2019/2020 Nordamerika - Reisebericht 4
… wow, was ist das für eine turbulente Zeit in der wir gerade leben! Die Weltwirtschaft ist fast komplett runtergefahren, die gesamte Menschheit in einem s.g. „Lockdown“ und alle Grenzen sind dicht – so hatten wir uns den Fortgang dieser Reise nun wirklich nicht vorgestellt. Schon seit Mitte Januar verfolgten wir sehr interessiert die aktuellen Geschehnisse rund um das Corona Virus. Doch zu diesem Zeitpunkt war das alles für uns noch ganz weit weg. Nicht im Geringsten dachten wir daran, dass eine weltweite Pandemie ausgerufen werden sollte. Ebenso, dass der Verlauf unserer Reise durch Grenzschließungen, Ausgangssperren und die allgemeine Verunsicherung sich so schnell ändern würde und schließlich zu einem vorübergehenden Stillstand kommen sollte.
Doch auch während der Zeit, dieser unvorhersehbaren Umstände, durften wir vieles an Positivem erleben – wie viele "wahre" Freunde uns hier unterstützen und das akzeptieren, was wir tun und wie wir denken. Als die Reise zu stocken begann, bekamen wir sofort mehrere Unterstellmöglichkeiten auf unbegrenzte Zeit angeboten. Z.T. auch von uns bis dahin wildfremden Menschen, denen wir nur eher zufällig begegneten – das ist das Amerika, das wir kennen und lieben gelernt haben. Leider mussten wir aber auch miterleben, dass die unterschiedlichen Meinungen und Auffassungen zur aktuellen Situation, auf beiden Seiten des Atlantiks, die Gesellschaft spalteten und selbst uralte "Freundschaften" auf eine harte Probe stellten und schlussendlich auch zerbrachen.
Selbst von bis dahin "vermeintlichen" Freunden mussten wir uns fragen lassen "...was ist bloß aus euch geworden". Wie dürfen wir solche Aussagen verstehen? Neid, Missgunst oder ganz was anderes (?) – wir werden es wohl nie erfahren.
Bereits vor 15 Jahren gönnten wir uns von Loreto aus das Vergnügen, in den vorgelagerten Riffen des „Parque Marino Nacional“ zu tauchen. Doch diesmal ist unser Fokus auf „Whale Watching“ ausgelegt.
Schon nach einer guten Stunde Anfahrt mit dem Boot, bekommen wir den ersten Giganten der Weltmeere zu Gesicht – einen Blauwal. Mit bis zu 130 Tonnen ist dieser das größte Lebewesen auf unserem Planeten und kann weltweit nur an wenigen Orten so einfach beobachtet werden wie hier. Klar, ein so mächtiger Koloss ist nicht in der Lage, große Sprünge zu machen. Daher bekommen wir die Blauwale nur beim Atmen und beim Abtauchen zu sehen.
Nachdem wir uns wieder mit reichlich Vorräten eingedeckt haben, ist unser nächstes Ziel die Mission „San Javier“, in den Bergen hoch oben über Loreto. Bereits die Anfahrt dorthin ist atemberaubend. Durch enge Kurven windet sich die Kakteengesäumte Straße auf fast 700m hinauf. Immer wieder erhalten wir tolle Ausblicke auf das blaue Meer. Am Ende der asphaltierten Straße erwartet uns eine der besterhaltenen Missionen der längsten Halbinsel des amerikanischen Kontinents. Die wunderschönen Gärten mit ihren uralten Olivenbäumen und Dattelpalmen, die sich hinter den Mauern der um 1700 erbauten Mission befinden, werden noch heute liebevoll gepflegt und bewirtschaftet.
Wieder zurück an der Küste folgen wir weiter der „Mex1“ südwärts. Jedoch verlassen wir immer wieder diese Hauptverkehrsader der Halbinsel, um uns an verschiedenen Stränden des Golfes für ein paar Tage niederzulassen. Wir genießen die Wärme, die Ruhe und das durchaus angenehme Rumhängen – trotzdem bleibt zum Brotbacken noch genügend Zeit. Auch den gemütlichen Pelikanen, den gefräßigen Truthahngeiern sowie einem herumstolzierenden Blaufußtölpel schenken wir unsere volle Aufmerksamkeit.
Einen weiteren Abstecher nach Puerto San Carlos an die Pazifikküste, wollen wir zu einer erneuten Whale Watching Tour nutzen. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, da es sehr stürmisch ist. Die lange Anfahrt mit den kleinen Fischerbooten, hinaus zu den Grauwalen, ist bei diesen Wetterverhältnissen leider unmöglich.
Da keine Wetterbesserung in Sicht ist, setzen wir unsere Reise schon nach einem Tag wieder fort.
Auf der Weiterfahrt nach Süden geht es nun durch die unterschiedlichsten Landschaften. Teilweise sind es landwirtschaftlich genutzte Regionen und kurz darauf fahren wir schon wieder durch wunderschöne mit Kakteen bewachsene Gebirgslandschaften. Zu den herrlich gelegenen Stränden führen jedoch ausschließlich unbefestigte Schotter- oder Sandpisten.
Wir erreichen La Paz, den größten Ort des Bundesstaates Baja California Süd. Hier lassen sich nicht nur die Vorräte wieder prima aufstocken, auch alle Reisenden die auf das mexikanische Festland übersetzen wollen haben hier ihr Ziel erreicht. Zudem zählt La Paz zu einer der Hochburgen des Karnevals. Wie auch in Deutschland, finden hier jedes Jahr große Umzüge mit tausenden von Zuschauern statt. Um diesem Trubel zu entgehen, fahren wir erst am Aschermittwoch in die Stadt hinein.
Nachdem wir in der Stadt alles Notwendige erledigt haben, machen wir uns auf den Weg an einen der bekanntesten Strände von La Paz, dem „Playa Tecolote“. Hier kommen wir nicht nur mit neuen Langzeitreisenden zusammen, sondern treffen auch wieder alte Bekannte. Durch den ständigen Erfahrungsaustausch, sei es am abendlichen Lagerfeuer oder bei einem Bierchen im Stehen, halten wir uns gegenseitig auf dem Laufenden – die Bedeutung des „social distancing“ ist uns zu diesem Zeitpunkt noch absolut unbekannt.
Hier finden wir auch endlich die Zeit, an unserem Motorrad den überfälligen Ölwechsel durchzuführen. Die anschließenden Ausfahrten in die nähre Umgebung können wir nun mit ruhigem Gewissen genießen.
Wir machen uns auf den Weg, den südlichen Zipfel der Halbinsel zu umrunden. Zu Beginn folgen wir weiter der „Mex1“. Es geht an der sehr gut erhaltenen und von weitem schon sichtbaren Mission „El Triunfo“ im gleichnamigen Ort vorbei. Die zumeist hügelige und kurvenreiche Strecke ist wunderschön und bietet uns auch hier immer wieder herrliche Ausblicke auf das Meer.
Hinter Los Barriles verlassen wir erneut die „Mex1“ und folgen nun einer Schotter- und Sandpiste in den „Parque Marina Nacional – Cabo Pulmo“. Es ist DAS absolute Paradies für Taucher – davon hatten wir uns bereits 2005 überzeugen können. Selbst beim Schnorcheln lassen sich zurzeit in Strandnähe die grünen Meeresschildkröten bestens beobachten. Für eine Woche verweilen wir an diesen wunderschönen Stränden. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Wir unternehmen Wanderungen und Motorradtouren in der näheren Umgebung oder hängen einfach nur am Strand ab – ihr wisst schon, kontrolliertes Nichtstun!
Bei einer unserer Wanderungen können wir sogar einen Fischadler beim genussvollen Zerlegen seiner Beute beobachten.
Nur schweren Herzens verlassen wir diesen herrlichen Flecken Erde – doch uns zieht es weiter.
Wann immer sich die Möglichkeit bietet, bringen wir uns auf den neuesten Stand in Sachen Corona Virus. Zwischenzeitlich wurden in Europa sogar Grenzen geschlossen und die Medien verbreiten immer mehr Horrorszenarien – doch für uns ist Europa, momentan zumindest, noch immer ganz weit weg.
Auf unserer Weiterfahrt überqueren wir nun den „Tropico de Cancer“, den Wendekreis des Krebses oder auch nördlicher Wendekreis genannt. Ab jetzt befinden wir uns im subtropischen Bereich der Nordhalbkugel. Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Cabo San Lucas, dem südlichsten Ort der Baja California und gleichzeitig der südlichste Punkt unserer Reise. Dort endet nun auch die „Mex1“, der wir seit dem Grenzübertritt aus den USA über 1.700km gefolgt sind. Von unserem dortigen Übernachtungsplatz erleben wir einen tollen Sonnenaufgang mit Blick auf die südlichsten Felsen der zweitlängsten Halbinsel der Welt.
Wir verlassen, das als Ballermann der Amerikaner geltende Cabo San Lucas recht schnell und folgen jetzt der Pazifikküste in nördlicher Richtung. Zunächst halten wir uns an den wunderschönen Stränden rund um das schöne Örtchen Todos Santos auf. Von manchen unserer Stellplätze aus, lassen sich sogar Buckelwale beim Blasen und Springen beobachten – herrlich.
Urplötzlich taucht ein weiterer deutscher Iveco neben uns auf. Ein junges Paar aus Aachen hat unseren Camper entdeckt und schaut kurz vorbei, um mal eben Hallo zu sagen. Sofort beginnt ein reger Erfahrungsaustausch über das woher und wohin – zu der Zeit natürlich noch unter grober Missachtung des Mindestabstandes.
Unser nächstes Ziel ist noch einmal La Paz. Um diese Jahreszeit tummeln sich in der großen Bucht vor der Stadt immer sehr viele Walhaie. Diese wollen wir natürlich auch sehen. Da die Bucht wie die Tiere selbst unter dem Schutz des Nationalparks stehen, darf nur eine bestimmte Anzahl an Booten rausfahren. Wir haben das große Glück, ein Boot nur für uns alleine zu haben. Schon nach wenigen Minuten sehen wir mehrere der gemütlich dahingleitenden Planktonfresser aus nächster Nähe. Zu einem geeigneten Zeitpunkt springen wir ins Wasser und können so mit den größten Haien der Weltmeere mit schnorcheln. Da das Wasser in der relativ flachen Bucht äußerst planktonreich ist, leidet natürlich die Sicht sowie die Qualität der Bilder etwas darunter.
Nach diesem ereignisreichen Tag, kehren wir nochmals an den uns bereits bekannten Strand „Playa Tecolote“ zurück. Schon bei der Ankunft sind wir erstaunt, dass kaum noch Fahrzeuge da sind. Von anderen Langzeitreisenden erfahren wir, dass sich bereits viele Amerikaner und Kanadier auf den Rückweg in ihre Heimat gemacht haben – sogar von Grenzschließungen ist jetzt die Rede. Alle Recherchen im Internet dazu, geben bis dato allerdings noch keinen Hinweis darauf. Trotzdem beschließen auch wir, uns etwas zügiger als ursprünglich vorgesehen in Richtung amerikanische Grenze zu bewegen.
Jedoch ein Platten am Vorderrad des Motorrads, bremst uns nochmals einen weiteren halben Tag aus – Kakteen und Reifen sind halt nicht immer die besten Freunde.
Auf der Fahrt nach Norden verweilen wir trotz der Umstände noch an einigen schönen Stränden der „Sea of Cortés“. Z.T. sind es Strände die uns bereits bekannt sind. Es sind aber auch Strände dabei, die wir uns bewusst für die Rückfahrt aufgehoben haben. Es ist unschwer zu erkennen, dass kaum noch Reisende unterwegs sind. Die Strände sind teilweise wie leergefegt. Daher beschränken auch wir unsere Aufenthalte auf nur noch 2-3 Tage, um schneller vorankommen zu können.
„Playa Juncalito“ bei Loreto „Playa Punta Piedrita” an der Bahia Concepción
Nun haben wir erfahren, dass eine weltweite Pandemie ausgerufen wurde. Ab sofort werden die Flüge von und in die USA stark reduziert. Das bedeutet jetzt auch, dass Linda ihren 10-tägigen „Heimaturlaub“ im April nicht antreten wird.
Von der Bahia Concepción aus legen wir einen Zwischenspurt ein und fahren nochmals in die etwa 350km entfernte Bucht „Ojo de Liebre“ bei Guerrero Negro. Die Fahrt ist alles andere als langweilig. Nach einem längeren Stück entlang der wunderschönen Golf Küste, führt uns die „Mex1“ wieder ins Landesinnere hinein. Über San Ignacio erreichen wir die Bucht, an der wir bereits sechs Wochen zuvor schon Grauwale beobachtet hatten. Zwischenzeitlich haben die Walkühe ihre Jungen bekommen. Diese nähern sich äußerst neugierig den Besucherbooten – aber immer unter den wachsamen Augen der Mütter. Auch die Fischadler in der näheren Umgebung sind jetzt dabei, den Familienzuwachs zu versorgen.
Leider sind kaum noch Besucher da und wir sind auch die Einzigen, die hier für die anstehende Nacht noch ihr Lager aufschlagen.
Wir überqueren die Grenze nach „Baja California Norte“. Heute bringen wir nicht so viele Kilometer auf den Tacho, da wir uns noch die herrlich gelegene Bucht von „Bahia de los Angeles“ für den Rückweg aufgehoben haben. Bereits in den Jahren 2004 und 2005 waren wir schon hier. Auch dorthin ist die Fahrt wieder ein reines Vergnügen. Es geht durch eine üppig bewachsene Kakteenwüste und der Straßenrand ist bedingt durch die reichhaltigen Niederschläge, durchgehend mit blühenden Blumen gesäumt. Die Bucht, mit ihren vielen vorgelagerten Inseln und den wunderschönen Stränden, hat nach wie vor nichts an ihrem Reiz verloren – lediglich ein paar weitere Häuser und Hotels sind dazugekommen. Wir entscheiden uns für den Strand „Playa la Gringa“, der etwa 10 Kilometer außerhalb des Ortes liegt. Die Anfahrt ist im letzteren Teil wieder mal eine recht anspruchsvolle und holprige Angelegenheit. Gerademal drei Fahrzeug stehen noch auf dem kilometerlangen und feinen Kieselstrand – der Rest hat sich bereits auf den Heimweg gemacht.
Nach bereits zwei Nächten in diesem kleinen Paradies, brechen wir quasi als "die Letzten" unsere Zelte ab und begeben uns auf einen Gewaltmarsch. Im Internet ist nun zu lesen, dass Kanada seine Grenzen nur noch für ihre Landsleute offen hält und die USA demnächst wohl auch nachziehen wollen. 750km sollen es an diesem Tage werden. Unmittelbar nach Sonnenaufgang, lassen wir diese herrliche Bucht hinter uns und folgen noch ein letztes Mal der „Mex1“. Wir wechseln dann auf die „Mex5“, die erst seit wenigen Monaten wieder durchgängig befahrbar ist. Sie wurde durch mehrere Erdrutsche, infolge eines Hurrikans und hefigen Niederschlägen vor zwei Jahren, an vielen Stellen regelrecht weggespült. Wir kommen zügig voran. Allerdings schmerzt es schon ein bisschen, dass wir all die schönen Strände entlang der Golfküste ungesehen einfach rechts liegen lassen müssen..
Über San Felipe erreichen wir die Grenzstadt San Luis. Unser Ziel soll aber der kleine Grenzübergang bei Sonoyta sein. Bis dorthin folgen wir dem wohl bekanntesten Grenzzaun der Welt. Entlang der „Mex2“ ist das „gelobte Land“ quasi zum Greifen nah und doch für viele hoffnungsvolle Menschen für immer unerreichbar. Tags darauf stehen wir am Grenzübergang. Ein freundliches „Hello“ sowie ein kurzes überprüfen der Pässe genügt und schon sind wir durch – „Adios Mexico“, es war wieder wunderschön.
Schon Tags darauf hat Onkel Donald ernst gemacht und die Grenzen waren für Nichtkanadier und Nichtamerikaner dicht.
Unser erster Anlaufpunkt in Arizona ist das "Organ Pipe Cactus NM". Der dazugehörige Campingplatz ist nur spärlich gefüllt, da es auf Grund der aktuellen Situation viele Stornierungen gibt. Daher können wir hier für mehrere Tage kostenfrei stehen. Am Abend kommt uns Linda aus Phoenix für ein paar Tage besuchen – die Freude ist natürlich riesengroß.
Mit dem Motorrad fahren wir einen ca. 80km langen Loop durch den National Park ab. Hier können wir die skurrilen „Organ Pipe“ Kakteen bestens bewundern, die in dieser Dichte nur hier vorkommen. Das letzte Drittel der Strecke geht dann dem bereits erwähnten Grenzzaun entlang – doch diesmal auf der anderen Seite. Noch immer wird Tag und Nacht mit Hochdruck an dessen Erweiterung und Sicherung gearbeitet.
Die National Parks haben in Arizona nach wie vor geöffnet. Es sind lediglich die Visitor Center, die wegen der momentanen Lage für die Allgemeinheit ihre Türen verschlossen halten.
Da wir vorerst im Süden von Arizona bleiben wollen, fahren wir wieder in die Region rund um Tucson zurück – nicht ohne erneut durch den „Saguaro NP“ zu fahren. Zwischenzeitlich sind drei Monate seit unserem letzten Besuch vergangen und viele Pflanzen haben begonnen zu blühen. Der Frühling hat sich breit gemacht und die Temperaturen kratzen jeden Tag schon an der 30°C Marke.
Wir fahren hoch in die kühlen Regionen des „Mt. Lemmon“ in den Santa Catalina Mountains. Mit knapp 2.800m ist der Hausberg von Tucson auch das südlichste Skigebiet Nordamerikas. Bereits die 44km lange Anfahrt über den „Catalina Highway“, der auch als „Scenic Byway“ ausgewiesen ist, bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Auf der kurvenreichen Strecke, die sich hoch zum schneebedeckten Gipfel windet, erleben wir atemberaubende Ausblicke auf einzigartige Felslandschaften, tiefe Schluchten und die am Fuße liegende Stadt. Weitere wundervolle Tage verbringen wir in aller Abgeschiedenheit im „Coronado National Forest“.
Noch ist hier von Panik, übertriebener Vorsicht oder gar „Hausarrest“ noch nichts zu hören oder zu spüren.
Auf der Fahrt durch Tucson geschieht dann das, was man auf einer Reise als aller letztes gebrauchen kann, einen Verkehrsunfall. Eine viel zu schnell entgegenkommende Motorradfahrerin verliert die Kontrolle über ihren nagelneuen Eisenhaufen und stürzt. Ihr Gefährt bäumt sich noch ein weiteres Mal mal auf und kracht uns frontal in den Iveco – zum Glück bleibt es nur bei einem Blechschaden.
Die herbeigerufenen Sheriffs nehmen den Unfall auf und die Schuldfrage ist ebenfalls recht schnell geklärt.
Für die anstehenden Tage können wir uns wieder bei Andrea und Rainer auf deren Grundstück installieren. Wir nützen die Zeit, um mit der Versicherung alles abzuklären – was auch problemlos geschieht.
Dann erreicht uns die Nachricht, dass auch in Arizona eine „stay at home order“ in Kraft treten soll. Nahezu zeitgleich erhalten wir jetzt von mehreren Freunden in und um Phoenix das Angebot, bei ihnen auf unbegrenzte Dauer bleiben zu können. Selbst fremde Personen, die uns nur aufgrund des Fahrzeuges aus den sozialen Medien kennen bieten uns an, die anstehende Zeit bei ihnen verbringen zu können. Wahnsinn, von solch einer Solidarität hätten wir noch nicht einmal gewagt zu träumen – wir sind gerührt.
So machen wir uns auf den Weg Richtung Phoenix. Wir beziehen unser vorübergehendes Lager im „Backyard“ der TT Ranch, bei unseren Freunden Rene und Jens. Von hier sind es gerade einmal 30min bis zu Lindas Gastfamilie. Dort, wie auch bei Sandra und Don, sind wir jederzeit gerngesehene Gäste und können zur Abkühlung in deren Pool springen, wann immer es uns beliebt. Es ist ebenfalls der perfekte Stützpunkt für Touren in die nähere Umgebung wie auch zu weiter entfernteren Zielen in Arizona.
Motorradtour durch die "Estrella Mountains" ...abendliches Lagerfeuer bei Sandra & Don
Eine dieser Touren führt uns für mehrere Tage mit Freunden in den „Roper Lake SP“, nahe Safford. Wir unternehmen Tagestouren mit dem Motorrad oder gehen wandern. Die Fahrt auf den Pass des 3.267m hohen „Mt. Graham“ verschafft uns immerhin eine kurzzeitige Abkühlung, da es zwischenzeitlich doch recht heiß geworden ist. Ebenfalls können wir auf dem See unser neues "Sea-Kajak" ausgiebig testen.
Bernadettes Geburtstag steht an. Nichtsahnend was auf sie zukommt, besuchen wir Linda. Sie, wie auch Katha und Bobby, haben eine Überraschung in Form einer Poolparty mit Barbecue organisiert. Dazu haben sie noch viele Freunde von uns aus Phoenix und Prescott eingeladen – die Überraschung ist ein Volltreffer.
Das Thermometer ist zwischenzeitlich der 40°C Marke sehr nahe gekommen. Daher suchen wir jetzt die kühleren Regionen, in den Bergen und Wäldern rund um unsere „alte Heimat“, Prescott auf. Wir paddeln auf dem „Lynx Lake“ und dem „Goldwater Lake“. Unsere Übernachtungsplätze befinden sich während dieser Zeit fast ausschließlich im National Forest, wo es sich bei angenehmen Temperaturen super aushalten lässt.
Das Reisen war für uns in Arizona seit der Rückkehr aus Mexiko, trotz der aktuellen Situation nie ein Problem gewesen. Die Straßen waren lediglich zu Beginn der „Ausgangsbeschränkungen“ sichtlich leerer, was sich aber so nach und nach wieder normalisierte. Mit allen Menschen, mit denen wir es in den letzten Wochen zu tun hatten, begegneten uns äußerst respekt- und verständnisvoll. Zu keinem Zeitpunkt war uns gegenüber etwas von Misstrauen oder gar Feindseligkeit zu erkennen – wie es anderen Reisenden in ihren momentanen Reiseländern wohl widerfahren ist. Das Gegenteil war der Fall. Wir erfuhren durchweg Hilfsbereitschaft und Unterstützung in jeglicher Form. Wir sind stolz darauf, solche Menschen unsere Freunde nennen zu dürfen – mehr noch, sie sind teilweise Familie für uns geworden.
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei all denjenigen recht herzlich bedanken, die uns während dieser Zeit uneingeschränkt ihre Hilfe und Unterstützung angeboten haben.
Entgegen allen Medienberichten die wir aus Deutschland zu hören und zu lesen bekommen, fühlen wir uns HIER während dieser Ausnahmesituation sicherer und aufgehobener als an irgendeinem anderen Ort dieser Welt. Wir sind zudem heilfroh, dass wir einen kühlen Kopf behielten und uns nicht von dieser „Hauruck-Aktion“ der einsetzenden Heimreisewelle anstecken ließen – wenn dies auch für so manchen unserer "Freunde" nicht nachvollziehbar ist!
Sicherlich werden wir Arizona nicht vor Ende Mai verlassen. Die Grenzen zu Kanada sind nach wie vor geschlossen. Wie sich das Reisen in den anderen Bundesstaaten der USA darstellt, werden wir erst noch in Erfahrung bringen müssen. Unsere Pläne für Alaska und den „Dempster Highway“ haben wir bereits auf ein andermal verschoben. Welche Ziele wir in der uns verbleibenden Zeit überhaupt noch bereisen können, hängt natürlich von den weiteren Entwicklungen der momentanen Situation ab.