nur so aneinander. Hier haben wir dann auch unseren südlichsten Punkt dieser Reise erreicht.
Langsam läuft uns die Zeit davon. Daher durchfahren wir die Region um die Inselhauptstadt Cagliari recht zügig und kürzen auch den südöstlichen Teil der Insel bis hin zur Ostküste durch die Berge ab.
Sardinien ist ein Eldorado für Motorradfahrer, vor allem auf den kurvenreichen Gebirgsstrecken mit den unzähligen Serpentinen. Uns begegnen so viele Motorräder, dass wir es fast schon bereuen nur die Fahrräder dabei zu haben.
Nachdem wir die Berge vorerst hinter uns gelassen haben, stoßen wir bei Muravera erneut auf die Ostküste. In dieser Region wechseln die Strandgegebenheiten sehr extrem von Bucht zu Bucht – von fein sandig bis hin zu grob felsig ist alles zu finden.
Auf dieser Seite der Insel sind es jetzt wieder die farbenprächtigen Sonnenaufgänge, die wir von unseren Übernachtungsplätzen aus betrachten können. Diesen Felsen nannten wir im Übrigen "den alten Indianer" – seht ihr ihn auch?
Uns zieht es zurück in die Berge. Wir wollen hoch nach Desulo und dort über den höchsten Pass Sardiniens fahren. Erneut schlängelt sich die Straße in unzähligen Serpentinen nach oben. Wen wunderts da, dass fast nur Motorräder unterwegs sind. Dabei geht es auch durch Dörfer die z.T. sehr malerisch in den Berghängen liegen.
Auf halbem Weg hoch nach Desulo entdecken wir ein kleines Hinweisschild, das sofort unsere Neugier weckt – das sieht doch nach einer Abkühlung aus.
Nach der doch etwas staubigen Anfahrt werden wir mit einem tollen Flüsschen belohnt. Dieses windet sich durch einen kleinen Canyon und bietet am Ausgang eine ideale Bademöglichkeit.
Kurz vor dem Pass werden die Straßenverhältnisse wieder etwas "Fahrzeuggerechter" – aber dann doch nicht so, dass wir uns beklagen würden. Oben angekommen werden erstmal die obligatorischen Bilder gemacht bevor es wieder nach unten geht.
Unser nächstes Ziel soll nun der Canyon "Gola Gorropu" sein. Dieser ist nach dem "Gorge de Verdon" in Südfrankreich, die tiefste Schlucht in Europa – wer hätte das gedacht. Hier hat der "Riu Flumineddu" sein Bett tief in den Kalkstein des "Supramonte" gegraben und dabei eine eindrucksvolle Landschaft geschaffen. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, den Canyon zu erreichen. Eine davon führt vom 1.017m hohen "Passo di Genna Silana" aus, in einer kürzeren aber dafür sehr steilen Route nach unten. Die andere Möglichkeit führt von einem Parkplatz aus in einem etwa zweistündigen Marsch dorthin. Wir entscheiden uns für die zweite Variante.
Schon die Anfahrt bietet uns tolle Aussichten auf die umliegenden Berge. Bereits recht früh sind wir am Parkplatz – noch ist fast nichts los. Nach gut zwei Stunden erreichen wir den spektakulären Eingang in die Schlucht.
Die Erkundung der Schlucht ist nun in drei Kategorien eingeteilt. Grün bedeutet, dass dieser etwa ein Kilometer lange Abschnitt ohne große Probleme bewältigt werden kann. Im orangenen, ca. 500m langen Abschnitt, ist da schon etwas mehr körperliche Anstrengung gefordert. Der rote und letzte Teil ist dann nur noch den erfahrenen Alpinisten mit Klettererfahrung und Ausrüstung vorbehalten.
Von Beginn an geht es über unterschiedlich große Findlinge in die Schlucht hinein. Je weiter wir vordringen, umso höher wird die Anforderung. Zu beiden Seiten ragen die Wände weit über 300m hoch. Unsere Erkundung endet erst zu Beginn des roten Sektors.
Unsere letzten Tage genießen wir nochmals bei sommerlichen Temperaturen an den tollen und zwischenzeitlich auch vereinsamten Stränden der Ostküste Sardiniens.
Dann ist es soweit. Von Olbia aus treten wir die Überfahrt auf das italienische Festland an. Pünktlich läuft am Abend die Fähre aus. Die Überfahrt ist absolut ruhig und am nächsten Morgen erreichen wir während des Sonnenaufgangs den Hafen von Livorno.
Nun liegen noch etwa 850km vor uns. Die wollen wir in aller Gemütlichkeit in zwei Tagen hinter uns bringen. Sind wir auf der Hinfahrt noch durch den "San Gotthard Tunnel" gefahren, so nehmen wir jetzt Route über den immer wieder sehenswerten 2.091m hohen "San Gotthard Pass". Rechtzeitig zum Sonnenuntergang haben wir die Passhöhe erreicht.
Nach gut vier Wochen geht unsere Sardinien Reise zu Ende. Bei spätsommerlichem Wetter und herrlicher Wohlfühltemperatur kommen wir gesund und munter wieder Zuhause an.
....aber ihr wisst ja, "nach der Reise ist vor der Reise". Unsere nächste Tour geht bereits in die "Feintuning" Phase der Planung und ihr könnt euch sicher sein, dass es dann wieder mehr zu lesen gibt – unsere Unabhängigkeit ist in greifbarer Nähe ;-)