2007 Kanada und Alaska - Reisebericht 2
Victoria, der größte Ort auf "Vancouver Island", ist eine überschaubare und gemütliche Kleinstadt. Wir besichtigen im wesentlichen die Sehenswürdigkeiten in Downtown, dessen Gebäude überwiegend unter Denkmalschutz stehen. Sehr gut gefällt uns auch die Gegend rund um den „Upper und Inner Harbour“. Hier können wir viele der neugierigen Seelöwen aus nächster Nähe beobachten. Linda findet allerdings den Streichelzoo im „Beacon Hill Park“ noch besser. Dort hat sie allerhand Tiere um sich herum und es bedarf einiges an Überredungskunst sie davon zu überzeugen, dass wir unsere Reise fortsetzen wollen.
Auf unserer Weiterfahrt passieren wir den Beginn des Trans Canada Highway (TCH), der an dieser Stelle mit dem Schild „Mile 0“ gekennzeichnet ist. Die über 7.000km lange Straße durchquert das gesamte Land von West nach Ost und endet erst in Neufundland, am östlichsten Zipfel des Nordamerikanischen Kontinents – hört sich ebenfalls nach einer weiteren und durchaus reizvollen Reiseroute an.
Unser nächstes Ziel auf der größten nordamerikanischen Pazifikinsel ist der „Pacific Rim NP“. Schon auf der Fahrt dorthin sehen wir viele Weißkopfseeadler und unseren ersten Schwarzbären für dieses Jahr. Er spaziert in aller Gemütlichkeit der Straße entlang und nimmt keinerlei Notiz von unserer Gegenwart.
Auch unserer Meri entgeht die Begegnung mit dem Meister Petz nicht – nur zu gerne hätte sie doch eine Runde mit ihm gespielt!
Der Park selbst besteht aus purer Natur, soweit das Auge reicht. Dicht bewachsener Regenwald, tolle Küstenstreifen und je nach Jahreszeit können vom Strand aus vorbeiziehende Wale und Orcas beobachten werden.
Leider bekommen wir keine dieser Meeressäuger von Land aus zu sehen. Dafür fahren wir nach Tofino und nehmen dort an einer Whalewatching Tour teil. Während der dreistündigen Ausfahrt bei äußerst rauer See und durchwachsenem Wetter, bekommen wir reichlich Seelöwen und erst sehr spät 3-4 Buckelwale aus größerer Entfernung zu sehen. Es ist ein herrlicher Anblick, wie sich diese Meeresriesen aus dem Wasser heben um sich danach rücklings wieder fallen zu lassen.
Zum Schutz gegen die Kälte und die Feuchtigkeit, müssen wir uns in dicke und schwimmfähige Thermoanzüge zwängen.
Nachdem sich die Flauheit in unseren Mägen wieder normalisiert hat, überqueren wir die Insel und fahren nach Nanaimo an der „Horseshoe Bay“. Von dort setzen wir mit der Fähre auf das kanadische Festland über. Nach wie vor hängen die dicken Wolken sehr tief und von einem Wohlfühlklima kann überhaupt nicht die Rede sein.
Nach einem kurzen Abstecher in die drittgrößte Stadt Kanadas, Vancouver, folgen wir wieder dem „TCH“, bis wir Harrison Hot Springs erreichen.
Heute ist Bernadettes Geburtstag. Nach einem ausgiebigen Frühstück verbringen wir fast den ganzen Tag in den Becken der örtlichen heißen Quellen und genießen unsere Reisepause.
Frisch gebadet und absolut entspannt folgen wir der gutausgebauten Straße, dem „Goldrush Trail“ entlang dem „Fraser River“, nach Norden. Dies wird nun für die nächsten 3.500km unsere Hauptrichtung sein. Über Stunden hinweg begegnen wir keinem Auto und bewohnte Siedlungen werden immer seltener. Ebenso vergrößern sich die Distanzen zwischen den Tankstellen immer mehr.
Eigentlich wollten wir uns das ehemalige Goldgräberstädtchen „Barkerville“ ganz offiziell anschauen. Doch wegen zu viel Schnee ist noch alles geschlossen. „Closed For The Saison“ steht auf einem großen Schild geschrieben und dies wird wohl für die nächste Zeit auch noch so bleiben. Der Himmel ist, wie aus der Heimat gewohnt, grau in grau. Immer wieder fängt es zu schneien an. Wir entscheiden für die anstehende Nacht, es uns auf dem menschenleeren Parkplatz vor dem historischen Örtchen bequem zu machen. Am nächsten Morgen schlendern wir in aller Gemütlichkeit durch die ehemals boomende Goldgräbermetropole.
Langsam aber sicher bessert sich auch das Wetter. Es geht durch Prince George bis nach Mackenzie, wo wir uns auf den gemeindeeigenen Campground niederlassen. Nicht nur, dass dieser kostenlos benutzt werden kann, selbst das Feuerholz wird für Gäste zur Verfügung gestellt. In der Nacht fallen die Temperaturen wieder in den Minusbereich und es beginnt erneut zu schneien.
Immer wieder werden wir von ehemaligen Deutschen angesprochen, die uns anhand des Nummernschildes zuordnen können. Es ist höchst interessant, seit wann und aus welchen Gründen sie in diese abgeschiedene Gegend von Kanada kamen. Was wir aber von allen übereinstimmend zu hören bekommen ist, dass keiner mehr in seine ehemalige Heimat zurückkehren möchte um dort zu leben.
Wir überqueren die kanadischen Rocky Mountains. Der Schnee ist teilweise jetzt noch so hoch, wie es bei uns im tiefsten Winter oft nicht der Fall ist. Doch die Straßen sind in einem ordentlichen Zustand und wir kommen gut voran. Nicht nur zur Freude Lindas, können wir nun unsere Popo-Rutscher richtig und ausgiebig anwenden.
In der Tundra hält so nach und nach der Frühling Einzug. In großen Teilen der Niederungen haben sich durch den abschmelzenden Schnee kleine Seen gebildet, was in kürzester Zeit die Moskitopopulation gewaltig ansteigen lässt.
In Dawson Creek erreichen wir den Beginn einer weiteren legendären Straße dieser Welt, den Alaska Highway. 1942 als Militärstraße gebaut, ist diese knapp 2.300km lange Strecke heute ein absolutes touristisches Highlight. In den Sommermonaten ist es eine schier unendlich scheinende Blechlawine von Campern, die sich in beiden Richtungen des Alaska Highways bewegt. Die Straßenverhältnisse sind größtenteils recht passabel. Doch teilweise machen die strengen Winter in der Tundra dem Straßenbelag doch sehr zu schaffen. Immer wieder sind es die großflächigen und tiefen Schlaglöcher die wir oftmals erst sehr spät erkennen. Trotzdem kommen wir gut voran. Entlang der Straße gibt es immer wieder Tiere zu beobachten. Zumeist sind dies Dickhornschafe, Karibus, Elche, Bisons oder auch Schwarzbären. Tierische Begegnungen sind zwischenzeitlich nun an der Tagesordnung.
Immer wieder unternehmen wir Wanderungen von unseren aktuellen Übernachtungsplätzen aus. Dies sind oft Parkplätze an Seen oder Flüssen sowie unbefestigte Seitenstraßen abseits unserer Hauptroute. Für Meri ist es das Paradies schlechthin. Sie jagt in den Wäldern herum und ist oft lange unterwegs.
An einem der unzähligen Seen, entlang des Alaska Highways, entdecken wir einen mächtigen Biberdamm. Leider lässt sich während unserer Anwesenheit keiner der Bewohner blicken.
Über Fort St. John und Fort Nelson fahren wir am „Summit Lake“ und „Muncho Lake“ vorbei. Beide sind noch komplett zugefroren, sodass wir das Eis ohne Sorge betreten können. Beim Überqueren des „Liard River“ bekommen wir riesige Eisschollen zu sehen, die sich langsam flussabwärts schieben.
Ein weiteres lohnendes Ziel entlang des Alaska-Highway sind die „Liard Hot Springs“. Mitten im Wald befinden sich die ausgebauten Becken der heißen Quellen. In denen lässt es sich trotz der winterlichen Temperaturen wunderbar aushalten.
Auf dem kleinen angrenzenden Campingplatz haben sich zwischenzeitlich ein paar neue Gäste eingefunden. Die reisten allerdings mit Zelten an – Hut ab!
Kurz vor Watson Lake fahren wir ins Yukon Territorium hinein. Dort befindet sich der sognannte Sign Post Forest. Auch wir haben ein Nummernschild mitgebracht, mit dem wir uns an einem der aufgestellten Pfeiler verewigen wollen.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis Whitehorse. Die Hauptstadt des Yukon Territorium ist ein sympathisches und überschaubares Örtchen in dem es äußerst gelassen zugeht. Es gibt viel zu sehen und reichlich zu unternehmen. Die die Möglichkeiten an Freizeitaktivitäten sind sehr groß. Wir lernen Joe kennen, der vor über 50 Jahren Deutschland verließ und seither in Kanada lebt. Wir verabreden uns zum Frühstück und er erzählt aus seinem bewegten Leben.
An den Ufern des Yukon Rivers liegt die S.S. Klondike II, deren nähere Umgebung zu einer s.g. "National Historic Site" ernannt wurde. Während der "eisfreien" Jahreszeit darf der restaurierte Schaufelraddampfer dann auch von innen besichtigt werden.
Der letzte Teil der legendären Straße auf kanadischer Seite, zwischen Haines Junction und dem Grenzübergang nach Alaska, befindet sich in einem desolaten Zustand. Der Winter in der Tundra war lange und hart. Tiefe und großflächige Schlaglöcher erschweren uns das Vorrankommen.
Für den unterforderten Grenzbeamten sind wir eine willkommene Abwechslung. Wir unterhalten uns über dies und das. U.a. interessiert es ihn wo wir herkommen und wohin die Reise noch gehen soll. Sichtlich beeindruckt von unserem fahrbaren Untersatz winkt er uns freundlich am Schlagbaum vorbei. Wir folgen weiter dem Alaska Highway. Es geht an Tok vorbei, bis wir das Ende dieser geschichtsträchtigen Straße in Delta Junction erreicht haben. Leider hat es erneut zu regnen begonnen.
Auf dem Weg nach Fairbanks legen wir in dem kleinen Örtchen North Pole einen Stopp ein. Hier lebt "Santa Claus", dem wir natürlich einen Besuch abstatten.
In Fairbanks selbst haben wir den nördlichsten Punkt unserer diesjährigen Reise erreicht. An einem der städtischen Seen können wir die Ankunft der ersten Kanadagänse beobachten, die aus ihrem Winterquartier zurückkehren. Danach frischen wir nochmals unsere Vorräte auf, da wir die nächsten Tage im „Denali NP“ verbringen wollen.
Offiziell ist der drittgrößte National Park der USA noch geschlossen – das wussten wir bereits. Dafür dürfen wir aber auf der ca. 50km langen und unbefestigten Panoramastraße in den Park hineinfahren. Nach der offiziellen Öffnung ab dem 1. Mai ist diese Strecke nur noch mit einem Shuttle Bus befahrbar. Jeden Tag fahren wir die Strecke ab – mal mit unserem James, mal mit dem Motorrad. Neben der grandiosen Landschaft können wir u.a. Schneehühner, Karibus, Elche und sogar einen Grizzly Bär aus der Ferne beobachten.
Ab Anchorage, der größten Stadt Alaskas, folgen wir dem Cook Inlet. Diese über 300km lange Bucht wurde nach "James Cook" benannt, der auf der Suche nach der "Nordwestpassage" in dieser Sackgasse landete. Vorbei an Gletschern und verschneiten Bergen, führt uns die traumhafte Strecke in den Küstenort Seward.
Auf dem Weg dorthin entdecken wir eher zufällig an einem kleinen See zwei junge Grizzly Bären, die sich gerade am Kräftemessen üben. Vertieft in ihr intensives Spiel nehmen die Beiden absolut keine Notiz von unserer Anwesenheit – der Abstand zu den Tieren war jedoch größer, als es auf den Bildern den Anschein hat.
Das kleine verschlafene Städtchen an der „Resurrection Bay“ verwandelt sich ist in der Zeit von Juni bis August in eine boomende Touristenhochburg. Von hier aus starten die Gletscher- und Whalewatching Touren in den „Kenai Fjords NP“. Auch wir besuchen diesen einzigartigen Nationalpark und sind den ganzen Tag mit dem Schiff unterwegs.
Neben den lautstark kalbenden Gletschern können wir auch Seelöwen, Buckelwale und Orcas sowie Weißkopfseeadler beobachten. Selbst Braunbären entkommen unseren Blicken nicht, die an den Ufern des Kenai Fjords auf Futtersuche sind. Leider mussten wir für diesen Tag unsere Meri erneut im Auto zurücklassen, da Hunde auf den Touren in den National Park nicht gestattet sind.
Über Glennallen, vorbei am „Matanuska Gletscher“ und Tok erreichen wir eine Straße mit dem tollen Namen „Top Of The Word Highway“. Diese größtenteils unasphaltierte Straße führt uns vorbei an alten Goldminen, entlang kleiner Flüsse und herrlichen Aussichten auf die umliegenden und teilweise noch schneebedeckten Berge der „Alaska Range“.
Am Ende dieser Straße stehen wir vor dem Schlagbaum an der Grenze zu Kanada. Der Grenzübergang ist allerdings erst seit einem Tag geöffnet. Die jährliche Grenzöffnung hängt immer mit den Eisverhältnissen auf dem 130km entfernten „Yukon River“ zusammen. Sobald dort die Fähre nach der Winterpause ihren Betrieb wieder aufnimmt, dürfen auch Fahrzeuge die Grenze passieren.
An den Ufern des Yukon River warten wir auf die Fähre, die uns nach Dawson City auf der gegenüberliegenden Flussseite bringt. Die Stadt, bekannt aus vielen Romanen und Filmen, lebt noch immer vom Mythos des Goldrausches, Ende des 19. Jahrhunderts.
Während unseres Rundgangs durch die Stadt besuchen wir auch das Haus von Jack London. In dem schrieb er einen Großteil seiner weltweit bekannten Abenteuergeschichten. Nach wie vor sind unzählige Glücksritter in der gesamten Region mit Goldschürfen zu Gange. Dies ist von einem Aussichtspunkt hoch über der Stadt gut zu erkennen. Weite Teile des Umlandes sind wild durchwühlt und somit stumme Zeugen der ewigen Suche nach dem begehrten Edelmetall.
Wir folgen nun dem „Klondike Highway“, flussaufwärts den Yukon River entlang, bis wir wieder nach Whitehorse kommen. Joe erwartet uns bereits. Diesmal nehmen wir uns auch etwas mehr Zeit und er zeigt uns die Naturschönheiten der näheren Umgebung von Whitehorse.
Die Fahrt von Whitehorse nach Skagway gilt, den Reiseführern nach zu urteilen, als eine der schönsten Strecken Kanadas und Alaskas. Wir kommen am farbenprächtigen „Emerald Lake“ vorbei, der noch teilweise gefroren ist, sowie der kleinsten Wüste der Welt, „Carcross Desert“.
Die Straße windet sich nun den legendären White Pass hinauf und wechselt mehrfach die Grenze zwischen Kanada und den USA. Die Landschaft wird immer winterlicher und vereinzelt bekommen wir wieder Schwarzbären zu sehen, die nach dem Winterschlaf auf Futtersuche sind.
In Skagway verfolgt Hajo den letzten Spieltag der Fußball Bundesliga via Internet. Bedingt durch die Zeitverschiebung sitzt er bereits am frühen Morgen vor der örtlichen Bücherei, nur hier gibt es öffentliches Internet, und darf live miterleben, wie sein VfB Stuttgart Deutscher Meister wird. Nach ein paar ausgedehnten Jubel- und Tanzeinlagen auf der Straße ernte er größtenteils, bei den wenigen Passanten die jetzt schon unterwegs sind, zumeist nur Unverständnis.
Nach diesem freudigen Ereignis fahren wir im Hafen von Skagway mit unserem James auf die Fähre die uns durch die Alaska Inside Passage bringen soll. Die gesamte Seereise erstreckt sich über knapp 1.000km bis nach Prinz Ruppert in Kanada. Dabei haben wir die Möglichkeit, bei allen Stopps von Bord zu gehen und die Seereise zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen.