2008 Nordosten der USA/Kanada - Reisebericht 1

 

 

Über 50.000 Kilometer haben wir bis jetzt schon auf dem nordamerikanischen Kontinent zurückgelegt. Nun steht die fünfte und zudem auch die letzte Etappe unserer großen Entdeckungs-tour an. Nachdem wir im vergangenen Jahr unseren James bei Birgit und Scott in Michigan untergestellt hatten, wollen wir dieses Jahr entlang den großen Seen bis zur Ostküste und weiter hoch nach Halifax in Kanada fahren. Von dort soll unser Fahrzeug wieder die Rückreise über den Atlantik antreten. 

 

Da Linda seit letztem Jahr die Schule besucht, bleiben uns für dieses Jahr gerade mal die Schulferien, um die geplante Etappe durchzuführen. Die Zeit sollte jedoch nicht das Problem sein, da die vorgesehene Route nicht mehr so lang sein wird.

Trotzdem sei an dieser Stelle nochmals erwähnt: wir sind wirklich froh und dankbar dafür, dass wir in den letzten fünf Jahren die Möglichkeit haben durften, unseren Traum von der Erkundung Nordamerikas im eigenen Fahrzeug nach unseren Vorstellungen realisieren zu können.

 

 

                                                              ...unsere bisherige Route

 

Bereits mehrere Monate vor dem eigentlichen Reisebeginn begannen in gewohnter Art und Weise unsere Vorbereitungen. Wir mussten diverse Kleinteile, Werkzeuge sowie zwei neue Hinterreifen verpacken und mitnehmen. Kranken- und Fahrzeugversicherung mussten erneut geklärt werden.

Bei letzterem konnte unsere seitherige Versicherung den James nicht mehr weiterversichern. Grund dafür war zum einen das Alter des Fahrzeugs und die Tatsache, dass wir vor fünf Jahren den James abgemeldet hatten – somit war das Fahrzeug nicht mehr registriert! Für Birgit stellte das allerdings überhaupt kein Problem dar. „... jetzt kommt erst mal rüber, dann regeln wir das schon irgendwie“, waren ihre Worte.

Alles ist gepackt und steht bereit. Linda kommt von der Schule heim und schon machen wir uns auf den Weg nach Frankfurt. Einchecken, Meri abgeben, Gate aufsuchen – mittlerweile alles schon Routinehandlungen. Jetzt kann der Flieger abheben.

Diesmal geht es nach Detroit und von dort mit dem Mietwagen quer über die Michigan Halbinsel an Lansing und Muskegon vorbei nach New Era. Birgit und Scott erwarten uns bereits.

 

Voller Vorfreude stürzen wir uns auf das Auto. Türe auf, Batterie anklemmen, vorglühen und starten. Wow – unser James die treue Seele, er lässt uns wirklich nicht im Stich. Aber was nützt uns ein schnurrender Diesel, wenn wir keine Kfz-Versicherung für ihn haben? Doch nun bewahrheiten sich Birgits Worte. Sie hatte sich bei ihrer Kfz-Versicherung erkundigt, welche Möglichkeiten es denn für uns gäbe. In Form einer vorrübergehenden Zulassung war es nun möglich, das Auto für ein Jahr in Michigan zu registrieren und damit auch versichern zu können – und das für nicht einmal 250 Dollar. Wir stellen fest, es tut sich immer wieder ein Türchen auf.

 

In den nächsten Tagen verbringen wir viel Zeit mit unseren Freunden und unternehmen so manche Aktivitäten in der näheren Umgebung. So paddeln wir, wie schon im Jahr zuvor, den "Stoney River" runter bis er in den Lake Michigan mündet. Nach der Ernte der letzten Sauerkirschen kocht Bernadette noch ein paar Gläser Marmelade für die Reise ein. Den Rest an Lebensmittel besorgen wir uns im Supermarkt. Nebenbei machen wir unseren James reisefertig und lassen die mitgebrachten Reifen aufziehen.

Nach diesen tollen Tagen der Akklimatisierung heißt es dann Abschied nehmen. An dieser Stelle nochmals ein dickes Dankeschön an Birgit und Scott für euere Unterstützung und die unvergesslichen Tage. Jetzt kann die letzte Etappe starten – und dies mit einem amerikanischen Nummernschild am Heck.

 

Es geht nach Norden, immer dem „Lake Michigan“ entlang. Unser erstes Ziel ist das „Sleeping Bear National Lakeshore“. Dort fahren wir den "Scenic Drive" ab und erhalten herrliche Aussichten über die Dünen und auf den See hinaus. Mit Meri folgen wir einem der vielen Trails, die quer durch den Park verlaufen. Hier kann sie sich wieder mal so richtig austoben und darf einfach nur Hund sein.

 

Wir fahren weiter der Ostküste des zweitgrößten Sees der Great Lakes entlang. An einigen der wunderschönen Strände halten wir an und genießen das warme und glasklare Wasser. Immer wieder haben wir grandiose Ausblicke auf den See und entlang unserer Strecke gibt es unzählige Verkaufsstände mit frischem Obst. Es geht an Travers City vorbei bis wir die „Mackinac Bridge“ erreichen. Die acht Kilometer lange Brücke trennt den "Lake Michigan" zur linken und den „Lake Huron“ zur rechten Seite.

 

Bei herrlichstem Wetter durchfahren wir den nördlichen Teil Michigans, dem sogenannten „Upper Michigan“, bis hoch nach Sault Ste. Marie, jetzt am „Lake Superior“. Am größten der fünf Seen befinden sich die großen Schleusen zum „St. Marys River“ und die „Freedom Bridge“, über die man nach Kanada einreisen kann. Nach einer kurzen Besichtigung der größten Schleusen Nordamerikas kehren wir um und fahren wieder in Richtung Süden.

 

Durch dicht bewaldete Regionen fahren wir dem Westufer des "Lake Huron" entlang. In dem so deutsch klingenden Ort Frankenmuth legen wir einen Stopp ein. Tatsächlich waren es deutsche Auswanderer, die den Ort um 1845 gründeten. Bei einem Rundgang erhält man wirklich den Eindruck, durch ein heimisches Städtchen zu gehen.

 

Vorbei an Detroit und Toledo, fahren wir nach Ohio hinein. Am „Lake Eri“ lassen wir uns für ein paar Tage auf einem kleinen Campingplatz nieder und verbringen quasi einen Kurzurlaub am Strand. Zwischenzeitlich müssen wir etwas mehr Rücksicht auf Linda nehmen. Wir können am Tage keine so langen Etappen mehr zurücklegen, wie es in den letzten Jahren noch möglich war. Ihr täglicher Bedarf an Schlaf ist nun etwas geringer.

 

Weiter folgen wir der Küstenstraße am Eri See entlang. Wir kommen durch Pennsylvania und erreichen Buffalo im Staate New York. Die Stadt ist u.a. Ausgangspunkt für einen Besuch der Niagara Falls. Es ist beeindruckend, wie das" donnernde Wasser", wie die Fälle von den Ureinwohnern genannt werden, über eine mehr als einen Kilometer breite Kante, 60m in die Tiefe stürzt. Wir dehnen unseren Aufenthalt auf mehrere Tage aus, um mehr rund um die größten Wasserfälle Nordamerikas erkunden zu können. U.a. überqueren wir die „Rainbow-Bridge“ und können uns so von der kanadischen Seite dieses Naturschauspiel anschauen – von hier aus wirken die herabstürzenden Wassermassen noch gewaltiger. Während einer Bootstour lässt sich das Wasserspektakel noch aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.

 

 

...Linda verschafft sich einen ersten Überblick 

Auf der Weiterfahrt erreichen wir den fünften und zugleich kleinsten der großen Seen, den „Lake Ontario“. In Rochester besuchen wir Lisa mit ihrer Familie, die schon vor 50 Jahren dem Schwabenland den Rücken kehrte.

 

Nach ein paar Tagen der Entspannung führt unsere Fahrt, vorbei an den „Five Fingers Lakes“, in die „Catskill Mountains“ hinein. Es geht durch eine sehr ländliche Region mit vielen Wäldern und Seen. Auf unserem Weg liegt Woodstock. Bekannt durch das legendäre Festival im Jahre 1969, lebt der Ort noch heute von diesem Ereignis. Zumeist sind es die Souvenirshops und eine Handvoll übriggebliebener Hippies die das Ortsbild prägen.

 

Vor uns liegt der „Hudson River“. Von einem Aussichtsturm hoch über dem Fluss haben wir einen tollen Rundumblick über das "Hudson Valley" und in der Ferne ist Dank des klaren Wetters die Skyline von Manhattan sehr gut zu erkennen.

 

Wir folgen dem Fluss größtenteils auf einem „Scenic Byway“ bis nach New Jersey. Dort lassen wir uns auf einem Stellplatz in der Stadt nieder, der als Basis für unsere Touren in den nächsten Tagen dienen soll. Mit der "Underground" fahren wir nach Manhattan rüber. Wir unternehmen eine klassische „Sightseeing Tour“ und schauen uns alles an, was ein Tourist in New York nun mal gesehen haben muss. Besuch der Freiheitsstatue, Ground Zero, Wall Street, Broadway und bei Nacht ein Blick vom ehemals höchsten Gebäude der Welt, dem Empire State Building. Leider müssen wir Meri während unserer Stadtbesichtigungen im Auto zurücklassen. Mit Hund wäre dies so kaum zu realisieren.

 

Als Highlight können wir wohl die Fahrt durch den „Holland Tunnel“, der unter dem Hudson River durchführt, bezeichnen. Eigentlich für Camper gesperrt fahren wir trotzdem mit unserem James, „against the rules“, nach Manhattan rüber. Erst auf der Wall Street wird man auf uns aufmerksam und schickt uns wieder weg. Wir kurven über den "Broadway", vorbei am "Central Park" und nehmen dann die "Brooklyn Bridge" über den "East River".

 

Auf „Long Island“, entlang in Richtung Ostspitze der Insel, lassen wir die größte Stadt des Landes wieder hinter uns. Von dort setzen wir schließlich mit der Fähre nach Connecticut über.