2023 Marokko (4) – Königsstädte, Dromedare und ganz viel Sand
Wir sind in Marokko angekommen. Zunächst folgen wir der Küstenstraße, sodass wir nochmals den einen oder anderen Blick zwischen den Hügeln hindurch, nach Europa hinüber erhaschen können. Im weiteren Verlauf geht es an der spanischen Enklave Ceuta vorbei und wir erreichen Tetuan. Die Stadt hat sich zu einem boomenden Touristenort entwickelt. Dort, wo sich 1989 während unserer damaligen Motorrad Tour, noch ein schier unendlich erscheinender und nahezu menschenleerer Sandstrand befand, schlängelt sich heute eine kilometerlange Promenade dem Meer entlang. Hotels, Resorts und Golfplätze reihen sich aneinander – wirklich sehr schade.
Nach einem ersten Tankstopp, der natürlich wesentlich günstiger ausfällt wie in Europa, verlassen wir die Küstenregion und es wird hügeliger. Es geht in die nördlichen Ausläufer des "Rif-Gebirges" hinein. Unser erster Anlaufpunkt ist Chefchaouen, auch die "blaue Stadt" genannt. Wir installieren uns auf dem örtlichen Campingplatz und erkunden am späten Nachmittag die Stadt. Bei einem Rundgang ist unverkennbar, wie die Stadt zu ihrem Namen kam. Auf dem "Souk" wird so allerhand angeboten und handeln ist angesagt. Am Abend gibt es ein erstes leckeres Essen in einem der typischen marokkanischen Restaurants.
Am nächsten Morgen geht es weiter durch das zentrale "Rif-Gebirge". Größtenteils sind wir auf recht ordentlichen Straßen unterwegs. Doch manchmal lässt die Qualität des Asphalts sehr zu wünschen übrig. Auch die Straßenschilder lassen vereinzelt nur an ihrer Form erkennen, was gemeint ist. Andere Länder, andere Sitten – so auch die Transportvarianten mancher Güter.
Durchfahren wir am Morgen noch fruchtbare Landschaften, so wird gegen später die Umgebung zusehens karger – fast schon wüstenähnlich.
Am Abend erreichen wir die älteste der vier Königsstädte, Fès.
Brigitte und Ingo organisieren eine Stadtführung. Unter ortskundiger Anleitung geht es durch das "blaue Tor" in die Altstadt (die Medina) hinein. Sie ist komplett von einer Mauer umgeben. Wir besuchen u.a. das älteste und bedeutendste Gotteshaus des Landes, die "Qarawīyīn-Moschee". Sie wurde im Jahre 857 erbaut. Aufgrund ihrer Bedeutung und den außerordentlich schönen Schnitzereien aus Zedernholz an den Wänden, zählt sie heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Natürlich darf in Marokko der Besuch einer "Teppich Kooperative" nicht fehlen. Wir erfahren so einiges über die Herstellung sowie die Qualitäten der verschiedenen Teppicharten. Selbstverständlich stehen die gezeigten Exemplare dann auch zum Verkauf – wo so manche(r) kaum widerstehen kann ;-)
Im weiteren Verlauf der Stadtführung besuchen wir eine Fertigungsstätte, wo nur aus pflanzlichen Zutaten Heil- und Pflegemittel hergestellt werden. Auch hier dürfen wir uns ausgiebig beraten lassen und die verschiedenen Artikel testen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang besichtigen wir noch die größte Gerberei in der Medina. Überall wird es natürlich sehr gerne gesehen, wenn zusätzlich noch großzügig eingekauft wird ;-)
In den nächsten Tage wollen wir unsere ersten "Offroad Strecken" in Angriff nehmen und die Nächte in der Wüste verbringen. Dafür decken wir uns noch mit reichlich frischen Lebensmitteln in der Markthalle von Ifrane ein.
Danach fahren wir hoch in die Zedernwälder des "Nationalparks Ifrane", der sich am westlichen Rand des "Mittleren Atlas" befindet. Während unserer Mittagspause werden wir von neugierigen Berberaffen beobachtet, die sicherlich zu gerne mitgegessen hätten.
Bei Midelt verlassen wir die Nationalstraße und fahren zu den verlassen Bleiminen, weit außerhalb der Stadt. Dabei geht es durch eine grandiose Wüstenlandschaft, die uns sehr an die "Painted Dessert" in Arizona erinnert. Oberhalb der ehemaligen Arbeitersiedlung schlagen wir unserer erstes Nachtlager in der Wüste auf.
Am nächsten Morgen legen wir noch einen kurzen Stopp an den stillgelegten Bleiminen ein und gehen dann in einen der kilometerlangen Stollen hinein. Allerdings kehren wir nach gut 500m wieder um, da immer mehr Seitengänge abgehen.
Nach wie vor leben hier noch ein paar wenige Glücksritter. Sie versuchen mit dem "illegalen" Abbau von Erzen und Mineralien so irgendwie über die Runden zu kommen.
Wieder zurück auf Asphalt folgen wir der Straße weiter in Richtung algerischer Grenze. Nur noch gelegentlich sind jetzt grüne Flecken am Straßenrand zu erkennen.
Immer wieder passieren wir verlassene Gebäude oder z.T. ganze Dörfer. Sie wurden in traditioneller Weise aus Lehm gebaut und wurden aus uns unerklärlichen Gründen aufgegeben.
In Boudnib wird nochmals vollgetankt, bevor wir in Richtung Wüste abbiegen. Doch zuvor reduzieren wir noch den Luftdruck in unseren Reifen, damit wir eine höhere Auflagefläche erhalten. Zudem federn damit die Reifen auch kleinere Unebenheiten ab.
Am späten Nachmittag finden wir einen schönen Stellplatz direkt vor einer Felswand. Nachdem dann auch die Sonne untergegangen ist wird es mittlerweile empfindlich kalt. Doch am Lagerfeuer ergeben sich interessante Gespräche, die die Kühle vergessen lassen.
Am folgenden Tag durchfahren wir die unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheit, die diese Steinwüste zu bieten hat. Zu Beginn ist unsere Piste noch recht sandig. Gegen später wird aus dem halbtiefen Sand eine Geröllpiste (s.g. Gravel), die am Ende des Tages auf einem riesigen Felsplateau endet. Doch die Anfahrt gestaltet sich nicht so einfach und erfordert viel "Fußspitzengefühl" und Geschicklichkeit von den Fahrern. An den ganz extremen Passagen ist es Ingo, der mit seiner Erfahrung den Fahrern zur Seite steht.
Nachdem alle Fahrzeuge das Felsplateau erreicht haben, schlagen wir unser Nachtlager auf. Schon kurz darauf taucht die Abendsonne unsere Umgebung in ein bezauberndes Licht – wir können uns kaum sattsehen.
Im weiteren Verlauf unserer Marokko Tour durchfahren wir jetzt einen Mix aus Geröllpiste und Sanddünen, im westlichen Teil des "Sahara Randgebietes". Zwischenzeitlich begleiten uns immer mehr die wachsamen Augen der wilden Esel und Dromedare.
...was wäre eine Wüste ohne Oasen – auch hier lässt es sich in traumhafter Umgebung wunderbar übernachten. Nur sollte die Oase nicht zu nahe an der algerischen Grenze liegen. Nachdem wir unser Nachtquartier unter den Dattelpalmen eingerichtet und auch schon das erste "Feierabendbier" hinter uns haben, erhalten wir Besuch von zwei jungen Soldaten. Sie erklären uns äußerst freundlich, dass grenznahe Übernachtungen nicht so gerne gesehen werden. Doch mit etwas kommunikativem Geschick und Rücksprache mit ihren Vorgesetzten, drücken die freundlichen Herren in Uniform für heute nochmals ein Auge zu.
So langsam neigen sich die Frischevorräte dem Ende zu und auch die Fahrzeuge mit den kleineren Tanks bedürfen einer Füllung. In dem kleinen Wüstenort Merzouga können wir sowohl unsere Vorräte wie auch den Treibstoff wieder ergänzen. Zudem befinden sich hier die Sanddünen des "Erg Chebbi". Die etwa 22km lange und 5km breite, durch den Wind geformte Dünenlandschaft, ist das Tor in die "Sahara". Um den Ort selbst entstand in den letzten Jahren eine große touristische Infrastruktur. Neben reichlich Unterkünften und Restaurants werden auch Kamelausritte oder Quad-Touren in die Wüste angeboten.
Nach mehreren Tagen durch die Wüste, gönnen wir uns und unseren Fahrzeugen einen Ruhetag auf einem Campingplatz unweit der Dünen. Neben etwas technischem Dienst ist auch Entspannung und die Verwöhnung des Gaumens im "Dünenrestaurant" angesagt.
Erholt und entspannt gehen wir die nächsten Etappen an. Unweit von Merzouga liegen Dünen entlang unserer Route, die sich ideal zum Üben von "Sand- und Dünenfahrten" eignen. Nach einer kurzen Einweisung durch Ingo, klappt es problemlos bei Allen.
Fast unscheinbar mündet die Sandpiste auf einem ausgetrocknetem See. Nur breit gefächert und mit einem großen Abstand der Fahrzeuge ist gewährleistet, dass man nicht in einer Staubwolke fährt. So sind auch höhere Geschwindigkeiten kein Problem.
Nach den Sanddünen folgt erneut eine Geröllpiste. Dabei geht es über eine steinige Anhöhe in einen relativ flachen Krater eines seit Jahrmillionen erloschenen Vulkans hinein. Nach ca. 8km geht es wieder über den Kraterrand hinaus in die freie Steinwüste.
Wieder mit Asphalt unter den Rädern passieren wir eine "Geisterstadt". Warum dieser in traditioneller Lehmbauweise errichtete Ort aufgegeben wurde, ist uns leider nicht bekannt. Auf jeden Fall legen wir einen kurzen Stopp ein und schauen uns die verbliebenen Ruinen etwas genauer an.
Wir erreichen die Oasenstadt Zagora, an der momentan staubtrockenen "Draa". Dieser Fluss führt nur wenige Wochen im Jahr Wasser, das dann relativ schnell wieder in der Wüste verschwindet. Es ist eine verhältnismäßig große Stadt, die hauptsächlich vom Anbau und der Produktion von Datteln aus dieser Region lebt.
Wir installieren uns erneut für zwei Tage auf einem sehr schönen Campingplatz inmitten eines Palmenwaldes.