2003 USA - Reisebericht 1
Am frühen Morgen des 01. September geht auch endlich für uns die langersehnte Reise los. Von Stuttgart aus fliegen wir über London nach Baltimore/MD, an der Ostküste der USA. Die erste Nacht verbringen wir in einem Hotel unweit des Hafens. Da das Hotel über einen hauseigenen Pool verfügt, lassen wir darin den Tag sehr entspannt ausklingen.
Auch Linda ist bester Laune. Sie hat die meiste Zeit während der beiden Flüge geschlafen.
Schon sehr früh am nächsten Morgen, auch bedingt durch den Jetlag, lassen wir uns mit dem Taxi in Richtung Dundalk fahren. Dort steht bereits unser James im Hafen zur Abholung bereitsteht. Schon von weitem können wir unser gutes Stück stehen sehen – die Aufregung steigt. Bernadette erledigt mit aller Routine einer Außenwirtschafterin im angrenzenden "Office" die anstehenden Einfuhrformalitäten. Derweil checkt und startet Hajo schon mal mit Linda den James. Alles klappt wie am Schnürchen und nach einer knappen Stunde sitzen wir wieder in unseren vertrauten und rollenden vier Wänden. Nun folgen wir dem Hinweisschild „Exit“ auf dem Hafengelände und passieren kurz darauf die Ausfahrt – jetzt sind wir frei und Amerika wartet auf unsere Eroberung.
Unser erstes Ziel ist der Parkplatz eines nahegelegenen Einkaufszentrums. Sämtliche Gepäckstücke und Kartons werden ausgepackt und der Inhalt im Auto ordentlich verstaut. Alubox, Fahrrad- und Motorradträger werden montiert. Als letztes wird noch das Motorrad zusammengebaut und natürlich auch Probe gefahren. Bernadette hat zwischenzeitlich schon mal die ersten Einkäufe erledigt und diese ebenfalls im Auto untergebracht. Nun noch Diesel, Gas und Wasser tanken, dann sind wir reisefertig und abfahrtsbereit.
Alles ist neu und interessant. Das Fahrverhalten der Amis ist sehr umsichtig und diszipliniert, was für uns Mitteleuropäer doch sehr ungewohnt ist. Auch ein paar neue Verkehrsregeln gilt es zu beachten. Z.B. darf grundsätzlich rechts abgebogen werden, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist – dies gilt auch an einer roten Ampel. Linda berührt das alles recht wenig und ist absolut entspannt. Sie genießt die gesamte Aufmerksamkeit von beiden Elternteilen. Es wird sicherlich noch sehr spannend und interessant werden, wie sich das Reisen mit Kindern über eine längere Zeit in einem Wohnmobil ergeben wird. Außer mit ein paar kürzeren Touren und Reisen bis maximal drei Wochen, konnten wir bis dato noch keine größeren Erfahrungen darin sammeln.
Unser erstes Ziel ist die Hauptstadt des Landes, Washington DC. Hier besuchen wir einen ehemaligen Kollegen aus Bernadettes IHK-Zeiten. Inzwischen arbeitet er als "Wirtschaftsbeauftragter der Deutschen Industrie" in den USA. Als Pflichtprogramm steht natürlich auch ein Besuch des „Capitols“ sowie des „Weißen Hauses“ auf dem Programm.
Über eine, für europäische Verhältnisse, schier unendlich scheinende Brücke geht es über den „Potomac River“ nach Virginia hinein. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen fahren wir nach Urbanna. Dort besuchen wir unseren Freund Chuck. Noch vor wenigen Wochen war er bei uns in Neckarsulm zu Gast. Hier lebt er eher etwas zurückgezogen in einem Trailer und das auch noch ohne eine Postadresse. Für uns ordentliche Deutsche völlig undenkbar – in Amerika aber keine Seltenheit.
Nach ein paar Tagen der Akklimatisierung an die neue Welt verlassen wir die „Chesapeake Bay“ wieder und fahren hoch zum „Shenandoah NP“. Wir wollen dem Blue Ridge Parkway mit seinen knapp 800 Kilometern Richtung Süden folgen. Diese Straße, ein so genannter „Scenic Byway“, hat den Status eines National Parks und darf nicht von kommerziellen Fahrzeugen befahren werden. Entlang dieser Strecke gibt es einige Campingplätze, die überwiegend sehr einfach ausgestattet sind. Wir besuchen u.a. Charlottesville, die „Luray Caverns“, eine „Natural Bridge“ sowie einen Ort, der als „Living Village“ das Leben aus den frühen Jahren der Besiedlung Nordamerikas zeigt. Immer wieder unternehmen wir Wanderungen auf denen wir gelegentlich auch Schwarzbären zu Gesicht bekommen. Auf vielen Abschnitten befahren wir diese traumhafte Straße auch mit dem Motorrad, was unser Biker Herz natürlich wesentlich höher schlagen lässt.
Wir überqueren die Grenze nach North Carolina. Auf dem Weg nach Süden, immer entlang der „Blue Ridge Mountains“, liegen schöne und gut erhaltene Herrenhäuser die zum Teil auch besichtigt werden können. Am Ende des Blue Ridge Parkway schließt sich der „Great Smoky Mountains NP“ an. Auch hier bekommen wir grandiose Aussichten beim Durchfahren des Schutzgebietes geboten.
Weiter geht die Reise nach South Carolina hinein. Am „Lake Jocassee“ lassen wir uns für ein paar Tage auf einem schönen Campingplatz direkt am See nieder. Wir genießen einfach nur die Stille der Umgebung bei herrlichstem Spätsommerwetter und am Abend lassen wir am Lagerfeuer den Tag entspannt ausklingen. Sehr zur Freude Lindas gehen wir jeden Tag im See schwimmen. Auch unsere mitgeführte Tauchausrüstung kommt am "Lake Jocassee" zum ersten Mal auf dieser Reise zum Einsatz.
In Greenville besuchen wir Monika und Wolfgang. Die beiden stammen ursprünglich auch aus Obereisesheim und leben bereits seit vielen Jahren in den USA. Vorbei an Columbia geht es weiter bis nach Charleston, das direkt am Atlantik liegt. Wir schauen uns das geschichtsträchtige „Fort Moultrie“ an, das unmittelbar vor der Hafeneinfahrt liegt. Die Stadt selbst verfügt über eine schöne Strandpromenade an der viele Herrenhäuser der damaligen Plantagenbesitzer stehen. Manche dieser herrlichen Gebäude dürfen ebenfalls besichtigt werden.
Unser nächstes Ziel ist der „Edisto Beach SP“ auf der gleichnamig vorgelagerten Insel. Hier gibt es nur einen Campingplatz und der liegt direkt an den wunderschönen und weißen Sandstränden des Atlantiks. Wir wollen wieder für ein paar Tage bleiben und das herrliche Badewetter genießen. Absolutes Highlight der Insel sind die langen Dünen, die allerdings nicht betreten werden dürfen. Grund dafür sind die vielen Gelege der atlantischen Karettschildkröten. Wir selbst werden an einem der Abende Zeuge von aktiver Geburtshilfe mehrerer Tiere. Mit Einbruch der Dunkelheit werden durch die Park Ranger einzelne Gelege geöffnet, um somit den nicht geschlüpften Schildkrötenbabys die Möglichkeit zu geben ins Meer zu gelangen. Für alle Anwesenden ein eindrucksvolles und unvergessliches Erlebnis.
Wir folgen jetzt einer sogenannten "Evacuation Route", die für drohende Hurrikans eingerichtet ist und fahren nach Georgia hinein. Vorbei an den Städten Savannah und Brunswick, mit ihrem Südstaaten-Charme, erreichen wir die Sümpfe des „Okefenokee National Wildlife Refuge“. Diese Sümpfe sind geradezu übervölkert von Alligatoren. Während einer Bootstour durch das Sumpflabyrinth können wir uns davon überzeugen. Wir erleben diese, ach so friedlich dahingleitenden, urzeitlichen Echsen zum Teil sehr nahe.
Die Staatsgrenze nach Florida ist eher unspektakulär. Wir fahren weiter der Küste bis nach Daytona Beach entlang. Leider ist das große Harley Davidson Treffen, anlässlich des 100 jährigen Bestehens schon vorbei, aber die Marke und der Kult um dieses Motorrad sind hier allgegenwärtig. Trotzdem statten wir dem größten Harley-Shop der Welt noch einen Besuch ab. Da man in Daytona Beach die Strände teilweise befahren darf, machen wir das mit unserem James natürlich auch. Erst als die aufkommende Flut bedenklich nahe kommt, verlassen wir den Strand wieder.
Das nächste Ziel ist der weltbekannte Freizeitpark „Sea World“ in Kissimmee. Selbstverständlich müssen wir uns auch nach den Bedürfnissen von Linda richten und da spielen die Tiere eine ganz große Rolle. Für Linda ist es ein weiterer Höhepunkt, die Show mit den Orcas zu sehen und danach noch Delfine füttern zu dürfen.
Auf der Weiterfahrt lassen wir die Metropole von Miami hinter uns und fahren über die historische „Seven-Mile-Bridge“ auf die Florida Keys hinaus. Bei herrlichstem Wetter legen wir wieder ein paar Bade- und Tauchtage am warmen und türkisblauen Wasser ein. Ein Abstecher nach Key West, der Südspitze Floridas, darf bei einem Besuch dieser Inselkette natürlich nicht fehlen.
Der „Everglades NP“ ist einer der spektakulärsten, aber auch einer der meist bedrohten National Parks der USA. Gerademal 20% des riesigen tropischen Marschlandes umfasst der Nationalpark. Durch verschiedene Baumaßnahmen werden dem NP die natürlichen Wasserzuflüsse immer mehr entzogen. Daher droht diesem Sumpfgebiet die Austrocknung sowie die Ausrottung aller tierischen Bewohner. Überall im Park sind Alligatoren anzutreffen. Selbst in den kleinsten Tümpeln oder in den Gräben neben den Straßen sind sie zu finden. Von einer Ranger Station aus unternehmen wir eine Bootstour mit einem Hoovercraft. Es geht rasant über die Kanäle und Seen durch die Sümpfe und es wimmelt hier nur so von den gefräßigen Handtaschenlieferanten. Kurz bevor wir die Everglades über eine geschotterte Seitenstraße wieder verlassen, bekommen wir noch ein Rudel von Seeottern zu sehen, die sich gerade am Straßenrand sonnen.
Wir fahren weiter entlang der Westküste Floridas in Richtung Norden. Es geht an Fort Meyers vorbei bis Tampa, wo wir sehr zur Freude Lindas den Freizeitpark „Busch Garden“ besuchen. Neben einer großen Anzahl von Fahrattraktionen beinhaltet der Park auch einen Zoo.
Crystal River soll nun unser nächster Anlaufpunkt sein. Dort gibt es eine hohe Population an freilebenden Manatis mit denen wir in einer der Buchten schnorcheln und tauchen können. Einer der sanften Riesen lässt sich sogar von Linda unter seiner Flosse kraulen – und es scheint, als würde es ihm gefallen. Der Grund für das hohe Aufkommen der Seekühe, ist das angenehm temperierte Wasser über das ganze Jahr hindurch. Bei einem anschließenden Tauchgang kommen wir den heißen Quellen auf dem Grund sehr nahe, woraus das Wasser unter einem hohen Druck in die Bucht strömt.
Hier entdecken wir auf einem Palmenstumpf unseren ersten Weißkopfseeadler, das Wappentier der Amerikaner.
Die kommenden Tage verbringen wir auf einem schönen Campingplatz, den wir allerdings mit Alligatoren teilen müssen. Die lassen sich am Abend von uns sogar mit „Salzstengelchen“ verwöhnen.
Dabei kommen wir mit einem Paar ins Gespräch, das dauerhaft in einem Reisemobil lebt – dies hat allerdings die Größe eines europäischen Reisebusses. Bei einem Rundgang können wir uns selbst davon überzeugen, dass mehrere Fernseher, ein separater Gefrierschrank, Geschirrspül- und Waschmaschine nebst einem Wäschetrockner und mehreren "Extensions" durchaus in einem Reisemobil Platz finden können.
Mit unserem eher überschaubareren Camper, setzen wir unsere Reise entlang der schönen Golfküste am Panhandle von Florida fort. Wieder bleiben wir mehrere Tage auf vorgelagerten Inseln hängen, die den Status eines State Parks haben. Es sind St. George Island und der „Grayton Beach SP“. Die menschenleeren und weißen Sandstrände mit dem kristallklaren Wasser am Golf von Mexiko haben es uns angetan. Tagsüber gehen wir ausgiebig "beachen" und am Abend wird über dem Lagerfeuer gerillt. Dabei bekommt Linda natürlich spannende Abenteuergeschichten vorgelesen.
Hier lernen wir Monika und Dietmar aus Bad Homburg kennen. Sie sind zwischenzeitlich zum dritten Mal mit dem eigenen Wohnmobil in Nordamerika unterwegs und haben reichlich Tipps für uns.