2008 Nordosten der USA/Kanada - Reisebericht 2

 

Wir stellen fest, dass die südliche Atlantikküste entlang den Neuengland Staaten zwar wunderschön, jedoch aber sehr dicht besiedelt ist. Es ist äußerst schwierig einen direkten Zugang ans Meer oder gar einen „strandnahen“ Übernachtungsplatz zu finden. Die Campingplätze sind teuer und Hunde teilweise sogar unerwünscht. Also fahren wir recht zügig durch Rhode Island und Massachusetts.

In New Bedford, einem Ort der schon immer vom Fischfang lebte, besuchen wir das berühmte „Whale Museum“. Hier erfahren wir so allerhand aus der Geschichte des amerikan-ischen Walfangs.

... manche Straßenzüge lassen erahnen, wo die Städtegründer ihre ursprüngliche Heimat hatten.

Kurz vor dem „Cap Code“ entdecken wir einen wunderschönen Campingplatz. Sämtliche Stellplätze befinden sich im Wald und ein großer Badesee grenzt direkt an das Gelände. Wir erkennen sofort, dass dies der ideale Ort ist, um wieder einmal für mehrere Tage das Lager aufzuschlagen. Die meiste Zeit verbringen wir am See oder sind zu Fuß in der näheren Umgebung unterwegs. Die Tage lassen wir wie gewohnt am allabendlichen Lagerfeuer ausklingen, während wir die Stille und Einsamkeit um uns herum genießen.

 

Bestens erholt fahren wir ein Stück auf das „Cap Code NSS“ hinaus. Aber auch hier ist es so gut wie unmöglich einen direkten Zugang ans Meer zu finden. Zudem sind Heerschaaren von Touristen und Besuchern zur Landspitze der Halbinsel unterwegs. Auf halbem Weg entschließen wir uns wieder umzukehren.

In Plymouth nehmen wir an einer Whalewatching Tour teil. Wie schon im Jahr zuvor auf Vancouver Island bekommen wir mehrere Buckelwale zu sehen. Das Boot bringt uns sehr nahe an die Meeresriesen heran, sodass wir sie bestens beobachten können.

 

Es geht immer weiter der Atlantikküste entlang. Wir durchfahren New Hampshire und kommen nach Maine. Es ist der 41. und zugleich auch der letzte Bundesstaat der USA, den wir während unserer Touren der letzten fünf Jahre bereisen.

 

Ab hier nehmen wir für eine lange Zeit die nur noch spärlich befahrene Küstenstraße. Die Orte sind jetzt nicht mehr so dicht beieinander und die Menschen wesentlich entspannter und aufgeschlossener. Wir genießen die Fahrt bei spätsommerlichem Wetter und angenehmen Temperaturen. Auf dieser Strecke finden wir auch wieder die tollsten Übernachtungsplätze entlang der Küste ohne großartig danach suchen zu müssen – herrlich.

 

Bei Calais erreichen wir die Grenze zu Kanada. Der Grenzübertritt ist absolut problemlos und wir kehren den Vereinigten Staaten nun endgültig den Rücken. Zudem drehen wir die Uhren um eine Stunde vor, da wir nicht nur eine Grenze sondern gleichzeitig auch eine Zeitzone überfahren – Deutschland rückt näher. Als erstes besuchen wir einen Visitor Center und versorgen uns wieder mit aktuellem Kartenmaterial sowie Infos über die Provinz New Brunswick.

In Kanada sind es die s.g. Provincial Parks (PP) die in den USA den State Parks (SP) entsprechen. Diese PP verfügen zumeist über einfach gehaltene Campingplätze die zudem auch relativ günstig sind.

 

In St. John schauen wir uns die „Reversing Falls“ am gleichnamigen Fluss an. Es ist schon irre – je nach den Gezeiten fließt das Wasser mal Flussauf- oder Flussabwärts.

 

... auch auf Achse gibt es Dinge, die erledigt werden müssen

Ein Stück weiter treffen wir wieder auf den TCH, den Trans-Canada Highway, dem wir im Jahre zuvor schon an der Westküste ein Stück folgten. Diesmal folgen wir dieser legendären Straße bis „Kings Landing“, bei Fredericton. Kings Landing ist ein sogenanntes „Living Village“ aus dem Jahre um 1850 und wurde mit allen seinen Gebäuden wieder originalgetreu aufgebaut. Dort leben und arbeiten die Menschen, wie sie es zu jener Zeit schon getan haben.

 

Unser nächstes Ziel ist der „Fundy NP“ mit seiner angrenzenden Fundy Bay. Dort besichtigen wir die bekannten „Hopewell Rocks“. Die Bucht selbst ist dadurch berühmt, dass es hier den größten Tidenhub der Welt mit über 20m gibt. Entsprechend stehen viele dieser Felsen bei Niedrigwasser quasi auf dem Trockenen. Selbiges gilt natürlich auch für die Schiffe und Boote in den Häfen rings um die Bucht.

 

Bei Ebbe läuft die gesamte Bucht fast leer – doch wenn die Flut anrückt heißt es Gas geben!

Über die 14km lange „Confederation Bridge“ fahren wir im strömenden Regen nach Price Edward Island hinüber. Es ist die kleinste Provinz Kanadas. Die Insel lebt im wesentlichen von der Landwirtschaft und dem Fischfang. Nachdem sich das Wetter wieder etwas gebessert hat, besuchen wir den „P.E.I. NP“ der sich entlang der Küste im Norden der Insel befindet. Hier gibt es wunderschöne Campingplätze – alle direkt am Strand. Immer wieder treffen wir auf kleine Fischlokale entlang der Straße nach Osten. Bei denen können wir uns absolut sicher sein, nur frischen und lokalen Fisch serviert zu bekommen.

 

... nach dem großen Regen kommt das schöne Wetter zurück

 

Am südlichsten Zipfel der Insel nehmen wir die Fähre nach Nova Scotia. Von dort geht es hoch an das „Cape Breton“ in den gleichnamigen NP. Es ist eine schöne Fahrt mit vielen Aussichtsplätzen, den sogenannten „Look Outs“. Kurz vor dem nördlichsten Punkt der Insel entdecken wir den perfekten Übernachtungsplatz – direkt an der rauen Küste zum „St. Lawrence Golf“. Während wir Treibholz für das abendliche Lagerfeuer sammeln, erleben wir einen unvergesslichen Sonnenuntergang.

 

Auch die Fahrt um das „Cape North“ der Insel ist einzigartig. Neben den schönen Aussichten entlang der Steilküste und so manchem Elch am Straßenrand, sind wir so gut wie alleine unterwegs. Obwohl wir perfektes Reisewetter haben, scheinen alle Touristen diesen Flecken Erde zu meiden – kann uns nur recht sein.

Während der Weiterfahrt auf Cape Breton müssen wir mehrfach die Fähren über die Fjorde nehmen, da es nicht überall Brücken gibt. Wir erreichen das Fortress of Louisbourg – ein rekonstruiertes Fort aus dem frühen 18. Jahrhundert. Wie schon in Kings Landing leben und arbeiten auch hier Menschen während des Tages. Zusätzlich verrichten Soldaten "ihren Dienst". Damit wird dem Fort wie auch den Besuchern eine ordentliche Portion an Leben eingehaucht und zeigt sehr realistisch das Leben von damals.

 

Nach soviel historischer Geschichte ist es nun an der Zeit, sich wieder mit der Gegenwart zu befassen und den Fokus auf die Rückreise zu richten. Schon von unterwegs haben wir den Rücktransport unseres Fahrzeugs veranlasst. In Halifax müssen wir uns noch mit dem Spediteur in Verbindung setzen sowie den Gastank entleeren und reinigen lassen. Unsere Meri benötigt noch die geforderte tierärztliche Untersuchung, damit auch sie den Rückflug mit uns antreten darf.

 

 

Bis zur Fahrzeugabgabe und unserem Rückflug haben wir allerdings noch ein paar Tage Zeit. Die wollen wir bei herrlichstem Spätsommerwetter noch an den schönen Stränden außerhalb der Stadt verbringen.

 

Für die letzte Nacht vor der Abgabe des Fahrzeugs suchen wir uns einem ruhigen Walmart Parkplatz. Hier haben wir die besten Möglichkeiten unser mobiles Zuhause für die Überfahrt vorzubereiten. Sämtliche Anbauteile müssen wieder abmontiert und im Fahrzeug verstaut werden. Unser Reisegepäck verschwindet im Mietwagen und nebenbei können wir noch diverse Einkäufe tätigen.

 

Am nächsten Morgen ist es dann soweit. Wir treten den "schweren Gang" in den Hafen an. Alles ist bestens vorbereitet und wir überlassen unseren James seinem Schicksal. Bis zum Abflug haben wir jetzt noch ein paar Stunden Zeit. Die wollen wir mit einer Besichtigung der "Zitadelle" sowie der Hafengegend in Halifax nützen. Doch bei dem Gedanken, dass wir in wenigen Stunden im Flugzeug sitzen und diesen Kontinent wohl für lange Zeit verlassen werden, kommt keine große Freude auf Sightseeing mehr auf. So machen wir uns doch recht früh auf den Weg zum Flughafen.

 

Wieder geht alles äußerst flott über die Bühne – einchecken, Meri abgeben, Gate aufsuchen. Pünktlich hebt unser Flieger in Halifax ab und nach einem kurzen Stopp in Montreal geht es nun endgültig zurück nach "Good Old Germany".

 

Knapp 60.000 Kilometer haben wir auf dem nordamerikanischen Kontinent zurückgelegt. Über jeden Einzelnen davon ließe sich so vieles erzählen. Durch Mexiko, Kanada und 41 Bundesstaaten der USA bis hoch nach Alaska führten uns die fünf Reisen. Wir haben Freunde, Bekannte und so manchen (Ex)Obereisesheimer getroffen oder besucht – und wir haben viele neue und liebe Menschen kennengelernt. In unserem Reisegepäck befinden sich nicht nur Souvenirs sondern auch viele tolle Erinnerungen, reichlich neue Erfahrungen und unsere geliebte Hündin Meri. Oft haben wir uns die Frage gestellt, ob es für Linda das Richtige ist, so lange aus ihrer gewohnten Umgebung entfernt zu sein. Sie hat mit knapp acht Jahren während dieser fünf Reisen quasi ein komplettes Jahr ihres Lebens „auf Achse“ verbracht. Heute sind wir der Meinung, dass alle gewonnenen Erlebnisse und Erfahrungen mit Sicherheit ihre weitere Entwicklung nur positiv beeinflussen können.

Zwei Wochen später kommt auch unser James in Hamburg an. Leider war Hajo beruflich schon längst wieder auf Achse, so dass Bernadette alleine unser treues „Heilig´s Blechle“ auf sehr abenteuerliche Weise aus dem Hafen holen und nach Neckarsulm fahren musste.