2012/2013 USA - Touren von Prescott aus
So oft wie es möglich ist nützen wir die langen Wochenenden und Schulferien, um die nähere und weitere Umgebung zu erkunden. Jeder der Arizona hört, denkt als erstes natürlich an Wüsten, Kakteen und Klapperschlangen. Dem ist aber nicht ganz so, denn der drittgrößte Bundesstaat der USA hat bei weitem mehr zu bieten. Er besitzt z.B. die meisten "National Parks" und "National Monuments" des Landes. Außer den Städten ist Arizona nur sehr dünn besiedelt. Daher ist der Standort Prescott als Ausgangspunkt für kürzere oder auch ausgedehntere Touren wie geschaffen für uns.
Hier eine kleine Übersicht unserer Touren von Prescott aus.
Auf einer Tour in den Süden von Arizona, geht es an unzähligen abgeernteten Baumwollfeldern vorbei, bis wir die Ruinen von Casa Grande erreichen. Wir schlendern gemütlich über das nicht allzu große Gelände und schauen uns die etwa 800 Jahre alten Ruinen der "Hohokam" Indianer an.
Auf unserer Weiterfahrt nach Tucson entdecken wir an einer Kreuzung einen Imbisswagen mit der Aufschrift: German Food Station – die Neugier zwingt uns zum Anhalten. Schon nach den ersten Worten mit den Betreibern stellen wir fest, dass wir aus der gleichen Region kommen. Andrea und Rainer stammen ursprünglich aus Brackenheim, gerade mal 20km von uns entfernt. Von Oktober bis Mai betreiben sie ihren „Food Trailer“ und servieren sehr erfolgreich schwäbisch-amerikanische Spezialitäten. Den Rest des Jahres verbringen sie in ihrer deutschen Heimat.
Nicht weit entfernt befindet sich der "Saguaro NP". Wir fahren die etwa 20km lange und unbefestigte Panoramastraße des westlichen Teil des Parks ab. Dabei erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang inmitten der haushohen Saguaro-Kakteen, die nur hier in dieser hohen Dichte vorkommen. Auf dem nahegelegenen „Gilbert Ray Campground“ schlagen wir für diese Nacht unser Lager auf. Jeder einzelne Stellplatz ist liebevoll angelegt und von unzähligen Kakteen in allen Größen umgeben. Daher ist das herumlaufen mit etwas Vorsicht zu genießen – auch Meri macht mehrfach schmerzhafte Erfahrungen mit diesen stacheligen Wüstenpflanzen.
Am nächsten Morgen besuchen wir die Old Tucson Film Studios. Hier wurden unzählige Western wie z.B. "Winchester '73" mit James Stewart und "Rio Bravo" mit John Wayne gedreht. Ebenso die Fernsehserien "Bonanza", „High Chaparral“ und „unsere kleine Farm“. Von den letztgenannten Serien findet man auf dem Studio Gelände immer noch ein paar gut erhaltene Gebäude und Requisiten. Wir unternehmen einen gemütlichen Rundgang durch das Westernstädtchen und schauen uns verschiedene Shows an. Für Linda ist das absolute Highlight jedoch der mehrstündige Ausritt in die nahegelegenen und mit Saguaros bewachsenen Berge.
Unmittelbar am National Park und den Film Studios befindet sich auch das Arizona-Sonora Desert Museum. Hier können nahezu sämtliche Tiere und Pflanzen aus nächster Nähe beobachtet bzw. betrachtet werden, die in der „Sonora Wüste“ beheimatet sind. Momentan sind es die verschiedene Kakteenarten die uns begeistern, da sie in voller Blüte stehen. Bei strahlend, blauem Himmel und sehr angenehmen Temperaturen verbringen wir den gesamten Nachmittag in dem weitläufig angelegten Wüstenmuseum.
Über Benson erreichen wir ein weiteres Städtchen, das aus vielen Wildwestfilmen bekannt wurde, Tombstone. Hier fanden die legendären Schießereien zwischen Doc Holliday, Wyatt Earp und der Clanton Bande statt. Mehrmals am Tage werden diese Szenen lautstark unter Einsatz vieler Platzpatronen in verschiedenen Hinterhöfen nachgestellt. Recht sehenswert ist auch der „Boothill Graveyard“, wo viele Gräber aus jener Zeit zu sehen sind – einige Kreuze sind mit nicht allzu ernst nehmenden Sprüchen versehen.
Ein weiterer sehenswerter Park ist das „Chiricahua NM“. Auch hier führt eine Panoramastraße durch den Park. Es geht an einzigartigen Felsformationen vorbei, die vulkanischen Ursprungs sind. Am Ende dieser wunderschönen Strecke hat man einen grandiosen Ausblick auf die umliegenden Berge. Teilweise sind diese schon mit dem ersten Schnee der Saison bedeckt.
Vorbei an Safford und Globe erreichen wir das "Tonto NM". Schon von weitem sind die etwa 500 Jahre alten Reste der Felsbehausungen der "Salado" Indianer zu erkennen. Die Hänge rund um diese Behausungen sind mit unzähligen Saguaros und anderen Kakteen bewachsen. Vom Visitor Center des Parks aus führt ein steiler Weg hoch zu den „Cliff Dwellings“. Oben werden wir mit einer wunderschönen Aussicht auf den „Theodore Roosevelt Lake“ und die umliegenden Berge belohnt.
Der letzte Abschnitt, bevor wir wieder Phoenix erreichen, führt über den ca. 110km langen Apache-Trail. Etwa die Hälfte dieser „Scenic Road“ ist nicht asphaltiert. Zunächst führt die staubige Piste am Theodore Roosevelt Staudamm vorbei und dann entlang des „Salt River“. Danach windet sich die Strecke durch teilweise sehr enge Serpentinen der „Superstition Mountains“, bevor wir wieder die ersten Häuser der Millionenmetropole zu sehen bekommen.
Am Neujahrstag machen wir uns erneut auf den Weg nach Süden, es soll nach Mexiko gehen. Kurz vor der Grenze befindet sich der „Organ Pipe NP“. Dort können wir die Organ Pipe Kakteen, die nur in dieser Region so gehäuft vorkommen, auf einer 35km langen Rundfahrt durch den Park bestens betrachten. Nach mehreren Stunden Schotterpiste und unzähligen Foto-Stopps verlassen wir den Park wieder und steuern den Grenzübergang an. Knapp zwei Stunden später sind wir bereits in Puerto Peñasco, direkt am Golf von Mexico.
Das Kontrastprogramm erleben wir zwei Wochen später am "Grand Canyon". Obwohl wir schon mehrfach hier waren, zieht uns diesmal der Anblick des in Schnee gehüllten Canyon erneut in seinen Bann. Am so gut wie menschenleeren "South Rim" erleben einen wunderschönen Wintertag. Der nördliche Teil des Grand Canyon, das "North Rim" ist in den Wintermonaten geschlossen.
Ein weiteres Highlight am "größten Loch der Welt" sind die dort lebenden Tiere, die sich zu dieser Jahreszeit mit nur wenig Scheu fotografieren lassen – allen voran der eher zurückhaltende und seltene "Graue Wolf".
Im März hat Linda zwei Wochen Ferien, die wir zu einer Canyon Rundtour in den Norden nutzen wollen. Als erstes fahren wir in den „Petrified Forest NP“ (Versteinerter Wald). Auf beiden Seiten der "Scenic Road" liegen zu tausenden große und kleine Stücke von versteinerten Bäumen – stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Die über 200 Millionen Jahre alten Versteinerungen schillern in den schönsten Farben. Das Sammeln dieser Fragmente ist natürlich strengstens verboten. Teilweise werden die Fahrzeuge der Besucher von den Rangern bei der Ausfahrt aus dem Park kontrolliert. Während der Fahrt durch den Nationalpark kreuzen wir mehrfach die legendäre Route 66. Am Ende schließen sich noch die sanften Berge und Hügel der „Painted Desert“ (Bemalten Wüste) an, deren bunte Gesteinsschichten in der Abendsonne noch farbenprächtiger leuchten.
Wir fahren weiter zum „Canyon de Chelly NM“. Dies ist ein relativ kleiner Park und daher auch nicht so stark frequentiert. Doch die Lage des Canyon und die Felsformationen darin sind äußerst spektakulär und auf jeden Fall einen Besuch wert. Von einem der Aussichtspunkte gibt es die Möglichkeit, hinab in den Canyon zu steigen. Auf teilweise steilen Pfaden und auf allen Vieren erreichen wir den Grund der Schlucht. Von hier können wir die Reste einer indianischen Felsbehausung sehen, die hoch über uns in den Felsvorsprüngen noch vorhanden sind.
Das eher weniger bekannte Valley Of The Gods, zwischenzeitlich in Utah, liegt jetzt auf unserem Weg. Durch das „Tal der Götter“ führt eine knapp 30km lange Sand- und Schotterpiste mit den herrlichsten Aussichten auf die roten Felsformationen, ähnlich dem berühmten Monument Valley, das ganz in der Nähe liegt. Da dieses Tal in kaum einem Reiseführer auftaucht, sind hier so gut wie keine Besucher unterwegs.
Das gleiche gilt für den Mogi Dugway. Das ist eine Schotterpiste, die sich allerdings innerhalb kürzester Distanz sehr steil auf das nächsthöhere „Rocky Mountain Plateau“, um 335 Höhenmeter hinaufwindet. Diese, nicht einmal 5km lange in den Berg hineingearbeitete Strecke, gilt als eine der spektakulärsten und zugleich gefährlichsten Straßen der USA.
Oben angekommen ist das „Natural Bridges NM“ nicht mehr weit. Hier bekommen wir zu sehen, was die Kräfte des Wassers über Jahrmillionen hinweg in die Erdkruste gearbeitet haben. Kurz hintereinander folgen drei natürliche Brücken. Die größte dieser Brücken hat eine Spannweite von 55m.
Wir kommen nach Moab und finden ein nettes, keines Städtchen vor, das vor allem von Outdoor Touristen lebt. Da momentan keine Saison ist, geht es im Ort auch etwas ruhiger zu. Uns interessiert aber viel mehr der „Arches NP“, dessen Zufahrt unmittelbar hinter dem Ortsausgang auf der anderen Seite des Colorados liegt. Unter dem englischen Begriff „Arch“ versteht man einen Steinbogen der durch Jahrtausende lange Erosion entstand. Auf der ca. 30km langen "Scenic Road" durch den Park gibt es viele Parkplätze, von denen zu Fuß die Arches gut zu erreichen sind. U.a. nehmen wir einen dreistündigen Fußmarsch auf uns, um den wohl bekanntesten Sandsteinbogen der Welt zu besichtigen, den „Delicate Arch“. Der noch weltweit längste Arch, mit einer Spannweite von 92m, ist der „Landscape Arch“. Dieser darf allerdings nur aus sicherer Entfernung besichtigt werden, da er in den nächsten Jahrzehnten zusammenzustürzen droht – es ist halt nichts für die Ewigkeit bestimmt.
Weitere Parks auf unserer zweiwöchigen Rundtour sind die etwas weniger bekannteren "Canyonlands NP", „Capital Reef NP“ und das „Grand Staircase Escalante NM“. Auch in all diesen Parks sind es ebenfalls die fantastischen Berg- und Landschaftsformationen sowie die unendlich vielen Möglichkeiten an Outdoor Aktivitäten, die sie so einzigartig machen.
Als nächstes besuchen wir wieder einen der bekannteren Parks der USA, den „Brice Canyon NP“. Während der knapp 30km langen Fahrt bis zum Ende des Parks geht es immer weiter bergan und die Aussichten werden immer spektakulärer. Da es dabei bis auf 2.700 Höhenmetern hinaufgeht, liegt hier oben um diese Jahreszeit noch reichlich Schnee. Die Abendsonne lässt die Farben, der durch Erosion entstandenen Felspyramiden aus Sandstein, noch kräftiger in ihrem Rot erscheinen.
Unser letztes Ziel in Utah ist der „Zion NP“. Auch hier ist um diese Jahreszeit noch recht wenig los. Die Panoramastraße windet sich auch in diesem Park entlang grandioser Gebirgslandschaften. Ebenso sind unendlich viele ausgewiesene Trekkingtouren in den unterschiedlichsten Kategorien vorhanden. Wir nehmen uns die Zeit und steigen zu den „Emerald Pools“ auf – allerdings stürzt über diese "Falls" noch recht wenig Wasser.
Auf vielen "Campgrounds" herrscht noch gähnende Leere und wir können diese größtenteils kostenlos nutzen.
Wie in vielen National Parks zuvor, legt Linda auch hier ihren Junior Ranger ab und wird danach von einem der diensthabenden Ranger vereidigt.
Auf unserem Rückweg überqueren wir den "Colorado River" über die "Navajo Bridge", die sich auf dem Gebiet der Navajo Indianern befindet. Hier entdecken wir auf einem Felsvorsprung ein Paar der seltenen "Kalifornischen Kondore". Die in den 90er Jahren als ausgestorben geltenden Greifvögel, werden in dieser Region wieder erfolgreich angesiedelt. Die Spannweite der standorttreuen Vögel kann bis zu 3m erreichen.
Kurz bevor wir wieder unser temporäres "Zuhause" bei Prescott erreichen, machen wir noch einen Abstecher zu den Ruinen des "Wupatki NM". Dort befinden sich die etwa knapp 1.000 Jahre alten Pueblo Reste aus der "Anasazi" Kultur.
Im weiteren Verlauf durchfahren wir die Lavafelder des "Sunset Crater Vulcano NM". Zuletzt brach dieser Vulkan vor ca. 800 Jahren aus und noch heute ähnelt die Umgebung um den Krater einer Mondlandschaft.