2023 Marokko (7) – ...durch Andalusien und Nordspanien nach Hause

 

Nach vier Tagen "intensivem Heimaturlaub" sind wir am frühen Abend zurück in Malaga. An unserem Camper angekommen, machen wir uns sogleich auf den Weg die nächtliche Stadt zu verlassen.

Wir wollen in den nächsten beiden Wochen in aller Gemütlichkeit Richtung Heimat fahren, um pünktlich zum Weihnachtsfest wieder Zuhause zu sein. Diese Zeit wollen wir aber auch dafür nutzen, die gesammelten Eindrücke und Erlebnisse unserer vierwöchigen Marokko Tour setzen zu lassen. Zudem müssen wir die vielen Bilder sortieren und evtl. werden auch schon die ersten Reiseberichte bis dahin fertiggestellt sein.

Doch an dieser Stelle wollen wir erstmal ein kurzes Fazit unserer Marokko Tour ziehen. 

Es war nicht das erste Mal, dass wir Marokko besuchten. Bereits 1989 waren wir mit den Motorrädern hier. Doch seit damals hat sich sehr viel verändert. Unübersehbar ist, dass das Königreich in allen Belangen den Anschluss an die westliche Welt geschafft hat – in manchen Dingen sogar überholt. Die Verkehrswege sind gut ausgebaut. Der Großteil der Straßen ist asphaltiert, jedoch in unterschiedlichster Qualität. Sehr zum Leidwesen der "Off Road" Fahrer, werden immer mehr Straßen in der Wüste wie auch in den Bergen zuasphaltiert. Das Versorgungsnetz mit Treibstoff ist auch weit außerhalb von Ortschaften hervorragend. Mobile Netzabdeckung hatten wir teilweise sogar in den letzten Winkeln der Wüste – was wir leider von Deutschland nicht sagen können. Einkaufsmöglichkeiten findet man in Hülle und Fülle. Märkte gibt es quasi in jedem Dorf. Auch von der landestypischen Küche waren wir sehr angetan. Das Land ist neben seinen Naturschönheiten, wie Wüsten, Berge und Meer, auch unwahrscheinlich reich an Kulturellem. Allem voran die vier Königsstädte. Und dann wären da noch ihre Bewohner. Wir haben nur freundliche und überwiegend zufriedene Menschen getroffen. In jeder Situation hilfsbereit und zuvorkommend. Selbiges können wir auch von Polizei und Militär sagen – stehts präsent, aber immer winkend und lächelnd. Doch auch hier gilt: wer zu schnell fährt bezahlt. Die jungen Marokkaner sind fast durchweg der englischen Sprache mächtig. Was uns allerdings etwas gestört hat ist die Unsitte der Kinder, hellhäutige Touristen ständig anbetteln zu müssen. Leider ist aber auch in den Städten die Armut oft nicht zu übersehen. Doch unsicher haben wir uns zu keinem Zeitpunkt in Marokko gefühlt. Nichts und niemand gab uns den Anlass dies zu tun – wenn auch das auswärtige Amt zu der Zeit der Meinung war, eine Reisewarnung für Marokko auszusprechen. Wir werden definitiv wieder zurückkommen.

 

In einem kleinen Dörfchen nördlich von Malaga finden wir unseren ersten Übernachtungsplatz. Am nächsten Morgen ist es dann nicht mehr weit bis in den Naturpark "Torcal de Antequera", mit seinen außergewöhnlichen Karstformationen. Schon bei der Anfahrt sehen wir die ersten "Iberischen Steinböcke" am Straßenrand, die sich ungestört beobachten lassen.

Vom Parkplatz aus starten wir eine mit 4km angegebene Wanderroute, die uns in das Naturschutzgebiet führt. Zerklüftete Felsen und Schluchten wechseln in stets neuer Gestalt einander ab. Hohe Säulen aus Steinplatten in unterschiedlichen Größen sehen aus, als wären sie von Menschenhand aufeinander gestapelt worden. Auch hier treffen wir auf die wenig scheuen Steinböcke, die sich in der Morgensonne wärmen. Wieder zurück auf dem Parkplatz trauen wir kaum unseren Augen. Der am Morgen noch menschenleere Parkplatz hat sich bis zur Mittagszeit so gefüllt, dass kaum noch ein freier Platz zu finden ist – und das Mitte Dezember.

Auf der Weiterfahrt geht es an Granada vorbei. Eigentlich wollten wir uns die Alhambra mit ihrer tollen Blumenpracht anschauen. Doch um diese Jahreszeit ist das nicht sonderlich lohnenswert. Etwas weiter beziehen wir auf einem Plateau in den "Badlands de Marchal", in der Nähe von Puruallena, unser Nachtquartier. Dabei erleben wir wieder einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Am darauffolgenden Morgen ziehen Wolken auf und es fängt an zu regnen. Das Resultat, ein traumhafter Regenbogen am Horizont.

Das Wetter macht keine Anstalten sich in absehbarer Zeit zu bessern. Trotzdem fahren wir in den nahegelegenen "Megalithenpark von Gorafe". Dort befinden sich rund 240 "Dolmen", Grabbauten aus der Bronzezeit. Die Ansammlung dieser archäologischen Fundstätten ist die größte ihrer Art Europa. Auf einem kleinen Rundweg schauen wir uns ein paar dieser Gräber an.

Die angrenzende "Wüste von Gorafe" ist ein unwegsames Gebiet, das sich nur auf einem Weg passieren lässt. Doch ein Einheimischer der gerade von unten kommt rät uns ab. Selbst mit dem Iveco wäre eine Durchquerung, aufgrund der starken Niederschläge der letzten Tage kaum möglich. Auf der Rückfahrt werden wir wenigstens noch mit einer größeren Anzahl von "Iberischen Steinböcken" entschädigt, die sich u.a. an den zarten Trieben der Mandelbäume zu schaffen machen.

Noch wollen wir uns nicht damit zufrieden geben, die "Wüste von Gorafe" nicht befahren zu können. Daher nehmen wir die ca. 30km Umweg über Gorafe bis nach Villanueva de las Torres in Kauf, um von dort aus in die "Badlands" zu gelangen. Schon bei der Fahrt dorthin reißt der Himmel auf und die Sonne lacht uns wieder entgegen – nun warten doch noch die Schönheiten dieser Wüste auf uns. Auf einer gut präparierten Schotterpiste erreichen wir die Berge der "Los Colorados", die in sämtlichen Rottönen gefärbt und mit hellen Streifen durchzogen sind. Sie sehen nicht nur toll aus, sondern sind auch für Geologen ein offenes Buch der Erdgeschichte.

Wir fahren hinein in die tiefen Schluchten und Gräben dieser "Badlands". Die ersten tiefen Risse der teilweise übel ausgewaschenen Piste, bewältigen wir noch mit einer gewissen Leichtigkeit aber auch mit einer zwischenzeitlich erworbenen Routine. Doch dann parken wir den Iveco und gehen die folgenden steilen Abschnitte zu Fuß ab. Danach entscheiden wir uns dazu, an geeigneter Stelle wieder umzudrehen. Zu sehr haben die letzten Regentage der Piste zugesetzt. Jetzt, gegen Ende unserer Tour, lassen wir der Vernunft den Vorrang und wollen weder für uns noch für das Fahrzeug ein Risiko eingehen. 

Auf der Rückfahrt treffen wir Ulrike und Wolfgang aus Stuttgart, die ebenfalls mit einem Iveco Daily 4x4 auf Reisen sind. Schnell entwickelt sich ein nettes und interessantes Gespräch. Wir entscheiden uns dazu, in unmittelbarer Nähe einen Stellplatz für die anstehende Nacht zu suchen. Zum einen haben wir von dort eine tolle Rundumsicht und zum anderen können wir am Abend unsere Unterhaltung ungestört fortsetzen. Erfahrungen von den Reisen so wie mit den Fahrzeugen werden ausgetauscht.

Am nächsten Morgen erwartet uns ein nahezu wolkenloser Himmel bei äußerst angenehmen Temperaturen. Wir verlassen die "Wüste von Gorafe" auf dem selbem Weg den wir auch gekommen sind und fahren in Richtung Norden weiter.

Unseren nächsten Stellplatz finden wir nahe eines Stausees des "Rio Guadalquivir", auf etwa 1.200 Höhenmetern. Am Abend fällt das Thermometer bedenklich schnell und in der Nacht sogar unter die Frostgrenze – jetzt scheint der goldene Herbst vorbei zu sein. 

Wir legen eine länger Etappe zurück und lassen dabei Andalusien hinter uns. Es geht vorbei an üppigen Olivenhainen und durch nahezu  menschenleere Bergdörfer. Am frühen Abend erreichen wir das kleine und überschaubare Städtchen Cuenca.

Auf einem Stellplatz am Fuße der Altstadt platzieren wir den Iveco für die Nacht. Gleich danach nehmen wir den steilen Anstieg in Angriff, der uns hoch in das historische Zentrum führt. Diese liegt auf einem gut 900m hohen Felsplateau. Als die Mauren Anfang des 8. Jahrhunderts die Region eroberten, erkannten sie recht schnell die strategisch gute Lage und erbauten dort eine Festung.

Am Morgen machen wir uns nochmals auf den Weg, hoch in die Stadt. Bei klirrenden Temperaturen aber einem Bilderbuchwetter schauen wir uns die schöne Altstadt, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, auch bei Tageslicht nochmals an.

Knapp 40km nordöstlich der Stadt, im Herzen des Naturparks von "Serranía de Cuenca" befindet sich die verzauberte Stadt „Ciudad Encantada“. Umgeben von riesigen Pinienwäldern sind Dank der jahrtausendelangen Einwirkung von Wasser, Wind und Eis diese beeindruckenden geologischen Phänomene entstanden. Große Felsformationen bilden ein Ensemble, die Menschen, Tieren oder aber auch richtigen Gebäuden ähneln. Viele davon dienten bereits als Requisiten von Western und Fantasiefilmen. Dazu hat jeder einzelne Felsen seinen eigenen Namen.

  ...so fing alles an – ein 90 Millionen Jahre alter Meeresgrund 

Wir folgen weiter der schönen Straße durch den Naturpark von "Serranía de Cuenca" und passieren dabei auch glasklare Bergseen. Einen weiteren ruhigen Nachtplatz finden wir auf dem Parkplatz, unmittelbar an den Kaskaden des "Rio Cuervo". Noch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunk machen wir uns auf zum Ursprung des Flusses. Entlang den Kaskaden führt der Pfad hoch bis zur eigentlichen Quelle, wo das Wasser an einer Felsspalte direkt aus dem Berg sprudelt.

Wieder geht es durch eine tolle Gebirgslandschaft und wir erreichen recht schnell die Quelle des "Rio Toja" (portugiesisch: Rio Tejo). Es ist der längste Fluss auf der iberischen Halbinsel. Dieser mündet nach über 1.000km bei Lissabon in den Atlantik. Unmittelbar nach der Quelle folgt ein kleiner See, der auf 1.600m Höhe zwischenzeitlich eine dünne Eisschicht gebildet hat.

Von Blättern ist auf den Laubbäumen jetzt nichts mehr zu sehen. Auch die Wiesen und Weiden, die die meiste Zeit des Jahres in einem sattem Grün stehen, sind jetzt blass und farblos.

Kurz vor Teruel sehen wir schon von weitem den Flughafen der Stadt. Er ist aufgrund seiner günstigen Lage und klimatischer Bedingungen ein idealer Standort zum Abstellen von temporär nicht benötigten Flugzeugen. Auf einer Schotterpiste haben wir die Möglichkeit, das Gelände zu umrunden und können uns aus nächster Nähe die momentan nicht benötigten Flieger anschauen.

Die Zeit drängt, da wir zu Weihnachten Zuhause sein wollen. Daher legen wir wieder einen Fahrtag ein, bevor wir noch durch die Halbwüste der "Bardenas Reales“ fahren. Pünktlich zur Einfahrt in den Biosphärenpark, verziehen sich auch die Hochnebel wieder, die wir seit der Überquerung des "Ebro" im Schlepptau haben. Der Naturpark ist geprägt von einer bizarren Landschaft, die sich aus Lehm, Sand- und Kalksteinschichten zusammensetzt. Auf der gut zu befahrenen Schotterpiste sind wir so gut wie alleine unterwegs.

Vorbei an Tafalla und Pamplona überqueren wir in dem kleinen Bergort Dantxaria, am Fuße der nördlichen Pyrenäen, die Grenze nach Frankreich.

Pünktlich zum Sonnenaufgang erreichen wir, die an der Atlantikküste gelegenen "Dünen von Pilat". Nachdem wir den höchsten Punkt der größten Wanderdüne Europas erklommen haben, ist die Rundumsicht auf das Meer wie auch auf die umliegenden Wälder einfach grandios. Vereinzelt lassen uns die Dünen noch an Marokko erinnern.

Jetzt machen wir uns mit dem Vorsatz auf den Weg, mautfrei Frankreich von West nach Ost zu durchqueren. Um es gleich vorweg zu nehmen – wir haben es auch umgesetzt. Einen kurzen Stopp legen wir jedoch noch in Nevers ein. Bereits zu Beginn unserer Reise besuchten wir den Pilgerort Lourdes, wo vor 120 Jahren der heiligen Bernadette die Jungfrau Maria erschien. Nun besuchen wir ihre letzte Ruhestätte. Aufgebahrt liegt der unverweste Leichnam seit 1925 in der Kapelle "Espace Bernadette Soubirous".

Zumeist bei regnerischem Wetter fahren wir der Heimat entgegen. Über Land- und Nebenstraßen sowie durch weihnachtlich geschmückte Orte, erreichen wir pünktlich zum "nachbarlichen Glühweinfest" und zur Freude Aller wieder unser Zuhause.

Nach drei Monaten und knapp 11.000 unfallfreien Kilometern sind wir wieder Zuhause. Wir genießen das Weihnachtsfest im Kreise unserer Familien und Freunde und lassen das Erlebte erst einmal sacken. Für ein paar wenige Wochen gehen wir wieder unserer geregelten Routine in gewohnter und vertrauter Umgebung nach. Auch am Iveco sind im Laufe der Reise diverse Kleinigkeiten zur Erledigung angefallen. Ebenso werden wir noch die letzten Reiseberichte fertigstellen und auf der Website hochladen.

...nach der Reise ist vor der Reise. Zu guter Letzt sind wir bereits in der heißen Phase der Vorbereitung, für den zweiten Teil unserer diesjährigen Überwinterung.