2021 Albanien - Reisebericht 1
Bereits ein ganzes Jahr ist schon wieder vergangen, seit wir von unserer einjährigen Nordamerika Tour zurückgekehrt sind. Vieles ist leider nicht mehr so, wie es vor der damaligen Abreise war.
Neben unserer täglichen Arbeit unter den allseits bekannten Umständen, haben wir doch auch so manche kürzeren Touren unternommen. Dahner Felsenland, Teutoburger Wald, Spessart oder der Odenwald sowie Sportbootfahren auf dem Main sind nur ein paar dieser Unternehmungen.
Ganz nebenbei haben wir die in Nordamerika eigens angelegte „todo“ Liste, an unserem Iveco so nach und nach abgearbeitet.
Näheres hierzu findet ihr unter Iveco Daily 4x4 – Update.
Seit Anfang September sind wir nun wieder "on the road" – was für ein herrliches Gefühl. Unser angepeiltes Ziel soll dieses Mal das bis dato touristisch doch eher unbekanntere Balkanland Albanien sein. Der Reiz dieses Landes (auch als "Land der Bunker" bezeichnet – aber dazu später mehr) liegt u.a. in den albanischen Alpen mit ihren (noch) ursprünglichen Gegebenheiten sowie die (noch) nicht zugeteerten Straßen – für einen 4x4 doch genau das Richtige. Ebenso sollen die im Süden liegenden Strände auch nicht ganze "ohne" sein. Selbstverständlich interessieren uns auch die Kontakte zu den Menschen im Lande die im Rufe stehen, sehr liebenswert, gastfreundlich und offen gegenüber Besuchern zu sein.
...also, dann wollen wir es mal angehen.
Für die Anreise wählen wir die für uns kürzeste Strecke durch Österreich und Slowenien. Da wir zwischenzeitlich mit einem Gefährt jenseits der 3,5 Tonnen unterwegs sind, benötigen wir für die dortigen Autobahnen eine s.g. „Go-Box“ bzw. eine "DARSGo".
Bei Novo Mesto, in Slowenien, verlassen wir die mautpflichtige Straße und fahren von dort auf nur noch kleinen bis kleinsten Straßen weiter. Dies hat den Vorteil, dass wir sowohl Slowenien wie auch Kroatien mal ganz anders erleben dürfen. Immer noch stehen die Wiesen und Wälder in einem satten Grün, da es auch hier in den letzten Monaten überdurchschnittlich geregnet hat. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Selbst als wir wegen einer nicht passierbaren Kurve wieder umkehren müssen, werden wir von den angrenzenden Bewohnern sogar tatkräftig unterstützt – das ist halt das Risiko, dass wir bei dieser Art des Reisens aber gerne in Kauf nehmen.
Es geht durch den "Velebit Nationalpark" und über das gleichnamige Gebirge. Nach einer grandiosen Serpentinenabfahrt, mit den herrlichsten Ausblicken auf die Dalmatinische Adriaküste, erreichen wir den kleinen Ort Senj.
Von dort nehmen wir die Küstenstraße (die Magistrale) nach Süden um etwas Strecke zu machen. Längst hat diese legendäre Straße ihre frühere Gefährlichkeit verloren. Sie wurde verbreitert, viele Kurven begradigt und auf der gesamten Strecke gibt es jetzt Geschwindigkeitsbeschränkungen – was allerdings bleibt, sind die atemberaubenden Ausblicke auf die vorgelagerte Inselwelt.
Bei Prizna nehmen wir die Fähre und setzen auf die Insel Pag über. Bereits beim Erreichen der Insel erhalten wir den Eindruck, in Arizona zu sein. Die karge, felsige und wüstenähnliche Landschaft erinnert uns doch stark an einen unserer liebsten Bundesstaaten der USA – leider fehlen die Kakteen. Von hier aus geht es quasi parallel zur Magistrale der Insel entlang nach Süd-Osten.
Dabei bekommen wir Örtchen und Strände zu sehen, die wir eher zufällig finden und die teilweise auch nur über Schotterpisten zu erreichen sind – herrlich. Es ist sommerlich warm und wir legen immer wieder Badestopps ein.
Unser erstes geplantes Ziel ist Turanj, kurz vor Biograd na Moru. Hier verbrachten wir in den letzten Jahren unsere Sommerurlaube mit dem Motorboot, als Linda noch schulpflichtig war. Die Region gilt als "das Eldorado" für Motorbootfahrer, da sich dort unzählige Inseln zwischen dem Festland bis hinaus zum „Kornati Nationalpark“ befinden.
Wir treffen Freunde und verbringen ein paar entspannte Tage mit Bootstouren, leckerem Essen oder einfach nur abhängen und quatschen.
Nach so viel Entspannung und ausgiebiger kroatischer Küche, machen wir uns wieder auf den Weg – unser eigentliches Ziel liegt ja viel weiter im Süden. So folgen wir erneut der Magistrale. Dabei genießen wir die Ausblicke zu beiden Seiten hin und lassen dieses Mal die durchaus sehenswerten Orte wie Sibenik, Split aber auch Dubrovnik außen vor. Am Mündungsdelta der „Neretva“ passieren wir das größte Anbaugebiet des Landes für Orangen und können an den unzähligen Verkaufsständen natürlich nicht widerstehen.
Nach einem kurzen Abstecher durch "Bosnien Herzegowina" und nochmals ein Stück "Kroatien", erreichen wir die Grenze zu "Montenegro". Kurzer Check der Pässe und schon sind wir eingereist. Auf engsten Sträßchen geht es der malerischen „Bucht von Kotor“ entlang. Leider sind die Zufahrten zu zwei angegebenen Campingplätzen so verwinkelt, dass wir diese schon gar nicht anfahren können – wir haben halt keinen James mehr.
Fündig werden wir erst in der „Bucht von Petrovac“. Dafür haben wir dort einen tollen Stellplatz direkt am Strand, in unmittelbarer Nähe einer Strandbar – was braucht man(n) auf Reisen mehr.
...auch in Montenegro können sich die Sonnenuntergänge durchaus sehen lassen.
Oberhalb des Dorfes befindet sich ein kleines orthodoxes Kloster. Ein einstündiger Spaziergang ist es uns wert, diesen netten und ruhigen Ort ausgiebig zu besichtigen. Die fantastische Aussicht auf die unten liegende Bucht, waren die Strapazen absolut wert.
Auf unserer Weiterfahrt verlassen wir nun endgültig die Küstenstraße und wählen die traumhafte Route durch die Berge. Am Ende dieser Serpentinenstrecke erreichen wir den „Shkodra See“, der größtenteils in einem Nationalpark eingebunden ist. Wieder sind es die kleinen und zumeist einspurigen Sträßchen durch das Gebirge, die uns das Navi bis zur albanischen Grenze anbietet – wir nehmen natürlich dankend an.
An der Grenze geht alles recht flott und schon sind wir in Albanien. Auf erstaunlich gut ausgebauten Straßen geht die Reise weiter. In Koplik tauschen wir erstmal "Euros" in die Landeswährung "Lek" um und decken uns mit frischem Obst und Gemüse ein. Uns fällt auf, dass die meisten Fahrzeuge einen Stern am Kühler haben – aber die wenigsten davon sind alte Modelle. Ebenso sehen wir auch reichlich Premiummodelle anderer Hersteller.
Wie auch immer, unser erstes Ziel soll das Bergdorf Theth im gleichnamigen Nationalpark sein. Beides befindet sich ziemlich abgeschieden im Zentrum der "Albanischen Alpen". Unser letzter Stand der Straßenverhältnisse war, dass ab dem 1.685m hohen Pass "Qafa e Thores" die Straße größtenteils noch Schotterpiste wäre. Weit gefehlt – bis zum Ortseingang von Theth ist zwischenzeitlich alles asphaltiert. Noch während unserer Anreise sehen wir, wie die Bauarbeiten in den letzten Zügen liegen. Zu denken geben uns nur die etwas deformierten Leitplanken am Straßenrand. Trotzdem sind die letzten etwa 50km bis in den Ort ein reines Vergnügen. Das weitläufige Tal ist von mehreren knapp 2.600m hohen Gipfeln umgeben, die ein fantastisches Gebirgspanorama abgeben.
Nachdem wir uns bei einer netten älteren Dame im Garten installiert haben, drehen wir eine erste Runde durch den Ort sowie in der näheren Umgebung. Ein Großteil der Besucher ist hauptsächlich wegen den vielseitigen und oftmals auch anspruchsvollen sowie noch unbekannten Kletter- und Wandermöglichkeiten in dieses abgelegene Tal gekommen. Jedoch findet man auch ganz normale Reisende mit Campern, die einfach nur die Ruhe und die grandiose Gebirgslandschaft genießen wollen.
Schon am nächsten Tag begeben auch wir uns auf eine allerdings eher moderate Tour, die zu einem 4km entfernten Wasserfall führt.
Leider ist das enorm hohe Müllaufkommen und deren Entsorgung nicht nur in Theth ein Problem. Schon kurz hinter der Grenze fiel uns auf, dass die zuständigen Behörden des Landes wohl damit überfordert sind.
Unser nächstes Ziel ist das "Valbona Tal". Eigentlich nur ein 6 Stunden Marsch über den 1.795m hohen "Valbona Pass" von Theth entfernt gelegen, jedoch von hier aus nicht mit dem Fahrzeug zu erreichen. So geht es die gesamte Strecke wieder zurück. Ab Skhodra folgen wir einer schmalen Holperpiste immer flussaufwärts der "Drin" entlang, bis in dem kleinen Örtchen Koman die Straße endet.
Was wir am darauffolgenden Tag erleben dürfen, ist mit Sicherheit eines der Highlights dieser Reise. Oberhalb der Staumauer liegt der "Koman See". Von hier legt eine Fähre ab, die uns in knapp 3 Stunden fast 35km durch einen atemberaubenden Canyon nach Fierza bringt. Über mehrere hundert Meter ragen die Felswände zu beiden Seiten empor und an der schmalsten Stelle ist die Durchfahrt gerade mal 50m breit.
Schon am Nachmittag bittet uns der Kapitän, mit dem Iveco auf die Fähre zu fahren. Somit entfällt für uns an diesem Tage die Suche nach einem geeigneten Stellplatz.
Getrübt wird die einzigartige Fährfahrt nur durch die enorme Verschmutzung des Wassers mit Plastikmüll.
Das "Valbona Tal" ist allemal einen Besuch wert. Jedoch sind es auch dort die vielen außer Kontrolle geratenen Müllberge, die den Wohlfühlfaktor doch etwas einschränken. Zudem erlebt das Tal einen enormen Bauboom. Dies alles lässt für die Zukunft nichts Gutes erahnen – wir hoffen doch sehr, dass bald ein Umdenken der verantwortlichen Behörden stattfindet.
Die Strecke entlang des "Valbona Flusses" ist wie schon erwartet sehr kurvig, aber angenehm zu fahren. Oben angekommen beschränken wir uns auf eine kleine Wanderung Richtung "Valbona Pass". Dabei geht es hauptsächlich einem trockenen Flussbett entlang, während wir die herrlichsten Ausblicke auf die höchsten Berge der albanischen Alpen erhalten – die "Balkan Peaks".
Auf unserer Weiterfahrt talabwärts, entdecken wir einen traumhaften Stellplatz. Zum ersten Mal auf dieser Reise können wir den Tag in aller Gemütlichkeit am Lagerfeuer ausklingen lassen und dabei den aufgehenden Vollmond betrachten.
Zwischenzeitlich haben wir uns dazu entschlossen, gegen Ende der Reise mit der Fähre von Igoumenitsa/Griechenland nach Ancona/Italien überzusetzen. Dadurch können wir zwei Tage länger in Albanien verweilen und ersparen uns fast 1.200km Fahrstrecke. Die Buchung überlassen wir unserer Freundin Dagmar, die neben den guten Konditionen auch ein "Camping an Bord" für uns arrangieren kann – danke dafür.
Wir lassen das "Valbona Tal" nun endgültig hinter uns. Ab Fierza nehmen wir die auf unserer Straßenkarte als "Panoramastraße" gekennzeichnete Strecke durch das Gebirge, die uns nach Nderfushe führt. Für diese ca. 130km gibt es nur einen Ausdruck – wow. Die Straße windet sich permanent die Berge auf und ab und die Serpentinen reihen sich nur so aneinander. Gleich zu Beginn der Strecke schlängelt sich die Straße neben einem mächtigen Staudamm entlang nach oben. Nur äußerst selten kommt uns auf der gesamten Strecke, die zumeist einspurig ist, ein Fahrzeug entgegen – wir sind total begeistert.
Unser Ziel ist jetzt das kleine Städtchen Kruje, das wunderschön an einem Berghang liegt. Dort besuchen wir die Festungsanlage, die unübersehbar fast 400 Jahre lang unter osmanischer Herrschaft war. In dem integrierten "Skanderbeg Museum" erfahren wir vieles über den Kampf der Illyrer gegen die Osmanen unter der Führung, des in Albanien verehrten Nationalhelden, Skanderbeg.
Äußerst sehenswert ist auch der "alte Basar", der sich unterhalb der Festung befindet.
Wenn wir schon bei der albanischen Geschichte angekommen sind, darf natürlich die dunkle Zeit des kommunistischen Führers "Enver Hoxha" nicht fehlen. In keinem anderen europäischen Land gibt es mehr Bunker als in Albanien. Nachdem sich der Diktator Anfang der siebziger Jahre mit allen seinen Verbündeten zerstritten hatte, riegelte er das gesamte Land ab und lies knapp 200.000 Bunker bauen. Die Krönung dieses Wahnsinns war ein 5-stöckiger Atombunker mit über 100 Räumen und Kongresssälen in der Hauptstadt Tirana. Heute dient dieser Bunker als Museum "Bunk'Art" und erinnert so an die schlimme Zeit dieses Regimes.
Zwischenzeitlich haben wir die wunderschönen Sandstrände in der "Zvërnecer Bucht" erreicht – doch darüber mehr im nächsten Reisebericht.
Nun wünschen wir euch viel Spaß beim lesen und beim mitreisen und würden uns natürlich über ein Feedback von euch freuen.