2023 Marokko (1) – ...durch den "Gorges du Tarn" in die "Pyrenäen"

 

Nachdem wir das herrliche Spätsommerwetter daheim und auch das Neckarsulmer "Ganzhornfest" noch ausgiebig genossen haben ist es jetzt wieder an der Zeit, uns erneut auf die Straße zu begeben. Unser Ziel – Marokko. Doch bis dahin haben wir noch über sechs Wochen Zeit und wollen die Anreise dorthin ausgiebig genießen. Auf überwiegend kleineren Straßen soll es zumeist mautfrei durch Frankreich, Spanien und Portugal bis in den Hafen von Algeciras, nahe Gibraltar, gehen. Dort treffen wir auf weitere "Allradler" mit denen wir  dann gemeinsam auf den afrikanischen Kontinent übersetzen werden.

 

Um zügig voranzukommen folgen wir zunächst bis Neuenburg der A5 und überqueren dort, nach einer kurzen Stärkung bei Sybille und Joachim, die Grenze nach Frankreich. Erst auf Höhe von Audincourt verlassen wir die "Donnerstrecke" wieder. Ab hier geht es durch den "Natur Park Doubs", der im weiteren Verlauf in den Regional Park "Hohe Jura" führt. Wir kommen gut voran, da in dieser abgelegenen Region kaum Fahrzeuge unterwegs sind.

Andere Länder, andere Vorschriften. In Frankreich müssen z.B. alle Fahrzeuge über 3,5t diese hässlichen "Angles Morts" Aufkleber anbringen – und das gleich 3x. Über Sinn oder Unsinn ließe sich jetzt sicherlich lange diskutieren. Unseren ersten Nachtplatz finden wir ruhig und abgelegen direkt an der gemütlich dahinfließenden "Doubs".

Kurz hinter Champangnole besuchen wir die "Lapiaz de Luolle". Dabei handelt es sich um eine riesige, leicht geneigte Kalksteinplatte, die von Verwerfungen und Spalten durchzogen ist. Dieses irre Muster entstand durch die Regenabflüsse der letzten Jahrtausende. Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, dieses spektakuläre Gebilde der Natur genauer zu betrachten.

Selbst auf den kleinen Straßen macht das Fahren Spaß, da es immer wieder durch die typisch, kleinen Dörfer geht. Am späten Abend kommen wir am Vogelparadies "Parc des Oiseaux" vorbei. Dort sammeln sich so langsam die Zugvögel, um sich auf die Reise in ihr Winterquartier vorzubereiten – kommt uns irgendwie sehr bekannt vor. Es wimmelt hier jedoch auch geradezu so von Wohnmobilen, die sicherlich das selbe vorhaben. Daher beschließen wir, noch bis Firminy durchzufahren. 

Am nächsten Morgen besuchen wir die Betongebäude mit Stadion und Kirche des „Begründers der modernen Architektur“ – Le Corbusier. Die Gebäude entstanden Mitte der 60er Jahre und sind allerdings sehr gewöhnungsbedürftig – nicht unser Geschmack.

Wir erreichen den "National Park Cevennen". Am "Gorges de Chassezac" legen wir eine Pause ein und gehen ein Stück der Schlucht entlang. Nicht nur die Wanderer kommen hier auf ihre Kosten, auch mehrere Klettersteige können in der Schlucht bewältigt werden. Nicht weit entfernt des "Gorges" befindet sich das kleine Örtchen La Garde-Guerin. Sehr liebevoll wurde es originalgetreu wieder restauriert. Nahe Villefort finden wir ein nettes und ruhiges Schlafplätzchen direkt am gleichnamigen Stausee für die anstehende Nacht.

Bei Ispagnag erreichen wir die "Tarn". Das heute schier unscheinbare Flüsschen, hatte in den vergangenen Jahrmillionen eine imposante Schlucht durch den Kalkstein der Cevennen geschaffen. Über unzählige Serpentinen schlängelt sich die Straße hinunter in den "Gorges". Dem folgen wir durch teilweise sehr steilwändige Engpässe, die beim Fahren höchste Aufmerksamkeit erfordern. 

Nahe des Ortes Millau überspannt das knapp 2,5km lange "Viaduc de Millau" das gesamte Tal der Tarn. Ab hier sind die Flanken des „Gorges" zwar nicht mehr ganz so steil und spektakulär, aber immer noch sehr reizvoll und ab hier auch etwas entspannter zu befahren. Bedingt durch mehrere Staustufen fließt das Flüsschen jetzt wesentlich ruhiger dahin.

 

Im weiteren Verlauf fließt die Tarn durch Albi. Dort besuchen wir unsere Freundin Guylene. Seit 1979 verbindet Bernadette und sie eine enge Freundschaft, die im Rahmen eines Schüleraustausches zwischen den Partnerstädten "Neckarsulm" und "Carmaux" ihren Ursprung hatte. Seitdem gab es unzählige gegenseitige Besuche – das ist wahre und gelebte Städtepartnerschaft.

Selbstverständlich lassen wir es uns nicht nehmen, durch Carmaux zu fahren um dort den freitäglichen Markt zu besuchen. 

Albi haben wir schon des Öfteren besucht. Doch dieses Mal schauen wir uns die 1390 fertiggestellte Kathedrale nicht nur von außen an, sondern nehmen zudem an einer Audio Tour teil. Diese führt uns u.a. durch das absolut sehenswerte Innere des größten Backsteinbaus der Welt. Die Kathedrale wie auch der alte Stadtkern von Albi stehen zwischenzeitlich unter dem Schutz der UNESCO.

Anders noch wie in der Slowakei, werden hier die Infos und Touren auch in mehreren Sprachen angeboten.

Wir machen uns auf den Weg nach Lourdes. Dort besuchen wir die wunderschöne Kathedrale und können eine abendliche Prozession mit internationaler Beteiligung miterleben. Natürlich darf auch ein Besuch an der stark frequentierten Grotte nicht fehlen. An der berühmten Heilquelle des Ortes versorgen wir uns noch mit Wasser, dort wo der heiligen Bernadette vor 120 Jahren die Jungfrau Maria erschienen ist. 

Nach so vielen Besuchen von Gotteshäusern und geistlichem Input, wenden wir uns nun wieder den weltlichen Dingen zu – der Straße und der Natur. Schon von Weitem können wir die Siluette der "Pyrenäen" sehr gut erkennen. Über mehrere Pässe und durch unzählige Serpentinen durchfahren wir diesen Gebirgszugs, der gleichzeitig vom Mittelmeer bis hoch zum Atlantik die Grenze zu Spanien bildet. Allerdings bedarf es drei Anläufe, bis wir diese Grenze überfahren können – unverhofft sind zwei Pässe vorübergehend geschlossen. So drehen wir noch ein paar "Extrarunden" durch dieses herrliche Gebirge. Weit im Norden, nahe des Ortes Bera, gelingt uns schließlich die Grenzüberfahrt nach Spanien. Nach wie vor werden wir von traumhaftem Wetter begleitet.

Am Abend entdecken wir erneut einen tollen Stellplatz für die anstehende Nacht – malerisch an einem kleinen Flüsschen. Hier bietet es sich auch an, die "Campfire Saison" für diese Reise zu eröffnen.

Nach den ganzen Serpentin der Pyrenäen, liegt jetzt der Atlantik vor uns. Entlang der Küstenstraße geht es weiter gen Westen. Doch schon bald holt uns das typische feuchte Wetter am "Golf von Biskaya" ein. Also sehen wir zu, dass wir zügig unsere nächsten Ziele erreichen. Die sicherlich sehenswerten Städte San Sebastian, Bilbao und Santander lassen wir diesmal einfach rechts liegen.

Wir haben den Gebirgszug der „Picos de Europa“ erreicht. Es ist ein Kalkstein-Massiv mit etwa 200 Gipfeln über 2.000m. Die höchste Erhebung streckt sich auf stolze 2.648m nach oben, es ist der "Torre de Cerredo". Ein Großteil des gesamten Massivs ist als Nationalpark ausgewiesen. Zudem ist es ein sehr beliebtes Wander- und Klettergebiet – und das nicht nur bei den Europäern.

Als "warmup" für den morgigen Tag nehmen wir die Zahnradbahn von Poncebos hoch nach Bulnes. Von dort gehen wir einen etwa 9km langen Trail gemütlich wieder zurück. An Wanderrouten in allen Kategorien mangelt es in den "Picos" wahrlich nicht.

 

Von einem geeigneten Aussichtspunkt aus, können wir den bekanntesten Gipfel des Gebirges erblicken. Es ist der 2.519m hohe "Narajo de Bulnes". Dort hinauf führen die schwierigsten Kletterrouten des gesamten Massivs.

 

...dann ist es soweit. Wir nehmen die Königsetappe in den Picos in Angriff – die "Ruta del Cares". Es ist eine Wanderroute, die immer entlang des "Rio Cares" von Poncebos nach Cain mit etwas mehr als 11km verläuft. Ursprünglich war diese Route als Versorgungs- bzw. später als Inspektionspfad für den parallel verlaufenden Wasserkanal vorgesehen. Aufgrund seines spektakulären Verlaufes sowie den atemberaubenden Aussichten, hat sich diese "Ruta" etabliert und ist in den Sommermonaten sehr stark frequentiert.

In Cain haben wir die Möglichkeit uns etwas zu stärken und zu erfrischen, bevor es dann wieder zurück nach Poncebos geht.

Trotz leichtem Muskelkater, fahren wir am nächsten Tag auf die Westseite der "Picos de Europa". In dem überschaubaren Bergdorf Dovadonga schauen wir uns zunächst die schöne Basilika an. Mit dem Bus geht es danach hoch zu den beiden Bergseen "Los Lagos", da in diesen Teil des Nationalparks ist die Fahrt mit Privatfahrzeugen untersagt ist. Während eines ausgedehnten Spaziergangs, erhalten wir tolle Ausblicke auf die beiden Seen, die in einer fantastischen Bergkulisse eingebettet sind. Zudem ist von hier oben der ca. 20km entfernte Atlantik mit seinen Nebelbänken entlang der Küstenlinie sehr gut zu sehen. 

Zwischenzeitlich sind wir wieder am Atlantik angekommen und nach wie vor werden wir von einem sommerlichen Wetter begleitet. Aber darüber mehr im nächsten Reisebericht.