2005 Südkalifornien / Baja California (1)

 

Auch dieses Jahr stehen uns wieder fast zehn Wochen für eine weitere Etappe mit unserem Wohnmobil auf dem nordamerikanischen Kontinent zur Verfügung.

Nachdem wir auf den letzten beiden Touren schon knapp 25.000km gefahren sind, wollen wir uns in diesem Jahr mit den großen Strecken etwas zurückhalten. Als groben Schwerpunkt dieser Reise haben wir uns das südliche Kalifornien sowie die Umrundung des "Golfs von Kalifornien" (Sea of Cortés) ausgesucht.

Interessante Ziele entlang der gewählten Route haben wir bereits reichlich auf unserem Zettel. Wie die Reise dann wirklich verlaufen wird, ist oft von ganz anderen Faktoren abhängig.

 

Wieder starten wir unsere Atlantiküberquerung von Frankfurt aus und reisen dieses Mal über Philadelphia in die USA ein. Unmittelbar nach der Einreise und der Passkontrolle muss unsere gute Meri für den Weiterflug wieder zurück in ihre Transportbox. Gute vier Stunden später erreichen wir unseren Zielflughafen "Sky Harbor" in Phoenix. Sandra erwartet uns bereits am Gate. Die Wiedersehensfreude ist natürlich groß und wir sitzen an diesem Abend noch lange zusammen und erzählen.

Die nächsten Tage stehen ganz im Fokus, den James wieder auf Vordermann zu bringen und die letzten Reisevorbereitungen für unsere Abfahrt zu treffen. Am Ende dieser Route wollen wir unser gutes Stück wieder bei Sandra in den Winterschlaf schicken.

Das anstehende Wochenende verbringen wir mit unseren Freunden am „Lake Pleasant“, einem Stausee und Naherholungsgebiet nördlich von Phoenix. Mit einem Jet Ski haben wir die Möglichkeit den See zu erkunden. Am letzten Tag vor unserer Abreise besuchen wir Rene und Jens auf ihrer Ranch. Wir entspannen uns am Pool und am Abend gibt es leckere T-Bone Steaks vom Grill mit reichlich Büchsenbier. Linda fällt an diesem Abend der Abschied besonders schwer, da sie von den Ausritten auf "Mr. Man" nicht genug bekommen kann.

Akklimatisierung am "Lake Pleasant"

Nach vier Tagen aktiver Akklimatisierung und all den Vorbereitungen auf die anstehende Reise, geht es dann endlich los.

Auf der „I10“ fahren wir in Richtung Westen, bis wir den „Joshua Tree NP“ in Kalifornien erreichen. Wir müssen allerdings bis zum Nord-Eingang fahren, da die südlich gelegene Zufahrt, aufgrund der großen Hitze, geschlossen ist. Von dort folgen wir der „Scenic Road“ quer durch den National Park. Der Park wurde nach den auffallend vielen und baumhohen Palmlilien benannt, die nur hier in dieser großen Stückzahl vorkommen. Es ist heiß und trocken. Trotzdem halten wir an einigen Parkplätzen an. Wir unternehmen kleinere Wanderungen auf den ausgeschilderten Rundwegen und genießen die Stille in dieser einzigartigen Umgebung. 

Es geht über Barstow nach Lone Pine, am Fuße des „Mt. Whitney“ in der Sierra Nevada. Mit seinen 4.421 Metern ist es der höchste Berg auf dem kontinentalen Teil der USA, also ohne Alaska. Am Fuße des Berges schlagen wir unser Nachtlager auf und genießen die angenehme Kühle und Stille am Abend. Während einer Wanderung kann sich auch Meri mal wieder so richtig austoben, ohne dass ihr gleich die Zunge bis zum Boden hängt. Den Abend verbringen wir in aller Gemütlichkeit am Lagerfeuer.

Bei Zeit fahren wir am nächsten Morgen weiter. Dabei folgen wir der Straße immer weiter in Richtung Norden entlang eines grandiosen Bergpanoramas. Es geht nun permanent bergan. Vorbei an Bishop geht es an den Mono Lake. Dieser herrlich gelegene Bergsee ist sehr salzhaltig und dazu noch besonders alkalisch. Für die wenigen hier lebenden Tiere und Pflanzen ist dies eine sehr hohe Herausforderung.

Kurz hinter dem See geht es fast 40 Kilometer auf den über 3.000 Meter hoch liegenden „Tioga Pass“ hinauf. Teilweise tut sich unser James recht schwer und mehr wie der 2.Gang ist da nicht drin – wir empfinden es als "entschleunigtes Reisen". Über eine längere Strecke gibt es nicht einmal mehr eine Ausweichstelle. So ziehen wir eine schier unendlich lange Schlange an Fahrzeugen hinter uns her. Wer nun aber glaubt, dass einer drängeln, uns beschimpfen oder uns gar den Stinkefinger zeigen würde, den müssen wir nun leider enttäuschen. Der amerikanische Verkehrsteilnehmer nimmt so etwas äußerst gelassen hin. Er hält Abstand oder fährt neben uns ran, beginnt ein lockeres Gespräch und teilt seine Freude an der Aussicht auf die grandiose Bergkulisse mit uns.

Nachdem auch wir den Pass erreicht haben, fahren wir in den „Yosemite NP“ hinein. Es ist einer der ältesten und der zweithöchst gelegenste National Park der USA. Dazu gilt er auch als UNESCO-Weltnaturerbe. Wir unternehmen Wanderungen am „Lembert Dome“ und „Half Dome“ sowie an zwei weiteren riesigen Granitfelsen im Zentrum des Parks. Ebenso steigen wir zu den „Yosemite Falls“ auf, die zu den fünf höchsten Wasserfällen der Welt zählen – vorausgesetzt, es fließt genügend Wasser darüber. Die Fahrt durch den Park ist herrlich und das Wetter zeigt sich nach wie vor von seiner allerbesten Seite.

Direkt an den Yosemite NP grenzt der „Sequoia und Kings Canyon NP“. Auch hier fahren wir durch atemberaubende Landschaften – und mit dem Motorrad macht es noch mehr Spaß. Doch das Highlight sind die Sequoias, die Mammutbäume. Bei der Fahrt durch den „Giant Forrest“, der vor über 150 Jahren von den damaligen Siedlern bereits sehr stark dezimiert wurde, kommen wir am größten dieser Bäume vorbei. Er heißt General Sherman Tree, ist 84m hoch, hat einen Umfang von 31m und könnte bis zu 4.000 Jahre alt werden. Ehrfürchtig stehen wir vor dem Baum, der als das größtes Lebewesen der Erde gilt.

 

Nachdem wir uns die beiden National Parks ausgiebig ange-sehen haben, verlassen wir die Sierra Nevada westwärts. Es nun geht steil bergab. Eine Serpentine reiht sich an die andere Vorbei an den riesigen Obstplantagen und durch das wohl größte Weinanbaugebiet Nordamerikas, fahren wir der Küste entgegen.

 

 

 

 

An den vielen Ständen entlang unserer Strecke wird frisches Obst aus der Region angeboten – da fällt die Auswahl sichtlich schwer.

 

Schon seit Tagen verlieren wir ständig hinten links Luft. Da kommen wir an einer fachmännischen Reparatur natürlich nicht mehr vorbei. Ein rostiger Nagel hatte es sich in unserem Hinterreifen bequem gemacht – das diesjährige Opfer für den Gott der Reisenden ;-) 

Bei Morro Bay treffen wir wieder auf den pazifischen Ozean. Wir unternehmen eine ausgedehnte Wanderung am Strand, bevor wir der Küste entlang nach Süden folgen. Das Wetter ist sommerlich schön und wir kommen auf dem „Highway Number 1“ gut voran. Immer wieder halten wir an und genießen die herrlichen Aussichten auf den Pazifik. Aus größerer Entfernung können wir Delfine und Seelöwen beobachten. Mit viel Glück können zu anderen Jahreszeiten von hier aus auch vorbeiziehende Wale gesichtet werden.

 

Es geht durch Orte wie Santa Barbara, Santa Monica,  Ventura und Malibu die man auch aus den Hollywood Filmen kennt. An einem dieser bekannten Strände gehen wir baden und erkennen, dass die Rettungsschwimmer von „Bay Watch“ wirklich ganz in rot gekleidet sind – allerdings können wir Pamela Anderson und David Hasselhoff nicht ausfindig machen.

 

Nach einer Rundfahrt durch Hollywood und den Beverly Hills, wo die Schönen und Reichen Zuhauses sind, machen wir uns an die Weiterfahrt. Leider geraten wir in die Rush Hour von Los Angeles und dürfen uns noch für eine Zeitlang in die Blechlawine stadt-auswärts einreihen. 

In Ocean Side finden wir einen netten Stellplatz direkt am Yachthafen. Dort können wir bei herrlichstem Wetter das Treiben rund um den Hafen, mit seinen vielen Sport- und Segelbooten beobachten sowie die nähere Umgebung erkunden. 

Wir nähern uns auf der "101" der mexikanischen Grenze. Zuvor unternehmen wir noch eine Sightseeing-Tour durch San Diego und besuchen am nächsten Tag den dortigen Zoo. Der „schönste“ Zoo der USA soll es sein, wenn man den Reiseführern Glauben schenken mag. Doch das was wir zu sehen bekommen empfinden wir als sehr enttäuschend. Linda stört das am wenigsten. Sie erfreut sich am Anblick der vielen Tiere und findet reichlich Spaß an dem Besuch. Am Abend werden wir noch mit einem herrlichen Sonnenuntergang belohnt.

Am Grenzübergang bei Tijuana geht wieder alles recht zügig vonstatten. Wir lassen uns das notwendige Banjercito ausstellen, das wir für die Überfahrt auf das Festland benötigen und überqueren ohne weitere Kontrollen oder Nachfragen die Grenze nach Mexiko.

Auf einem malerischen Campingplatz unmittelbar am pazifischen Ozean sind wir die einzigen Gäste. Wir lassen unseren zweiten Aufenthalt auf der Baja California entspannt anlaufen und planen in aller Gemütlichkeit die weitere Route der anstehenden Wochen.