2004 Mexiko - Reisebericht 2

 

Nach ein paar Tagen setzen wir unsere Fahrt wieder fort. Wir haben unsere Vorräte ergänzt, Wäsche gewaschen und uns über das Internet wieder auf den aktuellsten Stand gebracht – Emails, Nachrichten, Fußballergebnisse und was man sonst alles noch so an "Wichtigem" unterwegs wissen muss.

 

Auf der Weiterfahrt über die Hochebene von Chiapas schauen wir uns die Wasserfälle von „El Corraldio“ an. Je nach Wassermenge verändern sie ständig ihren Lauf.

Danach gehen wir die Kaskaden von „Aqua Azul“ ab. Am Wasserfall von „Misol-Ha“ legen wir sehr zur Freude Lindas noch eine Runde mit Schwimmen im kühlen Nass ein.

Wir erreichen die unter dem Schutz des UNESCO Weltkulturerbe sehenden Ruinen von Palenque, die inmitten des Dschungels liegen. Nur Wenige dieser etwa 1.300 Jahre alten Bauwerke aus der Hochzeit der Mayas sind freigelegt. Bei einem Rundgang über das Ruinengelände erfahren wir viel über das Leben dieses Volkes. Doch über die wahren Gründe des Niedergangs dieser Kultur gibt es bis heute allerdings nur Mutmaßungen.

Nun nehmen wir Kurs auf die karibische Küste. Dabei passieren wir die Ruinen von „Becan“ und machen danach einen Stopp zum Schnorcheln an der Cenote „Azul“. Unter Cenoten versteht man die eingestürzten Kalksteinhöhlen, die sich danach mit Wasser gefüllt haben. Auf der Halbinsel Yukatan gibt es Unmengen dieser Cenoten. Höhlenforscher sind nach wie vor der Meinung, dass der Großteil dieser Wasserlöcher unterirdisch miteinander verbunden sind und somit ein zusammenhängendes Höhlensystem bilden.

Es geht vorbei am türkis schimmernden „Bacalar See“. Dort lernen wir Bärbel und Sigi aus München kennen die ein deutsch-mexikanisches Restaurant betreiben.

Wir machen einen Abstecher nach Xcalac, am süd-östlichsten Zipfel Yukatans. Hier gab es vor 10 Jahren lediglich eine holprige Sandpiste der Küste entlang, um diesen abgelegenen Ort, der als Geheimtipp unter Tauchern galt, zu erreichen. Zwischenzeitlich wird diese Küstenregion als „Costa Maya“ bezeichnet. Große Ferienanlagen sind entstanden und riesige Kreuzfahrtschiffe gehen hier vor Anker, mit all den Vor- und Nachteilen für Land und Leute.

Nach einer Nacht am Strand zieht es uns jedoch etwas enttäuscht wieder weiter.

  ... leider kreuzen hier immer mehr dieser "Megaliner" auf

Unser nächstes Ziel ist der Ferienort Tulum. Der Ort wurde eigentlich nur dadurch berühmt, da sich hier die einzigste Ruinenanlage der Mayas befindet die direkt am Meer liegt. In Sichtweite zu den Ruinen finden wir einen tollen Stellplatz unmittelbar vor einer Cabaña-Anlage im schneeweißen Sand – es ist einfach nur traumhaft. Jede Nacht schlafen wir wieder bei offener Schiebetür und sehen am darauffolgenden Morgen vom Bett aus die Sonne aus dem Meer aufsteigen.

In den folgenden Tagen bestreiten wir mehrere Tauchgänge am zweitgrößten Korallenriff der Welt. Dieses Riff verläuft unmittelbar entlang der Küsten von Mexiko, Belize, Guatemala und Honduras. Allerdings müssen wir auf gemeinsame Tauchgänge vorerst noch verzichten, da Linda nach wie vor Individualbetreuung in Anspruch nimmt. 

Zusätzlich haben wir die Möglichkeit, in zwei unterschiedlichen Cenoten zu tauchen. In der „Grande Cenote“ erwartet uns in glasklarem Wasser eine geflutete Tropfsteinhöhle mit unzähligen Stalagmiten und Stalagtiten. Der Reiz in der „Cenote Calavera“, oder auch „Temple of Dom“ genannt, ist der Einstieg. Dieser ist nur ein kleines und unscheinbares Loch inmitten des Dschungels. Da sich diese Cenote in größeren Tiefen immer weiter verzweigt, sind an markanten und engen Abzweigungen "STOP" Schilder angebracht. Zusätzlich wird an die Vernunft der Taucher appelliert.

Tagsüber tummeln sich immer ein paar Touristen am Strand. Zumeist sind es Einheimische und Linda findet recht schnell Anschluss an gleichaltrige Kinder. Wir haben gelernt, dass spielende Kinder immer und überall zueinander finden. Da spielt weder die Sprache, noch die Konfession oder die Hautfarbe eine Rolle.

 

Auch im Paradies schreitet die Zeit voran. Nach einer Woche heißt es Abschied nehmen, da sich zwischenzeitlich auch die Kapazität unserer Zusatzbatterien bedenklich dem Ende neigt. Ebenso wird eine Schlechtwetterfront angekündigt und der wollen wir natürlich nicht im Wege stehen.

 

Auf der Weiterfahrt stoppen wir noch an der wohl bekanntesten Cenote Mexikos, „Dos Ojos“ (zwei Augen). In der unternehmen wir auch zwei Tauchgänge, die unseren ortskundigen Begleiter und uns sehr tief in das Höhlenlabyrinth hineinführen.

In Paamul gönnen wir uns einen Campingplatz mit Pool. Durch den elektrischen Anschluss, erfahren auch unsere Batterien wieder eine Pflege und die Klimaanlage bereitet uns im Fahrzeuginneren ein angenehmes Wohlfühlklima. Hier verbringen wir die meiste Zeit damit, dass wir tauchen gehen oder am Pool einfach nur abhängen. Bei Letzterem geniest Linda wieder die volle Aufmerksamkeit von Mama und Papa. Ohne Angst und Furcht springt sie ständig in den Pool, obwohl ihre Schwimmkünste noch etwas zu wünschen übrig lassen. Da dieser Platz sehr stark von kanadischen und amerikanischen Dauercampern frequentiert wird, erfahren wir viel Interessantes von der Umgebung und werden zu guter Letzt zu einer Dessert-Party eingeladen.

Die Weiterfahrt führt uns an Playa del Carmen vorbei. Auch dieser Ferienort hat sich seit unserem letzten Besuch vor zehn Jahren sehr verändert. Aus einem überschaubaren Ferienort mit einfachen Unterkünften ist eine pulsierende Touristenmeile entstanden. Das beste Beispiel allerdings einer Touristenmetropole mit gigantischen Bettenburgen das auf dem Reisbrett entstand, findet man jedoch in Cancun. Über mehrere Kilometer reihen sich dort die riesigen Hotelbunker, wie an einer Perlenkette der Küste entlang aneinander. Nein danke – wir sehen zu, dass wir weiterkommen. 

 

Auf der Fahrt nach Mérida erreichen wir quasi mit dem letzten Tropfen Diesel gerade noch eine Mautstation. Einer der freundlichen Mitarbeiter hat ein Einsehen und spendiert uns einen Eimer Diesel, der eigentlich für das Notstromaggregat bestimmt war – amerikanische Dollares machen alles möglich.

 

Mérida selbst gilt als die Hauptstadt der Hängematten. Hier findet man alle Varianten und Größen dieser typisch mexikanischen Schlafstätte. Auch wir nehmen das ein oder andere Stück für uns oder als Souvenir mit. Des Weiteren findet man im Zentrum der Stadt sehr gut erhaltene und sehenswerte Gebäude aus der Kolonialzeit.

... beim Schlendern über den Markt, entdecken wir nicht nur bunte sondern auch reichlich scharfe Zutaten

Unser nächstes Ziel ist der "Parque Nacional" bei Celestún, am Golf von Mexiko. In den Wintermonaten finden sich Millionen von Flamingos hier ein. Leider sind jetzt, Anfang November, nur sehr wenige dieser Zugvögel vor Ort. In nicht einmal zwei Monaten ist hier alles rosa – soweit das Auge reicht. Während einer Bootstour durch die angrenzenden Mangroven können wir uns selbst von der Schönheit und der Vielfalt dieses National Parks überzeugen.

Es geht weiter der Golfküste entlang. Wir schauen uns das beschauliche Kolonialstädtchen Campeche an, bevor wir in Ciudad del Carmen auf einen schönen Campingplatz gehen. Leider können wir den herrlich langen Sandstrand nicht mehr nützen, da es zu regnen beginnt. Nun hat das Herbstwetter auch uns erreicht. Die nächsten Tage werden von Regen und Starkwind bestimmt. Trotzdem setzen wir unsere Reise fort. Über Villahermosa fahren wir nach Veracruz und besuchen das große Aquarium. Hier gibt es nahezu sämtliche Meeresbewohner des Golfes zu sehen. Dies entspricht wieder ganz dem Geschmack von Linda.

Langsam färbt sich der Himmel wieder blau und wir erreichen Casitas an der „Costa Esmeralda“. Obwohl das Wasser schon recht frisch ist, verbringen wir trotzdem noch ein paar entspannte Tage am Meer. Nach einer klaren und kühlen Nacht erleben wir zum letzten Mal einen fantastischen Sonnenaufgang, bevor wir auch dem Golf von Mexiko endgültig den Rücken kehren.

Die Stadt Papantla steht komplett im Zeichen der Vanille. Auf dem Markt gibt es alles Erdenkliche, was aus diesem gutriechenden und wohlschmeckenden Gewürz nur zubereitet werden kann. Von getrockneten Vanilleschoten, Extrakten, Ölen und Parfüms bis hin zu schmackhaften Likören, wird alles angeboten. Selbst Zigarillos mit diesem feinen Aroma werden verkauft.

 

In El Tajin bekommen wir die Los Voladores, die fliegenden Tänzer zu sehen. Nach einem alten Brauch lassen sich diese Artisten, an einem Seil hängend und von einem rund 20m hohen Pfahl nach unten abspulen. Auf der Spitze des Pfahles flötet stehend einer der Akteure solange, bis alle fliegenden Menschen den Boden erreicht haben. Das ganze Spektakel ist sehr beindruckend und nach ca. zehn Minuten wieder vorbei. An den Zeremonienplatz grenzen noch ein paar aztekische Ruinen an, die zwar weniger spektakulär jedoch nicht minder sehenswert sind.

Nachdem wir in Tuxpan unsere Vorräte wieder aufgefrischt haben entgeht einer Polizeistreife nicht, dass wir die Straßenkarte etwas unwissend studieren. Nach einem kurzen Gespräch bieten uns die Polizisten spontan an, uns aus der Stadt zu eskortieren – selbstverständlich mit eingeschaltetem Blaulicht. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Aus Respekt nehmen wir das Angebot natürlich an.

 

Unser nächstes Ziel sind die heißen Quellen von "La Media Luna". Wir verbringen den gesamten Tag mit schwimmen und relaxen. Im Tiefesten dieser kristallklaren Quellseen macht Hajo noch einen letzten Tauchgang in Mexiko. Irre – je weiter es nach unten geht, desto wärmer wird das Wasser. Bei ca. 30m ist das Wasser so heiß, dass es schier unmöglich wird tiefer zu tauchen.

Nun legen wir wieder unsere Fahrzeiten auf den Abend oder den frühen Morgen. Das ist die Zeit, in der Linda zumeist schläft und wir größere Distanzen entspannt bewältigen können. Über Rio Verde erreichen wir San Luis Potosí, das auf knapp 2.000 Höhenmeter liegt. Die Luft ist hier oben kühl und klar. Nach einer Besichtigung der wunderschönen Kathedrale erreichen wir auf einer bestens ausgebauten Straße, ohne „Topes“, Zacatecas. Auch diese Stadt steht unter dem Schutz der UNESCO als Weltkulturerbe. Nachdem wir unseren Stadtrundgang beendet haben, besorgen wir uns noch eine neue Starterbatterie – die alte Batterie hatte schon seit Tagen ihren Geist aufgegeben.

Als nächstes müssen wir uns noch um ein Gesundheitsattest für Meri kümmern, da dies für die Einreise in die USA zwingend vorgeschrieben ist. Schon der erste Veterinär stellt uns ohne großes Nachfragen und gegen ein paar Pesos das notwendige Dokument aus.

 

Wir fahren weiter Richtung Norden. Zwischenzeitlich geht es nur noch geradeaus bis wir Chihuahua erreichen. Linda erhält noch ein paar typische „Cowgirl-Stiefel“ und lässt sie gleich auf typisch mexikanische Art und Weise putzen.

 

 

Unser letztes Ziel in Mexiko ist die Grenzstadt Ciudad Juarez. Wir haben viel über die Gefährlichkeit dieser Stadt gehört und gelesen. Auf uns macht sie zumindest einen recht normalen und friedlichen Eindruck – wir sind ja weder im Waffen- noch im Drogengeschäft tätig und mit Bandenkriminalität haben wir auch nichts am Hut. Da es zwischenzeitlich sehr spät geworden ist, stellen wir uns für die letzte Übernachtung in Mexiko auf den Parkplatz einer großen Einkaufs-Mall.

Schon früh am Morgen passieren wir ohne sonderliche Kontrollen die Grenze in den amerikanischen Teil der Stadt, der hier El Paso heißt und im Bundesstaat Texas liegt. Lediglich der Reisepass mit einer "gültigen Eintrittskarte" war erforderlich.

Wir folgen der „I-10“ nach New Mexico hinein und haben keine „Topes“ mehr zu befürchten. Im „Rockhound SP“ verbringen wir die erste Nacht wieder im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Allerdings ist es eine bitterkalte Nacht. Schon am frühen Abend benötigen wir die Standheizung, da das Thermometer immer weiter absinkt – ein erstes Zeichen dafür, dass die Reise sich dem Ende zuneigt.

Nachdem die Sonne am nächsten Morgen wieder etwas höher steht, nähern sich auch die Temperaturen wieder dem Wohlfühlbereich. Hinter Deming besuchen wir die Geisterstadt „Shakespeare“ und machen eine Führung mit. Linda kann sich eigentlich nur für die Kühe und Pferde begeistern, die auf einer der angrenzenden Weiden stehen.

Weiter folgen wir der „I-10“ nach Tucson. Es geht an den „Old Tucson Studios“ vorbei, die wir aus Zeitgründen auslassen. Schon vor drei Jahren hatten wir diese Westernschmiede, in der viele Filme u.a. mit John Wayne sowie die Fernsehserie "High Chaparral" entstanden, besucht. Ebenso lassen wir diesmal auch das „Dessert Museum“ aus. Allerdings kommen wir am „Saguaro NP“ nicht vorbei – der ist ein absolutes MUSS. Den Tagesabschluss krönt ein farbenprächtiger Sonnenuntergang.

 

Tags darauf setzen wir unsere Reise fort. Vorbei an vielen haushohen Saguaros erreichen wir Biosphere 2. In einem futuristischen Komplex sind sämtliche Klimazonen dieser Erde kompakt nachgestellt – zeitweise lebten hier über einen längeren Zeitraum auch Menschen zu Forschungszwecken.

Wir belassen es allerdings bei einer Besichtigungstour durch diesen künstlich geschaffenen Lebensraum inmitten der Wüste.

Unsere letzte Etappe führt uns an den Ausgangspunkt dieser Reise zurück. Kurz vor den Toren von Phoenix passieren wir Baumwollfelder, die offensichtlich noch nicht abgeerntet sind. Dabei können wir nicht widerstehen, uns ein paar Flocken zu pflügen. Auf der Weiterfahrt zu Sandra, kommen wir natürlich auch nicht beim deutschen Metzer vorbei ohne kurz Hallo zu sagen und reichlich Wurst einzukaufen.

Sandra und ihre Jungs erwarten uns bereits, als wir in die "Tuckey Lane" einbiegen. Es gibt natürlich wieder viel zu erzählen. Bis weit in die Nacht hinein sitzen wir draußen und unterhalten uns bei reichlich Büchsenbier.

Unseren James parken wir neben Sandras Haus und das Motorrad wird im Schuppen verstaut. Noch ein weiteres Mal benötigen wir ein ärztliches Attest eines Veterinärs, das der Airline beim Einchecken vorgelegt werden muss. Danach tätigen wir noch diverse Einkäufe und am Abend wird Lindas vierter Geburtstag gefeiert – selbstverständlich typisch amerikanisch mit Kuchen und Pizza.

Zwei Tage später hebt unser Flieger gen Osten ab. Über Philadelphia geht es zurück, in das nun doch schon recht kalte und trübe Deutschland.

 

Wieder haben wir eine tolle Reise mit über 12.000 unfallfreien Kilometern hinter uns gebracht – und wieder sind es die vielen tollen Erlebnisse und Eindrücke die wir mit nach Hause nehmen. Im kommenden Jahr wollen wir erneut zu einer weiteren Etappe durch Nordamerika mit unserem James aufbrechen.

An Ideen für neue Touren mangelt es nicht, denn dieser Teil des Kontinents hat noch soviel an Naturschönheiten und Abenteuer für uns parat. Sicherlich waren wir nicht das letzte Mal in Mexiko. Auch in den USA gibt es noch viele Bundesstaaten die wir bereisen wollen. Und dann wäre da noch im Norden das große Kanada und darüber der größte Bundesstaat der USA, Alaska. Beides ist ebenfalls absolut sehenswert.

Solange Linda noch nicht schulpflichtig ist, werden wir diese Art zu reisen mit Sicherheit beibehalten.