2007 Kanada und Alaska - Reisebericht 3

 

 

Wir befinden uns an Bord der "Malaspina". Das Schiff wird uns von Skagway durch die Alaska Inside Passage nach Prince Ruppert in Kanada bringen. Jedoch haben wir während der dreitägigen Fährfahrt die Möglichkeit, bei allen Stopps von Bord zu gehen und die Seereise zu einem späteren Zeitpunkt wieder fort-zusetzen.

Zum ersten Mal tun wir dies in dem kleinen Ort Haines. Dort besuchen wir das „Chilkat Bald Eagle Preserve“, wo wir unzählige Weißkopfseeadler beobachten können. 

Die nächsten Tage verbringen wir an den herrlichen Fjorden rund um Haines – umgeben von Gletschern und purer Natur. Während wir in den Abendstunden am Lagerfeuer sitzen und ein Bierchen genießen, können wir den Seelöwen beim Jagen zuschauen. Jetzt, Mitte Mai, ziehen sich die Dämmerungsstunden sehr lange hin und selbst in der Nacht ist immer noch eine Resthelligkeit vorhanden. Daher müssen wir zum Schlafen den Innenraum komplett verdunkeln, um nicht das Gefühl eines „Mittagsschläfchen“ zu haben.

Unser nächster Stopp ist in Juneau. Die Hauptstadt Alaskas ist nur mit dem Schiff oder dem Flugzeug zu erreichen. Nachdem wir einen Besuch in der „Alaskan Brewery“ mit ausgiebiger Bierprobe hinter uns gebracht haben, verbringen wir den Rest des Tages auf einem Campingplatz unweit der Stadt. Von dort genießen wir einen uneingeschränkten Blick auf den mächtigen „Mendenhall Gletscher“. Tags darauf machen wir eine ausgedehnte Wanderung zur Gletscherzunge und erkunden die nähere Umgebung. Erstaunlicherweise zieht dieser sich wesentlich langsamer zurück als es weltweit an anderen Gletschern zu beobachten ist. Danach drehen wir noch eine Runde durch das doch sehr überschaubare Städtchen und machen uns dann wieder auf den Weg zum Hafen.

Die Weiterfahrt mit der Fähre durch die wunderschöne Fjordlandschaft gleicht einer Whalewatching Tour. Der Kapitän gibt ständig Bescheid, wo gerade Buckelwale oder Orcas zu sehen sind. Auf dem Schiff selbst ist alles sehr überschaubar, da kaum Passagiere an Bord sind. Lindas großer Moment kommt, als sie am letzten Abend vom Kapitän auf die Brücke eingeladen wird. Unter seiner Anleitung darf sie das Schiff durch eine Engstelle manövrieren und dabei mehrfach das Nebelhorn betätigen.

Während der vierwöchigen Reise durch Alaska, haben wir nur einen Bruchteil des nördlichsten Bundesstaates der USA kennen-gelernt. Aber das was wir zu sehen bekommen haben, hat alle unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Die einzigartigen Naturschönheiten und die vielfältige Tierwelt sowie die stets freundlichen Menschen und nicht zuletzt die unendliche Weite und Einsamkeit haben uns in ihren Bann gezogen.

Nach weiteren zwei Tagen auf See, lassen wir Alaska endgültig hinter uns und legen im kanadischen Prince Ruppert an – die Einreise erledigt sich dabei quasi im Vorbeifahren. Ab hier folgen wir dem „Yellowhead Highway“, der uns wieder nach Prince George führt.

In der Zwischenzeit ist der Frühling eingekehrt. Alles ist grün und die Sonne gibt wärmend ihre Strahlen ab. Auf der über 700km langen Strecke begegnen wir, außer ein paar Schwarzbären und Elchen die auf Futtersuche sind, so gut wie niemandem.

Vorbei am „Mt. Robson“, mit seinen knapp 4.000 Höhenmetern, passieren wir die Zufahrt zum größten National Park der kanadischen Rocky Mountains, dem „Jasper NP“. Es ist unübersehbar, dass wir uns wieder in einer stark touristisch frequentierten Region befinden. U.a. haben in Europa die Pfingst- bzw. Frühlingsferien begonnen und die Konzentration an gemieteten Wohnmobilen hat sich schlagartig vervielfacht. In der Tat zählt dieser Teil Westkanadas mit zu den schönsten Regionen des gesamten Landes – das können wir nur bestätigen.

Zwischenzeitlich sind wir auf dem 230km langen Icefield Parkway unterwegs und fahren Richtung Süden. Auch der Wettergott ist uns gut gesinnt, sodass wir die Fahrt sehr entspannt und in vollen Zügen genießen können. Wieder führt unsere Strecke an vielen Seen, Wasserfällen und Gletschern vorbei. Eine der sechs Hauptzungen des „Columbia Icefield“ ist der „Athabasca Gletscher“. Während des Aufstiegs zur Gletscherzunge passieren wir die Jahrestafeln, an denen der Rückgang des ewigen Eises sehr gut zu erkennen ist.

Nahtlos fügt sich der „Banff NP“ an. Vorbei am „Lake Louise“, wo jedes Jahr das berühmte Abfahrtsrennen im Skiweltcup stattfindet und der überteuerten Touristenhochburg Banff, stoßen wir wieder auf den TCH.

Dem "Trans Canada Highway" folgen wir nun bis nach Calgary hinein. Eine Besichtigung der Sportstätten der olympischen Winterspiele von 1988 gehört da natürlich zum Pflichtprogramm. Vom höchsten Punkt des Olympiaparks, der Großschanze, erhalten wir einen grandiosen Ausblick auf die Skyline der nahegelegen Hauptstadt der Provinz Albertas.

Auf einer abgelegenen Ranch im Süd-Osten von Calgary, unternehmen wir einen Ausritt dem „Bow River“ entlang. Linda ist mächtig stolz darauf auf einem eigenen Pferd zu reiten ohne dabei geführt zu werden. Für uns ist es eher eine Umgewöhnung vom Motorrad- auf einen Pferdesattel.

 

Tags darauf beteiligen wir uns noch an einer rasanten Rafting Tour, ebenfalls auf dem Bow River.

 

Die Weiterfahrt führt nun zumeist durch flache Prärielandschaften und vorbei an riesigen Farmen mit fruchtbarem Weideland. Inmitten der Prärie erreichen wir ein weiteres UNESCO Weltkulturerbe mit dem schier unaussprechbaren Namen Head-Smashed-In Buffalo Jump. Es war die Jagdmethode der hier lebenden Ureinwohner, zwischenzeitlich als „First Nation“ bezeichnet, die diesem Ort den Namen gab. Dabei wurden die Bisons an eine Felsklippe getrieben über die sie schließlich in den Tod stürzten. Eine Blackfoot-Indianerin führt uns über das gesamte Gelände und schildert uns sehr eindrucksvoll die Hintergründe dieser Kulturstätte und die Lebensbedingungen ihrer Vorfahren.

 

 

 

Unmittelbar an der US-Grenze befindet sich der „Waterton Lakes NP“, auf der Ostseite der Rockies. Trotz des relativ kalten Wassers trauen wir uns, allen voran Linda, in einem der vielen glasklaren Seen wieder zu schwimmen – somit wäre auch die diesjährige Badesaison eröffnet.

 

Nach einem netten Small Talk mit den beiden Grenzbeamten überqueren wir die menschenleere Grenze und haben wieder US-amerikanischen Asphalt unter unseren Reifen. Der „Glacier NP“ ist das nächste Ziel unserer Reise. Auch hier erleben wir wieder die pure Natur des nordamerikanischen Kontinents. Zwischenzeitlich haben wir gelernt, wenn sich mehrere Fahrzeuge am Straßenrand befinden und alle Insassen gespannt in eine Richtung blicken, dass es dort etwas Besonderes zu sehen gibt. In diesem Fall ist es ein mächtiger Grizzly Bär, der gemütlich den Fluss entlangschlendert und nach fressbarem Ausschau hält.

Im Rückspiegel wird unser letzter Gletscher für diese Reise immer kleiner und verschwindet dann gänzlich in der Ferne. Montana durchqueren wir in südlicher Richtung und erreichen kurz vor der Grenze zu Wyoming den ältesten National Park der USA wie auch der Welt, „Yellowstone“. 1892 wurde dieser erhaltenswerte Flecken Erde von dem damaligen Präsidenten Roosevelt zum Schutzgebiet erklärt. Hier kocht und brodelt die Erde, denn die gesamte Region befindet sich über einem sogenannten Supervulkan – quasi auf einer tickenden Zeitbombe. Aus unzähligen kleinen und großen Geysiren steigt Wasserdampf auf. Der wohl Bekannteste aller Geysire ist der „Old Faithfull“. Sekundengenau stößt er regelmäßig seine Wasserfontänen gen Himmel. Leider sind auch hier keine Hunde auf den Trails gestattet. Daher muss Meri wieder einmal, die meiste Zeit unseren Camper von innen hüten.

Während der etwa 400km langen und zu keinem Zeitpunkt langweiligen Fahrt kreuz und quer durch den Park, bekommen wir immer wieder Wildtiere zu sehen. Hauptsächlich sind das Bisons und Schwarzbären. Kurz vor der Ausfahrt des Parks haben wir noch das große Glück von zwei jungen Grizzly Bären verabschiedet zu werden, die sich unmittelbar am Straßenrand aufhalten.

Über Codi und Gillette durchfahren wir nun Wyoming und die Great Plains. Dieses ziehen sich eher unspektakulär bis weit nach South Dakota hinein. Lediglich kurz hinter Gillette befindet sich das „Devils Tower NM“. Dies ist ein Felsen magmatischen Ursprungs inmitten einer Hochebene der 265m in den Himmel ragt. Bei den Indianern gilt er bis heute noch als Heiligtum.

Wir haben Sturgis erreicht. Ein überschaubares Städtchen das durch das jährlich Harley Davidson Treffen, das als größtes Motorradtreffen der USA gilt, berühmt wurde. Die gesamte Stadt sowie die weitere Umgebung stehen während der "Bike Week" komplett im Zeichen der wohl bekanntesten Motorradmarke der Welt. Auch unsere XT steht an diesem Tag im Mittelpunkt – sie wechselt nämlich ihren Eigentümer. Voraussetzung für den Käufer ist allerdings, dass das deutsche Nummernschild auf dem Motorrad verbleibt. Dem steht natürlich nichts im Wege.

 

 

Um einige Kilo erleichtert setzen wir unsere Reise durch die „Black Hills“ fort. Am Mt. Rushmore legen wir den nächsten längeren Stopp ein. Während einer ausgedehnten Wanderung schauen wir uns die Köpfe der bedeutendsten Präsidenten des Landes an, die dort in Stein gemeißelt sind. Ebenso erleben wir an diesem Abend eine äußerst eindrucksvolle Light-Show rund um das National Monument.

Nachdem wir die Great Plains hinter uns gelassen und einen Schlenker nach Nebraska gemacht haben, stehen wir an den Ufern des „Missouri River“. Weiter geht unsere Reise nach Sioux Falls, der größten Stadt South Dakotas. Namensgebend sind die Wasserfälle des „Big Sioux River“, der in mehreren aufeinanderfolgenden Kaskaden durch die Stadt fließt.

Unmittelbar danach überqueren wir die „State Line“ nach Minnesota und ein kleines Stück weiter nach Iowa hinein. Linda haben wir versprochen, demnächst mal wieder mehrere Tage auf einem Campingplatz zu verweilen. Den finden wir auf Empfehlung eines netten Rangers vom „Effigy Mounds NM“, an einem kleinen Bach im „Paint Creek“. Auch dort gehört die allabendliche "Gute Nacht Geschichte" für Linda einfach zum Tagesablauf – am liebsten natürlich am Lagerfeuer. Hier verbringen wir das anstehende Wochenende völlig entspannt, bevor es dem mächtigen „Mississippi River“ entlang bis nach Dubuque weitergeht.

Auf der anderen Seite des längsten Flusses der USA liegt Illinois. Die Megametropole Chicago durchfahren wir an einem Stück und sehen zu, dass wir zügig an das Ostufer den „Lake Michigan“ kommen. Hier im „Waron Dunes SP“ mit seinen wunderschönen Sandstränden und hohen Dünen verbringen wir die letzten Tage auf einem netten Campingplatz direkt am See. Einfach nur noch mal die Seele baumeln lassen und dabei das schöne Wetter genießen.

Unsere Reise neigt sich so langsam dem Ende zu. Schon vor Wochen hatten wir uns bei Birgit und Scott, die in New Era/Michigan leben, angekündigt. Auf deren Farm dürfen wir unseren treuen James bis zum nächsten Jahr unterstellen.

 

Die Freude ist natürlich riesengroß, nachdem wir bei den beiden und ihren Kindern eintreffen. In den letzten Tagen bis zum Rückflug zeigt uns Birgit, die wir auch noch aus Deutschland kennen, viele der Naturschönheiten ihrer neuen Heimat. Wir unternehmen Ausflüge am Lake Michigan und der näheren Umgebung. Nebenher bereiten wir so nach und nach unseren guten James auf seinen Winterschlaf vor und räumen unser Gepäck für die Heimreise zusammen.

 

Diesmal treten wir den Heimflug von Chicago aus an. Mit einem Mietwagen fahren wir die durchaus reizvolle Strecke entlang des Sees, bis wir den Flughafen auf der Westseite des Lake Michigan erreichen. Während der Fahrt dahin lassen wir die letzten drei Monate nochmal Revue passieren und schwelgen wehmütig in den schönen Erinnerungen.

Ganze 13 Wochen waren wir dieses mal unterwegs. Gefühlt gingen sie vorbei wie im Fluge. Auf unseren fast 18.000 unfallfrei zurückgelegten Kilometern haben wir wieder so viele Erlebnisse und Erfahrungen machen dürfen, dass es überhaupt nicht möglich ist, das alles auf ein paar Seiten niederzuschreiben oder auf Bildern wiederzugeben. Nicht unerwähnt möchten wir dabei lassen, dass sich unser guter alter James erneut bravourös geschlagen hat – nicht mal für einen Augenblick ließ er uns im Stich.

Nach unserer Ankunft in Neckarsulm hat Linda noch ein paar Wochen frei, bevor für sie der Lebensabschnitt „Schule“ beginnt. Für Bernadette und mich beginnt schon unmittelbar nach der Landung unser gewohnter Alltag mit all seinen Verpflichtungen wieder.

Für das kommende Jahr haben wir noch einmal so einiges vor. Es soll die letzte Etappe unserer mehrjährigen Nordamerika-Tour werden, an deren Ende die Rückverschiffung des Campers vorgesehen ist. Allerdings stehen uns hierfür nur noch die Sommerferien zur Verfügung. Wie wir das in die Tat umsetzen werden, darüber zerbrechen wir uns allerdings heute noch nicht den Kopf.