2005 Südkalifornien / Baja California (2)
Im Großen und Ganzen fahren wir die gleiche Strecke, entlang der Baja California, wie im Jahr zuvor. Über Rosarito und Ensenada steuern wir erneut den Campingplatz in der Bucht von San Quintin an, die sich auf der pazifischen Seite befindet. Dieses Mal lassen wir uns jedoch mehr Zeit und bleiben länger an diesem herrlichen Örtchen. In erster Linie ist es das Relaxen und Baden sowie das Motorradfahren, mit dem wir unsere Zeit verbringen. Natürlich profitieren auch Linda und Meri davon. Wir genießen die Stille und die Einsamkeit rund um die herrlich gelegene Bucht – leben morgens in den Tag hinein und am Abend wieder hinaus.
...und dann bekommen wir unerwarteten Besuch in unserem Camper. In der Nacht hören wir es ständig rascheln. Am nächsten Morgen entdecken wir die dazugehörigen Hinter-lassenschaften unseres ungebetenen Gastes. Wir müssen feststellen, dass sich eine "Wüstenspringmaus" bei uns einquartiert hat. Wie wir später erfahren sollen, stehen diese kleinen endemischen Nager auch noch unter Naturschutz. Tierliebe hin oder her, aber nicht in unserem Wohnmobil. Also rücken wir unserem nachtaktiven Störenfried mit einer Mause-falle zu Leibe. Leider stellt sich heraus, dass dieser nicht alleine kam sondern gleich zwei seiner Kumpels mitbrachte – schade, drei Mäuse weniger in der Wüste.
Nachdem wir wieder unter uns sind, fahren wir weiter in Richtung Süden. Über El Rosario erreichen wir Bahia de los Angeles. Schon die Fahrt dorthin ist äußerst beeindruckend. Der Himmel ist tiefblau und es geht durch eine hügelige Wüstenlandschaft mit der ganzen Kakteenvielfalt, die die Baja California zu bieten hat. Der Ort selbst liegt an einer wunderschönen Bucht mit vielen kleinen vorgelagerten Inseln auf der Innenseite der Baja – der Sea of Cortés. Das Wasser ist herrlich warm sowie kristallklar.
Hier treffen wir Frank, der ursprünglich aus Hessen stammt. Der ehemalige Schiffskoch lebt schon seit vielen Jahren in Mexiko. In den folgenden Tagen bekocht er uns aufs Köstlichste. Da außer uns keine anderen Gäste da sind, nennt Linda einfach ihre Menüwünsche und bekommt diese am Abend prompt serviert – selbiges gilt natürlich auch für uns
Wieder haben wir das Gefühl, dass dieser Flecken ein Teil des Paradieses sein könnte.
Es geht wieder zurück auf die „Mex1“. Von dort ist es noch ein gutes Stück, bis wir zur Grenze nach Süd-Baja California kommen. Jetzt haben wir etwa die Hälfte der knapp 1.500 Kilometer langen Halbinsel hinter uns gebracht. Und wieder ist es die gleiche Prozedur wie im Jahr zuvor: Passkontrolle, Fahrzeuginspektion, Desinfektion des Unterbodens sowie mehrere Militärkontrollen. Alle sind freundlich und nett zu uns, denn schließlich machen sie ja auch nur ihren Job.
Es wird immer wärmer. Schon um die Mittagszeit haben wir bereits die 40°C überschritten. In Guerrero Negro nützen wir die Gelegenheit, um unsere Vorräte erneut aufzufüllen.
Unser nächstes Ziel ist San Ignacio, ein schöner Ort in mitten einer Oase. Auf einem kleinen Campingplatz stellen wir unseren James direkt am Wasser ab. Bereits die Zufahrt ist gesäumt von Dattelpalmen und alles ist grün. Wann immer sich die Möglichkeit ergibt, hüpfen wir ins Wasser oder fahren mit den platzeigenen Kajaks die Lagune ab. Linda versucht sich beim fischen und hat reichlich Erfolg dabei. Von hier werden auch Touren zum „Whalewatching“ angeboten. Allerdings ist jetzt noch keine Saison dafür.
Nach ein paar Tagen der tiefsten Entspannung setzten wir unsere Reise fort. Wieder fahren wir an die Bahia Concepcion und stellen uns unter eine der freien Palapas. Noch immer gibt es kein Frischwasser oder Elektrizität für die Camper an diesem Strand. Die amerikanischen Modelle mit ihren Klimaanlagen dürfen während der Tageszeit ihre Stromaggregate laufen lassen. Zwischen-zeitlich sind die Temperaturen so hoch, dass wir am Tage außer schwimmen, tauchen und im Schatten abhängen nichts anderes tun. Auch Meri buddelt sich unter dem Auto im kühlen Sand ein. Erst am Abend gehen wir die langen Strände der Bucht ab. Bis spät in die Nacht hinein sitzen wir draußen und genießen die angenehm aufkommende Meerespriese sowie die Stille über der Bucht.
So gehen die Tage dahin, bis sich unser Frischwasser dem Ende neigt. Immer weiter geht es auf der "Mex1" in Richtung Süden. Die zweitlängste Halbinsel der Welt zeigt sich hinter jeder Kurve von einer anderen Seite – aber niemals langweilig.
Wir kommen nach Loreto, einem Küstenort an dem wir im Jahre zuvor aus Zeitgründen noch vorbeigefahren sind. Hier können wir endlich mal wieder die mexikanische Küche in vollen Zügen genießen. Dem Ort und der Umgebung sind viele kleine Inseln vorgelagert, die zwischenzeitlich zu einem Nationalpark zusammengefasst wurden. Auf vielen dieser Inseln sind große Seelöwen-kolonien zuhause. Ebenso ist im Ort eine Tauchbasis ansässig – da sind wir genau richtig. Schon am folgenden Tag fahren wir mit den Booten hinaus und absolvieren mehrere Tauchgänge. Das Wasser ist bis in größere Tiefen glasklar und angenehm temperiert. Ständig werden wir von neugierigen Seelöwen begleitet und gelegentlich lässt sich auch ein Weißspitzenriffhai blicken.
Am Abend treffen wir zwei Hamburger, die mit ihren Motorrädern von Vancouver nach Florida unterwegs sind. Lange sitzen wir am Abend zusammen und es werden reichlich Reiseerfahrungen und "Geheimtipps" ausgetauscht.
Eigentlich war alles schon für die Abfahrt vorbereitet. Doch am frühen Morgen macht eine von Hajo´s Bandscheiben sehr schmerzhaft auf sich aufmerksam – nichts geht mehr. Wir quartieren uns im angrenzenden Motel ein und ein Arzt kommt mehrfach am Tage vorbei, um ihn so gut wie möglich schmerzfrei zu halten. Auch seine Frauen kümmern sich liebevoll um ihn. Für Bernadette ist es jetzt eine besonders schwierige Zeit, da Kind und Hund auch versorgt sein wollen.
Nach gut einer Woche ist Hajo wieder soweit genesen, dass wir unsere Reise fortsetzen können.
Für die nächste Zeit sitzt Bernadette hinter dem Lenkrad. Es ist eine lange und anstrengende Fahrt, bis wir La Paz erreichen. Am meisten leiden Linda und Meri unter der Fahrerei, da es wieder sehr heiß geworden ist. Zudem ist das letzte Drittel der Strecke äußerst staubig und dazu landschaftlich nicht mehr ganz so reizvoll.
In der Nähe von Todo Santos müssen wir uns ein Hotelzimmer nehmen, da sich ein Hurrikan angekündigt hat. Auf allen Campingplätzen der Gegend werden die Gäste weggeschickt und die Stromversorgung ist vorsorglich abgeschaltet. Schon am frühen Abend fängt es zu regnen und zu stürmen an. Gegen Mitter-nacht erreicht das Unwetter seinen Höhenpunkt. Doch danach wird es recht schnell wieder ruhig und wir können den Rest der Nacht ungestört schlafen.
Auf der Weiterfahrt am nächsten Morgen sehen wir das Resultat der vergangenen Nacht. Die Küstenstraße nach Cabo San Lucas und San Jose del Cabo wurde teilweise mit Schlamm überschwemmt oder steht noch unter Wasser. Die Zentren der beiden Orte selbst sind unbefahrbar und daher für den Verkehr gesperrt. Zuvor überqueren wir den "Tropico de Cancer" – den Wendekreis des Krebses. Ab sofort befinden wir uns im nördlichen Teil der Tropen.
Wir sehen zu, dass wir weiter kommen und fahren in den National Park “Cabo Pulmo“. Nachdem wir die Hauptstraße verlassen haben, geht es auf einer sehr gut präparierten Schotterpiste in Strandnähe weiter. Das Wetter hat sich wieder gebessert und die Sonne strahlt wie gewohnt vom blauen Himmel als wäre nichts gewesen. Einen Stellplatz finden wir direkt am Strand vor der einzigen Tauchbasis des Nationalparks. Dem ist ein Korallenriff unmittelbar vorgelagert. Natürlich verbringen wir wieder die meiste Zeit im Wasser mit schnorcheln und tauchen. Sehr zur Freude Lindas kann sie diesmal mit auf das Tauchboot. Meri dagegen lassen wir am Strand zurück, wo sie ganz ungeduldig auf unsere Rückkehr wartet.
Für uns wird es nun Zeit an die Überfahrt auf das Festland zu denken. Auch Hajo´s Rücken hat sich soweit erholt, dass er sich wieder schmerzfrei bewegen kann. In La Paz buchen wir die Fähre und machen uns danach auf den Weg zum Hafen in Pichilingue. Kurz darauf legen wir ab – bye, bye Baja.
Es ist fast Mitternacht, bis wir die etwa 250 Kilometer lange Fährfahrt über den „Golfo de California“ hinter uns haben. In Tobolobambo legen wir an. Obwohl mitten in der Nacht, ist es sehr warm und drückend schwül.
Wir wollen mit dem El Chepe, oder auch "Ferrocarril Chihuahua al Pacífico" wie der Zug mit vollständigem Name heißt, fahren. Scherzhafterweise wird er auch als “Tequila-Express“ bezeichnet. Dieser Zug verbindet den Küstenort El Mochis und die rund 650 Kilometer entfernte Stadt Chihuahua im Nord-Osten. Spektakulär wird die Fahrt allerdings erst nach etwa 200 Kilometern. Ab hier windet sich der Zug immer weiter in die „Sierra Madre Occidental“ bis auf knapp 2.300 Höhenmeter hinauf. Es geht durch dicht bewachsene Waldregionen und unzählige Tunnels sowie über spektakuläre Brückenkonstruktionen. Dann erreicht der Stahltross den Höhepunkt seiner Fahrt, die „Barranca del Cobra“, den Kupfercanyon. Dieser Canyon ist etwa viermal so groß als der Grand Canyon in Arizona. Es werden Passagen durchfahren die sich „Divisadero“, die Teufelsschlucht oder das „Lasso“ nennen. Die letzten 200 Kilometer über die Hochebene bis nach Chihuahua sind dann eher wieder unspektakulär.
In El Fuerte erkundigen wir uns über die Fahrt mit dem "El Chepe". Wir habe in Erfahrung gebracht, dass es Tieren nicht erlaubt ist in diesem Zug mitzureisen – dies gilt leider auch für Hunde. Daher suchen wir im Ort nach einer geeigneten Unterkunft. Die nette Besitzerin biete uns spontan an, dass Meri für die Zeit unserer Abwesenheit bei ihr bleiben kann. Ursprünglich wollten wir bis Creel fahren, übernachten und erst Tags darauf wieder zurückkehren. Doch unserer Meri zu Liebe kehren wir am selben Abend wieder zurück. In dem Bergdorf Bahuichivo verlassen wir den Zug. Für zwei Stunden können wir die herrliche Bergwelt mit ihrer frischen und kühlen Luft genießen, bevor wir mit dem Gegenzug wieder zurück nach El Fuerte fahren.
Auf einer gut ausgebauten Strecke führt unsere Reise weiter dem Golf entlang. In dem kleinen Küstenort San Carlos, unmittelbar bei Guaymas, gehen wir nochmal auf einen Cam-pingplatz, um ein paar letzte Badetage einzulegen. Die gesamte touristische Infrastruktur ist nun wieder ganz auf den großen Nachbarn aus dem Norden ausgerichtet.
Nachdem Meri von einer Runde auf dem Campingplatz zurückkommt, stinkt es in ihrer Umgebung fürchterlich. Wie wir später von einem kanadischen Paar erfahren, hat sie in ihrem naiven Spieldrang mit einem wohl etwas weniger verspielten Stinktier Bekanntschaft gemacht. Selbst nach einer intensiven Ganzkörperreinigung ist die Nähe des Hundes kaum zu ertragen. Für Meri war es allerdings völlig unverständlich, wieso sie die folgende Nacht im Freien verbringen musste.
Von einem Motorradausflug am nächsten Tag, natürlich zu dritt, bringen wir eine große Tüte voll frischer „Camaron“ (Riesengarnelen) mit und bereiten diese mit reichlich Knoblauch am Abend lecker zu.
Unser letzter Abschnitt in Mexico ist die Fahrt in die Grenzstadt Nogales. Unterwegs besorgen wir uns noch das notwendige Attest für Meri, das wir zur Einreise in die USA benötigen. Es geht recht flott voran, da es eine durchgehende Autobahn gibt. Wir bummeln noch ein wenig durch die Stadt und besorgen die letzten Souvenirs. Der Zufallsgenerator will es diesmal so, dass wir uns einer größeren Inspizierung unterziehen müssen. Danach dürfen wir die Grenze in die Vereinigten Staaten von Amerika passieren.
Vorbei an Tucson fahren wir bis Phoenix durch und besuchen unsere deutsche Metzgerei. Zum einen decken wir uns wieder reichlich mit heimischer Wurst ein und zum anderen findet im Hinterhof zeitgleich ein zünftiges Oktoberfest statt. U.a. spielt eine Band aus unserer Region – mit dabei ist Gerhard, Lindas Kindergartenonkel. Allerdings wussten wir bereits im Vorfeld, dass am heutigen Tag ein Auftritt stattfindet wird – doch für Linda ist es eine Riesenüberraschung.
Nach ein paar Stunden fahren wir weiter zu Rene und Jens auf die „Double T Ranch“. Dort findet heute ebenfalls ein Oktoberfest statt. Die Freude über die gesunde Rückkehr ist bei allen unseren Freunden wie auch bei uns sehr groß. Die Nacht wird lang und es gibt viel zu erzählen. Erst am frühen Morgen kriechen wir in unseren James und gönnen uns noch ein paar Stunden Schlaf.
In den nächsten Tagen verbringen wir noch viel Zeit mit unseren Freunden. Ebenso gilt es, den James und das Motorrad auf Vordermann zu bringen um anschließend beides bei Sandra wieder einzumotten.
Nachdem nun die letzten Besorgungen gemacht und alle Freunde verabschiedet sind, können wir uns beruhigt in den Flieger setzen und Richtung Heimat abheben.
Tja, und wieder waren es mehr gefahrene Kilometer, als wir zu Beginn der Reise vorgehabt hatten – knapp 7.500. Wie dem auch sei, wir haben jeden Einzelnen davon genossen und sind gesund und unfallfrei zurückgekehrt.
Für das kommende Jahr bzw. die kommende Reise haben wir momentan noch keine festen Pläne. Zuerst wollen wir das zuletzt Erlebte sich setzen lassen, bevor wir uns auf eine weitere Etappe festlegen. An lohnenden Zielen mangelt es in Nordamerika mit Sicherheit nicht.