2012/2013 USA - Fahrt nach Prescott/AZ

 

Die Entscheidung, dass wir ein Sabbatjahr einlegen wollen, stand für uns schon lange fest. Und dass wir diese Zeit in Nordamerika verbringen wollen war auch schon seit langem eine beschlossene Sache. Längst ist dieser Kontinent mit all seinen Naturschönheiten und Reisemöglichkeiten zu unserer zweiten Heimat geworden. Obwohl wir schon über ein Jahr die USA, Kanada und Mexiko bereist haben gibt es dort noch so viel lohnende Ziele, die wir noch bereisen wollen. 

Nun kamen mehrere Möglichkeiten der Durchführung für uns in Frage. Nach allen Abwägungen trafen wir recht schnell die Entscheidung, dass unser James ein weiteres Mal über den Atlantik geschippert werden sollte. Somit wären wir von Beginn an der Reise mobil und wüssten auch ganz genau, welche Vorzüge wir dadurch hätten. Allerdings war es von vorne herein nicht beabsichtigt, das ganze Jahr auf Achse zu sein. Irgendwo im Westen, wo es uns gefallen sollte und wir uns wohlfühlen, wollen wir ein Häuschen mieten und den Winter dort verbringen. Für Linda sollte die Möglichkeit bestehen, eine Schule zu besuchen – so der Plan.

Ein grobes Ziel und eine bestimmte Vorstellung dafür hatten wir bereits im Kopf. Nun musste nur noch der ideale Zeitpunkt für den "Einstieg in den Ausstieg" gefunden werden. Idealerweise wäre dies nach Lindas vierter Klasse gewesen, da dann ein Schulwechsel anstand. Aus unterschiedlichen Gründen entschieden wir uns jedoch für das darauffolgende Jahr, also nach Lindas fünfter Klasse. Mit dem Rektor ihrer Schule waren wir uns schnell einig. Da wir uns außerhalb der EU aufhalten würden, unterlag Linda auch keiner Schulpflicht mehr. Zusätzlich erhielten wir den gesamten Lehrstoff sowie das erforderliche Lehrmaterial für die sechste Klasse. Somit hatten wir es selbst in der Hand während dieser Zeit, Linda auf die nächste Klasse vorzubereiten.

Hajo kam mit seinem Arbeitgeber recht schnell zu einer Lösung, wie wir das Sabbatjahr in die Praxis umsetzen konnten. Für Bernadette war es sowieso kein Problem, da sie selbstständig ist und auch von unterwegs arbeiten kann.

Die Vorbereitungen liefen nun so nach und nach an. Zum einen mussten wir uns um ein geeignetes Visum kümmern und zum anderen musste unser James wieder „fernreisetauglich“ gemacht werden. Beides gelang uns relativ zügig und unproblematisch. Ebenso besorgten wir uns wieder eine 250er XT, die am Heck unseres Campers mit auf die Reise gehen sollte. Bei der Abwicklung des Überseetransports entschieden wir uns erneut für die Agentur von Seabridge. Nachdem alle Versicherungen unter Dach und Fach waren, stand einer erneuten Verschiffung nach Nordamerika nichts mehr im Wege. Die Transatlantiklüge nach Baltimore/MD buchten wir mit Condor. Da wussten wir, dass es bei der Mitnahme unserer Meri keine Probleme geben sollte. Allerdings mussten noch ein paar wesentliche Dinge im Vorfeld erledigt werden, die beim Reisen mit Hunden zwingend zu beachten sind.

Im Juli 2012 war es dann soweit. Vollbepackt mit unseren Habseligkeiten fuhren wir den "James" nach Hamburg, von wo er zum zweiten Male in Richtung Neue Welt verschifft werden sollte. Im Hafen angekommen, klappte alles wie am Schnürchen. Nach knapp einer Stunde war alles erledigt und wir konnten uns, Dank "nicht streikender" Bahn, mit dem ICE wieder auf den Heimweg machen.

Die Tage davor hatten wir noch reichlich Arbeit damit, den Motorrad- und Fahrradträger sowie die Alubox und das Motorrad zu zerlegen und dann im Fahrzeug unterzubringen. Wie schon vor neun Jahren ließen wir die gesamte Grundausstattung im Fahrzeug. Da wir sehr gute Erfahrungen bei den bisherigen Atlantiküberquerungen gemacht hatten, sahen wir keinerlei Sicherheitsprobleme.

Im Internet verfolgten wir in den darauffolgenden Tagen die Fahrt der RoRo-Fähre. Von Hamburg aus führte die Transatlantikroute über Antwerpen und Halifax nach Baltimore/MD. Fahrplanmäßig erreichte sie nach 18 Tagen ihren Zielhafen.

Wenige Tage später hatte Linda ihr Schuljahr beendet und Hajo seinen letzten Arbeitstag. Nun konnten auch wir uns auf den Weg in das einjährige Abenteuer begeben.

Es ist noch früh am Morgen, als wir Neckarsulm hinter uns lassen. Ohne größere Verkehrsbeeinträchtigungen erreichen wir den Frankfurter Flughafen. Nachdem Meri in ihrer Transportbox von den freundlichen Helfern am Check In abgeholt wurde, machen auch wir uns auf den Weg zum Gate. Planmäßig hebt unser Flieger gen Westen ab.

Nach einem ruhigen Flug landen wir pünktlich in Baltimore/MD und durchlaufen bei der Einreise die uns bereits bekannten Prozessuren. Mit einem durchaus freundlichen Officer, was bei der amerikanischen Immigration eher ungewöhnlich ist, führen wir ein nettes Gespräch über unser Vorhaben. Nachdem er unsere mitgebrachten Dokumente im Schnelldurchgang gesichtet hat, erhalten wir das 12-monatige Visum für das Land der „unbegrenzten“ Möglichkeiten – die nächste Hürde wäre geschafft.

Bereits von Zuhause aus hatten wir einen Mietwagen sowie ein Zimmer in einem nahegelegenen Motel für die erste Nacht reserviert. Sehr zur Freude von uns allen verfügt das Motel über einen hauseigenen Pool. Darin lassen wir den zwischenzeitlich doch schon langen Tag bei hochsommerlichen Temperaturen entspannt ausklingen. Auch Meri hat sich schnell von den Strapazen des Fluges erholt und erfreut sich schwanzwedelnd daran, dass ihr Rudel wieder komplett ist.

Recht früh sind wir wach, denn unsere innere Uhr tickt immer noch nach deutscher Zeit. Doch in ein, zwei Tagen wird sich der Jetlag sicherlich gelegt haben. Auf direktem Weg fahren wir in Richtung Hafen im Stadtteil Dundalk. Beim Zoll geht alles recht flott. Wir bekommen unsere Einfuhrpapiere ausgehändigt und warten auf den zwischenzeitlich erforderlichen Escort Service. Nachdem dieser endlich eintrifft, darf allerdings nur einer von uns mit zur Abholung. So ist es Hajo der ins Auto der angeforderten Begleitung steigt, während der Rest der Familie gespannt auf seine Rückkehr wartet. Im Hafen angekommen, ist unser James schon von weitem zu erkennen. Kurz darauf bekommt Hajo alle Einfuhrpapiere ausgehändigt und er kann mit unserem guten Stück den Hafen verlassen.

Auf einem nahegelegenen Walmart Parkplatz montieren wir die Anbauteile und verräumen danach unser Gepäck. Zu guter Letzt bauen wir noch die XT zusammen und verbringen sie auf dem Motorradträger am Heck unseres Campers. Es ist spät geworden. Bei anbrechender Dunkelheit sind wir reisefertig und verlassen den Parkplatz. Über die „I-95“ verlassen wir erstmal die Stadt, um auf einem Park & Ride unweit der Interstate unseren ersten Übernachtungsplatz anzusteuern.

Es ist ein herrlicher Morgen, die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Obwohl sich unser Schlafplatz unmittelbar am Highway befand, haben wir recht gut geschlafen.

Bei Havre de Grace verlassen wir wieder die Interstate und nehmen die Landstraße bis Charlestown. Dort gehen wir erst mal richtig einkaufen und befüllen unsere Tanks mit Gas, Wasser und Diesel. Anschließend schlendern wir in aller Gemütlichkeit der Promenade am Hafen entlang und genießen einfach nur diesen friedlichen und sonnigen Morgen. Versorgt mit allem was man zum Reisen braucht können wir unsere erste Etappe in Angriff nehmen.

Unser erstes Ziel ist der nahegelegene „Elk Neck State Park“. Ein ausgeschildeter Wanderweg führt uns bis zur Spitze der Halbinsel. Ständig haben wir die herrlichsten Ausblicke auf die „Chesapeake Bay“. Ein kleiner Sandstrand bietet sich geradezu zum Relaxen und Schwimmen an. Da es heute wieder sehr heiß ist, kann uns allerdings das Wasser nicht sonderlich erfrischen. Trotzdem haben wir großen Spaß. Nur Meri findet das Schwimmen nicht so gut – für sie ist Wasser nur zum trinken da.

Über Elkton fahren wir nach Delaware hinein. Es ist einer der Bundesstaaten, den wir bis dato noch nicht bereist haben. Wir wollen nach Bear, wo seit knapp 20 Jahren Dieter wohnt. Auch er stammt aus Obereisesheim und Hajo kennt ihn schon aus gemeinsamen Kindergarten- und Schulzeiten. Die Freude des Wiedersehens ist natürlich groß und zur Feier des Tages wird vor dem Haus die amerikanische Flagge durch die Obereisesheimer ersetzt – wir fühlen uns geehrt.

Nach ein paar entspannten Tagen der Akklimatisierung soll unsere Reise nun endgültig beginnen. Wir verlassen Bear in südlicher Richtung und folgen der „Delaware Bay“ entlang, bis diese in den Atlantik mündet. An den schier unendlich scheinenden Stränden im „Delaware Seashore SP“ verbringen wir den Rest des Tages im kühlen Nass des atlantischen Ozeans.

Es ist an der Zeit, der Ostküste den Rücken zu kehren. Auf der Weiterfahrt geht es wieder nach Maryland hinein und wir überqueren die „Chesapeake Bay“ auf der acht Kilometer langen und gleichnamigen Brücke. Vorbei an Anapolis erreichen wir die Hauptstadt der USA, Washington DC. Wie schon vor neun Jahren führt uns eine kurze Stadtrundfahrt zum „Capitol“, dem „Weißen Haus“ und dem „Washington Memorial“. Danach verlassen wir recht schnell die Megametropole wieder – in diesem Leben werden wir wohl nicht mehr zu heißblütigen Großstadtmenschen werden.

Auf einem Scenic Parkway geht es nun den „Potomac River“ flussaufwärts bis wir West-Virginia erreichen. Auch dieser Bundesstaat wurde von unserem James bis dato noch nicht befahren. Die Landschaft wird Zusehens grüner und hügeliger. Wir kommen gut voran und das Fahren macht sehr viel Spaß. Immer wieder halten wir an kleinen Flüssen und Seen für einen Sprung ins kühle Wasser an. Im schier unaussprechbaren „Youghiogheny River Lake SP“ wollen wir mal für mehrere Tage verweilen. Die meiste Zeit verbringen wir am nahegelegenen See, gehen viel wandern oder erkunden die nähere Umgebung mit dem Motorrad. Die Tage lassen wir am Abend, wie schon früher praktiziert, entspannt am Lagerfeuer ausklingen.

Auf unserer Weiterfahrt erreichen wir Ohio. Wieder führt unser erster Weg in den „Welcome Center“, wo wir alle aktuellen Infos sowie Kartenmaterial des Bundesstaates erhalten. Immer wieder begegnen wir hier den Amisch People. Diese, zumeist deutschsprachige Glaubensgemeinschaft, siedelte sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts überwiegend in Pennsylvania und Ohio an. In Europa waren sie aufgrund ihrer eher einfachen und konservativen Lebensart stark diskriminiert. Daher verließen sie so nach und nach die alte Welt.

 

Nach einem ausführlichen Rundgang durch das Höhlenlabyrinth der „Seneca Caverns“, am Rande des gleichnamigen Ortes, erreichen wir das Südufer des Lake Eri. Auch hier legen wir an den wunderschönen Badestränden mehrere Stopps ein. Nach wie vor begleitet uns herrliches Hochsommerwetter.

 

Nun überqueren wir die Michigan-Halbinsel und fahren über Grand Rapid in den kleinen Ort New Era, wo Birgitt und Scott leben. Die Fahrt führt uns hauptsächlich durch sattgrünes Farmland. Hier überwinterte unser James schon in den Jahren von 2007 auf 2008. Wir verbringen mehrere Tage mit unseren Freunden und unternehmen viele Ausflüge in der näheren Umgebung. Dabei lernen wir Theresa und Kevin kennen. Sie besitzen ein Haus am Lake Superior. Sollte unsere Reise dort vorbeiführen, können wir zu jeder Zeit die Hütte bewohnen so lange wir möchten – so das Angebot der Beiden.

Wir sind wieder auf Achse und folgen dem Lake Michigan nordwärts. Vorbei am „Sleeping Bear Dunes NP“, mit seinen bis zu 140m hohen Sanddünen, führt ein "Scenic Byway" mit grandiosen Aussichten auf den See bis zur „Mackinaw Bridge“. Diese Brücke trennt die Seen "Lake Michigan" und den "Lake Huron". Des Weiteren verbindet sie den südlichen Teil mit dem nördlichen Teil Michigans, der sogenannten „Upper Peninsula“.

Auf der Weiterfahrt über die „obere Halbinsel“ erreichen wir den „Pictured Rock NP“. Dieser befindet sich am Südufers des „Lake Superior“, dem Größten der fünf Großen Seen. Während wir der Küstenstraße im National Park folgen, können wir von verschiedenen Aussichtspunkten aus die bunten Felsen der Steilküste, nach denen der Park benannt wurde, sehr gut erkennen. Zum Schluss gönnen wir uns noch ein Bad in dem doch äußerst erfrischenden See. Linda erweist sich als die Mutigste von uns, denn sie wagt als Erste den Sprung ins kühle Nass.

Wir entschließen uns, in das von Theresa und Kevin angebotene Blockhaus am "Lake Superior" zu fahren. Das Haus wie auch den hinterlegten Schlüssel finden wir auf Anhieb. Es liegt fernab und ist reichlich mit alle dem ausgestattet, was man zum Leben benötigt. Eigentlich genau das was wir suchen – nur leider zu weit im Nord-Osten. Hier beginnt der Winter zu früh und endet zu spät.

Nach Tagen der absoluten Entschleunigung zieht es uns wieder auf die Straße. Ab sofort geht es nur noch „strait ahead“ nach Westen. Wir überqueren die erste Zeitzone und können die Uhr eine Stunde zurückstellen – wie schön. Zügig erreichen wir das ländliche Wisconsin und bald schon den seenreichsten Bundesstaat der USA, Minnesota. Bei so viel Wasser muss es ja hier nur so von Moskitos wimmeln. Unsere Aufenthalte im Freien beschränken sich auf ein Minimum, um den lästigen Blutsaugern aus dem Wege zu gehen. Wir fahren mehrfach der untergehenden Sonne hinterher in die Nacht hinein – dabei erleben wir die herrlichsten Sonnenuntergänge. Diese Momente geben uns die letzte Bestätigung dafür, dass wir genau das richtige tun.

Wir fahren nach North Dakota hinein. In Washburn besuchen wir den Lewis & Clark Interpretive Center. Dort wird die Expedition der beiden Entdecker, auf der Suche nach einem Handelsweg in den Westen, sehr anschaulich wiedergegeben. Direkt dahinter befindet sich das "Fort Mandan", in dem die Expeditions Crew den ersten Winter verbrachte. Auf der Weiterfahrt überqueren wir den „Missouri“ und kurz darauf eine weitere Zeitzone.

Unser nächstes Ziel ist der „Theodor Roosevelt NP“ in den sogenannten „Badlands“. Als Solches wurde das Land bezeichnet, das zur Besiedlung des "weißen Mannes" eher weniger taugte. Die amerikanische Regierung wies jedoch dieses Gebiet als Indianerreservat aus und verbannte dorthin ihre verbliebenen Ureinwohner. Auf Grund seiner geologischen Einzigartigkeit wurde diese Region 1978 zum Nationalpark erklärt. Auf der über 50 km langen Rundfahrt durch den Park, bekommen wir u.a. viele Wildpferde und Bisons sowie unzählige pfeifende Präriehunde zu sehen. Bei so vielen tierischen Gästen um uns herum fällt es Meri unwahrscheinlich schwer, ruhig auf der Sitzbank zu verharren.

Auf dem dortigen Campingplatz lernen wir am Abend Christine und Peter aus Neuss kennen. Die beiden haben ebenfalls zum zweiten Mal ihren „Großen Wagen“ über den Atlantik geschippert, um den nordamerikanischen Kontinent erneut zu bereisen.

 

Für Linda ist das Highlight dieses National Parks jedoch der Ausritt durch die hügelige Landschaft der Badlands. Weniger begeistert ist sie von der Tatsache, dass wir nun mit dem „Homeschooling“ beginnen sollten – auch Zuhause neigen sich die Sommerferien so langsam dem Ende zu.

 

 

Auf unserer Weiterfahrt gen Westen wird es immer heißer. Bei Miles City, jetzt bereits in Montana, folgen wir einem Schild das auf einen Campingplatz mit Pool hinweist. Es ist einfach nur herrlich – fast den ganzen Abend verbringen wir im erfrischenden Nass und haben reichlich Spaß zusammen.

 

Der Fortgang unserer Reise führt uns nun zum legendären Schlachtfeld am Little Bighorn. Dort musste im Sommer 1876 die US Armee, unter der Führung von "General Custer" beim Kampf gegen die unliebsamen Indianer, mit ihrem Häuptling "Sitting Bull" an der Spitze, eine bittere Niederlage einstecken. Im angrenzenden Visitor Center wie auch während einer Fahrt über einen Teil des Kriegsschauplatzes wird dem Besucher die Grausamkeit dieser Schlacht sehr nahe gebracht.

 

Das Thermometer erreicht zwischenzeitlich 46°C am Tage. Doch in der Ferne erkennen wir die Silhouette der längsten Gebirgskette Nordamerikas, die „Rocky Mountains“ – und schon der Anblick dieses gewaltigen Massivs verspricht Abkühlung. Zum ersten Mal auf dieser Reise schlängeln wir uns die Rockies bis auf knapp 3.000m hinauf. In dieser Höhe ist die Luft erfrischend und klar, so dass wir auch bei Nacht wieder angenehm schlafen können. Vollbeladen wie unser Fahrzeug nun mal ist, dauert die Bergfahrt natürlich etwas länger. So haben wir reichlich Zeit und Gelegenheit die wunderschöne Bergwelt um uns herum ausgiebig zu genießen. Nach wie vor ist so mancher unserer Freunde davon überzeugt, dass „verkehrsbehindernte“ Fahrzeuge dieser Art aus dem Verkehr gezogen werden sollten. Wie auch immer, wir bevorzugen das "Entschleunigte Reisen".

Über den Nord-Ost Eingang erreichen wir den ältesten Nationalpark Amerikas, Yellowstone. Dieser wurde Aufgrund seiner weltweit einzigartigen vulkanologen Landschaft sowie seiner reichhaltigen Fauna und Flora bereits im Jahre 1872 von Präsident Grant zum Schutzgebiet ernannt. Jährlich strömen fast 4 Millionen Besucher in den Park. Auch wir verbringen mehrere Tage darin. Neben unendlich vielen Geysiren, allen voran der berühmte „Old Faithfull“, gibt es eine hohe Anzahl an Wildtieren zu beobachten. Nicht unerwähnt möchten wir die grandiose Landschaft lassen, die wir permanent innerhalb des Parks durchfahren.

Direkt an den Yellowstone NP schließt sich im Süden der „Grand Teton NP“ an, der bei weitem weniger von Touristen frequentiert ist. Auch hier können wir zu allen Seiten die herrliche Bergwelt während unserer Weiterfahrt bewundern.

Bei schönstem Wetter fahren wir ein Stück durch Idaho bis wir Salt Lake City, in Utah, am Großen Salzsee erreichen. Im „Antelope Island SP“ auf der gleichnamigen Insel findet gerade ein Ballon- und Musikfestival statt. Da uns keine Terminverpflichtungen zur Weiterfahrt zwingen, verbringen wir dort das anstehende Wochenende. Natürlich wagen wir auch ein kurzes Bad im See mit seinen durchschnittlich 9% Salzgehalt. Es ist schon irre – auf der Wasseroberfläche liegt man wie auf einem Wasserbett.

 

Nach einem kurzen Abstecher nach Salt Lake City und einer interessanten Besichtigung des weltweit größten Tempels der Mormonen, steht wieder eine rundum gemütliche Bergfahrt an. Von der Westseite her kommend erklimmen wir ein weiteres Mal die "Rocky Mountains". Und wieder sind wir diejenigen, die nur die rechte Fahrspur in Anspruch nehmen. Aber was soll´s, wir haben doch Zeit und sind vor niemandem auf der Flucht ;-)

 

Vor uns liegt jetzt das „Dinosaur NM“. Als „National Monument“ (zu dt. „Nationales Denkmal“) werden Schutzgebiete und Einrichtungen bezeichnet, die in ihrer folgenden Stufe den Status eines Nationalparks erhalten. Neben den unzähligen Skeletten und Einzelknochen von Dinosauriern, ist es auch die wunderschöne Gebirgslandschaft mit ihren vielen Möglichkeiten an Outdoor Aktivitäten, die einen Besuch dieses Parks lohnenswert macht. Schon von der Fahrt dorthin sind wir begeistert.

Wir erreichen Colorado und unser erster Weg führt wieder in den Visitor Center. Es geht auf und ab, quer durch die alpine Bergwelt der Rockies. Z.T. tut sich unser James doch recht schwer. Vorbei an den Ski- und Ferienorten Steamboat Springs und Hot Sulphur Springs erreichen wir den „Rocky Mountain NP“. Neben dem höchstgelegensten National Park der USA befahren wir ebenso die höchste asphaltierte Straße Amerikas – am Scheitelpunkt haben wir 3.713m erreicht.

 

Genauso spektakulär wie die Bergfahrt war, ist nun auch die Strecke runter bis Boulder. Dabei lassen wir binnen kürzester Strecke über 2.000 Höhenmeter hinter uns. Es geht durch eine atemberaubende Landschaft mit unzähligen Haarnadelkurven und Gefällstrecken von bis zu 16% abwärts. Boulder selbst ist ein sehr angenehmes und überschaubares Städtchen. Es ist geprägt von Künstlern, alternativem Leben, Gesundheit, Fitness und Sport. Dazu hat es gefühlt wohl die höchste Dichte an Bioläden des gesamten Landes.

 

Auf unfreiwillige Art und Weise lernen wir noch das „Community Hospital“ von Boulder kennen. Wie aus heiterem Himmel meldet sich eine von Hajo´s Bandscheiben sehr schmerzvoll zurück. Aus rechtlichen Gründen muss Bernadette nun die 911 anrufen, worauf ein ganzes Geschwader an vollbesetzten Rettungsfahrzeugen anrückt – irre. Während des mehrtägigen stationären Aufenthaltes in Boulder, erfährt Hajo eine sehr intensive medizinische wie auch physiologische Versorgung – nicht zuletzt auch Dank unserer sorgfältigen Wahl der Auslandskrankenversicherung.

Nachdem Hajo das Krankenhaus wieder auf eigenen Beinen verlassen kann, setzen wir unsere Reise fort. Nur ein Katzensprung von Boulder entfernt liegt Denver. Dort besuchen wir David, den Gründer von "Healers Who Share". Hier kann Bernadette für mehrere Tage die Arbeit von David intensiv begleiten.

Zwischenzeitlich erkunden Linda, Meri und Hajo die nähere Umgebung von Denver. U.a. besuchen wir das berühmte Red Rock Amphitheater. Hier gastieren jedes Jahr unzählige Größen aus Rock, Pop und Klassik in einer grandiosen Umgebung mit einer einzigartigen Akustik. Ein Stück weiter befindet sich das Grab von „Buffalo Bill“. Direkt daneben gibt es auch ein kleines Museum, in dem das Leben des ehemaligen Büffeljägers und späterem Entertainer eindrucksvoll wiedergegeben wird.

 

Wann immer es die Zeit erlaubt, legen wir eine Einheit „Homeschooling“ für Linda ein. So arbeiten wir nach und nach die verschiedenen Kapitel in den einzelnen Fächern ihrer momentanen Klasse durch. Es ist zwar für alle Beteiligte nicht immer ganz so einfach, aber im Großen und Ganzen funktioniert es recht gut. Dazu gibt es wie Zuhause auch, Hausaufgaben. Dafür hat sie natürlich nur wenig Verständnis – oh je, was hat dieses Kind nur für uncoole Eltern!

 

Nach mehreren Tagen der intensiven Genesung unter Davids führsorglicher Aufsicht, können wir uns dem Lockruf der Straße nicht mehr widersetzen – es heißt Abschied nehmen.

Erneut quälen wir unseren treuen James die Berge hinauf. Nach jedem überquerten Pass, die z.T. auf über 3.400m Höhe liegen, erreichen wir ein weiteres Hochplateau der Rocky Mountains – teilweise sogar mit Schnee. Dabei kommen wir an einer stillgelegten Goldmine vorbei, die nur über eine unbefestigte Piste zu erreichen ist. Aus einem Gespräch heraus ergibt sich, dass wir die Mine auch besichtigen dürfen. Wir bekommen eine richtige Goldader zu sehen und Linda hat anschließend sogar noch die Möglichkeit selbst "Gold zu waschen".

Eines weiteres Hochplateaus wird durch den „Gunnison River“ geteilt. Über Millionen von Jahren hinweg hat dieser eine 550m tiefe aber kaum 300m breite Schlucht in das Gestein gegraben hat. Hier befindet sich der „Black Canyon of the Gunnison NP“. Wir fahren die Panoramastraße am Rande des Canyons entlang. An vielen Aussichtspunkten erhalten wir tiefe Einblicke in die enge Schlucht, in der an manchen Stellen noch nie ein Sonnenstrahl bis nach unten durchdrang.

Auch nach schönen und abgelegenen Stellplätzen müssen wir in dieser Region der Rocky Mountains nicht lange suchen.

Über den Kurort Ouray folgt die Straße, dem s.g. „Million Dollar Highway“, hinauf zum "Red Mountain Pass" auf 3.358m. Nun haben wir die südwestlichsten Ausläufer dieser ca. 4.500km langen Gebirgskette erreicht. Ab sofort geht es nur noch bergab. Wieder durchfahren wir eine grandiose Berglandschaft in ihren zwischenzeitlich herrlichsten Herbstfarben die ihres Gleichen sucht. Vorbei an der Goldgräberstadt Silverton geht es schließlich nach Durango hinein. Zwischen den beiden Orten verkehrt eine historische Dampflok, die am Morgen Durango verlässt und gegen Spätnachmittag wieder zurückkehrt.

Wild-West Atmosphäre in Silverton/CO

Immer wieder stöbern wir im Internet, auf der Suche nach einem idealen Winterquartier. Zwischenzeitlich haben wir uns auf den Süd-Westen der USA festgelegt, da das Wetter in dieser Region auch in den Wintermonaten sehr angenehm ist. Schon des Öfteren erschien, nach der Eingabe ein paar wesentlicher Kriterien das unser vorübergehendes Zuhause erfüllen sollte, ein Blockhaus in der Nähe von Prescott, im Bundesstaat Arizona. Da unsere vorgesehene Route sowieso in diese Richtung gehen soll, wollen wir uns die Hütte auf jeden Fall mal anschauen.

Unser nächstes Ziel ist der „Mesa Verde NP“, am südlichsten Zipfel von Colorado. Dort befinden sich noch sehr viele gut erhaltene Felsbehausungen der Anasazi-Kultur aus dem 13.-14. Jahrhundert. Diese Behausungen wurden unter dem Schutz der mächtigen Felsüberhänge in die Bergwände gebaut, wodurch z.T. große Siedlungen entstanden. Wir schauen uns mehrere dieser „Cliff Dwellings“ an und nehmen zudem an einer ausführlichen Führung teil. Da Hunde auf den Führungen leider nicht erlaubt sind, kommt unsere Meri wieder einmal zu kurz. Dafür unternehmen wir mit ihr am Spätnachmittag noch eine ausgiebige Wanderung in der näheren Umgebung des Canyons. Zwar hat Linda nicht immer den großen Bock auf wandern, trotzdem hält sie sich sehr wacker.

 

Wir durchfahren die Reservationen der "Ute- und Navajo-Indianer". Diese Gebiete wurden den Ureinwohnern des Landes vor etwa 150 Jahren von der damaligen Regierung zugeteilt, nachdem ihre angestammten Lebensräume an die neuen Siedler verkauft wurden. Dort befindet sich auch „Four Corners“.  Dort befindet sich der einzige Punkt in den USA, auf dem man mit seinem Allerwertesten in vier Bundesstaaten gleichzeitig sitzen kann.

 

Zwischenzeitlich sind wir in Arizona angekommen und fahren in das Monument Valley hinein. Wer kennt sie nicht, die ganzen "Wild West Filme" mit John Wayne und Co., die vor dieser grandiosen Kulisse gedreht wurden. Schon die Fahrt dorthin am späten Nachmittag ist überwältigend. Die tiefstehende Sonne gibt den roten, bizarren Felsformationen und deren Umgebung noch einen ganz besonderen Kick. Wir können uns kaum sattsehen und stürzen uns gleich auf den knapp 30km langen "Scenic Drive" durch das Monument Valley. Doch nach wenigen Kilometern kehren wir wieder um.

Auf dem felsigen Untergrund wird unser James so gewaltig durchgeschüttelt, dass wir einsehen müssen, die Grenzen der Belastbarkeit des Fahrzeugs erreicht zu haben – aber wir geben noch nicht auf. Tags darauf fahren wir mit dem Motorrad den gesamten Loop durch das Monument Valley ab. Wir genießen die Fahrt durch die bizarre Welt der roten Sandsteinfelsen und kehren danach völlig eingestaubt wieder zurück.

Wieder mit Asphalt unter den Reifen fahren wir über Tuba City weiter, bis wir vor dem Osteingang des „Grand Canyon NP“ stehen. Das größte Loch der Welt, wie der bis zu 30km breite und 450km lange Canyon auch genannt wird, ist selbst aus dem Weltall zu erkennen – haben wir zumindest gelesen. Auf der knapp 50km langen Panoramastraße mit ihren vielen Aussichtspunkten, fahren wir am "South Rim", dem Südrand des Canyon entlang. Dank des tollen Wetters und einer perfekten Fernsicht, können wir die Aussichten in vollen Zügen genießen. Nur als unscheinbares Rinnsal ist der am Grund des Canyons fliesende „Colorado River“ von hier oben noch zu erkennen.

Wie in vielen National Parks zuvor, erlangt Linda auch hier ihren „Junior Ranger“. Dafür muss sie sich im Visitor Center anmelden und während des Aufenthalts im Park verschiedene Aufgaben lösen sowie ein paar Fragen beantworten. Danach wird sie ganz offiziell von einem der zuständigen Ranger als „Junior Ranger“ vereidigt und erhält dazu eine Urkunde samt Ansteckbutton.

Das touristische Aufkommen am Grand Canyon, haupt-sächlich im gleichnamigen Ort, ist gewaltig. Massenweise werden die Besucher in den Sommermonaten angekarrt. Ebenso ist die Konzentration der gemieteten Wohnmobile enorm. Mit über fünf Millionen Besuchern ist der Grand Canyon neben dem Empire State Building in New York der beliebteste Besuchermagnet der USA. Daher kehren wir nach zwei Tagen diesen Touristenmassen wieder den Rücken und fahren weiter nach Flagstaff.

 

 

 

Von dort folgen wir der wohl bekanntesten Straße der USA, der Route 66

Auf einem schönen Campingplatz am „Willow Lake“, am Ortsrand von Prescott, lassen wir uns nieder um nach weiteren Angeboten von Häusern in der näheren Umgebung zu suchen. Doch wieder erscheint als erstes Objekt das Haus, das wir schon mehrfach in den letzten Wochen in Augenschein genommen haben. Also vereinbaren wir mit dem Maklerbüro einen Termin zur Besichtigung. Schon die Fahrt hoch nach Groom Creek auf etwa 2.000m ist traumhaft und führt zumeist durch einen s.g. National Forest. Das sind große und zusammenhängende Waldgebiete die unter staatlicher Verwaltung stehen. Sie sind zumeist landschaftlich besonders reizvoll und dienen zugleich der Erholung und Freizeitgestaltung. Das Örtchen selbst in eine Ansammlung von mehreren Blockhäusern die weit verstreut im Wald liegen.

Eigentlich wollten wir nichts überstürzen. Doch bereits nach dem ersten Rundgang im und ums Haus herum sind wir uns recht schnell einig, dass dies der Flecken ist, für den wir über zwei Monate unterwegs waren und knapp 12.000km durch die USA gereist sind – weit genug draußen und trotzdem zentral gelegen.

Nun müssen wir nur noch das anstehende Wochenende überbrücken, bis wir die Schlüssel zu unserem neuen Heim in Empfang nehmen können. Hierfür fahren wir in das nahegelegene „Montezuma Castle NM“. Dort befinden sich die etwa 900 Jahre alten und gut erhaltenen Reste einer Felsbehausung der Sinagua-Indianer. Diese können auf einem tollen Rundgang besichtigt werden. Selbst Hunden ist es hier gestattet, auf dem weitläufigen Areal mitzugehen. Das Wetter ist nach wie vor recht sommerlich, obwohl wir zwischenzeitlich schon Anfang Oktober haben. Nach dem kulturellen Teil verbringen wir den Rest des Wochenendes mit schwimmen und relaxen an den Ufern des angenehm temperierten „Rio Verde“.

 

 

 

 

 

Ausgeruht und frisch gebadet kehren wir nach Prescott zurück. Nachdem auch die letzten Formalitäten erledigt sind, erhalten wir die Schlüssel und können danach unser neues Zuhause in Groom Creek beziehen – jetzt sind wir angekommen.